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Titan V zeigt in ersten Benchmarks erstaunliche Schwächen unter höheren Auflösungen

Videocardz zeigen erste Benchmarks zur Titan V unter den synthetischen Testprogrammen 3DMark13 und Superposition. Die Titan V lief dabei mit einer mittelprächtigen Übertaktung von 1285/1540/980 MHz gegenüber dem defaultmäßigen 1200/1455/850 MHz – wahrscheinlich das, was man ohne bessere Kühlmaßnahmen einfach so aus der Karte herausholen kann. Die aufgelaufenen Benchmarks wurden demzufolge seitens Videocardz gegenüber Overclocking-Ergebnissen anderer Grafikkarten verglichen – wobei natürlich nicht sicher ist, wie hoch diese Übertaktungen jeweils waren, jene Benchmarks sind somit nur ziemlich grob betrachtbar. Dabei geht es bei den Ergebnissen sowieso einigermaßen drunter und drüber: Die Titan V startet im 3DMark13 FireStrike mit immerhin +15% unter FullHD gegenüber der GeForce GTX 1080 Ti – mit steigenden Auflösungen wird der Vorsprung jedoch immer weniger, unter UltraHD ist dann sogar die (nominell klar schwächere) GeForce GTX 1080 Ti leicht vorn.

Titan V OC vs. 1080Ti OC FullHD WQHD UltraHD 8K
3DMark13 FireStrike +15% +8% -1% -
3DMark13 TimeSpy - +15% - -
Superposition +50% - - +11%
Performance-Differenz von Titan V (OC) gegen GeForce GTX 1080 Ti (OC) laut den von Videocardz herausgesuchten Benchmarks

Doch auch unter Superposition läßt sich dieses erstaunliche Verhalten klar feststellen: Erst einmal gibt es mit +50% unter FullHD ein ungewöhnlich heftiges Performanceplus für die Titan V gegenüber der GeForce GTX 1080 Ti – selbiges fällt dann allerdings unter der 8K-Auflösung auf nur noch +11% zurück. Augenscheinlich hat die Karte Schwierigkeiten mit ihrem HBM2-Speicher unter höheren Auflösungen, dort steht (streng relativ gesehen) weniger Bandbreite zur Verfügung als unter niedrigeren Auflösungen. Normalerweise sind synthetische Testprogrammen nicht gerade das, woran man eine Grafikkarten-Performance wirklich ermessen sollte – aber diese Tendenzen sind zu gravierend, um jene unbeachtet zu lassen. Es ergibt sich hieran eine große Chance, das die Titan V unter normalen Spiele-Titeln den gleichen Effekt zeigt – gutklassiger Performancegewinn unter FullHD, und dann jedoch abnehmende Performance-Differenz unter höheren Auflösungen.

Daran könnte man durchaus eine Diskussion ableiten, ob denn HBM wirklich der Speicher für Gamer-Grafikkarten sein sollte. Bislang ist so gut wie nirgendwo ein durchschlagender Effekt dieses neuen Speicher zu finden gewesen. Allenfalls kann man die Behauptung aufstellen, das AMD den Fiji-Chip womöglich nicht hätte ohne HBM-Speicher bauen können – weil das ganze mit einem GDDR5-Speicherinterface (dann mit gleich 512 Bit Interface-Breite) wohl zu groß geworden wäre und nochmals mehr Strom gefressen hätte. Gänzlich sicher ist diese Auslegung aber nicht, denn so viel größer wäre ein (hypothetisches) GDDR5-Interface beim Fiji-Chip auch nicht geworden – um wieviel höher der Stromverbrach würde, ist dagegen leider nicht zuverlässig schätzbar. Klar ist hingegen, das der HBM-Speicher beim Fiji-Chip eigentlich nur Probleme für AMD gebracht hat: Die Kosten waren in jedem Fall hoch, die Lieferbarkeit schwach, das Packaging kompliziert samt fehleranfällig – und irgendwelcher beachtbarer Performancegewinn ist auch nicht herausgekommen, die erreichte Performance-Differenz zum Hawaii-Chip ist mit +22% für +45% mehr Shader-Einheiten eigentlich unterdurchschnittlich.

Für nVidia bzw. speziell die Titan V ist dies noch kein Beinbruch, da HBM-Speicher von nVidia eher denn für Profi-Karten verwendet wird, wo es wahrscheinlich keine solchen Auflösungs-spezifischen Probleme gibt. Nur die Verwendung der Titan V als Gamer-Karte – selbst im reinen Prestige-Modus – würde natürlich einen herben Dämpfer erhalten, wenn die Karte in der Spielepraxis gerade unter UltraHD nicht schneller als eine GeForce GTX 1080 Ti herauskommen würde. Dies bedingt natürlich nun doch entsprechende Performance-Tests der Titan V im Spiele-Einsatz – selbst wenn die Karte im eigentlich nicht dafür gedacht ist und auch der Preispunkt Gamer eigentlich zuverlässig abschrecken sollte.

Nachtrag vom 12. Dezember 2017

Bezüglich der Schwäche der Titan V unter höheren Auflösungen hat unser Forum eine andere, allerdings jedoch wohl zielführendere These aufzubieten: Danach soll nicht der HBM2-Speicher für dieses Performance-Problem ursächlich sein, sondern schlicht die TDP die Titan V gerade unter höheren Auflösungen stärker als unter niedrigeren Auflösungen limitieren. Es ist bekannt, das HighEnd-Grafikkarten unter höheren Auflösungen gewöhnlich sowohl höhere Taktraten als auch damit einen höheren Stromverbrauch erreichen. Bei der Titan V dürfte (angesichts von +43% mehr Recheneinheiten gegenüber der GeForce GTX 1080 Ti) damit das vergleichsweise knappe Power-Limit unter höheren Auflösungen um so stärker als Bremsklotz wirken – immerhin treten beide Grafikkarten mit demselben Power-Limit von 250 Watt an, wobei werksübertaktete GeForce GTX 1080 Ti Karten gern gleich höhere Power-Limits ins Feld führen. Die Titan V muß also unter höheren Auflösungen mit immer niedriger werdenden Taktraten leben – und am Ende wird es dabei so knapp, das die zur Verfügung stehende Rechenleistung wahrscheinlich nicht wirklich höher als bei der GeForce GTX 1080 Ti ist.

Im Profi-Einsatz wird dies die Titan V kaum stören, denn da gibt es kaum etwas Auflösungs-spezifisches bzw. liegt damit immer sowieso dieselbe Performance an (wenngleich die Karte wohl auch im Profi-Einsatz bei hoher Rechenlast durch ihr Power-Limit ausgebremst wird). Für den Gamer-Einsatz muß man bei der Titan V also das Power-Limit hochreißen – sofern nVidia auch bei der Titan V die gewöhnlichen +20% ermöglicht, würde man bei einem Power-Limit von 300 Watt herauskommen (mehr geht dann nur über BIOS-Modifikationen). Um angesichts von hoher Rechenlast und hohem Chiptakt nachfolgend nicht umgehend ins Temperatur-Limit zu laufen, wäre zudem noch ein Lüfter-Wechsel zu empfehlen – mit sicherlich der Tendenz hin zur Wasserkühlung, um dieses Problem auch wirklich endgültig zu erschlagen. Damit dürfte sich dann voraussichtlich auch eine standesgemäße Performance der Titan V unter der UltraHD-Auflösung einstellen – während die Karte out-of-the-box unter UltraHD wahrscheinlich auch unter normalen Spielen von werksübertakteten GeForce GTX 1080 Ti Karten überrundet wird.