Das Angebot an 2-GB-Karten ist weiterhin arg dünn – aber wenigstens hat sich nun die "4GB"-Version der Radeon HD 5970 eingefunden, allerdings zu ziemlichen Mondpreisen. Dafür ist der Mehrpreis der 2048-MB-Ausführungen von Radeon HD 5850 & 5870 auf halbwegs verträgliche Werte zurückgegangen, wenngleich hier weiterhin das Ziel von maximal 40 Euro Preisunterschied bestehenbleibt. Da die ernsthaften Angebote in diesem Marktsegment derzeit nur GeForce GTX 480 sowie Radeon HD 5850 & 5870 sind und diese Karten sich bekannterweise (unter Einrechnung der jeweils verschiedenen Preispunkte) nicht viel nehmen, kann hier kaum eine Empfehlung gegeben werden.

Vermutlich dürften derzeit die meisten Nutzer dieser Grafikkarten jene aber sowieso nicht wegen des Mehrspeichers erwerben: Bei der GeForce GTX 480 sind die 1536 MB sowieso die Standard-Speichergröße und bei den 2048-MB-Ausführungen von Radeon HD 5850 & 5870 geht es den meisten Käufern sicherlich eher um die Eyefinity-Funktion. Die Radeon HD 5970 "4GB" ist dagegen vor allem wegen ihrer höheren Taktraten gegenüber der regulären Version dieser Karte interessant – wobei auch klar gesagt werden muß, daß zwei Radeon HD 5870 Karten (auch solche mit gleich 2048 MB Speicher pro Karte) unter CrossFire dies wesentlich preisgünstiger erledigen können.

Bevor man sich mit Grafikkarten mit nur 512 MB Grafikkartenspeicher beschäftigt, muß natürlich erst einmal klar sein, weswegen man auf den Mehrspeicher zu den inzwischen als Standard etablierten 1024 MB Grafikkartenspeicher verzichten will: Interessant ist diese Speicherbestückungen bei den schnelleren Karten nur für kurzfristige Investitionen – sprich für Karten, welche nur eine relativ kurze Arbeitsdauer haben werde. Schon bei einem mittelfristigen Einsatz (mehr als ein Jahr) dürften die Nachteile der kleinen Speicherbestückung den Vorteil des geringeren Preises kaum mehr aufwiegen. Und bei den langsameren Karten sind die 512 MB Speicherbestückung nur interessant für Einsteiger-Lösungen, wo nur gerundsätzliche Funktionalität und nicht die Performance im Vordergrund steht.

Allerdings liegt hier ein erheblicher Unterschied zum letzten Marktüberblicks-Artikel: Während im April die meisten Minderpreise für den kleineren Speicher nur bei 5 bis 10 Euro lagen, ist der Minderpreis heute meistens bei 10, 15, 20, teilweise gar 30 Euro angekommen – angesichts der Preisklasse der 512-MB-Grafikkarten dann doch ein gewisses Argument. Wer also nicht zu langfristig mit seiner Grafikkarten-Neuanschaffung plant, kann durchaus über eine Radeon HD 5750 oder 5770 in einer 512-MB-Variante nachdenken, vor allem weil der aktuelle Performanceunterschied zwischen 512 und 1024 MB Grafikkartenspeicher bei diesen Modelle recht klein ist. Auch die Radeon HD 5670 wird in der 512-MB-Versionzur preislich plötzlich wieder interessanten Karte – und im LowEnd-Bereich gilt die übliche Empfehlung wieder der Radeon HD 4650 DDR2, welche dort nach wie vor das beste Preis/Leistungsverhältnis bietet.

Gerade für diese Karte lohnt der Griff zur 512-MB-Ausführung immer – da bei dieser Karte sowieso keine Performance zu erwarten ist, welche sich an dem kleineren Speicher jetzt und in Zukunft stören sollte. Bei allen anderen 512-MB-Modellen gilt jedoch immer und trotz der vorgenannten Preisvorteile die grundsätzliche Überlegung, daß 1024 MB Grafikkartenspeicher derzeit und in Zukunft Standard sind und daher eine jetzt gekaufte 512-MB-Karte durchaus eben ihre Probleme haben kann und wird, je länger man diese verwendet. Eine 512-MB-Karte kann bei einer kurz- und mittelfristig gedachten Investition lohnend sein, bei einer langfristig gedachten Investition ist sie dagegen sicher die falsche Wahl.

Für die nächsten Wochen sind zu diesem Marktüberblick kaum größere Verschiebungen zu erwarten – es sei denn, der Dollar/Euro-Wechselkurs macht wieder Kapriolen (zur Abwechslung mal in die andere Richtung wäre ja ganz angenehm für die Hardware-Preise). Grafikkarten-Neuvorstellungen sind dagegen in nächster Zeit Mangelware – ATI hat sein Pulver erst einmal verschossen und dürfte insgeheim schon an der Nachfolge-Generation zur Radeon HD 5000 Serie mit dem Codenamen "Southern Islands" basteln, welche im Herbst bis Winter zu erwarten ist. So lange nVidia ATI nicht zu Gegenreaktionen zwingt, sind innerhalb der Radeon HD 5000 Serie keine weiteren Programmergänzungen zu erwarten.

nVidia beginnt wie bekannt gerade erst, sein DirectX-11-Portfolio aufzubauen – allerdings wird das nächste Puzzlesteinchen in Form des GF104-Chips bzw. der GeForce GTX 460 Grafikkarte erst Mitte Juli erwartet, die weiteren Grafikkarten auf Basis der Chips GF106 und GF108 kommen dann im Zeitraum August/September. Vermutlich wird sich damit erst im Herbst eine durchgehend neue Marktsituation ergeben, wo also erstmals den DirectX-11-Beschleunigern von ATI durchgehend DirectX-11-Konkurrenzangebote von nVidia gegenüberstehen. Gut möglich sogar, daß zu diesem, Zeitpunkt schon die Southern-Islands-Generation von ATI kurz vor der Markteinführung steht.

Aber dies ist zu weit vorgegriffen, für den Augenblick steht erst einmal dieser Marktüberblick, welcher bis mindestens Mitte Juli Bestand haben sollte. Zu diesem Zeitpunkt ist wie gesagt die GeForce GTX 460 auf GF104-Basis zu erwarten, auf welche nVidia anscheinend große Stücke hält und welche demzufolge möglicherweise neuen Schwung in den Markt bringen könnte. Bis auf diesen GF104-Chip dürfte sich den Sommer über aber doch recht wenig bewegen.