Launch-Analyse Intel Coffee Lake (Seite 3)

Mittwoch, 18. Oktober 2017
 / von Leonidas
 

Ebenfalls nicht ganz einheitlich sind die Übertaktungs-Resultate zu Coffee Lake – wobei hier die Core-i3-Modelle in ihrer eigenen Kategorie spielen, werden jene doch der Kaby-Lake-Produktion entnommen bzw. basieren nicht auf einem eigenen Die. So verwundert es auch nicht, das die wenigen Übertaktungs-Tests zum Core i3-8350K mit einheitlich 4.9 GHz Taktrate ein wohlbekanntes Ergebnis für Kaby-Lake-basierte Prozessoren hervorbringen. Bei den "echten" Coffee-Lake-Modellen Core i5-8600K & Core i7-8700K gehen dann die Übertaktungs-Erfolge teilweise erheblich auseinander: Während die einige Hardwaretester auch wieder nur auf 4.9 GHz festhingen, erreichten andere bis zu 5.2 oder 5.3 GHz Takt – wobei nur der Core i5-8600K (wegen des fehlenden HyperThreadings) jenen Höchsttakt von 5.3 GHz erzielen konnte, zum Core i7-8700K lagen die höchsten Taktraten (der ausgewerteten Testberichte) bei "nur" 5.2 GHz.

Core i5-8600K Core i7-8700K
Hardware.fr 4.8 GHz @ 1.312V Hardware.fr 4.9 GHz @ 1.296V
SweClockers 5.0 GHz @ 1.392V SweClockers 5.0 GHz @ 1.392V
Hardware.info 5.3 GHz @ 1.430V Hardware.info 5.2 GHz @ 1.430V
Lab501 5.3 GHz @ 1.380V Lab501 5.2 GHz @ 1.404V
TechPowerUp 4.8 GHz @ 1.232V TechPowerUp 5.0 GHz @ 1.376V
Tweakers 5.3 GHz @ 1.430V Tweakers 5.2 GHz @ 1.430V
WCCF Tech 5.1 GHz @ 1.19V WCCF Tech 5.0 GHz @ 1.23V
Hardwareluxx 5.3 GHz @ 1.43V Hardwareluxx 5.2 GHz @ 1.43V
PurePC 5.2 GHz @ 1.296V PurePC 5.1 GHz @ 1.328V
Hardwareluxx 5.0 GHz @ 1.35V
Tom's Hardware 4.9 GHz @ 1.28V
PC Perspective 5.1 GHz @ 1.2V
Overclockers Club 4862 MHz @ 1.25V
Hot Hardware 5.0 GHz @ 1.296V
TechSpot 5.2 GHz
SweClockers 4.9 GHz @ 1.392V Hardware Canucks 5.1 GHz @ 1.456V
Hardware.fr 4.9 GHz @ 1.376V Golem 5.0 GHz @ 1.25V
ComputerBase 4.9 GHz @ 1.392V ComputerBase 5.2 GHz @ 1.356V
Core i3-8350K Core i7-8700K

Ob selbige Taktraten aber wirklich so einfach zu erreichen sind, muß derzeit noch etwas offen bleiben. Denn das eine gute Anzahl an Übertaktungs-Tests eben bei nur 4.9 bis 5.0 GHz Taktrate herauskam, kann zum einen durch deutliche Qualitätsunterschiede im Coffee-Lake-Silizium begründet sein – zum anderen aber auch aus einer zu kurzen Stabilitätsprüfung seitens der Hardwaretester mit den besonders hohen Übertaktungsergebnissen resultieren. Ob gerade die besten Übertaktungen von Coffee Lake wirklich allesamt 100% alltagsstabil sind, kann somit derzeit nicht bestätigt werden. So oder so dürften Coffee-Lake-Übertaktungen oberhalb von 5.0 GHz ein gewisses Glücksspiel sein, dessen Ausgang nicht garantiert werden kann. Die Zeit muß dann zeigen, wie häufig diese Coffee-Lake-Übertaktungen oberhalb von 5.0 GHz wirklich in der Praxis realisiert werden können.

Damit verschiebt Intel die Taktgrenze gegenüber Kaby Lake nur eher minimal, dort ging es schließlich auch schon sehr nahe an die 5-GHz-Marke heran. Allerdings überschreitet Coffee Lake jene 5-GHz-Marke ausreichend konsequent (und pyschologisch wichtige Marken sind für Overclocker schließlich sehr relevant), zum anderen wird das ganze im Gegensatz zu Kaby Lake nunmehr gleich mit einer Sechskern-CPU realisiert. Das es Intel geschafft hat, mit zwei mehr CPU-Kernen (und damit dem größeren Die) auf der grundsätzlich selben Fertigungstechnologie sogar noch etwas mehr Taktfähigkeit herauszuholen, ist aller Ehren wert – denn normalerweise lassen sich größere Dies um so schlechter übertakten, wie man ja auch an Skylake-X gut sehen kann. Der Taktraten-Vorteil von Intel gegenüber AMD geht damit auf wiederum ein ganzes Gigahertz hinauf, was dann ebenfalls schon eine gewichtige Marke darstellt.

In der Summe der Dinge hat Intel mittels Coffee Lake eine ziemlich starke neue Prozessoren-Generation vorgelegt, auch wenn es keine wirklichen technologische Verbesserungen gegeben hat. Der Performance-Zuwachs erreicht aber dennoch ein Niveau, welches man bei Intel lange nicht mehr zwischen zwei CPU-Generationen gesehen hatte. Gegenüber AMD holt man allerdings nicht primär mehr Performance heraus, denn diesbezüglich musste man erst einmal den Rückstand gegenüber den Ryzen-Prozessoren egalisieren. Vielmehr ist Coffee Lake eher denn ein Intel-Angriff auf AMD beim Preis/Leistungs-Verhältnis – maßgeblich vorangetrieben durch den Punkt, das die neuen Intel-Prozessoren nominell nahezu dieselben Listenpreise wie die Vorgänger-Generation aufweisen. Aktuell ergibt sich natürlich (wie bekannt) ein ganz anderes preisliches Bild. Insofern wurde bei der nachfolgenden Detail-Auswertung für jeden Coffee-Lake-Prozessor sowohl unsere Preis-Prognose als auch der aktuelle Preispunkt (zumeist nicht lieferbar) notiert.

Der Core i3-8100 als neues Mainstream-Einsteigermodell bietet gegenüber seinen AMD-Kontrahenten mit die stärksten Performance-Vorteile – und zwar egal, ob man jenen zum prognostizierten oder dem aktuellen Preispunkt vergleicht. Der einziger Nachteil des Core i3-8100 liegt in der fehlenden Übertaktungsfähigkeit – und mangels Turbo-Modus gibt es hier auch keine AllCore-Turbo-Übertaktung, wie sie manche Mainboards für die größeren Prozessoren des Portfolios anbieten. Die AMD-Kontrahenten werden zwar unter Übertaktung den Performance-Rückstand nicht gänzlich aufholen können, aber natürlich geht es beim Übertakten teilweise auch nur um den Spaß an der Sache. Unsere Empfehlung ergeht aufgrund der hohen nominellen Performance-Differenz aber trotzdem sowohl zur prognostizierten als auch zur aktuellen Preislage klar zugunsten des Core i3-8100.

Ryzen 3 1200 Core i3-8100 Ryzen 3 1300X
Technik 4C, 3.1/3.4 GHz +XFR, 65W TDP, 109$ 4C, 3.6 GHz, 65W TDP, 117$ 4C, 3.5/3.7 GHz +XFR, 65W TDP, 129$
Anwend.-Perf. ~80% 100% ~90%
Spiele-Perf. ~74% 100% ~82%
Übertaktbarkeit Richtung 3.9 GHz keine Richtung 3.9 GHz
Straßenpreis ab 100€ prognost. 111€ (aktuell ab 125€) ab 122€

Der Core i3-8350K liegt deutlich näher an seinen AMD-Kontrahenten dran, der Ryzen 5 1500X kommt bei der Anwendungs-Performance sogar leicht vor der Intel-CPU heraus. Als gewissen Pluspunkt führen beide AMD-Kontrahenten zudem auch noch SMT mit ins Feld, während der Core i3-8350K ohne HyperThreading und damit auf nur 4 CPU-Threads beschränkt antritt – dies könnte langfristig eventuell doch noch einmal eine Rolle spielen. Übertaktbar sind in diesem Vergleich alle Prozessoren, wobei das Intel-Modell den größten relativen Übertaktungsgewinn erreichen und damit noch weiter bei der Performance davonziehen kann. Unsere Empfehlung zur prognostizierten Preislage ergeht in Richtung des Core i3-8350K, während wir zur aktuellen Preislage eher denn einen Gleichstand zwischen Core i3-8350K und Ryzen 5 1500X sehen.

Ryzen 5 1400 Core i3-8350K Ryzen 5 1500X
Technik 4C +SMT, 3.2/3.4 GHz +XFR, 65W TDP, 169$ 4C, 4.0 GHz, 91W TDP, 168$ 4C +SMT, 3.5/3.7 GHz +XFR, 65W TDP, 189$
Anwend.-Perf. ~91% 100% ~105%
Spiele-Perf. ~76% 100% ~87%
Übertaktbarkeit Richtung 3.9 GHz Richtung 4.9 GHz Richtung 3.9 GHz
Straßenpreis ab 152€ prognost. 152€ (aktuell ab 170€) ab 171€

Der Core i5-8400 hat als kleinster Intel-Sechskerner mit trotzdem hervorragender Performance automatisch etwas für sich – selbst das Fehlen von HyperThreading stört hier nicht mehr ganz so, sind schließlich immer schon 6 CPU-Threads vorhanden. Bei der Performance läßt man die AMD-Konkurrenz hinter sich, allenfalls der Ryzen 5 1600 kann sich knapp bei der Anwendungs-Performance behaupten. Nachteilig bei der Intel-CPU ist das Fehlen einer regulären Übertaktungsmöglichkeit, allenfalls kann man auf diversen Mainboards einen AllCore-Turbo aktivieren und damit wenigstens eine gewisse Übertaktung erreichen – die AMD-Prozessoren können in dieser Disziplin jedoch mehr, auch wenn unter Übertaktung das Performancebild kaum grundsätzlich anders aussehen sollte. Unsere Empfehlung zur prognostizierten Preislage ergeht klar in Richtung des Core i5-8400, während wir zur aktuellen Preislage die Intel-CPU nur noch minimal vor dem (genauso gangbaren) Ryzen 5 1600 sehen.

Ryzen 5 1500X Core i5-8400 Ryzen 5 1600
Technik 4C +SMT, 3.5/3.7 GHz +XFR, 65W TDP, 189$ 6C, 2.8/4.0 GHz, 65W TDP, 182$ 6C +SMT, 3.2/3.6 GHz +XFR, 65W TDP, 219$
Anwend.-Perf. 80,5% 100% ~98%
Spiele-Perf. 81,3% 100% ~84%
Übertaktbarkeit Richtung 3.9 GHz keine Richtung 3.9 GHz
Straßenpreis ab 171€ prognost. 172€ (aktuell ab 195€) ab 199€

Der Core i5-8600K dürfte primär für Übertakter interessant sein – und kann auch nur dort seine Stärken entfalten, denn ohne Übertaktung ist der (klar günstigere) Ryzen 5 1600X nahezu genauso schnell und damit vorzuziehen. Unter Übertaktung hat die Intel-CPU jedoch den (sehr) viel größeren Taktratengewinn vorzuweisen, womit sich das Performancebild klar in Richtung des Core i5-8600K verschieben sollte. Unsere Empfehlung zur prognostizierten Preislage muß aufgrund des Preisvorteils zugunsten von AMD dennoch zwischen Core i5-8600K und Ryzen 5 1600X zweigeteilt werden – und zur aktuellen Preislage wird das ganze noch etwas zweifelhafter, da schwingt das Pendel um so stärker in Richtung AMD. Natürlich ist dies auch eine Sache der persönliche Präferenz – denn wer unbedingt die 5.0+ GHz unterhalb von 300 Euro sehen will, der kommt kaum am Core i5-8600K vorbei.

Ryzen 5 1600X Core i5-8600K Ryzen 7 1700
Technik 6C +SMT, 3.6/4.0 GHz +XFR, 95W TDP, 249$ 6C, 3.6/4.3 GHz, 95W TDP, 257$ 8C +SMT, 3.0/3.7 GHz +XFR, 65W TDP, 329$
Anwend.-Perf. 97,5% 100% ~103%
Spiele-Perf. 86,6% 100% ~85%
Übertaktbarkeit Richtung 3.9 GHz Richtung 5.0+ GHz Richtung 3.9 GHz
Straßenpreis ab 218€ prognost. 243€ (aktuell ab 269€) ab 289€

Der Core i7-8700K (der Core i7-8700 kann mangels vorliegender Benchmarks nicht wirklich bewertet werden) ist dann wieder unumschränkter "King of the Hill" im Midrange-Segment, da die AMD-Kontrahenten bei der Performance jeweils geschlagen werden. Hinzu kommt die etwas bessere Übertaktungseignung auf Intel-Seite und dann eben auch schon gleich 12 CPU-Threads, wogegen AMDs 16 CPU-Threads nicht wirklich zwingend genug aussehen. Unsere Empfehlung zur prognostizierten Preislage ergeht klar in Richtung des Core i7-8700K, während wir zur aktuellen Preislage allerdings eher denn einen Gleichstand zwischen Core i7-8700K und Ryzen 7 1700X sehen – die Intel-CPU liegt zwar bei der Performance vorn, ist aber zur aktuellen Preislagen auch klar teurer angesetzt.

Ryzen 7 1700X Core i7-8700K Ryzen 7 1800X
Technik 8C +SMT, 3.4/3.8 GHz +XFR, 95W TDP, 399$ 6C +HT, 3.7/4.7 GHz, 95W TDP, 359$ 8C +SMT, 3.6/4.0 GHz +XFR, 95W TDP, 499$
Anwend.-Perf. 90,8% 100% 95,6%
Spiele-Perf. 84,4% 100% 87,0%
Übertaktbarkeit Richtung 3.9 GHz Richtung 5.0+ GHz Richtung 4.0 GHz
Straßenpreis ab 328€ prognost. 339€ (aktuell ab 389€) ab 426€

Wie den vorherigen Zeilen und Tabellen zu entnehmen, ergibt sich eine erhebliche Bewertungsdifferenz zu Intels Coffee Lake zwischen prognostizierter und aktueller Preislage: Nach prognostizierter Preislage gewinnt Intel vier Vergleiche mit einem Unentschieden – während zur aktuellen Preislage vier Unentschieden bei einem AMD-Sieg herauskommen. An dieser Stelle schlägt sich Intel ein wenig selbst mit der derzeit immer noch unbefriedigenden Liefersituation zu Coffee Lake – denn es fehlen ja nicht nur die Prozessoren selber, auch die Prozessorenpreise sind durch diese schwache Lieferbarkeit maßgeblich verdorben. Es wird sicherlich einige Zeit mit echter Lieferbarkeit benötigen, ehe die Preislagen von Coffee Lake auf das Niveau unserer Prognosen abgesunken sind. Und natürlich gehen alle unsere guten Bewertungen zu Coffee Lake davon aus, das diese Preis-Prognosen auch eines Tages wirklich erreicht werden.

Ein finales Urteil zu Coffee Lake kann somit eigentlich nur die Zeit fällen – erst im Laufe des Winters dürfte sich ergeben, ob Coffee Lake wirklich die große Preis/Leistungs-Offenbarung ist, welche sich aus der gezeigten Performance und den dazu genannten Listenpreisen ergibt. So lange die Preissituation allerdings nicht im reinen ist, lohnt sich Coffee Lake – und dies muß klar gesagt werden – nur in Teilen. Zur aktuellen Preislage erreicht Coffee Lake nämlich nur grob dasselbe Preis/Leistungs-Niveau, welches AMDs Ryzen schon seit Monaten bietet. Intels Coffee Lake braucht also zwingend die von uns prognostierten besseren Preislagen (auf Basis der von Intel genannten Listenpreis), um seinen primären Vorteil des besseren Preis/Leistungs-Verhältnisses ausspielen zu können. Ganz so zufrieden kann man mit diesem CPU-Launch also doch nicht sein – wenn die letztendliche Empfehlung dann lauten muß, doch wieder nur (auf sinnvolle Preislagen) zu warten.

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