Grafikkarten-Marktüberblick März 2013 (Seite 2)

Donnerstag, 14. März 2013
 / von Leonidas
 

Trotz der zwei neuen Grafikkarten hat sich durch die Abgänge an alten 40nm-Beschleunigern das insgesamte Angebot von 32 Modellen im Oktober 2012 auf nunmehr 26 Modelle klar reduziert. Gleichfalls haben sich auch einige Preise abgeschliffen bzw. sind vormals noch etwas ungünstig bepreiste Karten nunmehr in die richtige (preisliche) Richtung gewandert. Die Summe dessen ist ein sehr solides Angebot an Grafikkarten mit nahezu durchgehend guten Performance/Preis-Verhältnissen und kaum richtig schlechten Angeboten – ein selten erreichter Zustand im Grafikkarten-Markt.

    Unsere subjektiven Empfehlungen für alle Preisbereiche lauten (zum vorgenannten Preisstand):

  • Im Extreme-Bereich bei Preisen über 800 Euro läßt sich derzeit keine Empfehlung aussprechen, da alle drei dort angebotenen Karten mit sagenhaft schlechten Performance/Preis-Verhältnissen "glänzen". Besonders bemerkbar ist dies natürlich bei der GeForce GTX Titan, aber auch die beiden DualChip-Lösungen Radeon HD 7990 und GeForce GTX 690 werden viel zu teuer angeboten angesichts der Preise ihreer SingleChip-Pendants. Gangbar sind diese Lösungen nur dann, wenn extremste Performance ohne jede Rücksicht für den Preispunkt gefordert wird.
  • Im oberen HighEnd-Bereich bei Preisen von 310 bis 440 Euro liegen Radeon HD 7970 und Radeon HD 7970 "GHz Edition" und GeForce GTX 670 auf dem nahezu demselben Performance/Preis-Verhältnis, wobei alle drei Karten ihr Für und Wider haben: Die Radeon HD 7970 mit vernünftigem Stromverbrauch und gleich 3 GB Speicher, die GeForce GTX 670 mit einem Spitzenwert beim Stromverbrauch und die Radeon HD 7970 "GHz Edition" mit der höchsten Performance und gleich 3 GB Speicher, dafür aber auch dem (klar) höchsten Stromverbrauch. Die GeForce GTX 680 fällt beim Performance/Preis-Verhältnis immer noch deutlich ab und muß daher weiterhin ohne Empfehlung bleiben.
  • Im unteren HighEnd-Bereich bei Preisen von 190 bis 290 Euro sind Radeon HD 7950 als auch Radeon HD 7950 "Boost Edition" und GeForce GTX 660 Ti eigentlich hervorragende Lösungen auf Augenhöhe zueinander – gäbe es da nicht die Radeon HD 7870 "Boost Edition" (gern auch als "Tahiti LE" bezeichnet), welche zu einem sagenhaft niedrigen Preis grob dieselbe Performance bietet und damit natürlich vom Performance/Preis-Verhältnis uneinholbar in Front liegt. Allenfalls wenn der Stromverbrauch eine wichtige Rolle spielt, wäre hier die GeForce GTX 660 Ti eine gangbare Alternative.
  • Im oberen Performance-Bereich bei Preisen von 155 bis 210 Euro ergibt sich dasselbe Problem: Regulär würden hier Radeon HD 7850 2GB & Radeon HD 7870 vorn liegen (die GeForce GTX 660 hält gut mit, ist aber halt nicht ganz so schnell wie die Radeon HD 7870) – gegenüber dem wirklich guten Performance/Preis-Verhältnis der Radeon HD 7870 "Boost Edition" kommt derzeit allerdings nichts an. Noch der Stromverbrauch der Radeon HD 7870 "Boost Edition" passt wenig zu dieser Preisklasse – falls dies eine entscheidender Faktor ist, wäre die Radeon HD 7850 2GB die Karte der Wahl.
  • Im unteren Performance-Bereich bei Preisen von 120 bis 150 Euro zeigt sich die Radeon HD 7850 1GB als erneut klar beste Lösung – die Karte bietet sowohl die höchste Performance als auch einen dafür angemessenen Preispunkt zu einem vernünftigen Stromverbrauch. Die GeForce GTX 650 Ti kann zwar inzwischen einen guten Preisabstand bieten, zu einem gleichwertigen Performance/Preis-Verhältnis fehlt aber immer noch einiges. Die Radeon HD 6870 lohnt angesichts ihres Alters und der kaum teureren Radeon HD 7850 1GB trotz der nach wie vor sehr günstigen Preislage auch nicht mehr.
  • Im oberen Mainstream-Bereich bei Preisen von 90 bis 105 Euro sollte auf den ersten Blick die Radeon HD 7770 eine Empfehlung aufgrund ihres gegenüber der Radeon HD 7750 "900 MHz Edition", Radeon HD 6770 und GeForce GTX 650 klar in Front liegenden Performance/Preis-Verhältnisses bekommen. Allerdings würde wir in diesem Preisbereich empfehlen, besser den Blick einen Preisbereich nach oben zu richten, wo es wesentlich mehr Performance für einen überschaubaren Mehrpreis in Form der Radeon HD 7850 1GB gibt. Hier spielt auch mit hinein, daß die Modelle dieses Preisbereichs bei den letzten Benchmarks gerade von neueren Spieletiteln nicht mehr wirklich überzeugend abgeschnitten haben, man an einem Kauf in diesem Preisbereich ergo kaum längere Freude haben dürfte.
  • Im unteren Mainstream-Bereich bei Preisen von 65 bis 90 Euro kann man sich für die Radeon HD 7750 GDDR5 entscheiden, wenn es unbedingt eine Mainstream-Grafikkarte sein soll und die eigentlich empfehlenswerte Radeon HD 7850 1GB preislich zu weit entfernt ist. Radeon HD 7750 DDR3, Radeon HD 6670 GDDR5 und GeForce GT 640 liegen dagegen weit außerhalb jeder Empfehlung, da zum einen mit schlechtem Performance/Preis-Verhältnis unterwegs und zum anderen auch bei der reinen Performance nicht mehr zeitgemäß.

Im Gesamtbild ergibt sich der schon beim letzten Marktüberblick zu beobachtende Effekt, daß unsere Empfehlungen – welche sich primär am Performance/Preis-Verhältnis ausrichten – fast ausschließlich an AMD-Grafikkarten gehen. Dabei erfolgte diese Bewertung ohne jede Hintergedanken nach besten Wissen und Gewissen – und vor allem für jeden Preisbereich separat ohne Blick auf das Gesamtbild. Der nahezu totale AMD-Sieg ergab sich somit auch diesesmal absolut "natürlich" – einfach, weil AMD gemäß den von uns für diese Betrachtung aufgestellten Kriterien nun einmal überall etwas vorn liegt.

Dabei lassen sich durchaus handfeste Gründe für dieses Gesamtbild finden. Denn faktisch durchgehend bietet AMD die größeren Speicherinterfaces an, was den AMD-Beschleunigern über das gesamte Marktfeld hinweg einige Vorteile einbringt: Im HighEnd-Segment wird damit die Performance unter höheren Auflösungen und Settings befeuert, sowie im Mainstream- und Performance-Segment das Erreichen guter Frameraten unter der FullHD-Auflösung von 1920x1080 gerade auch in kommenden Spieletiteln besser garantiert. Im Endeffekt zeigt sich hier nur die Lücke, welche nVidia selber aufgemacht hat, als man den eigentlich fürs Performance-Segment vorgesehen GK104-Chip ins HighEnd-Segment schickte sowie den eigentlich fürs Mainstream-Segment vorgesehenen GK106-Chip ins Performance-Segment – die Speicherinterfaces dieser Grafikchips sind nunmehr schlicht etwas zu knapp bemessen.

Dabei sollen die aktuellen Angebote nVidias jedoch keinesfalls schlechtgemacht werden: Fast überall liegen die nVidia-Lösungen sehr nahe dran an den AMD-Lösungen – aber nirgendwo reicht es für einen klaren Sieg nVidias. Gerade wer tendentiell eher nVidia kauft, findet jedoch in fast jedem Preissegment nVidia-Lösungen, die grob gleichwertig zu den AMD-Lösungen sind und daher für nVidia-Jünger ergo keinen Nachteil darstellen müssen. Wer jedoch ohne Ansicht von Rang und Namen schlicht nach der höchstmöglichen Performance fürs Geld kauft, der wird halt derzeit zumeist von AMD am besten bedient.

Keine extra Aufstellung mehr gibt es bei diesem Grafikkarten-Marktüberblick für die Grafikkarten ab 2 GB Grafikkartenspeicher. Da inzwischen die Standard-Speicherbestückung beider Grafikchip-Entwickler bei deren Performance- und HighEnd-Modellen auf mindestens 2 GB gestiegen ist, lohnt diese extra Disziplin nicht mehr, denn bei Bedarf kann man sich somit aus dem vorhandenen Standard-Angebot bedienen und muß keine Preisaufschläge für höhere Speicherbestückungen mehr ausgeben. Eine extra Disziplin für noch höhere Speicherbestückungen lohnt dagegen noch nicht, da im Normalfall mehr als 2 GB Grafikkartenspeicher nicht benötigt werden. Eine extra Disziplin für Grafikkarten mit nur 512 MB Grafikkartenspeicher lohnt dagegen gleichfalls nicht mehr – solche Modelle werden derzeit nur noch im LowEnd-Segment angeboten.

Wie üblich wollen wir abschließend die bei diesem Marktüberblick eingesetzten Indizies "Performance/Preis" und "Performance/Spieleverbrauch" noch einmal kumuliert als bessere Entscheidungshilfe betrachten. Dazu haben wir die Ergebnisse aller Grafikkarten jeweils in ein Diagramm zusammengefügt – angefangen mit dem Index "Performance/Preis", welchen man auch als "Framerate pro Euro" bezeichnen kann. Daß dabei die Grafikkarten mit steigendem Performancelevel ein immer geringeres Performance/Preis-Verhältnis aufweisen, ist vollkommen normal – relevant sind zuerst die relativen Unterschiede zu den anderen Angeboten des gleichen Perfomancebereichs.

Daß, was vorstehend in Worten beschrieben wurde, kann man hier noch einmal auf einen Blick erkennen: nVidia hat derzeit nirgendwo einen Sieger beim Performance/Preis-Verhältnis, überall liegt AMD in Front. Gleichfalls gilt aber auch: Die Unterschiede sind nahezu überall sehr gering, bis auf die GeForce GTX Titan gibt es kaum Grafikkarten mit wirklich schlechtem Performance/Preis-Verhältnis. Positiv fallen dagegen vor allem die beiden AMD_Lösungen Radeon HD 7870 "Boost Edition" sowie Radeon HD 7850 1GB auf.

Der nachfolgende Index "Performance/Spieleverbrauch" läßt sich dagegen auch als "Framerate pro Watt" übersetzen – hier es geht um die Energieeffizienz der Grafikkarten unter Spielen. Hierbei sollten normalerweise alle Grafikkarten derselben Fertigungstechnologie vom Mainstream- bis Performance-Segment eine ähnliche Energieeffizienz aufweisen und vor allem die Ausreißer innerhalb desselben Performancebereichs interessant sein. Das HighEnd-Segments ist in dieser Frage dann immer etwas extra zu betrachten, denn in diesem geht die Energieeffizienz üblicherweise merkbar zurück.

Dies trifft hier jedoch nur teilweise zu: Dadurch, daß nVidia den GK104-Chip dem HighEnd-Segment zugeschlagen hat, liefert nVidia in dieser Grafikkarten-Generation untypischerweise Spitzenwerte beim Performance/Spieleverbrauchs-Verhältnis auch und gerade im HighEnd-Segment. Ausgerechnet die GeForce GTX Titan trumpft hierbei deutlich auf – es gab wohl keinen Fall, wo eine HighEnd-Grafikkarte jemals so energieeffizient war. Außerhalb des HighEnd-Segments, wo in dieser Frage nVidia dominiert, nehmen sich AMD- und nVidia-Lösungen wenig, allenfalls die übriggebliebenen 28nm-Lösungen sowie die Radeon HD 7870 "Boost Edition" fallen etwas ab.