Leider hat AMD kaum etwas am Frontend verändert – es gibt weiterhin nur zwei Rasterizer (eingeführt mit dem RV970/Cayman-Chip), während nVidia zumindest im HighEnd-Bereich hier schon weiter ist, die Grafikchips GF100 und GF110 bieten jeweils vier Rasterizer. Allerdings hat AMD zumindest die Tesselations-Einheiten verbessert – nicht in dem Maße wie bei nVidia, aber nun in dieser Form konkurrenzfähig, als daß die Tesselations-Power der Radeon HD 7970 reale Spiele nicht mehr ausbremsen kann. Unter speziellen Tesselations-Benchmarks zeigt sich aber weiterhin der Vorteil der nVidia-Lösungen bei der Tesselations-Power (siehe hierzu die Ausführungen der ComputerBase).
Der R1000/Tahiti-Chip unterstützt erstmals DirectX 11.1, wobei die konkreten Änderungen und Vorteile dieses Schnittstellen-Updates derzeit noch nicht zum tragen können können, da Microsoft DirectX 11.1 erst mit dem Release von Windows 8 im Sommer/Herbst 2012 veröffentlichen wird. DirectX 11.1 wird dann voraussichtlich auch für Windows Vista & 7 zur Verfügung stehen, vorher wird es aber halt kaum Spiele-Umsetzungen dieses Featuresets geben können. So wie es ausschaut, beinhaltet DirectX 11.1 sowieso kaum bedeutsame der eigentlichen Grafikberechnung zuträgliche Features, sondern dreht sich primär um einen einheitlichen Ansatz für stereoskopisches 3D.
Die Fähigkeit des R1000/Tahiti-Chips zu PCI Express 3.0 ist dagegen derzeit schon mit Sandy Bridge E sowie auch einigen entsprechend ausgerüsteten Z68-Mainboards für Sandy Bridge nutzbar. Allerdings bringt die Verdopplung der PCI-Express-Bandbreite derzeit gar nichts an realer Mehrperformance, da diese im Betrieb einzelner Grafikkarten einfach nicht limitiert. Minimale Verbesserungen könnte es im Zweikarten-Betrieb geben, eventuell interessante Zuwächse dann beim gleichzeitigen Betrieb von drei oder vier Grafikkarten. Für den Normalanwender wird PCI Express 3.0 noch lange keinen Vorteil zeigen und es ist daher derzeit kein Nachteil, die Radeon HD 7970 auf einem Mainboard mit "nur" PCI Express 2.0 zu betreiben.
Gern werden mit einer neuen Grafikchip-Architektur auch grundlegende Verbesserungen an der Bildqualität bzw. den bildqualitätsverbessernden Maßnahmen wie dem anisotropen Filter oder den verschiedenen Spielarten von Anti-Aliasing geboten. AMDs R1000/Tahiti-Chip bzw. die GCN-Architektur sind diesbezüglich allerdings eine klare Enttäuschung, denn bis auf den Fix eines Hardware-Fehlers beim anisotropen Filters ergibt sich in dieser gerade für HighEnd-Käufer wichtigen Frage keinerlei Fortschritt. Dies ist um so bedeutsamer, als daß AMD damit nVidia eine riesige Tür offenläßt, um selbst mit bei der Performance leicht zurückhängenden Beschleunigern einfach durch das Vorhandensein von mehr Auswahl bei den Anti-Aliasing-Modi im Enthusiasten-Segment deutlich punkten zu können.
Gerade bei immer schnelleren Grafikkarten ohne dem Vorhandensein einer breiten Masse an Spielen, welche diese brachiale Rechenkraft auch ausnutzen können, wird es immer bedeutsamer, Möglichkeiten zu bieten, diese Rechenkraft sinnvoll in Bildqualität umzuwandeln. Es ist arg unverständlich, weshalb AMD gerade beim Thema Supersampling Anti-Aliasing nicht endlich mehr bietet als ein alleiniges Supersampling unter DirectX 9, während bei nVidia schon mit der "alten" 40nm-Generation Supersampling auch unter DirectX 10/11 und vor allem interessante Misch-Modi aus Supersampling und Multisampling Anti-Aliasing verfügbar sind.
So bleibt als einzige Änderung an der Bildqualität wie gesagt der Fix des Hardware-Problems früherer Radeon-Grafikkarten beim anisotropen Filter, wo bei AMD teilweise die falschen AF-Samples verrechnet wurden, was in einer zusätzlichen Flimmerneigung resultierte. AMD hat dieses Problem beim R1000/Tahiti-Chip (und allen nachfolgenden Southern-Islands-Chips) wie gesagt in Hardware gefixt und zeigt damit in der Praxis grob dieselbe Qualität und Flimmerneigung des anisotropen Filters wie nVidia. Wie auch schon bei nVidia spielt es zumindest auf den HighEnd-Grafikkarten inzwischen keine Rolle mehr, ob man die "Quality"- oder die "HighQuality"-Einstellung beim anisotropen Filter benutzt, der Performanceunterschied ist mit rund einem Prozent marginal.
Bezüglich der Stromaufnahme der Radeon HD 7970 ist viel über die angebliche Idle-Power von unter 3 Watt geschrieben worden, welche allerdings seitens AMD arg mißverständlich angegeben wurde: Darunter verbirgt sich nicht der Stromverbrauchswert des normalen Idle-Betriebs, sondern der Stromverbrauchswert, wenn die Karte regelrecht abgeschaltet wird. Dies passiert, wenn sich der Monitor aufgrund einer Stromspar-Einstellung ausschaltet – oder aber bei Karten im CrossFire-Verbund, die nicht an einen eigenen Monitor angeschlossen sind. Primär wird mit dieser "ZeroCore Power Technology" also die Idle-Stromaufnahme bei CrossFire-Konstruktionen verringt, indem nur die erste Grafikkarte in den Idle-Modus geht und alle weiteren Grafikkarten abgeschaltet werden.
Im Vorfeld war hierzu zudem vermutet worden, daß man damit auch die Stromaufnahme im Verbund mit einer integrierten Grafiklösung entsprechend absenken könnte, aufgrund der technischen Ausführung von "ZeroCore Power Technology" erscheint dies allerdings nicht der Fall zu sein. Möglicherweise baut AMD die "ZeroCore Power Technology" später noch einmal aus, um diesen zukünftig immer häufigere Anwendungsfall (aufgrund vieler Prozessoren mit integrierter Grafiklösung) auch mit abzudecken.
Die Idle-Stromaufnahme der Radeon HD 7970 beträgt nun also nicht nur 3 Watt – und fällt mir nur 14 Watt (Messung seitens HT4U) aber dennoch sehr gut aus, andere HighEnd-Lösungen verbrauchen im Idle-Betrieb weit aus mehr Strom (auf einem allerdings allgemein schon gutklassigem Niveau). Der Stromverbrauch unter Spielen konnte zudem auf 211 Watt begrenzt werden, dies ist kaum mehr als bei der Radeon HD 6970 mit 205 Watt unter Spielen – hier schlägt sich die 28nm-Fertigung durch.
Quelle: HT4U | Idle | MultiMonitoring | Spiele | FurMark |
---|---|---|---|---|
Radeon HD 6970 | 22W | 66W | 205W | 267W |
Radeon HD 6990 | 37W | ? | 331W | ? |
Radeon HD 7970 | 14W | 49W | 211W | 296W |
GeForce GTX 570 | 24W | 70W | 199W | 247W |
GeForce GTX 580 | 31W | 92W | 238W | 318W |
GeForce GTX 590 | 52W | ? | 358W | ? |
Leider nicht so gut ausgefallen ist die Gerauschkulisse, welche der Referenzkühler der Radeon HD 7970 laut einhelliger Meinung der heutigen Testberichte abgibt: Im Idle-Zustand ist die Karte trotz der wirklich niedrigen Verlustleistung nicht komplett silent und im Spiele-Betrieb ist der Lüfter doch klar zu hören, wenn es auch noch um einiges davon entfernt ist, unschön zu werden (siehe hierzu die MP3-Hörproben der ComputerBase). Natürlich ist das wieder eine subjektive Grenze – wer da nicht so empfindlich ist, der kann eventuell über diesen Schönheitsfehler hinwegsehen. Allen anderen sei empfohlen, auf die Herstellerkarten mit anderen Kühlkonstruktionen zu warten, welche sicherlich bessere Lösungen bieten werden als dieses Referenzdesign aufzeigt.
Womit wir uns endlich dem Thema der (unabhängigen) Performancemessungen nähern, welche natürlich der Hauptzweck der heutigen Launch-Tests darstellt. AMD hat mit seinen Präsentationsfolien zur Radeon HD 7970 die Maßlatte diesbezüglich ziemlich hoch gelegt, so wurde seitens AMD eine Radeon HD 7970 als im Schnitt um 47 Prozent schneller als eine GeForce GTX 580 vermessen. In der Praxis dürfte es weniger werden, zudem könnte auch ein gewisser Unterschied zwischen den Auflösungen 1920x1200 und 2560x1600 herauskommen, da die AMD-Karte durch ihre gleich 3 GB Grafikkartenspeicher natürlich besonders für hohe Auflösungen prädestiniert ist.
Dies mag prinzipiell zutreffen, aber in der Realität von Standardtests kommt dies natürlich kaum zum tragen. Dort zeigen sich dann deutlich geringere Performancegewinne gegenüber den anderen HighEnd-Grafikkarten – im Mittel der heutigen Tests läßt sich die Radeon HD 7970 auf einen Zugewinn von 35 bis 40 Prozent gegenüber der Radeon HD 6970 und von 20 bis 30 Prozent gegenüber der GeForce GTX 580 einschätzen. In jedem Fall wird damit das Performanceniveau der DualChip-Lösungen Radeon HD 6990 und GeForce GTX 590 nicht erreicht, sondern um ca. 20 Prozent verfehlt.
Quelle: ComputerBase | 7970 vs. 6970 | 7970 vs. GTX580 | 7970 vs. 6990 | 7970 vs. GTX590 |
---|---|---|---|---|
1920x1080 4xAA | +35,9% (-26,4%) | +21,4% (-17,6%) | -11,4% (+12,8%) | -17,6% (+21,4%) |
2560x1600 4xAA | +42,1% (-29,6%) | +32,6% (-24,6%) | -7,5% (+8,1%) | -12,7% (+14,5%) |
benutzte Treiberversionen: Radeon HD 7970 @ Launchtreiber, Radeon HD 6970 & 6990 @ Catalyst 11.11c, GeForce GTX 580 & 590 @ 290.36 |
Quelle: Hardware Canucks | 7970 vs. 6970 | 7970 vs. GTX580 | 7970 vs. 6990 | 7970 vs. GTX590 |
---|---|---|---|---|
1920x1200 4xAA | +38,4% (-27,7%) | +23,8% (-19,2%) | -17,3% (+20,9%) | -14,9% (+17,6%) |
2560x1600 4xAA | +40,7% (-28,9%) | +29,5% (-22,8%) | -18,9% (+23,3%) | -15,0% (+17,6%) |
2560x1600 8xAA | +40,0% (-28,6%) | +24,2% (-19,5%) | -22,4% (+28,9%) | -18,4% (+22,5%) |
benutzte Treiberversionen: Radeon HD 7970 @ Launchtreiber, Radeon HD 6970 & 6990 @ Catalyst 11.12, GeForce GTX 580 & 590 @ 285.62 |
Quelle: HT4U | 7970 vs. 6970 | 7970 vs. GTX580 | 7970 vs. 6990 | 7970 vs. GTX590 |
---|---|---|---|---|
1920x1200 4xAA | +33,0% (-24,8%) | +15,8% (-13,6%) | -12,5% (+14,3%) | -15,8% (+18,8%) |
2560x1600 4xAA | +34,8% (-25,8%) | +21,4% (-17,7%) | -16,5% (+19,8%) | -15,9% (+18,8%) |
benutzte Treiberversionen: Radeon HD 7970 @ Launchtreiber, Radeon HD 6970 & 6990 @ Catalyst 11.11, GeForce GTX 580 & 590 @ 285.88 Beta |
Quelle: PC Games Hardware | 7970 vs. 6970 | 7970 vs. GTX580 | ||
---|---|---|---|---|
1920x1080 4x/8xSGSSAA | +24,8% (-19,9%) | +34,9% (-25,9%) | ||
benutzte Treiberversionen: Radeon HD 7970, Radeon HD 6970 & 6990 @ Launchtreiber, GeForce GTX 580 & 590 @ 290.36 Beta |
Quelle: TechPowerUp | 7970 vs. 6970 | 7970 vs. GTX580 | 7970 vs. 6990 | 7970 vs. GTX590 |
---|---|---|---|---|
1920x1200 4xAA | +29,9% (-23,0%) | +11,1% (-10,0%) | -14,5% (+17,0%) | -18,0% (+22,0%) |
2560x1600 4xAA | +37,0% (-27,0%) | +17,7% (-15,0%) | -13,8% (+16,0%) | -17,4% (+21,0%) |
benutzte Treiberversionen: Radeon HD 7970 @ Launchtreiber, Radeon HD 6970 & 6990 @ Catalyst 11.12, GeForce GTX 580 & 590 @ 285.62 |
Damit performt die Radeon HD 7970 leider auch etwas unterhalb der sowieso schon zurückgeschraubten Erwartungen: 35 bis 40 Prozent Zugewinn gegenüber der Radeon HD 6970 sind nicht verkehrt und in jedem Fall ein klarer Sprung (gegenüber dieser AMD-Lösung), aber dennoch etwas wenig für eine neue Fertigungstechnologie mit deren (nominell) gewaltigen Möglichkeiten. AMD nutzt diese Möglichkeiten wie anfangs erläutert nicht ganz aus: Die etwas kleinere Chipfläche wie auch der Wechsel zur voluminöseren GCN-Architektur kostet Transistoren, welche man ansonsten für weitere Recheneinheiten hätte verbraten können.
So muß sich AMD damit zufriedengeben, die GeForce GTX 580 mit einer vernünftigen Performancedifferenz überrundet zu haben – eine Performancedifferenz, welche aber von der bekannt taktfreudigen nVidia-Karte durch Overclocking auch wieder egalisiert werden kann. Positiv ist in diesem Zusammenhang, daß sich auch die Radeon HD 7970 ebenfalls ganz gut übertakten läßt, besser als bei früheren HighEnd-Grafikkarten von AMD. Dies ändert jedoch nichts an dem Urteil, daß Nutzer einer GeForce GTX 580 aufgrund des mit einigem Abstand betrachtet eher kleinem Performanceabstand keinerlei Wechselabsichten verspüren dürften – selbst jene Nutzer nicht, denen sonst immer nur das Beste gut genug ist. Hier spielt natürlich auch mit hinein, daß die Radeon HD 7970 keinerlei Innovationen im Bildqualitäts-Bereich bietet und Bildqualitäts-Fetischten mit den vielfältigen Möglichkeiten der nVidia-Karten nach wie vor besser bedient werden.
Selbst die allermeisten Nutzer einer Radeon HD 6970 dürften sich kaum genötigt fühlen, für eine Mehrperformance der Radeon HD 7970 von 35 bis 40 Prozent runde 500 Euro zu löhnen. Der Sprung, den AMD mit der Radeon HD 7970 hingelegt hat, ist einfach zu mittelprächtig, um aktuelle HighEnd-Nutzer zu begeistern – interessant kann die Radeon HD 7970 zu diesem Preispunkt nur für die Nutzer einer früheren HighEnd-Lösung oder aber für die Nutzer einer aktuellen Performance-Grafikkarte sein, weil nur diese mit der Radeon HD 7970 für ihren (hohen) montären Einsatz auch richtig Mehrperformance sehen.
Unsererseits geht die Empfehlung aber eher in die Richtung "Abwarten": Angesichts des hohen aufgerufenen Preispunkts von 500 Euro ist das Preis/Leistungsverhältnis der Radeon HD 7970 sagenhaft schlecht – nicht ungewöhnlich für absolute Top-Modelle, aber in dieser drastischen Form dennoch ungewöhnlich stark ausgeprägt. Und zum anderen sind größere Preisspielräume nach unten hin zu sehen, wenn die Karte einmal fest im Markt etabliert ist und wenn dann auch noch Konkurrenz in Form der 28nm-Grafikchips von nVidia auftaucht. Mittelfristig ist die Radeon HD 7970 bei 400 Euro zu sehen, demzufolge dürfte der frühe Käufer bei dieser Karte wohl einen hohen Launchpreis-Aufschlag zahlen.