Launch-Analyse AMD Ryzen 7 9800X3D (Seite 3)

Donnerstag, 10. Oktober 2024
 / von Leonidas
 

Der Stromverbrauch ist normalerweise eine Parade-Disziplin der X3D-Modelle, der Ryzen 7 9800X3D bestätigt dies zwar erneut, kann hier aber dennoch nicht gänzlich gefallen. Denn das neue X3D-Modell ist einigermaßen weit weg von den diesbezüglichen Traumwerten eines Ryzen 7 7800X3D, verbraucht für seine Mehrperformance doch recht kräftig bzw. sogar überproportional. Somit liegt der Ryzen 7 7800X3D weiterhin bei der Energieeffizienz klar an der Spitze – ein weiterer Grund für dessen Besitzer, keinen Umstieg anstreben zu müssen. Dabei ist der Ryzen 7 9800X3D natürlich weiterhin kein Schluckspecht, sondern immer noch ganz gut dabei: Unter Anwendungen nur geschlagen von Prozessoren mit klar niedrigerer TDP, unter Spielen weiterhin vor allen anderen liegend, mit Ausnahme des kleinsten K-Modells von Arrow Lake (Core Ultra 5 245K) sowie natürlich des Ryzen 7 7800X3D.

Verbrauch 7800X3D 9700X 9900X 9950X 14600K 14700K 14900K 245K 265K 285K 9800X3D
8C Zen4 8C Zen5 12C Zen5 16C Zen5 6P+8E RPL 8P+12E RPL 8P+16E RPL 6P+8E ARL 8P+12E ARL 8P+16E ARL 8C Zen5
CB24 @ Tweakers 104W 117W 198W 244W 191W 252W 274W 157W 238W 263W 163W
Blender @ TPU 74W 80W 173W 220W 145W 222W 281W 134W 155W 235W 155W
Premiere @ Tweakers 85W 117W 189W 205W 152W 223W 228W 121W 156W 149W 139W
Handbrake @ Tom's 74W 127W 156W 192W 179W 224W 227W 105W 151W 177W 116W
AutoCAD @ Igor's 63W 77W - 77W 75W 128W 141W 50W 64W 59W 66W
Ø 6 Anwend. @ PCGH 74W 83W 149W 180W 151W 180W 174W 107W 138W 152W 105W
Ø 47 Anwend. @ TPU 48W 61W 113W 135W 90W 140W 180W 78W 108W 132W 88W
Ø 15 Spiele @ CB 61W 87W 109W 112W 119W 163W 167W 62W 77W 83W 83W
Ø 15 Spiele @ HWCan 54W 82W 97W 103W 107W 154W 147W 68W - 86W 61W
Ø 13 Spiele @ TPU 46W 71W 100W 104W 76W 116W 149W 61W 77W 94W 65W
Ø 13 Spiele @ Tom's 66W 96W 108W 111W 98W 126W 122W 59W 67W 78W 77W
Ø 10 Spiele @ PCGH 49W 82W 102W 118W 107W 124W 127W 67W 76W 83W 69W
Ø 8 Spiele @ Igor's 61W 95W - 118W 106W 143W 137W 88W 102W 100W 77W
gemittelter Anw.-Verbr. 65W 81W 135W 160W 121W 174W 198W 95W 127W 147W 107W
Anwend.-Energieeffizienz 134% 120% 95% 93% 80% 70% 67% 106% 100% 96% 100%
gemittelter Spiele-Verbr. 56W 86W 105W 111W 101W 135W 140W 67W 79W 88W 73W
Spiele-Energieeffizienz 116% 68% 54% 53% 53% 43% 42% 76% 68% 64% 100%
Power-Limit 162W 88W 162W 200W 181W 253W 253W 159W 250W 250W 162W
Listenpreis $449 $359 $499 $649 $319 $409 $589 $309 $394 $589 $479
Straßenpreis (ab) 467€ 333€ 450€ 652€ 246€ 369€ 464€ 335€ 439€ 650€ 529€
reiner CPU-Verbrauch; Verbrauchs-Durchschnitt gemäß geometrischem Mittel, stark gewichtet zugunsten Verbrauchswerten basierend auf kompletten Testfeldern; Listenpreise: AMD = boxed, Intel = tray; Straßenpreise: günstigstes Angebot (egal ob boxed oder tray); Hinweis: Werte von Igor's Lab werden wurden nachgetragen, finden aber nicht mehr Eingang in den gebildeten Index

In der Summe der Dinge weiss der Ryzen 7 9800X3D sehr wohl zu gefallen, insofern man streng auf dessen konzipierte Stärke bei der Spiele-Performance schaut. Zwar sind +11,5% Mehrperformance zum Vorgänger eigentlich etwas zu wenig für die ganz überbordenden Titulierungen, allerdings gab es in letzter Zeit im Prozessoren-Bereich derart viele Nieten, dass man wohl einfach nur froh ist, wieder einmal einen Gewinner vor der Nase zu haben. Und natürlich hat AMD einen großen Trumpf beim Ryzen 7 9800X3D: Man konkurrierte nach dem diesbezüglichen Totalausfall von "Arrow Lake" eigentlich nur gegenüber sich selber. Somit wird alles, was der Ryzen 7 9800X3D auf den Ryzen 7 7800X3D oben drauf legt, ein zusätzlicher Abstand zur Konkurrenz sowie auch zu den "normalen" Modellen von AMD selber.

Aus dieser Warte heraus betrachtet ist das Erreichte wirklich aller Ehren wert: Der Ryzen 7 7800X3D lag schon vorn, aber dessen Mehrperformance zu den Herausforderern ist oftmals nur knapp. Der Ryzen 9 9800X3D liefert nunmehr diesen Happen an Mehrperformance hinzu, welcher den Abstand zu den Herausforderern auch optisch eindeutig macht: Der Ryzen 7 9800X3D liegt bei der Spiele-Performance klar vor allen anderen, in einer faktisch eigenen Sphäre. Dass ein Prozessor die Konkurrenz derart klar dominierte (wenn auch nur in dieser einen Disziplin) gab es in dieser Eindeutigkeit selten. Das letzte Mal dürfte dies passiert sein, als Intel wirklich große Architektur-Sprünge hingelegt hatte, so bei Nehalem (2008) oder Core 2 (2006). Somit bezieht der Ryzen 7 9800X3D einen Teil seiner guten Wertung sicherlich auch aus der erstaunlichen Klarheit seines Vorsprungs.

Aber auch trotz dieser Klarheit gilt weiterhin, dass der objektive Performance-Gewinn zu klein ist, um von anderen Spitzen-Prozessoren auf den Ryzen 7 9800X3D umzusteigen. Dafür ist die Entwicklung im Feld der Spiele-Performance von PC-Prozessoren generell zu schwach, um ähnlich wie bei Grafikkarten einen Wechsel aller 1-2 Generationen anzustreben. PC-Prozessoren behält man hingegen üblicherweise über 3-5 Generationen hinweg – und ausgehend von einem derart alten Prozessor ist ein Ryzen 7 9800X3D im Spiele-Einsatz sicherlich eine Performance-Offenbarung. Schade ist in diesem Zusammenhang ein wenig, dass die Hardwaretester diesen Punkt nicht über die Hereinnahme einzelner Uralt-Prozessoren mal wirklich belegen können. Eine löbliche Ausnahme hierzu sind die Benchmarks der PCGH, welche bis Comet Lake aka Core i-10000 reichlich Vergleichmaterial bieten:

Spiele i5-xx600K i7-xx700K i9-xx900K
Comet Lake (Core i-10000) → Ryzen 7 9800X3D +122% +94% +88%
Rocket Lake (Core i-11000) → Ryzen 7 9800X3D ? ? +72%
Alder Lake (Core i-12000) → Ryzen 7 9800X3D +60% +48% +42%
Raptor Lake (Core i-13000) → Ryzen 7 9800X3D +24% +19% +18%
Raptor Lake Refresh (Core i-14000) → Ryzen 7 9800X3D ? +18% +16%
Performance-Werte allein der PC Games Hardware

Hier liegt das eigentliche Betätigungsfeld des Ryzen 7 9800X3D – im Ersatz älterer Gaming-Systeme. Dafür bietet AMDs neues X3D-Modell dann eine herausragende Spiele-Performance, welche derzeit vielleicht kaum schon in voller Höhe gebraucht wird. Aber wie gesagt, diese Prozessoren müssen üblicherweise für 3-5 Generationen durchhalten und auch in einigen Jahren noch genügend Grundperformance für die dann existierenden Grafikkarten bietet. Der einzige wirkliche Kontrahent zum Ryzen 7 9800X3D ist derzeit dessen Vorgänger Ryzen 7 7800X3D, welcher nur maßvoll langsamer ist, somit immer noch einen beachtbaren zweiten Platz in der Rangliste der Spiele-Performance belegt und – trotz Preissteigerungen zuletzt – immer noch ein gutes Stück günstiger kommt als der neue Ryzen 7 9800X3D.

Der Preis ist somit der einzige Nachteil des Ryzen 7 9800X3D, AMD läßt sich die Leistungsspitze trotz nur acht CPU-Kernen ziemlich gut bezahlen. Auch wenn es Zeiten gab, wo (echte) Spitzenmodelle von Intel für noch viel mehr weggingen, ist hier durchaus ein gewisses Limit zu sehen, an welches AMD mit dieser Preissetzung anstößt. Ein Ryzen 7 5700X3D kostet praktisch weniger als ein Drittel und kommt auf knapp 70% des Spiele-Leistungsniveau des Ryzen 7 9800X3D heraus, zuzüglich der günstigeren AM4-Plattform. Im Sinne dessen, dass das Allerbeste am Markt immer einen kräftigen Preisaufschlag hat, geht der Preis in Ordnung, aus Sicht des reinen Performance/Preis-Verhältnisses ist der Ryzen 7 9800X3D hingegen nicht die allererste Wahl.

Aber es handelt sich eben auch um ein Produkt zur Erklimmung der absoluten Leistungsspitze, im eigentlichen ein "Halo"-Produkt. Somit ist ein hoher Preis bzw. ein ungünstiges Performance/Preis-Verhältnis vergleichsweise normal, der Prozessor einfach ist nicht für die breite Masse bestimmt. Hiermit werden eher diejenigen bedient, welche immer das Beste haben wollen oder halt aller paar Jahre das jeweils Beste kaufen, um nachfolgend dieses Grundsystem vergleichsweise lange zu nutzen. Ein schlechter Kauf ist der Ryzen 7 9800X3D aus fast keiner Sicht, einfach nur ein wenig teuer, aber eben dafür auch sehr potent bei der Spiele-Performance. Nach zwei wie bekannt ziemlich mauen Prozessoren-Launches ist der Ryzen 7 9800X3D somit eine sehr wohltuende Abwechslung und zugleich eventuell auch ein würdiger Ausklang des Hardware-Jahres 2024.