Launch-Analyse AMD Raven Ridge (Seite 2)

Dienstag, 6. März 2018
 / von Leonidas
 

Als gemäß der Preissituation natürlicher Intel-Kontrahent des Ryzen 3 2200G darf dabei der Core i3-8100 gelten – wobei AMD hier einen gewissen Preisvorteil bei Listen- wie auch Straßenpreis hat, was mit zu beachten wäre (+10% höherer Straßenpreis beim Core i3-8100). AMD-intern interessant ist natürlich noch, wie sich der Ryzen 3 2200G gegenüber Ryzen 3 1200 und Ryzen 3 1300X schlägt – auf Intel-Seite ist dagegen noch der Vergleich zum wesentlich günstigeren Pentium G4600 interessant. Letzterer wurde zwar bei den Launchreviews nicht mitgetestet, dessen Performance ist allerdings auf Basis der vorliegenden Benchmark-Werte zum Pentium G4560 (nur geringe Taktraten-Differenz von 100 MHz) problemlos ermittelbar.

Anwendungen R3-1200 R3-1300X R3-2200G R5-2400G G4560 i3-7100 i3-8100
(Technik) 4C, 3.1/3.4 GHz +XFR 4C, 3.5/3.7 GHz +XFR 4C, 3.5/3.7 GHz 4C +SMT, 3.6/3.9 GHz 2C +HT, 3.5 GHz 2C +HT, 3.9 GHz 4C, 3.6 GHz
AnandTech  (20 Tests) - - 100% 127,8% 79,4% 89,6% -
ComputerBase  (10 Tests) 88% - 100% 128% - - 109%
Hardware.fr  (12 Tests) 95,6% 108,5% 100% 129,4% - 7350K: 99,5% 125,6%
Hardware.info  (14 Tests) 90,0% 102,5% 100% 120,2% 73,0% 92,0% 122,5%
Hardware Canucks  (10 Tests) 93,5% 107,5% 100% 141,7% - 7300: 93,7% -
HT4U  (30 Tests) - - 100% 120% - 7350K: 109% -
Le Comptoir  (16 Tests) 91,0% 103,9% 100% 137,0% - 7350K: 96,8% -
PCLab  (15 Tests) 74,1% - 100% 125,1% 72,8% - 121,0%
PC Perspective  (11 Tests) 89,6% - 100% 122,9% - - 118,4%
SweClockers  (6 Tests) 87,7% 99,9% 100% 132,6% 70,4% - 106,7%
TechSpot  (10 Tests) 85,7% 96,4% 100% 142,1% 69,9% 81,7% 104,3%
TechPowerUp  (22 Tests) 96,3% 108,8% 100% 124,8% 92,0% 104,4% -
The Tech Report  (15 Tests) - 103,1% 100% 126,6% - - 108,6%
Tom's Hardware  (26 Tests) - - 100% 114,8% - 96,2% 121,6%
Tweakers  (8 Tests) 87,8% - 100% 122,3% - 77,9% 117,7%
Anwendungs-Performance 88,7% 101,1% 100% 126,5% 76,7% 89,4% 116,5%
Listenpreis 109$ 129$ 99$ 169$ 64$ 117$ 117$
Straßenpreis ab 93€ ab 110€ ab 85€ ab 146€ ab 49€ ab 95€ ab 102€
Performance-Durchschnitt leicht gewichtet zugunsten jener Reviews mit besonders vielen Einzel-Tests
Core i3-7100: 3.9 GHz & 3 MB L3, Core i3-7300: 4.0 GHz & 4 MB L3, Core i3-7350K: 4.2 GHz & 4 MB L3 (allesamt 2C+HT)

Der kleinere Ryzen 3 2200G macht in der Tat auch in der Praxis die bisherigen Ryzen-3-Modelle 1200 & 1300X überflüssig, da beide älteren AMD-Prozessoren sowohl beim Performance/Preis-Verhältnis gegenüber dem Ryzen 3 2200G zurückhängen als auch keine (echte) Mehrperformance aufbieten können. Gegenüber Intel wird die Angelegenheit schwieriger, denn der (praktisch um +10% teurere) Core i3-8100 bietet doch gleich um +16,5% mehr CPU-Performance auf. Der Ryzen 3 2200G kann sich hier nur gegenüber Intels älterer Kaby-Lake-Garde behaupten, der nahezu gleichpreisige Core i3-7100 wird um immerhin +11,8% mehr CPU-Performance überboten. Ein Core i3-7300 oder Core i3-7350K kommen dann nahe an die CPU-Performance des Ryzen 3 2200G heran, kosten jedoch aber auch viel mehr. Einzig allein Intels Pentium-Serie kann Raven Ridge von unten her gefährlich werden: Der Pentium G4560 schafft es bei grob der Hälfte des Straßenpreises auf immerhin 76,7% des Performance-Niveaus des Ryzen 3 2200G – dies kann durchaus ein Argument sein, insbesondere wenn das eingesetzte Budget ein wichtige Rolle spielt.

Der Ryzen 5 2400G ist nominell noch einfacher gegenüber Intel-Prozessoren vergleichbar: Denn der Core i3-8350K weist den nahezu identischen Listenpreis auf und ist damit der natürliche Vergleichskandidat. Allerdings wird der Core i3-8350K praktisch vergleichsweise teuer angeboten, der Ryzen 5 2400G hingegen vergleichsweise günstig – es ergibt sich somit eine nicht unerhebliche Differenz von +8% bei den Straßenpreisen, welche das Intel-Modell teurer ist. Zudem ist aufgrund der Preisansetzung des Ryzen 5 2400G natürlich auch der Blick nach oben hin erlaubt, denn mit vertretbaren Preisaufschlägen von 14-16% sind immerhin schon die Sechskerner Ryzen 5 1600 und Core i5-8400 erhältlich. Ansonsten interessant ist dann noch der AMD-interne Vergleich zu Ryzen 5 1400 und Ryzen 5 1500X mit gleichfalls 4 CPU-Kernen samt SMT.

Anwendungen R5-1400 R5-1500X R5-1600 R3-2200G R5-2400G i3-8350K i5-8400
(Technik) 4C + SMT, 3.2/3.4 GHz +XFR 4C + SMT, 3.5/3.7 GHz +XFR 6C + SMT, 3.2/3.6 GHz +XFR 4C, 3.5/3.7 GHz 4C +SMT, 3.6/3.9 GHz 4C, 4.0 GHz 6C, 2.8/4.0 GHz
AnandTech  (20 Tests) 90,5% - - 78,2% 100% 100,0% 117,9%
ComputerBase  (10 Tests) 92% - - 78% 100% - 127%
Hardware.fr  (12 Tests) 97,8% 112,8% 152,2% 77,3% 100% 107,8% 144,0%
Hardware.info  (14 Tests) 90,1% 103,5% 128,1% 83,2% 100% 111,7% 138,7%
Hardware Canucks  (10 Tests) 88,3% 101,0% 132,4% 70,6% 100% - 126,6%
HT4U  (30 Tests) - 110% 120% 83% 100% - 125%
Le Comptoir  (16 Tests) 91,9% 105,3% 140,0% 73,0% 100% 98,6% 132,3%
PCLab  (15 Tests) 89,5% 105,1% - 79,9% 100% - -
PC Perspective  (11 Tests) 93,5% - - 81,4% 100% - 136,7%
SweClockers  (6 Tests) 93,3% 109,7% 141,7% 75,4% 100% 90,5% 119,0%
TechSpot  (10 Tests) - 101,5% 133,3% 70,4% 100% 85,8% 112,3%
TechPowerUp  (22 Tests) 93,2% 105,6% 123,0% 80,1% 100% 109,3% 127,7%
The Tech Report  (15 Tests) - 108,3% - 79,0% 100% - 125,7%
Tom's Hardware  (26 Tests) - - - 87,1% 100% - 134,3%
Tweakers  (8 Tests) 91,3% - 137,7% 81,7% 100% 106,4% 145,2%
Anwendungs-Performance 92,8% 106,8% 133,5% 79,0% 100% 102,4% 128,8%
Listenpreis 169$ 174$ 189$ 99$ 169$ 168$ 182$
Straßenpreis ab 136€ ab 147€ ab 166€ ab 85€ ab 146€ ab 157€ ab 169€
Performance-Durchschnitt leicht gewichtet zugunsten jener Reviews mit besonders vielen Einzel-Tests

Die Bewertung des Ryzen 5 2400G ergibt dann ein schwieriger einzuordendes Bild: So werden die früheren AMD-Modelle Ryzen 5 1400 & 1500X nicht gänzlich obsolet, der Ryzen 5 1400 bietet zur niedrigeren Performance (-7%) eben auch noch einen etwas niedrigeren Preispunkt (-7%), der Ryzen 5 1600X bietet sogar weiterhin etwas mehr CPU-Performance zu einem nur minimal höheren Straßenpreis. Gegenüber dem direkten Intel-Kontrahenten In Form des Core i3-8350K sieht es dagegen gut aus: Jener mag +2,4% mehr CPU-Performance auf die Waage bringen, aber bei einem um +8% höheren Preis samt der dazugeschenkten Vega-basierten iGPU ist klar, wohin das Pendel schwingt. Die vornehmliche Aufgabe für AMDs neue APUs, eine gleichwertige CPU-Performance abzuliefern, ist zumindest in dieser Vergleichskonstellation somit glasklar erfüllt.

Und dennoch ist auch Ryzen 5 2400G mit einigen Problempunkten konfrontiert: Denn mit einem vertretbaren Mehrpreis von nur +16% tritt der Core i5-8400 mit gleich +28,8% mehr CPU-Performance an, bietet ergo gleich eine gänzlich andere Performance-Liga. Da dürften einige CPU-Käufer ins Grübeln kommen, denn das Performance/Preis-Verhältnis ist in diesem Vergleich klar auf der Seite des Core i5-8400. Dabei ist diese Problematik nicht einmal Intel-exklusiv: AMDs eigener Ryzen 5 1600 kostet genauso nur +14% mehr und offeriert dann sogar +33,5% mehr CPU-Performance gegenüber dem Ryzen 5 2400G. Beide Prozessoren – Core i5-8400 und Ryzen 5 1600 – sind somit die klar effektivere Anschaffung, was sich allein bei der wirklichen Nutzung der integrierten Grafiklösung der Raven-Ridge-APU anders darstellen würde. Ganz nebenbei trifft die Mehrperformance von +26,5% zwischen beiden AMD-APUs auch nicht wirklich auf den dafür zu löhnenden Mehrpreis von immerhin +57% zu.

Dies soll die starke Leistung AMDs bei der Erstellung dieser neuen APU-Generation jedoch nicht schmälern: Gegenüber der letzten beachtbaren Desktop-APU in Form des A10-7890K aus der Kaveri-Generation bescheinigt die ComputerBase dem Ryzen 5 2400G eine nahezu doppelte (!) Anwendungs-Performance. AMDs neue Mainstream-Prozessoren brauchen nicht einmal den Vergleich zu ausgewachsenen Enthusiasten-Prozessoren älterer Bauart zu scheuen: Laut HT4U kommt der kleine Ryzen 3 2200G mit derselben Anwendungs-Performance wie der FX-8350 aus AMDs Bulldozer-Refresh "Vishera" daher, der Ryzen 5 2400G bringt dann sogar eine etwas höhere Anwendungs-Performance als der bis auf 5 GHz taktende FX-9590 auf die Waage – in beiden Fällen erzielt mit nur der Hälfte der CPU-Kerne und klar weniger Takt seitens Raven Ridge. Verglichen mit den oftmals hohen Performance-Rückstanden früherer AMD-Generationen gegenüber dem jeweiligen Intel-Angebot sind die geringen Differenzen bei den heutigen AMD-APUs wirklich nicht mehr groß der Rede wert.

Leider nicht besonders viele Benchmarks haben sich zum Thema der Spiele-Performance von Raven Ridge eingefunden – wobei hiermit Messungen mit extra Grafikkarte unter Verwendung der APU als reine CPU gemeint sind. Dies mag vielleicht widersinnig sein angesichts der leistungsfähigen integrierten Grafiklösung, stellt aber dennoch eine Pflichtübung dar – gerade wenn man den Mythos von der "AMD-Spieleschwäche" aufrecht erhalten will. Jene ist gemäß der vielen vorliegenden Benchmarks unter FullHD auf bestmöglicher Bildqualität allerdings kaum zu sehen – wie auch, hierbei limitiert in aller Regel die Performance der Grafikkarte, ein schwächerer Prozessor wird deren Ergebnis nur eher unwesentlich herunterziehen. Die Wahrheit zur Spiele-Performance von Prozessoren ist nur unter CPU-limitierten Szenarien zu finden, derzeit haben sich hierzu Messungen mit dem 1% der niedrigsten Frameraten (1% lowest oder auch "99% percentile") als etwas realistischer gegenüber Messungen unter der bewußt heruntergesetzten Auflösung von 1280x720 (720p) herausgestellt.

Spiele (1% lowest) R3-1300X R5-1500X R3-2200G R5-2400G G4560 i3-8100 i5-8400
(Technik) 4C, 3.5/3.7 GHz +XFR 4C + SMT, 3.5/3.7 GHz +XFR 4C, 3.5/3.7 GHz 4C +SMT, 3.6/3.9 GHz 2C +HT, 3.5 GHz 4C, 3.6 GHz 6C, 2.8/4.0 GHz
ComputerBase  (5 Tests) R3-1200: 91% R5-1400: 101% 101% 100% - 120% 152%
SweClockers  (4 Tests) 86,2% 103,8% 98,9% 100% 70,3% 109,9% 119,6%
Tweakers  (3 Tests) - - 100,0% 100% - 111,6% 112,6%
Ryzen 3 1200: 3.1/3.4 GHz, Ryzen 5 1400: 3.2/3.4 GHz
Spiele (720p) R3-1300X R5-1500X R3-2200G R5-2400G G4560 i3-8100 i5-8400
(Technik) 4C, 3.5/3.7 GHz +XFR 4C + SMT, 3.5/3.7 GHz +XFR 4C, 3.5/3.7 GHz 4C +SMT, 3.6/3.9 GHz 2C +HT, 3.5 GHz 4C, 3.6 GHz 6C, 2.8/4.0 GHz
ComputerBase  (5 Tests) R3-1200: 85% R5-1400: 94% 98% 100% - 118% 142%
SweClockers  (4 Tests) 86,9% 100,7% 96,6% 100% 75,6% 109,6% 139,3%
TechPowerUp  (12 Tests) 91,8% 98,9% 86,0% 100% 90,3% 8350K: 119,2% 123,1%
Ryzen 3 1200: 3.1/3.4 GHz, Ryzen 5 1400: 3.2/3.4 GHz

Zu beiden Meß-Varianten liegen jedoch wie zu sehen zu wenige Benchmarks vor, um hierzu eine Bewertung im Stil eines Performance-Durchschnitts abgeben zu können. Die wenigen vorliegenden Werte geben zudem auch Benchmark-Ausreißern zu viel Platz: So sieht die 1%-lowest-Messung der ComputerBase zwischen Core i3-8100 und Core i5-8400 mit +27% eine ziemlich hohe Differenz, gerade da die normalerweise besser skalierende 720p-Messung einen deutlich kleineren Unterschied ausweist (+21%). Wegen fehlender weiterer Werte ist jedoch nicht bestimmbar, ob hier wirklich ein Benchmark-Ausreißer oder gar ein Fehler vorliegt – oder ob das ganze vielleicht durch die Meßwerte anderer Hardwaretester bestätigt werden kann. Für den Augenblick halten wir es daher lieber mit den solider aussehenden Spiele-Benchmarks von SweClockers – wonach Raven Ridge die üblichen Abstände für Zen-basierte Prozessoren zeigt.

Damit liegt auch Raven Ridge (wie schon die originalen Ryzen-Prozessoren vorher) rein technisch gesehen unter Spielen etwas zurück, stellt der Grafikkarte also nicht ganz so viel CPU-Leistung zur Verfügung, wie dies bei Intel der Fall ist. Die praktischen Auswirkungen des ganzen sind wie bekannt eher gering, denn eine grob 10-15% niedrigere CPU-Performance unter Spielen ist sicherlich nicht wegzudiskutieren, wenn man sich die niedrigsten Spielszenen anschaut, verändert aber für das grobe Gesamtbild nichts entscheidendes. Eine Grafikkarte, welche die durchschnittliche Spiele-Performance um +15% anhebt, wäre in jedem Fall die interessantere Option, als für diesen Unterschied in der CPU-Performance die CPU zu wechseln. Auch in diesem Punkt war es für AMD primär wichtig, mit der Zen-Architektur die großen Rückstände vergangener AMD-Generationen zu beseitigen – dies ist gelungen, auch wenn Ryzen und Raven Ridge in der Spiele-Performance natürlich keine vorderen Plätze belegen.