Grafikkarten-Marktüberblick August 2014 (Seite 2)

Donnerstag, 31. Juli 2014
 / von Leonidas
 

Tabellarisch zusammengefasst ergeben sich gemäß Auflistung und Kommentierungen der vorherigen Seite die folgenden kumulierten Empfehlungen aus Preis/Leistungs-Sicht:

hauptsächliche Empfehlung Neben-Empfehlung
DualChip-Lösung besser SLI/CrossFire-Kombinationen kaufen
(Preis/Leistungs-Verhältnisse zu schlecht)
Radeon R9 295 X2 2x4GB
schnellste SingleChip-Lösung besser im normalen HighEnd-Segment kaufen
(Preis/Leistungs-Verhältnisse zu schlecht)
GeForce GTX 780 Ti 3GB
oberes HighEnd-Segment
(ab 300€)
Radeon R9 290 4GB -
unteres HighEnd-Segment
(220-280€)
Radeon R9 280X 3GB -
oberes Performance-Segment
(150-210€)
Radeon R9 280 3GB Radeon R7 270X 2GB
(etwas langsamer zu einem etwas niedrigerem Preispunkt)
unteres Performance-Segment
(115-150€)
Radeon R7 265 2GB Radeon R9 270
(etwas mehr Performance zu einem etwas höherem Preispunkt)
GeForce GTX 750 Ti 2GB
(herausragend niedriger Stromverbrauch)
Mainstream-Segment
(75-110€)
Radeon R7 260X 2GB GeForce GTX 750 Ti 2GB
(herausragend niedriger Stromverbrauch)
GeForce GTX 750 2GB
(herausragend niedriger Stromverbrauch)

Diese Preis/Leistungs-Empfehlungen gehen sogar noch stärker in Richtung AMD als beim letzten Grafikkarten-Marktüberblick vom März – einfach weil AMD derzeit die vom Preis/Leistungs-Verhältnis her besseren Angebote vorzuweisen hat. Alle Empfehlungen wurden wie üblich streng nach Preis/Leistungs-Kriterien und nicht nach subjektiven Einschätzungen oder Hersteller-Vorlieben getroffen. nVidia mag keinen generellen Technik-Rückstand gegenüber AMD haben, aber man ist derzeit preislich ein wenig ins Hintertreffen gegenüber AMD geraten, ruht sich wohl auch sicher etwas auf dem überzeugenden Grafikkarten-Marktanteil aus (bzw. versilbert diesen).

Größere Chancen, daß nVidia diesen Zustand noch innerhalb dieser Grafikkarten-Generation behebt, sind jedoch nicht zu sehen: Die nVidia-Geschäfte laufen gut, die breite Masse des Marktes zahlt den kleinen (oder größeren) Mehrpreis für nVidia-Hardware – in dieser nahezu idealen Situation braucht nVidia keinesfalls einen Preiskrieg mit AMD vom Zaun zu brechen. So lange die Grafikkarten-Käufer nicht die vorliegende Preis/Leistungs-Situation stärker bei ihrer Kaufentscheidung gewichten, wird AMD nicht für seine besseren Angebote ausreichend belohnt und kann sich nVidia auf der teilweisen Hochpreis-Situation ausruhen, verlieren also letztlich nur die Grafikkarten-Käufer mangels effektivem Preis-Wettbewerb.

Manche Fehler der aktuellen nVidia-Angebotsstruktur werden sich demzufolge wohl erst mit den im Herbst kommenden neuen Grafikkarten beheben lassen: Zu nennen wäre hierbei vor allem die geringeren Speichermengen vom oberen Performance-Segment bis ins HighEnd-Segment, welches viele aktuell angebotene nVidia-Grafikkarten bezüglich deren Zukunftsfähigkeit behindert. Gleichfalls wird nVidia sein eher mageres Angebot im Performance-Segment wohl erst mit dem Release der nächsten Chip-Generation verbessern. Jene dürfte dann bis zum Jahresende alles ersetzen, was bisher noch Kepler-basiert in nVidias Portfolio steht.

Aber auch AMD wird nicht schlafen und bringt wahrscheinlich noch vor nVidia ab dem Frühherbst neue Performance-Beschleuniger als Vorboten einer neuen Grafikchip-Generation von AMD daher. Das aktuelle Grafikkarten-Angebot beider Grafikchip-Entwickler wird also ab dem September schrittweise auf jeweils neue Grafikkarten-Generationen umgebaut werden. Was dies für neue Preis/Leistungs-Situationen ergibt, wird man dann sehen müssen: Zuletzt hatten neue Grafikkarten-Generationen nicht gerade die Tendenz, vom Start weg wesentlich bessere Preispunkte zu setzen – sondern kamen meistens recht teuer in den Markt und entwickelten sich erst nach einer gewissen Zeit in eine preislich attraktive Richtung.

Wie üblich wollen wir abschließend die bei diesem Marktüberblick eingesetzten Indizies "Performance/Preis" und "Performance/Spieleverbrauch" noch einmal kumuliert als bessere Entscheidungshilfe betrachten. Dazu haben wir die entsprechenden Ergebnisse aller Grafikkarten mit 2 GB und mehr Speicher jeweils in ein Diagramm zusammengefügt – angefangen mit dem Index "Performance/Preis", welchen man auch als "Framerate pro Euro" bezeichnen kann. Daß dabei die Grafikkarten mit steigendem Performancelevel ein immer geringeres Performance/Preis-Verhältnis aufweisen, ist vollkommen normal – relevant sind zuerst die relativen Unterschiede zu den anderen Angeboten des gleichen Perfomancebereichs.

Die vorab konstatierten beobachtenden Vorteile von AMD beim Performance/Preis-Verhältnis lassen sich – wie in diesem Diagramm zu sehen – auch sehr gut technisch untermauern: Überall liegen die AMD-Angebote vorn, bis auf die GeForce GTX 780 Ti liegt zudem neben jedem nVidia-Angebot mit gutem Performance/Preis-Verhältnis direkt ein AMD-Angebot mit noch besserem Performance/Preis-Verhältnis. Zum ersten Mal nach längerer Zeit spricht das generelle Performance/Preis-Bild gegen nVidia – zuletzt hatte AMD zwar auch immer gewisse Vorteile, waren die Differenzen aber kleiner und das Gesamtbild trotzdem immer noch recht ausgewogen.

Der nachfolgende Index "Performance/Spieleverbrauch" läßt sich dagegen auch als "Framerate pro Watt" übersetzen – hier es geht um die Energieeffizienz der Grafikkarten unter Spielen. Hierbei sollten normalerweise alle Grafikkarten derselben Fertigungstechnologie vom Mainstream- bis Performance-Segment eine ähnliche Energieeffizienz aufweisen und vor allem die Ausreißer innerhalb desselben Performancebereichs interessant sein. Das HighEnd-Segments ist in dieser Frage üblicherweise etwas extra zu betrachten, denn in diesem geht die Energieeffizienz normalerweise bemerkbar zurück.

Diese Regel trifft auf die aktuelle Grafikkarten-Generation jedoch nur schwach zu, da die aktuellen HighEnd-Grafikkarten von nVidia hervorragend bei der Performance pro Spieleverbrauch mithalten können. Allgemein liegen alle Ergebnisse in einem recht engem Korridor mit nur wenigen Ausnahmen: So sind die HighEnd-Modelle von AMD nicht ganz so gut in dieser Disziplin – und dann fällt natürlich der extreme Ausreißer in Form von GeForce GTX 750 & 750 Ti auf, welche beim Stromverbrauch alle anderen aktuellen Grafikkarten um eine ganze Dimension voraus sind. Wenn man nicht wüsste, daß der zugrundeliegende GM107-Chip noch in 28nm gefertigt wird, könnte man glatt vermuten, hier 20nm-Grafikkarten vor sich zu sehen. Dies macht Hoffnung darauf, daß die weiteren kommenden Maxwell-Grafikkarten auch die höheren Performance-Segmente mit ähnlichen Effizienzklassen versorgen können.