Es lohnt sich also nicht, auf Risiko ein teures Miner-System hinzustellen und darauf zu hoffen, daß entweder die Schwierigkeits-Zunahme unerwartet gering ausfallen (sehr unwahrscheinlich vor allem mittel- und langfristig) oder aber der Bitcoin-Kurs überaus steil nach oben gehen sollte (dann bräuchte man kein Mining-System, sondern kauft spekulativ fertige Bitcoins bei einem der Bitcoin-Händler). Dieser Zahn muß hiermit allen Bitcoin-Usern und -Interessanten gezogen werden: Mit extra Bitcoin-PCs und der Berechnung von Bitcoins mittels Grafikkarten ist in der Realität aller Bedingungen keineswegs Gewinn zu machen, selbst nicht mit idealen Strompreisen. Man hat keine Gewinnaussicht, sondern vielmehr eine klare Verlustaussicht.
Nur um das Problem der Zunahme der Bitcoin-Schwierigkeit durch ein Beispiel besser zu illustrieren: Eine Triple Radeon HD 6990 erzielt unter jetzigen Bedingungen Einnahmen (nicht Gewinne) von 8748 Dollar in zwei Jahren, sofern die Bitcoin-Schwierigkeit eben nicht steigt. Gibt es dagegen eine Zunahme der Bitcoin-Schwierigkeit um 37 Prozent pro Monat, brechen die Einnahmen auf nur noch 1138 Dollar (!) in diesen zwei Jahren zusammen, im letzten Monat dieses Zeitraums sind es gerade noch einmal 22 US-Cent Einnahmen. Selbst bei einer nur 10prozentigen Zunahme der Bitcoin-Schwierigkeit pro Monat liegen die Einnahmen des letzten Monats dieser zwei Jahre nur noch bei 39 Dollar – dies ist selbst zu wenig, um nur allein die reinen Stromkosten (bei 8 US-Cent/kWh sind dies 64 Dollar) decken zu können.
Das grundlegende Problem eines reinen Mining-Systems ist also, daß durch die Zunahme der Bitcoin-Schwierigkeit die Einnahmen in rasanter Geschwindigkeit nach unten gehen und bei normaler Schwierigkeits-Zunahme schon nach nur wenigen Monaten der Punkt erreicht ist, wo die Einnahmen nicht einmal mehr die reinen Stromkosten decken. Die Kosten für die Hardware eines Mining-Systems müssten sich also schon in wenigen Monaten amortisieren, was angesichts der aktuellen Bitcoin-Preise eine Illusion darstellt. Im Fall der Triple Radeon HD 6990 und bei einer Zunahme der Bitcoin-Schwierigkeit um 37 Prozent pro Monat ist schon nach sechs Monaten dieser Punkt erreicht – und innerhalb dieser Zeitspanne sind einfach nicht genug Einnahmen erwirtschaftbar, um die hohen Hardware-Kosten dieses Systems zu refinanzieren.
Demzufolge geht die zweite Idee dieses Artikels in die Richtung der Bitcoin-Zweitverwendung eines normalen Home-PCs. Hierbei fallen keine extra Hardware-Kosten an, weil einfach das bestehende System zum Bitcoin-Minern benutzt wird und somit nur zusätzliche Stromkosten erzeugt werden. Unsere Beispielrechnung geht dabei von einem PC aus, welcher normalerweise 6 Stunden am Tag läuft (2 Stunden Spieleeinsatz). Zusätzlich betraut mit Bitcoin-Mining läuft der PC dann 24 Stunden durch, wobei der normale Arbeitsfluß nicht unterbrochen werden soll – die 2 Stunden Spieleeinsatz bleiben also, geminert wird in der Restzeit (22 Stunden am Tag). Kostenmäßig angerechnet wird dann natürlich nur der zusätzliche Stromverbrauch durch die längere Laufzeit.
Gemäß der Erfahrung mit den reinen Miner-Systemen sowie dem Punkt, daß die Einnahmen durch die Zunahme der Bitcoin-Schwierigkeit schnell auf einen Punkt herunterfallen, wo sie die Stromkosten nicht mehr decken, werden wir die nachfolgende Beispielrechnung nur noch für ganz kurze, überschaubare Zeiträume auslegen: Ein Monat, drei Monate und sechs Monate. Ebenfalls gleich mit eingerechnet wurde eine Zunahme der Bitcoin-Schwierigkeit um 37 Prozent pro Monat, weitere Hochrechnungen mit anderen Zunahmeraten folgen dann nach. Die nachfolgende Beispielrechnung bezieht sich auf übliche deutsche Strompreise (21 bis 25 Eurocent/kWh) sowie zum Vergleich den niedrigsten US-Strompreis (8 US-Cent/kWh):
Radeon HD 5770/6770 | Radeon HD 5850 | Radeon HD 5970 | Radeon HD 6950@6970 | Radeon HD 6990 | |
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normaler Home-Rechner mit zusätzlicher Bitcoin-Aufgabe; keine Anrechnung der Hardware-Kosten; Anrechnung der Stromkosten für die zusätzliche Systemlaufzeit (24h anstatt sonst 6h) und für die zusätzliche Lastzeit der Grafikkarte (22h); Strompreise: 8 US-Cent/kWh bis 25 Eurocent/kWh; Bitcoin: 11 Dollar; Euro/Dollar: 1,42; Bitcoin-Schwierigkeit: 1888787; mit Einrechnung der Zunahme der Bitcoin-Schwierigkeit (37 Prozent pro Monat) | |||||
mhash/s | 195,0 | 230,0 | 514,3 | 360 | 681,9 |
Stromverbrauch | 170W | 220W | 361W | 310W | 420W |
Einnahmen/1Monat | 27$ | 32$ | 71$ | 50$ | 94$ |
Einnahmen/3Monate | 61$ | 72$ | 160$ | 112$ | 213$ |
Einnahmen/6Monate | 86$ | 100$ | 223$ | 156$ | 295$ |
Gewinn/1Monat (25 Eurocent/kWh) |
-7€ | -12€ | -7€ | -14€ | -1€ |
Gewinn/3Monate (25 Eurocent/kWh) |
-35€ | -52€ | -58€ | -68€ | -51€ |
Gewinn/6Monate (25 Eurocent/kWh) |
-95€ | -134€ | -185€ | -185€ | -194€ |
Gewinn/1Monat (23 Eurocent/kWh) |
-5€ | -9€ | -2€ | -10€ | 5€ |
Gewinn/3Monate (23 Eurocent/kWh) |
-28€ | -44€ | -44€ | -56€ | -35€ |
Gewinn/6Monate (23 Eurocent/kWh) |
-83€ | -118€ | -158€ | -161€ | -162€ |
Gewinn/1Monat (21 Eurocent/kWh) |
-3€ | -6€ | 2€ | -6€ | 10€ |
Gewinn/3Monate (21 Eurocent/kWh) |
-22€ | -35€ | -31€ | -45€ | -19€ |
Gewinn/6Monate (21 Eurocent/kWh) |
-71€ | -102€ | -130€ | -137€ | -130€ |
Gewinn/1Monat (8 US-Cent/kWh) |
13€ (19$) | 15€ (21$) | 37€ (53$) | 24€ (34$) | 51€ (73$) |
Gewinn/3Monate (8 US-Cent/kWh) |
25€ (36$) | 27€ (39$) | 74€ (106$) | 46€ (65$) | 104€ (148$) |
Gewinn/6Monate (8 US-Cent/kWh) |
25€ (35$) | 24€ (34$) | 80€ (113$) | 43€ (62$) | 117€ (167$) |
Auch hier sehen wir wieder sofort das Problem, daß zu deutschen Strompreisen kein Blumentopf zu gewinnen ist – im ersten Monat können unter Umständen minimale Gewinne erzielt werden, aber durch die steigende Bitcoin-Schwierigkeit dürfte schon im zweiten Monat der Ofen aus sein, von längeren Laufzeiten ganz zu schweigen. Wenn, dann ist Bitcoin-Minern also nur ein sehr kurzfristiger Spaß zu deutschen Strompreisen. Zum günstigsten US-Strompreis von nur 8 US-Cent/kWh kann man dagegen zumindest über drei bis vier Monate Gewinne erzielen, allerdings auch nicht länger – die steigende Bitcoin-Schwierigkeit macht jegliche langfristige Ausrichtung immer wieder zunichte.
Andere Beispielrechnungen mit anderen System-Laufzeiten brachten im übrigen ziemlich gleichlautende Ergebnisse: Wenn beispielsweise das System sowieso rund um die Uhr läuft, sich aber an den 2 Stunden Spieleeinsatz pro Tag nichts ändert, fällt der Strommehraufwand nur so geringfügig ab, daß die Gewinne nur um ca. 5 Prozent steigen. Im maximalen Fall eines rund um die Uhr laufenden Systems ohne jeglichen Spieleeinsatz und damit 24 Stunden Bitcoin-Mining (dafür braucht man dann allerdings keine Gamer-Grafikkarte mehr) würde der Gewinn nur um ca. 15 Prozent steigen. Große Unterschiede lassen sich also im Vergleich zur vorstehenden Beispielrechung nicht mehr erzielen. Gleiches dürfte auch Versuche mit Untervolting etc. zutreffen – dies ergibt vielleicht einen Effekt von 20 Prozent, ändert aber nichts grundlegendes an den Gewinnaussichten.