Grafikkarten-Marktüberblick Oktober 2012 (Seite 2)

Mittwoch, 17. Oktober 2012
 / von Leonidas
 

Durch das Auslaufen der meisten 40nm-Modelle in der letzten Zeit hat sich der Grafikkarten-Marktüberblick zudem auch stark entschlacken lassen, viele sowieso weniger sinnvolle Angebots mussten nunmehr nicht mehr mitgelistet werden. Die jetzt noch aufgeführten 40nm-Modelle dürften zudem demnächst ebenfalls auslaufen, der Blick geht dann schon eher zu den 28nm Refresh-Generationen von AMD und nVidia, welche allerdings frühestens für das erste Quartal 2013 angesetzt sind.

    Unsere subjektiven Empfehlungen für alle Preisbereiche lauten somit:

  • Im DualChip-Bereich gibt es nun endlich auch ein AMD-Angebot, welches sich allerdings nicht gegen die schon länger diesen Bereich dominierende GeForce GTX 690 behaupten kann. AMD liefert mit der Radeon HD 7990 auf ihren Standard-Taktungen von 925/2750 MHz eine allerhöchstens knapp gleiche Performance (unter 1920x1080 4xAA etwas langsamer, unter höheren Settings nähern sich die Karten dann an) zu allerdings einer klar höheren Verlustleistung und ohne jede Verbesserung in der Mikroruckler-Problematik. Die ab Werk übertakteten Ausführungen der Radeon HD 7990 können die GeForce GTX 690 dann zwar schlagen – dies allerdings zu einem höheren Preis und weiterhin ohne echte Mikroruckler-Abwehr. Die GeForce GTX 690 ist hier einfach das viel rundere Produkt – weswegen AMD es wohl vorgezogen hat, die Radeon HD 7990 nicht einmal mit einem offiziellen Launch zu würdigen.
  • Im oberen HighEnd-Bereich bei Preisen ab 340 Euro gibt es vier gute Angebote, als ein wenig in Front liegenden haben sich allerdings die beiden AMD-Lösungen herauskristallisiert: Die Radeon HD 7970 "GHz Edition" bietet für einen klar besseren Preis als die GeForce GTX 680 minimal mehr Performance unter 1920x1080 4xAA, mit zunehmenden Auflösungen und Settings wird dieser AMD-Vorsprung aber größer. Zudem eignet sich die AMD-Karte aufgrund des größeren Speicherinterfaces sowie der gleich 3 GB Speicher generell eher für HighEnd-Anforderungen. Die "normale" Radeon HD 7970 hat dann gegenüber der GeForce GTX 670 zwar keinen besseren Preispunkt mehr, aber die ansonsten gleichen Eigenschaften: Eine etwas höhere Performance unter 1920x1080 4xAA mit der Tendenz zu einem größeren Abstand bei zunehmenden Auflösungen und Settings sowie bauartbedingt die bessere Eignung für typische HighEnd-Anforderungen.
  • Im unteren HighEnd-Bereich bei Preisen von 260 bis 300 Euro ist mit der Radeon HD 7950 "Boost Edition" ebenfalls ein AMD-Angebot aus ähnlichen Gründen als führend anzusehen: Es wird grob der gleiche Preis wie bei der GeForce GTX 660 Ti zu einer klar besseren Performance schon unter 1920x1080 4xAA geboten. Zudem hat die AMD-Karte die Tendenz, unter höheren Auflösungen und Settings dem nVidia-Angebot noch weiter davonzuziehen, und desweiteren entsprechen 384 Bit DDR Speicherinterface und 3 GB Speicher auch eher dem HighEnd-Segment als das nur 192 Bit DDR breite Speicherinterface der GeForce GTX 660 Ti. Die "normale" Radeon HD 7950 ist dagegen geschlagen, da nicht mehr wirklich günstiger als die Boost-Edition angeboten, während die Abverkaufsangebote zur GeForce GTX 580 sich zwar wacker halten, aber dennoch keine größere Überlegung mehr wert sind.
  • Im oberen Performance-Bereich bei Preisen von 170 bis 220 Euro hat nun endlich eine Wachablösung stattgefunden und bieten die 28nm-Modelle die besten Lösungen an. Gut gefallen wissen hierbei Radeon HD 7850 2GB am unteren Ende dieser Preisskala sowie die Radeon HD 7870 am oberen Ende dieser Preisskala. Die GeForce GTX 660 spielt zwar ganz gut mit, wenn sie aber nicht günstiger angeboten wird als die Radeon HD 7870, wird sie von selbiger bei der Performance geschlagen, zudem eignet sich die AMD-Karte aufgrund des größeren Speicherinterfaces auch automatisch besser für höhere Auflösungen und Settings.
  • Im unteren Performance-Bereich bei Preisen von 120 bis 170 Euro zeigt sich die Radeon HD 7850 1GB aus derzeit beste Lösung – die Karte bietet sowohl die höchste Performance als auch einen dafür angemessenen Preispunkt. Die GeForce GTX 650 könnte der Radeon HD 7850 1GB eines Tages mal von unten her gefährlich werden, dafür muß die nVidia-Karte aber noch einen besseren Preispunkt erreichen – denn derzeit deckt der ca. 15% niedrigere Preis nicht die ca. 30% niedrigere Performance sowie das größere Speicherinterface der AMD-Karte ab. Die 40nm-Angebote dieses Preisbereich sind dagegen zumeist klar geschlagen, allenfalls die Radeon HD 6870 spielt noch halbwegs vernünftig mit – aber auch gegenüber dieser lohnt dann eher der Griff zur Radeon HD 7850 1GB.
  • Im oberen Mainstream-Bereich bei Preisen von 85 bis 115 Euro sehen wir die Radeon HD 7750 GDDR5 am unteren Ende dieser Preisskala sowie die Radeon HD 7770 am oberen Ende dieser Preisskala in Front. Die Radeon HD 7750 "900 MHz Edition" kann die Radeon HD 7770 nicht unter Druck setzen, da derzeit nicht günstiger angeboten, während GeForce GTX 550 Ti und GeForce GTX 650 zu teuer gegenüber dem ausgereiften Angebot der "normalen" Radeon HD 7750 GDDR5 sind. Allenfalls die Radeon HD 6770 kann sich auf einem ähnlichen Preis/Leistungs-Verhältnis halten, wird aber am Ende durch den Neuheitswerk der Radeon HD 7750 GDDR5 (die Radeon HD 6770 stammt schließlich noch aus der 2010er Evergreen-Generation, ist nur eine umbenannte Radeon HD 5770) ebenfalls überrundet.
  • Im unteren Mainstream-Bereich bei Preisen bis 85 Euro gibt es noch keine vernünftigen 28nm-Angebote – die dort angesiedelten Radeon HD 7750 DDR3 sowie GeForce GT 640 sind nach wie vor zu teuer für die angebotenen (schwache) Performance. Bestes Angebot in diesem Preisbereich ist daher die Radeon HD 6670 GDDR5, welche sogar schneller ist als diese 28nm-Lösungen und dafür auch noch den besseren Preispunkt bietet. Allerdings gilt für diesen Preisbereich das schon im Vorspann gesagte: Eigentlich sind diese Karten schon zu langsam für moderne Spiele unter heutigen Auflösungen, man sollte eher in Richtung einer (kaum teureren) Radeon HD 7750 GDDR5 als niedrigste Einstiegslösung schauen.

Dies ergibt im Gesamtbild ein etwas überraschendes Fazit: Mit diesem Grafikkarten-Marktüberblick sehen wir – bis auf einen Fall – durchgehend AMD-Grafiklösung in den jeweiligen Preisbereichen als führend an. Dabei erfolgte diese Bewertung ohne jede Hintergedanken nach besten Wissen und Gewissen – und vor allem für jeden Preisbereich separat ohne Blick auf das Gesamtbild. Der nahezu totale AMD-Sieg ergab sich somit regelrecht "natürlich" – einfach, weil AMD gemäß den von uns für diese Betrachtung aufgestellten Kriterien nun einmal überall etwas vorn liegt.

Dabei lassen sich durchaus handfeste Gründe für dieses Gesamtbild finden. Faktisch durchgehend bietet AMD die größeren Speicherinterfaces an, was den AMD-Beschleunigern über das gesamte Marktfeld einige Vorteile einbringt: Im HighEnd-Segment wird damit die Performance unter höheren Auflösungen und Settings befeuert, sowie im Mainstream- und Performance-Segment das Erreichen guter Frameraten unter der FullHD-Auflösung von 1920x1080 gerade auch in kommenden Spieletiteln besser garantiert. Im Endeffekt zeigt sich hier nur die Lücke, welche nVidia selber aufgemacht hat, als man den eigentlich fürs Performance-Segment vorgesehen GK104-Chip ins HighEnd-Segment schickte sowie den eigentlich fürs Mainstream-Segment vorgesehenen GK106-Chip ins Performance-Segment – die Speicherinterfaces dieser Grafikchips sind nunmehr schlicht etwas zu knapp bemessen.

Dabei soll nVidia jedoch keinesfalls schlechtgemacht werden: Fast überall liegen die nVidia-Lösungen sehr nahe dran an den AMD-Lösungen – aber nirgendwo außerhalb des DualChip-Bereichs reicht es für einen Sieg nVidias. Dies mag sicherlich auch der sehr aggressiven Preissenkungs-Strategie bei AMD in letzter Zeit sowie den späten Launches vieler nVidia 28nm-Beschleuniger geschuldet sein, möglicherweise werden spätere Marktüberblicks-Artikel dann bessere Preise für die nVidia-Beschleuniger ermitteln und damit diesen wieder den Vorzug geben. Derzeit ist die Situation aber halt wie vorstehend aufgezeigt, daß AMD (unserer Meinung nach) in fast jedem Preisbereich die besseren Lösungen stellt.

Keine extra Aufstellung mehr gibt es bei diesem Grafikkarten-Marktüberblick für die Grafikkarten ab 2 GB Grafikkartenspeicher. Da inzwischen die Standard-Speicherbestückung beider Grafikchip-Entwickler bei deren Performance- und HighEnd-Modellen auf mindestens 2 GB gestiegen ist, lohnt diese extra Disziplin nicht mehr, denn bei Bedarf kann man sich somit aus dem vorhandenen Standard-Angebot bedienen und muß keine Preisaufschläge für höhere Speicherbestückungen mehr ausgeben. Eine extra Disziplin für noch höhere Speicherbestückungen lohnt dagegen noch nicht, da im Normalfall mehr als 2 GB Grafikkartenspeicher nicht benötigt werden. Eine extra Disziplin für Grafikkarten mit nur 512 MB Grafikkartenspeicher lohnt dagegen gleichfalls nicht mehr – solche Modelle werden derzeit nur noch im LowEnd-Segment angeboten.

Wie üblich wollen wir abschließend die bei diesem Marktüberblick eingesetzten Indizies "Performance/Preis" und "Performance/Spieleverbrauch" noch einmal kumuliert als bessere Entscheidungshilfe betrachten. Dazu haben wir die Ergebnisse aller Grafikkarten jeweils in ein Diagramm zusammengefügt – angefangen mit dem Index "Performance/Preis", welchen man auch als "Framerate pro Euro" bezeichnen kann. Daß dabei die Grafikkarten mit steigendem Performancelevel ein immer geringeres Performance/Preis-Verhältnis aufweisen, ist vollkommen normal – relevant sind zuerst die relativen Unterschiede zu den anderen Angeboten des gleichen Perfomancebereichs.

Mit der aktuellen Preissituation gibt es wieder stärkere Ausschläge beim Performance/Preis-Verhältnis, so daß sich einige diesbezügliche Spitzenmodelle herauskristallisieren lassen: Radeon HD 7770, 6870 und 7850 1GB liegen in dieser Frage klar vor den anderen Grafikkarten. Generell zeigt dieses Diagramm nochmals die Schwierigkeit auf, derzeit eine nVidia-Grafikkarte als regelrechten "Preis-Leistungs-Sieger" empfehlen zu können, denn bis auf die GeForce GTX 690 kann nVidia nirgendwo ein besseres Performance/Preis-Verhältnis gegenüber AMD aufbieten. Bemerkenswert ist daneben noch der enorme Abfall der Performance/Preis-Verhältnisse im Bereich der Karten unterhalb von 85 Euro – hier werden die Schwächen der DDR3-Lösungen klar offengelegt.

Der nachfolgende Index "Performance/Spieleverbrauch" läßt sich dagegen auch als "Framerate pro Watt" übersetzen – hier es geht um die Energieeffizienz der Grafikkarten unter Spielen. Hierbei sollten normalerweise alle Grafikkarten derselben Fertigungstechnologie vom Mainstream- bis Performance-Segment eine ähnliche Energieeffizienz aufweisen und vor allem die Ausreißer innerhalb desselben Performancebereichs interessant sein. Das HighEnd-Segments ist in dieser Frage dann immer etwas extra zu betrachten, denn in diesem geht die Energieeffizienz üblicherweise merkbar zurück. Die 28nm-Angeboten sollte in dieser Frage natürlich durchgehend in einer eigenen Liga gegenüber den 40nm-Angeboten spielen.

Und im großen Gesamtbild stimmt diese Faustregel auch, selbst wenn es durchaus auch einige energieeffiziente 40nm-Angebote gibt. Grob gesehen sind die 28nm-Beschleuniger in dieser Frage den 40nm-Beschleuniger jedoch klar überlegen, was nun inzwischen eindeutig für die neuere Generation spricht. Innerhalb dieser ist es bemerkenswert, daß im HighEnd-Bereich nahezu durchgehend nVidia mit erstklassigen Werten für GeForce GTX 670, 680 & 690 vorn liegt – welche ansonsten in diesem Marktüberblick schließlich nicht viel zu lachen haben. Im Performance- und Mainstream-Bereich finden sich dagegen Spitzenangebote bei der Energieeffizienz sowohl bei nVidia als auch bei AMD, beachtenswert sind hierbei insbesondere GeForce GTX 650 Ti und Radeon HD 7770.