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News des 9. März 2022

Von Igor's Lab kommt der erste vollständige Test einer Intel "Iris Xe Max" Desktop-Grafikkarte – basierend auf der Vor-Generation "DG1" der demnächst den Markt erreichenden DG2-Lösungen und normalerweise nur für Mobile-Zwecke verwendet. Demzufolge sind Desktop-Exemplare von DG1 höchst selten bzw. eigentlich nur für OEMs gedacht, da die Karten nur auf speziell angepassten Systemen lauffähig sind. Die Option auf einen breiteren Einsatz als günstige Einsteiger-Lösung existiert somit in der Praxis nicht, es geht bei diesem Test einfach nur um ein Vorfühlen auf die Performance der kommenden DG2-Lösungen. Dort wird mit DG2-96 auch ein Hardware-technisch ähnliches Modell existieren, allerdings zu höheren Taktraten und neuerer Architektur (das halbierte Speicherinterface gleicht sich durch die Verwendung von GDDR5 anstatt LPDDR4 wieder aus).

Hardware 720p/Lowest 1080p/Lowest
GeForce GTX 1050 Pascal, GP107, 10 SM (640 FP32), 128 Bit GDDR5 167% 157%
GeForce GTX 960 Maxwell, GM206, 8 SM (1024 FP32), 128 Bit GDDR5 165% 154%
Radeon RX 560 GCN4, Polaris 11, 16 CU (1024 FP32), 128 Bit GDDR5 160% 154%
Radeon RX 460 GCN4, Polaris 11, 14 CU (896 FP32), 128 Bit GDDR5 158% 152%
Iris Xe Max DG1, 96 EU (768 FP32), 128 Bit LPDDR4 100% 100%
Radeon RX 550 GCN4, Polaris 12, 8 CU (512 FP32), 128 Bit GDDR5 94% 78%
UHD Graphics 770 Xe (iGPU), 32 EU (256 FP32), 128 Bit DDR5 58% 54%
gemäß der Benchmarks von Igor's Lab unter 6 Spielen @ 720p/Lowest sowie 4 Spielen @ 1080p/Lowest

DG1-96 hingegen läuft auf diesen Spielen, wo es keine technischen Probleme gibt, rein die Performance zur Hardware-Ansetzung betrachtend, durchaus anständig: Die im ähnlichen Maßstab konzipierte Einsteiger-Lösung "Radeon RX 550" wird knapp geschlagen, gegenüber den früheren Mainstream-Modellen Radeon RX 460/560 und GeForce GTX 960/1050 ergibt sich hingegen eine Performance-Differenz von immer noch +55-60%. Im 3DCenter FullHD Performance-Index wäre ein Index-Wert von um die ~190-220% für jene "Iris Xe Max" anzunehmen. Pur auf deren höhere Taktraten hochgerechnet, sollte DG2-96 dann zu den genannten früheren Mainstream-Lösungen aufschließen und irgendwie knapp bei um die ~300% landen können. Es wäre auch etwas mehr denkbar, schließlich zeigt DG1-96 auch beim Stromverbrauch (um die 30 Watt für die komplette Grafikkarte) seine Mobile-Abstammung und haben die kommenden Desktop-Lösungen auf DG2-Basis da natürlich ganz andere Bedingungen.

Trotzdem wird es kein einfaches Unterfangen, die von Intel ausgerufenen Performance-Marken zu erreichen. DG2-128 soll sich schließlich mit GeForce GTX 1650 (3DC Perf.Index 450%) und besser eigentlich GeForce GTX 1650 Super (3DC Perf.Index 610%) anlegen können – was ausgehend von den kredenzten Performance-Werten zu DG1-96 eine hohe Zielsetzung darstellt. Hier kann dann nicht allein der Mehrtakt die Arbeit erledigen, sondern müssen auch noch Architektur-Verbesserungen wirksam werden. Gleichzeitig muß Intel allerdings auch noch an kompatibleren Treibern arbeiten: Jene für DG1 haben genauso wie für die mobile Xe-Grafik noch ihre Schwächen bei heutigen Spielen – womit Igor's Lab im Test auch auf zwei Benchmarks verzichten musste, ein dritter nicht unter der optimalen Grafik-API lauffähig war. Dies kann sich Intel mit DG2/Alchemist dann nicht mehr leisten.

nVidias Finanz-Chefin hat im Gespräch mit Analysten deutliche Hinweise darauf gegeben, dass nVidia zukünftig sowohl "Ada"- als auch "Ampere"-basierte Grafikkarten im Angebot führen wird – und zwar gezielt, um den angewachsenen Bedarfsberg abzubauen. Normalerweise ist nVidia vergleichsweise schnell damit, eine alte Chip-Generation in den EOL-Status zu überführen und sich nachfolgend ganz dem Ausbau der jeweils neuen Chip-Generation zu widmen. Beim Übergang von "Turing" zu "Ampere" hat man dies nur teilweise getan, die kleineren Turing-Chips bzw. die darauf basierenden Grafikkarten sind wie bekannt bis jetzt im Angebot befindlich. Dass es nicht mehr als nur die kleinen Turing-Chips waren, dürfte sich damit erklären, dass nVidia die Fertigung der größeren Turing-Chips gegenüber Chipfertiger TSMC rechtzeitig im Jahr 2020 abgekündigt hat – und dann natürlich diese früheren Kapazitäten im Zuge der losgehenden Chip-Krise nicht mehr zurückbekommen hat.

And even during this period of COVID and supply constraint, it's been interesting because, it's given us the opportunity for gaming to continue to sell both the current generation as well as the Turing generation. So we've been doing that to provide more and more supply to our gamers in that, and we may see something like that continue in the future. It was successful with Ampere, and we'll see as we move forward.
Quelle:  nVidias CTO Colette Kress bei der "Morgan Stanley Technology, Media and Telecom Conference 2022" am 7. März 2022, aufgeschrieben von Marktscreener

Beim kommenden Übergang von "Ampere" zu "Ada" hat man ein größeres Vorwissen über den vorhandenen Bedarf und die Schwierigkeiten, weitere Kapazitäten zuzubuchen – so dass sich nVidia augenscheinlich dazu entschieden hat, die Fertigung diverser Ampere-Chips nicht schnellstmöglich auslaufen zu lassen, sondern diese vielmehr weiterzuführen. Dies wurde natürlich nicht direkt so gesagt, kann man aber der Sprache zwischen den Zeilen durchaus entnehmen – und auch die Ausgangsfrage lief letztlich genau auf diesen Punkt der Bedarfsdeckung hinaus. Damit ist nicht gesagt, dass nVidia alle Ampere-Chips behält – womöglich gehen die größten Ampere-Chips dennoch "EOL", weil nach Auftauchen der Ada-Nachfolger nicht mehr attraktiv. Aber im Einsteiger-, Mainstream- und Midrange-Segment lohnt es sich sicherlich, beide Bezugsquellen zumindest für eine gewisse Zeit zu behalten. Dies beugt auch etwaigen Käufer-Anstürmen auf die ersten 5nm-Grafikchips vor, ob nun von (ausgehungerten) Gamern oder von Cryptominern kommend.

Im übrigen wurde genau diese Lösung bereits in einem 3DCenter-Artikel zur Beendigung der Grafikkarten-Krise vorgeschlagen bzw. vorhergesagt. Bezüglich der zweiten dort genannten Lösung – ein Verbot von Ressourcen-fressendem Cryptomining – gibt es erstaunlicherweise auch eine gewisse Bewegung: So stand im ursprünglichen Entwurf einer EU-Richtlinie für die Erbringung von Krypto-Dienstleistungen ein indirektes Verbot aller Cryptowährungen auf Basis von "ökologisch nicht nachhaltigen Konsensmechanismen". Dieser Teil des Entwurfstextes wurde zwar inzwischen entschärft, doch interessant ist, dass diese Problematik es damit überhaupt derart weit in die Politik geschafft hat. Dies ergibt die Aussicht, dass zukünftige Regulierungen jenes Thema erneut aufgreifen, da augenscheinlich der politische Wille hierfür doch teilweise vorhanden ist. Und gerade in der jetzigen politischen Großwetterlage könnte das Thema "Energieverschwendung" durchaus schnell wieder auf die Tagesordnung gelangen.