Eine ziemliche Aufgabe stellte dagegen wiederum die akkurate Performance-Abschätzung der Radeon RX 460 dar – da wie gesagt kein Referenzdesign vorliegt und gleichzeitig die Hardwaretester von den Grafikkartenherstellern (natürlich) nahezu durchgehend nur die guten Werksübertaktungen erhalten haben. Wenigsten war anhand der Frage, ob ein extra PCI-Express-Stromstecker verbaut ist oder nicht, noch halbwegs gut zu erkennen, welches Herstellerdesign nun mit höherem Power-Limit antrat – und welches nicht (die allerwenigsten). Als zusätzliches Leckerli kam dann noch die Frage hinzu, ob die Speichermenge – 2 GB oder 4 GB – eine Rolle spielen sollte. Hierbei gilt der Punkt zu bedenken, das viele Hardwaretester für alle Grafikkartentests ihre standardmäßigen Benchmark-Sets abspulen, welche eher auf HighEnd-Grafikkarten ausgelegt und daher heutzutage auf Grafikkarten mit nur 2 GB Speicher kaum noch vernünftig bzw. ohne Einbußen laufen – selbst nur unter FullHD, was sowieso das Maximum für die Radeon RX 460 darstellt.
Normalerweise sollte man sich natürlich immer auf das Referenzdesign und damit bei der Radeon RX 460 auf die Speichermenge von 2 GB konzentrieren – was wir in diesem Fall allerdings nicht so handhaben wollen. Denn mit dieser Speichermenge verliert die Grafikkarte schon bemerkbar an Performance selbst nur unter der FullHD-Auflösung, gut zu sehen an den Benchmarks der ComputerBase und von Hardwareluxx, wo beide Speichermengen im Test standen: Bei der ComputerBase ergab sich zwischen 2-GB- und 4-GB-Modell samt einem real um +6,5% höheren Chiptakt eine Performance-Differenz von immerhin +18,8%, bei Hardwareluxx lagen zwischen 2-GB- und 4-GB-Modell bei einem real um +3,2% höheren Chiptakt auch noch +8,7% Performance-Differenz, um welche das 4-GB-Modell schneller lief. Taktratennormiert liegt die Differenz bei ca. +12% bzw. +6%, wobei letztgenannter Wert durch Testsettings mit reduzierter Grafikqualität niedriger als regulär ausfällt. Grob kann man daher von ~10% ausgehen, welche gleichgetaktete Radeon RX 460 Karten allein durch den Wechsel von 2 GB auf 4 GB Speicherbestückung gewinnen. Für durchschnittliche Frameraten rein unter der FullHD-Auflösung ist dies schon sehr viel – die 2-GB-Karte dürfte demzufolge unter FullHD schon massiv an arg schwankenden Frameraten bzw. heftigen Frameratendrops und Nachladerucklern leiden.
Daher müssen wir konstatieren, das selbst bei diesen Einsteiger-Grafikkarten von der 2-GB-Ausführung heutzutage nur streng abgeraten werden kann – zumindest bei AMD. Denn die nVidia-Grafikkarten konnten unter denselben Bedingung in verschiedenen Tests zeigen, das jenen die geringe Speichermenge von nur 2 GB weit weniger etwas ausmacht als den AMD-Grafikkarten. Zwar werden auch GeForce GTX 750 Ti, 950 und 960 heutzutage schon durch nur 2 GB Speicher gehandicapt, aber es kommt bei diesen viel weniger als eine gleich 10%ige Performance-Differenz heraus – in manchen Tests gab es faktisch keinen spürbaren Einfluß der Speichermenge bei nVidia-Grafikkarten zu beobachten. Nichtsdestotrotz gilt auch für diese Karten: Die Zeiten von 2 GB Grafikkartenspeicher sind selbst im Einsteiger-Bereich abgelaufen, für einen Neukauf zählen daher nur noch Modelle mit gleich 4 GB Speicher. Wir haben demzufolge versucht, bei diesen Grafikkarten, wo jene Speichermenge zur Verfügung steht (GeForce GTX 960, Radeon R7 370 und natürlich die Radeon RX 460) auf diese Speichermenge zu normieren und bilden auch unseren Performance-Index nur noch für diese Speichermenge ab.
FullHD | 750Ti | 950 | 960 | 1060 | 370 | 380 | RX460 | RX480 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
default Speicherausstattung | 2GB | 2GB | 2GB | 6GB | 2GB | 2GB | 2GB | 8GB |
ComputerBase (24 Tests) |
Gigabyte RX 460 WindForce OC 2GB, ≤1212 MHz, Power-Limit wohl nominell (kein extra Stromstecker), real anliegender Takt Ø 1174 MHz | |||||||
- | 115,8% | 145,2% (4GB) | 254,8% | 115,4% (4GB) | 159,3% (4GB) | 100% | 241,7% | |
ComputerBase (24 Tests) |
Sapphire RX 460 Nitro OC 4GB, ≤1250 MHz, Power-Limit definitiv erhöht (extra Stromstecker), real anliegender Takt Ø 1250 MHz | |||||||
- | 97,4% | 122,1% (4GB) | 214,4% | 97,0% (4GB) | 133,9% (4GB) | 100% (4GB) | 203,3% | |
Hardwareluxx (9 Tests) |
Gigabyte RX 460 WindForce OC 2GB, ≤1212 MHz, Power-Limit wohl nominell (kein extra Stromstecker), real anliegender Takt Ø 1212 MHz (Lüfter wegen Fehler in der Lüftersteuerung dauerhaft auf 4000 U/min), Testsettings mit reduzierter Grafikqualität | |||||||
83,9% | - | 118,8% | 208,1% | 102,6% | 143,2% (4GB) | 100% | 201,8% | |
Hardwareluxx (9 Tests) |
Sapphire RX 460 Nitro OC 4GB, ≤1250 MHz, Power-Limit definitiv erhöht (extra Stromstecker), real anliegender Takt Ø 1250 MHz, Testsettings mit reduzierter Grafikqualität | |||||||
77,2% | - | 109,3% | 192,5% | 94,5% | 132,5% (4GB) | 100% (4GB) | 186,7% | |
Notebookcheck (27 Tests) |
XFX RX 460 Double Dissipation 4GB, ≤1220 MHz, Power-Limit definitiv erhöht (extra Stromstecker), real anliegender Takt 1200-1211 MHz | |||||||
- | - | ~131% (4GB) | 223,4% | 90,6% (4GB) | - | 100% (4GB) | 205,2% | |
PC Games Hardware (9 Tests) |
Asus RX 460 Strix OC 4GB, ≤1256 MHz, Power-Limit definitiv erhöht (extra Stromstecker), für die Benchmarks auf ≤1200 MHz umgetaktet | |||||||
- | 111,8% | 127,1% | 243,0% | - | - | 100% (4GB) | 219,4% | |
TweakPC (23 Tests) |
XFX RX 460 Double Dissipation 4GB, ≤1220 MHz, Power-Limit definitiv erhöht (extra Stromstecker), real anliegender Takt ~1220 MHz | |||||||
80,6% | ~108% | ~127% | 229,1% | ~101% | ~150% (4GB) | 100% (4GB) | 209,8% | |
Guru3D (11 Tests) |
Asus RX 460 Strix OC 4GB, ≤1256 MHz, Power-Limit definitiv erhöht (extra Stromstecker), real anliegender Takt ? | |||||||
- | 89,2% | 108,4% | 216,5% | 88,4% (4GB) | 125,9% | 100% (4GB) | 201,9% | |
Hardware Unboxed (12 Tests) |
Sapphire RX 460 Nitro OC 4GB, ≤1250 MHz, Power-Limit definitiv erhöht (extra Stromstecker), für die Benchmarks auf ≤1200 MHz umgetaktet, Testsettings mit reduzierter Grafikqualität | |||||||
71,5% | 99,7% | 120,7% | 195,7% | 96,7% (4GB) | 143,0% (4GB) | 100% (4GB) | 187,3% | |
PCGamesN (6 Tests) |
Asus RX 460 Strix OC 4GB, ≤1256 MHz, Power-Limit definitiv erhöht (extra Stromstecker), real anliegender Takt ? | |||||||
- | - | - | 211,1% | - | - | 100% (4GB) | 198,7% | |
TechPowerUp (15 Tests) |
Asus RX 460 Strix OC 4GB, ≤1256 MHz, Power-Limit definitiv erhöht (extra Stromstecker), real anliegender Takt ? | |||||||
- | 100% | 119% | 230% | 95% | 129% | 100% (4GB) | 207% | |
TechSpot (8 Tests) |
Sapphire RX 460 Nitro OC 4GB, ≤1250 MHz, Power-Limit definitiv erhöht (extra Stromstecker), für die Benchmarks auf ≤1200 MHz umgetaktet | |||||||
- | 96,8% | 117,7% (4GB) | 206,6% | 87,4% | 133,0% (4GB) | 100% (4GB) | 195,0% | |
Benchmark.pl (7 Tests) |
Asus RX 460 Strix OC 4GB, ≤1256 MHz, Power-Limit definitiv erhöht (extra Stromstecker), für die Benchmarks auf ≤1200 MHz umgetaktet, Testsettings mit reduzierter Grafikqualität | |||||||
64,4% | 101,7% | 114,2% (4GB) | - | - | 123,3% (4GB) | 100% (4GB) | - | |
PurePC (9 Tests) |
Gigabyte RX 460 WindForce OC 2GB, ≤1212 MHz, Power-Limit wohl nominell (kein extra Stromstecker), real anliegender Takt ?, Testsettings mit reduzierter Grafikqualität | |||||||
~83% | ~113% | ~133% | 235,5% | 108,1% | 154,4% | 100% | - | |
Hardware.info (10 Tests) |
Asus RX 460 Strix OC 4GB, ≤1256 MHz, Power-Limit definitiv erhöht (extra Stromstecker), real anliegender Takt ?, Testsettings mit reduzierter Grafikqualität | |||||||
78,1% | 113,2% | 127,0% | - | 97,1% (4GB) | - | 100% (4GB) | - |
Trotzdem gehen die Benchmarks wild durcheinander – ein Dank an alle Werksübertaktungen samt (deutlich) abweichenden Power-Limits und natürlich den verschiedenen Speichermengen. Manche Tests versuchten sich zudem an Testsettings mit reduzierter Grafikqualität, was eigentlich sehr gut zum Einsteiger-Level der Radeon RX 460 passt – aber davon waren am Ende zu wenige Benchmarks vorhanden, um sich allein darauf konzentrieren zu können. Nach der Interpolation der Lücken in den Benchmark-Ergebnissen, einer Normierung auf Benchmark-Ergebnisse mit gleich 4 GB Grafikkartenspeicher, dem Versuch, den Effekt der Werksübertaktung der meisten Testergebnisse zur Radeon RX 460 halbwegs korrekt herauszurechnen, sowie einer Gewichtung hin zu jenen Hardwaretests mit besonders vielen benutzten Spieletiteln ergibt sich letztlich folgendes insgesamtes Performancebild zur referenzmäßigen Radeon RX 460 mit 4 GB Speicher:
750Ti | 950 | 960 | 1060 | 370 | 380 | RX460 | RX480 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
erreichte FullHD-Performance | 75,7% | 105,6% | 127,2% | 223,4% | 99,3% | 140,2% | 100% | 208,3% |
(bezogen auf Speichermenge) | 2GB | 2GB | 4GB | 6GB | 4GB | 4GB | 4GB | 4GB |
FullHD Performance-Index | 210% | 290% | 340% | 590% | 260% | 370% | 260% | 550% |
Die Radeon RX 460 erreicht also letztendlich ziemlich exakt dasselbe Performance-Level wie eine Radeon R7 370 – und erhält somit auch deren FullHD Performance-Index von 260%, welcher wie gesagt ausschließlich unter Betrachtung der Speichermenge von 4 GB gilt. In vielen Test lief die Radeon RX 460 zwar schneller als die Radeon R7 370, aber dies ist ein Effekt der bei fast allen Hardwaretests angesetzten Werksübertaktungen mit zudem stark nach oben gedrehten Power-Limits. Aber auch normiert auf eine referenzmäßige Performance ist das Ergebnis anständig und sogar leicht oberhalb der letzten Erwartungen, welche (aufgrund diverser Vorabtests) von einem Performance-Index bei ~230-250% ausgingen. Mit der Radeon RX 460 bietet AMD ergo knapp so viel Performance wie bei der originalen Radeon HD 7870 (Perf.Index 270%) von anno 2012 – wobei jene Karte seinerzeit eine ganze Stufe höher im Angebotsportfolio stand, auch ausgedrückt durch deren Listenpreis von 349 Dollar.
Die Radeon RX 460 kommt hingehen nunmehr mit einem Listenpreis von 109 Dollar daher – und selbst wenn die empfehlenswerten 4-GB-Versionen ihren Mehrpreis haben, so ist in diesem Fall doch wirklich einmal der Anspruch an eine neue Fertigungstechnologie erfüllt, gleichwertige Performance für den halben Preis zu bekommen. Dennoch ist preislich noch nicht alles perfekt bei der Radeon RX 460: Die wie gesagt unbedingt zu empfehlenden 4-GB-Versionen kosten real dann doch gleich 140-160 Euro, was einigermaßen vom Listenpreis weg ist – und dann schon wieder fast den halben Weg zur Radeon RX 470 zurücklegt. Jene Karte legt in der aktuellen Situation locker und leicht ein Performanceplus von +85% für einen Mehrpreis von nur +53% vor – da fällt es schwer, die Radeon RX 460 uneingeschränkt im Einsteigersegment empfehlen zu können. An dieser Stelle müssen die Straßenpreise der 4-GB-Versionen der Radeon RX 460 noch um ein paar Euro herunter, muß diese Kartenausführung klarer von der 150-Euro-Marke (nach unten hin) wegkommen.
alte 28nm Mainstream/Midrange-Lösungen | Preislage | neue 14/16nm Mainstream-Lösungen |
---|---|---|
220-240 Euro | Radeon RX 470 4GB (Perf.Index 480%) | |
Radeon R9 380X 4GB (Perf.Index 400%) | 190-230 Euro | |
GeForce GTX 960 4GB (Perf.Index 340%) | 190-220 Euro | |
Radeon R9 380 4GB (Perf.Index 370%) | 180-210 Euro | |
Radeon R7 370 4GB (Perf.Index 260%) | 140-180 Euro | |
140-160 Euro | Radeon RX 460 4GB (Perf.Index 260%) | |
GeForce GTX 750 Ti 4GB (Perf.Index 210%) | 130-160 Euro |
Sollte dies eines Tages passieren – und mit einer besseren Verfügbarkeit und dem Auftauchen von mehr referenzmäßigen 4-GB-Modellen erscheint dies als gut möglich – dann sollte sich die Radeon RX 460 letztlich als die Einsteiger-Lösung der 14/16nm-Generation darstellen können. Sicherlich wird nVidia hierzu eines Tages ein Gegenangebot auflegen, aber für den Moment hat AMD dieses Einsteiger-Segment für sich allein. Von allen aktuellen Gegenangeboten nVidias in Form der nominell sogar schnelleren GeForce GTX 950 und 960 kann aufgrund deren Speicherbestückung von nur 2 GB auf Basis der mit dieser Launch-Analyse ausgewerteten Benchmarks nur dringend abgeraten werden. Selbst wenn nVidia-Grafikkarten durch den kleineren Speicher derzeit weit weniger verlieren als AMD-Grafikkarten, werden 2-GB-Karten (egal des Herstellers) in Zukunft immer mehr Schwierigkeiten haben bzw. mit Einschränkungen leben müssen – und sind damit für Neukäufe faktisch tabu.
nVidia schlägt sich an dieser Stelle ein wenig selbst durch den Umstand, das die als Kontrahent zur Radeon RX 460 durchaus passende GeForce GTX 950 ausschließlich als 2-GB-Version erhältlich ist. Die GeForce GTX 960, welche es auch mit 4 GB gibt, ist dagegen naturgemäß zu teuer, um sich mit der Radeon RX 460 anzulegen – und die GeForce GTX 750 Ti, welche es ebenfalls vereinzelt mit 4 GB gibt, natürlich generell zu leistungsschwach. Damit bleibt dem Einstiegs-Käufer derzeit faktisch gar keine andere Wahl, als zur Radeon RX 460 (in deren 4-GB-Ausführung) zu greifen. Selbst kleinere Makel, wie das die Karte ohne extra PCI-Express-Stromstecker faktisch nicht zum Übertakten geeignet ist und mit extra PCI-Express-Stromstecker auf rund 91 Watt Spiele-Stromverbrauch nicht mehr wirklich sparsam herüberkommt, können an dieser Einschätzung nichts ändern.
|