In Fragen der Leistungsaufnahme überbieten die Ryzen 7 Prozessoren wie bekannt ihre TDP nicht gerade unerheblich, auch wenn sie dabei noch in einem vernünftigen Bereich des Energieverbrauchs bleiben. Ryzen 5 hat diese Probleme weniger, die geringere Anzahl an aktiven CPU-Kernen verhindert wohl ein derartiges Verhalten. In den Messungen des reinen Prozessoren-Verbrauchs bei Tom's Hardware und Hardware.fr kam der Ryzen 5 1600X nie ganz an seine TDP von 95 Watt heran, Ryzen 5 1600 & 1500X überboten ihre TDP von 65 Watt nur minimal und Ryzen 5 1400 kam sogar einigermaßen niedriger als seine TDP von 65 Watt durchs Ziel. Grob gesehen stimmen die TDP-Werte bei Ryzen 5 also wieder, kann man mit selbigen bei Ryzen 5 grundsätzlich arbeiten. Allerdings muß auch erwähnt werden, das Intels Core i5 Prozessoren ihre TDP von 65 Watt (nur der Core i5-7600K hat 91W) meistens deutlich unterbieten, Intel an dieser Stelle also einen kleinen Energieeffizienz-Vorteil innehat.
Zum Glück für AMD passiert dies allerdings in einem Werterahmen, der nicht wirklich zu großen Unterscheidungen anregt – denn ob ein 65W-Prozessor nun wirklich 65 Watt zieht, oder halt nur 55 Watt, dürfte für die meisten Anwender dann doch ziemlich egal bzw. "gleich gut" sein. Zu erwähnen wären zudem noch die umfangreichen Ausführungen von Tom's Hardware zu den CPU-Temperaturen von Ryzen 5/7 – wo selbst neben dem bekannten und inzwischen von den Anzeigetools einkalkulierten 20-Grad-Offset bei den 95W-Modellen noch einige weitere Ungereihmtheiten vorliegen. Wenigstens ist mittels dieses 20-Grad-Offsets bei den 95W-Modellen nunmehr klar, das die ursprünglich bei Ryzen 7 gemessenen vergleichsweise hohen CPU-Temperaturen von 70-85°C unter Last Nonsens sind, die Ryzen-7-Prozessoren bei weitem nicht so "hitzig" zu Werke gehen. Vielmehr zeigen sich alle Ryzen 5/7 Prozessoren im Punkt der CPU-Temperaturen nunmehr als sogar genügsamer als ihre jeweiligen Intel-Kontrahenten – ein Vorteil des bei AMD verlöteten (und nicht nur verklebten) Heatspreaders.
Ein sicherlich interessanter Punkt für Ryzen 5 ist das Overclocking – gerade weil die meisten der Intel-Kontrahenten sich eben gar nicht übertakten lassen, Ausnahmen sind nur die beiden K-Modelle Core i3-7350K und Core i5-7600K. Die Ausgangslage hierzu ist, das sich Ryzen 7 üblicherweise auf 3.9 GHz übertakten läßt, nur der Ryzen 7 1800X üblicherweise auf 4.0 GHz. Die kleineren Ryzen-CPUs haben zwar mehr Platz unter der TDP zum Übertakten, aber aufgrund der sowieso kommenden Taktratenmauer bei ca. 4.1 GHz sowie normalerweise der Verwendung der eher schlechteren Chips für die kleineren Ryzen-Prozessoren sollte Ryzen 5 eigentlich kaum das Overclocking-Ergebnis von Ryzen 7 toppen können:
Ryzen 5 1400 | Ryzen 5 1500X | Ryzen 5 1600X | |||
---|---|---|---|---|---|
ComputerBase | 3900 MHz | ComputerBase | 4000 MHz | ComputerBase | 4090 MHz @ 1.504V |
Hardware.fr | 3900 MHz @ 1.337V | Hardware.fr | 3900 MHz @ 1.269V | Hardware.fr | 4000 MHz @ 1.300V |
Vortez Hardware | 4041 MHz @ 1.404V | eTeknix | 3991 MHz @ 1.39V | eTeknix | 4041 MHz @ 1.424V |
Adrenaline | 3892 MHz | Guru3D | 3991 MHz @ 1.440V | Guru3D | 3991 MHz @ 1.464V |
PurePC | 4100 MHz @ 1.40V | Hardware Canucks | 4041 MHz @ 1.417V | Hardware Canucks | 4024 MHz @ 1.417V |
Hexus | 4100 MHz @ 1.40V | Hexus | 4100 MHz @ 1.40V | ||
KitGuru | 3892 MHz @ 1.376V | KitGuru | 3991 MHz @ 1.360V | ||
Overclockers | 4041 MHz @ 1.504V | Overclockers | 4124 MHz @ 1.504V | ||
Overclockers Club | 4015 MHz @ 1.406V | Overclockers Club | 3991 MHz @ 1.381V | ||
TechPowerUp | 3867 MHz @ 1.312V | TechPowerUp | 3892 MHz @ 1.35V | ||
TweakTown | 3892 MHz @ 1.38V | TweakTown | 3942 MHz @ 1.392V | ||
PCLab | 3950 MHz @ 1.35V | PCLab | 3991 MHz @ 1.375V | ||
Nordic Hardware | 4200 MHz @ 1.435V | Nordic Hardware | 4100 MHz @ 1.435V | ||
SweClockers | 3892 MHz @ 1.408V | SweClockers | 3942 MHz @ 1.360V | ||
Hardware.info | 3900 MHz @ 1.4V | Hardware.info | 3900 MHz @ 1.4V | ||
Lab501 | 3892 MHz @ 1.380V | Expreview | 4091 MHz @ 1.512V | ||
Zol.com | 4041 MHz | ||||
Vortez Hardware | 3942 MHz @ 1.440V | HD-Tecnologia | 3967 MHz | ||
Hardware.fr | 3900 MHz @ 1.275V | Hot Hardware | 4025 MHz @ 1.35V | ||
ComputerBase | 4000 MHz | Bit-Tech | 3950 MHz @ 1.425V | ||
Ryzen 5 1600 | Ryzen 5 1500X | Ryzen 5 1600X |
Die real erzielten Übertaktungsergebnisse sind erstaunlicherweise dann doch ziemlich gleichlautend zum Launch von Ryzen 7: Das Spitzenmodell kommt beiderseits knapp auf ein durchschnittliches Übertaktungsergebnis von 4.0 GHz, die anderen Modelle liegen darunter auf einheitlich 3.9 GHz. Auch wenn von den kleineren Prozessoren teilweise zu wenige Übertaktungsergebnisse für eine wirklich gute Beurteilung vorliegen, kann man diese Grundregel wohl auch bei Ryzen 5 wiederum auspacken. In jedem Fall ist bei Ryzen 5 1600X gut anhand der Einzelergebnisse zu sehen, das die 4.0 GHz doch in den allermeisten Fällen erreicht werden – während bei den kleineren Ryzen 5 Prozessoren jene Taktrate oftmals nicht erreicht wird und der (teilweise) vergleichsweise hohe Durchschnittswert primär auf das Konto einzelner sehr guter Übertaktungen (aka Werte-Ausreißern) geht:
default | XFR | Overclocking-Durchschnitt | |
---|---|---|---|
Ryzen 7 1800X | 3.6/4.0 GHz | 4.1 GHz | 4026 MHz (31 Resultate) |
Ryzen 7 1700X | 3.4/3.8 GHz | 3.9 GHz | 4011 MHz (5 Resultate) |
Ryzen 7 1700 | 3.0/3.7 GHz | 3.75 GHz | 3961 MHz (5 Resultate) |
Ryzen 5 1600X | 3.6/4.0 GHz | 4.1 GHz | 4007 MHz (20 Resultate) |
Ryzen 5 1600 | 3.2/3.6 GHz | 3.7 GHz | 3942 MHz (3 Resultate) |
Ryzen 5 1500X | 3.5/3.7 GHz | 3.9 GHz | 3969 MHz (16 Resultate) |
Ryzen 5 1400 | 3.2/3.4 GHz | 3.45 GHz | 3961 MHz (5 Resultate) |
Wie schon im Fall von Ryzen 7 gibt es somit auch bei Ryzen 5 den größeren Übertaktungserfolg bei den jeweils kleinsten CPU-Modellen. Der Ryzen 5 1400 taktet von seinem default-Takt von 3.2/3.4 GHz ausgehend auf (durchschnittlich) 3.9 GHz – und erzielt hierbei mit +22% gegenüber Basetakt und +15% gegenüber Turbotakt ganz nette relative Übertaktungsgewinne, welche durchaus in die Nähe von üblichen Intel-Übertaktungen gehen. Dies wäre natürlich auch bei Intel möglich bzw. Intel könnte dies spielend überbieten – müsste dafür aber seine kleineren CPU-Modelle für Übertaktung öffnen, was man wohl nicht so bald wieder erleben wird. Sofern man den Core i3-7350K als "außer Wertung laufend" betrachtet und nicht gerade in die Preisklasse eines Core i5-7600K gehen will, bietet derzeit allein AMD bei diesen Mainstream- und Midrange-CPUs überhaupt eine Übertaktungsfunktionalität auf.
Und dies hilft AMD gerade beim Blick aufs große Ganze weiter, wenn die Hauptkontrahenten Core i5-7400, -7500 und -7600 ihre Performance mangels Übertaktung nicht weiter erhöhen können, AMD bei der Spiele-Performance den Rückstand zu Intel mittels Übertaktung jedoch gut schließen kann. Bis auf den Vergleich Ryzen 5 1600X vs. Core i5-7600K geht es unter Übertaktung im Spiele-Bereich dann nur noch um kleinere Differenzen, kann man bis auf die eben genannte Ausnahme grob von einem Gleichstand zwischen AMD und Intel auch bei der Spiele-Performance reden – während bei der Anwendungs-Performance AMD durchgehend dominiert und mittels Übertaktung dann auch noch einmal gut zulegen kann.
7350K | 1400 | 7400 | 1500X | 7500 | 7600 | 1600 | 7600K | 1600X | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Technik | Kaby Lake, 2C +HT, 4.2 GHz | Zen, 4C +SMT, 3.2/3.4 GHz | Kaby Lake, 4C, 3.0/3.5 GHz | Zen, 4C +SMT, 3.5/3.7 GHz | Kaby Lake, 4C, 3.4/3.8 GHz | Kaby Lake, 4C, 3.5/4.1 GHz | Zen, 6C +SMT, 3.2/3.6 GHz | Kaby Lake, 4C, 3.8/4.2 GHz | Zen, 6C +SMT, 3.6/4.0 GHz |
übliches OC-Ergebnis | ~4.9 GHz | ~3.9 GHz | kein OC | ~3.9 GHz | kein OC | kein OC | ~3.9 GHz | ~4.9 GHz | ~4.0 GHz |
Anwendungs-Performance | 57% | ~66% | 63% | 76% | 68% | 73% | ~92% | 76% | 100% |
Anwendungs-Perf. @ OC | ~65% | ~80% | 63% | ~82% | 68% | 73% | ~102% | ~91% | ~105% |
Spiele-Performance (720p) | 88% | ~80% | ~92% | 92% | 99% | ~104% | ~94% | 107% | 100% |
Spiele-Perf. (720p) @ OC | ~96% | ~92% | ~92% | ~97% | 99% | ~104% | ~101% | ~121% | ~103% |
Listenpreis | 168$ | 169$ | 182$ | 189$ | 192$ | 213$ | 219$ | 242$ | 249$ |
Damit läßt sich Ryzen 5 in der Summe der Dinge sogar noch besser an als Ryzen 7: Während die Top-Modelle von AMD dann eben auch gegen die Top-Modelle von Intel ran müssen und Intel hierbei auch den einen oder anderen Stich sieht, kann AMD bei Ryzen 5 gegen die Mainstream- und Midrange-Garde von Intel eigentlich nicht viel falsch machen, da Intel sich hierbei selber stark limitiert. Nur Vierkerner ohne HyperThreading und nahezu überall ohne Übertaktungs-Funktionalität sind auch in diesem Preissegment einfach nicht mehr zeitgemäß – AMDs Ryzen 5 zeigt nur überdeutlich auf diese (eigentlich schon bekannte) Schwäche des Intel-Portfolios hin.
Dabei kommt jene Intel-Schwäche in einem Preisbereich zum tragen, wo der Großteil der Gamer und an anständiger Performance zu bezahlbaren Preisen interessanten Anwender einkauft – abgesehen vom reinen OEM-Markt sicherlich der volumenstärkste Teilmarkt. In diesem Segment übernimmt AMD mittels Ryzen 5 nunmehr die Führung von Intel – vielleicht ein wenig mit Ausnahme des (nicht gänzlich entschiedenen) Duells Ryzen 5 1600X vs. Core i5-7600K, wo Intel mit seinem hohen Performancegewinn unter Übertaktung noch einmal gut punkten kann. Aber auch zu diesem Duell kann sich der potentielle Käufer die Frage stellen, ob man nicht lieber anstatt eines Intels-Vierkerners ohne HyperThreading einen AMD-Sechskerner mit SMT nimmt – dieser heftige Technik-Unterschied dürfte sicherlich bei einigen am Ende doch den Ausschlag zugunsten von AMD geben.
Im restlichen Feld von Ryzen 5 vs. Core i5 dominiert dann AMD jedoch regelrecht – nicht so wie bei Ryzen 7, wo es weit weniger eindeutig herging. Sicherlich verliert AMD auch hier wieder die Spiele-Benchmarks, allerdings ist der Rückstand zu Intel deutlich geringer und mittels Übertaktung weitgehend überbrückbar (ein Punkt, wo Intel dann eben nicht mehr nachziehen kann). Bei der Anwendungs-Performance sind die Vorteils AMDs im Bereich des Ryzen 5 sogar nochmals größer als "seinerzeit" bei Ryzen 7, erreichen dabei sehr beachtliche Höhen von bis zu 20-30% Mehrperformance. In der Summe kommt AMD im Feld dieser Mainstream- und Midrange-Prozessoren also nicht mehr nur etwas besser gegenüber Intel heraus, sondern sogar klar vor Intel liegend – ein starkes Ergebnis, welches die hohe Potenz der zugrundeliegenden Zen-Architektur (sowie Intels aktuellen Nachholbedarf) verdeutlicht.
Und im Gegensatz zu den HighEnd-Gefilden muß Intel in diesem mittleren Preisbereich noch bis zum Jahreswechsel 2017/18 warten, ehe mit der Coffee-Lake-Generation eventuell eine gewisse Besserung eintreten könnte. Jene CPU-Generation wird erstmals bei Intel Sechskern-Modelle ins normale Consumer-Segment bringen – damit ergibt sich natürlich auch die Chance auf Verbesserungen bei den kleineren Prozessoren, denkbar wäre beispielsweise HyperThreading bei allen Vierkernern. Aber dies ist derzeit alles rein spekulativ – in dieser Frage wird man abwarten müssen, ob und wieviel Intel an Technik oben drauf legen will, um gegenüber Ryzen 5 wieder mitspielen zu können. Für den Augenblick kann Ryzen 5 jedenfalls unsere vollste Empfehlung als (durchgehend) beste verfügbare Prozessoren in ihrem Preisbereich bekommen.