Wie die Grafikkarten-Krise beendet werden könnte

Samstag, 1. Januar 2022
 / von Leonidas
 

Überzogene Straßenpreise für Desktop-Grafikkarten begleiten uns seit über einem Jahr – und sind nunmehr womöglich sogar dabei, den Gaming-Markt nachhaltig zu stören. Eine schnelle Auflösung der Situation erscheint unwahrscheinlich, und selbst das Risiko einer Fortsetzung dieser Situation mit den kommenden 5nm-Grafikkarten über das Jahr 2022 hinweg muß inzwischen ins Auge gefasst werden. Mittels dieses Artikels sollen zwei Maßnahmen zugunsten auf ein Normalmaß zurückgehender Grafikkarten-Preise skizziert werden, welche (anzunehmenderweise) eine größere Chance auf die tatsächliche Auflösung dieser verfahrenen Situation haben.

Dabei geht es nicht nur um das Wohl der Gamer, zu vernünftigen Preisen Gaming-Grafikkarten kaufen zu können. Die Implikation der dauerhaften Preisübertreibungen betrifft letztlich die ganze Industrie rund um das PC-Gaming: Denn zu den derzeit aufgerufenen Grafikkarten-Preisen reduziert sich schlicht das Interesse an diesem Hobby oder sucht sich andere Wege. Ob dies im Rückzug aus dem PC-Gaming oder dem Wechsel auf Spielekonsolen besteht, spielt keine Rolle. Letztlich wird hiermit das PC-Gaming als ganzes unterminiert – und damit auch die Spiele-Entwicklung sowie -Weiterentwicklung hierfür. Für diese wesentlich größere Industrie ist der PC derzeit immer noch eine führende Plattform – was sich jedoch ändern könnte, wenn sich die hohen Grafikkarten-Preise etablieren und nachfolgend immer mehr Nutzer von dieser Plattform abwenden. Auch andere Hardware-Hersteller dürften zudem den Effekt spüren, wenn die PC-Gamer als üblicher Vorantreiber ausfallen.

Ausgangspunkt der aktuellen Grafikkarten-Krise ist das Zusammentreffen der beiden Faktoren "Digitalisierungs-Schub" mittels der Corona-Pandemie bzw. durch die jener folgenden Maßnahmen sowie der anziehenden Lukrativität des Cryptominings ab dem Jahresende 2020, insbesondere natürlich von Ethereum (ETH). Rein von der Nachfrage-Seite her ist sicherlich das Cryptomining wesentlich wirkmächtiger, der Effekt des Digitalisierungs-Schubs durch die Corona-Pandemie hatte jedoch bedeutsame Auswirkungen auf die Angebote-Seite: Denn dadurch, das Industrie-weit alle Fertigungskapazitäten (für alle möglichen anderen Chips) ausgebucht sind, wird es entsprechend schwieriger, schlicht mehr Grafikkarten zu bauen. Nur das Zusammentreffen dieser beiden Effekte konnte einen derart langanhaltenden Effekt auf die Grafikkarten-Straßenpreise auslösen.

Die dauerhafte Überpreis-Situation hat dann dazu geführt, dass eine bedeutsame Anzahl an eigentlich anstehenden Grafikkarten-Käufen aufgeschoben wird, die Anwender somit zu großen Teilen auf gangbare Grafikkarten-Preise warten. Dies vergrößert allerdings nur die Probleme des Grafikkarten-Markts – denn sobald die Straßenpreise beachtbar sinken, kommt dieser bislang nur aufgestaute Bedarf hinzu (und wirkt wiederum preistreibend). Aufzulösen wäre dies wohl nur über drastische Aufstockungen auf der Angebots-Seite oder/und drastische Reduzierungen auf der Nachfrage-Seite. Hierzu sind zwei Möglichkeiten zu sehen, dies in der gebotenen Höhe zu realisieren:

Aufstockung der Angebots-Seite: Zwei Grafikkarten-Generationen zur selben Zeit

Einfach nur mehr zu liefern, erscheint immer als simpelste Lösung, ist jedoch in der Praxis nicht so einfach in die Tat umzusetzen – ganz besonders nicht im Grafikkarten-Geschäft mit seiner langen Fertigungs-Pipeline. Eine gewisse Steigerung der Liefermenge ist sicherlich möglich, in dem vorhandene Reserven angezapft werden: Die Chip-Fertigung kann man über Benutzung bisher nicht ausgelasteter Fertigungsstraßen steigern oder auch mittels einer höheren Fertigungsausbeute effektiver machen. All dies bringt selbst in Zeiten ausgelasteter Fertigungsstätten immer noch ein paar Prozente mehr an Liefervolumen, welche man in den Markt schicken kann. Nur hat dies insbesondere nVidia über das Jahr 2021 bereits getan, wie eine Stückzahlen-Statistik der ausgelieferten Desktop-Grafikkarten nahelegt:

Desktop-Gfx AMD nVidia insgesamt Verhältnis
Q3/2019 ~2,8 Mio. Stück ~7,7 Mio. Stück ~10,5 Mio. Stück 27,1% vs. 72,9%
Q4/2019 ~3,7 Mio. Stück ~8,1 Mio. Stück ~11,8 Mio. Stück 31,1% vs. 68,9%
Q1/2020 ~2,9 Mio. Stück ~6,6 Mio. Stück ~9,5 Mio. Stück 30,8% vs. 69,2%
Q2/2020 ~2,2 Mio. Stück ~7,9 Mio. Stück ~10,1 Mio. Stück 22% vs. 78%
Q3/2020 ~2,6 Mio. Stück ~8,9 Mio. Stück 11,5 Mio. Stück 23% vs. 77%
Q4/2020 ~1,9 Mio. Stück ~9,1 Mio. Stück 11,0 Mio. Stück 17% vs. 83%
Q1/2021 ~2,4 Mio. Stück ~9,4 Mio. Stück 11,8 Mio. Stück 20% vs. 80%
Q2/2021 ~2,3 Mio. Stück ~9,2 Mio. Stück 11,47 Mio. Stück 20% vs. 80%
Q3/2021 ~2,7 Mio. Stück ~10,0 Mio. Stück 12,72 Mio. Stück 21% vs. 79%
Basis aller Zahlen: Jon Peddie Research — fehlende Werte interpoliert (markiert mittels "~")

AMD hingegen befindet sich in der Problematik, dass man zu viele Chip-Projekte gleichzeitig beim selben Chipfertiger (TSMC) realisiert – und Grafikchips dabei derzeit wohl die niedrigste Priorität haben. Trotzdem hat auch AMD zuletzt seinen Grafikkarten-Ausstoß gesteigert, wenngleich noch nicht (im Gegensatz zu nVidia) über das Vorkrisen-Niveau hinaus. Die sogenannten "niedrig hängenden Früchte" sind damit allerdings bereits weg, weitere Fertigungssteigerungen wären somit nur über weitere Fertigungskapazitäten (aka neue Chip-Fabriken) möglich – welche derzeit aber einfach nicht verfügbar sind bzw. üblicherweise Jahre bräuchten, um aufgebaut und in Betrieb genommen zu werden.

Die einzige Chance für einen wirklich großen Sprung in der Fertigungskapazität besteht somit nur dann, wenn ein Übergang in der Fertigungstechnologie ansteht – wie zum Jahresende 2022 beim Wechsel von der 7/8nm- auf die 5nm-Fertigung. Im Normalfall bedeutet dies keinen Kapazitäts-Zugewinn, weil schlicht von der alten auf die neue Fertigung gewechselt wird. Die jeweils ältere Grafikkarten-Generation auf Basis der alten Fertigungs-Technologie läßt man dann üblicherweise auslaufen, da gegenüber der neuen Generation nicht so effizient und damit auch schnell nicht mehr wirtschaftlich genug für die Hersteller. Sobald die Grafikchip-Entwickler die Kapazitäten der jeweils älteren Fertigung abgeben, gehen jene zumeist neuen Aufgaben zu – womit man selbige Kapazitäten auch nicht mehr zurückbekommt.

Zum Zeitpunkt des Übergangs besteht damit jedoch auch die Möglichkeit, die Kapazitäten der jeweils älteren Fertigung (in diesem Fall konkret TSMC 7nm bei AMD sowie Samsung 8nm bei nVidia) beim Chipfertiger NICHT auslaufen zu lassen – sondern weiterhin diese alten Grafikchips (neben den neuen Grafikchips) zu produzieren. Damit könnte man nahezu die doppelte Menge an Grafikchips fertigen lassen, alte und neue Fertigung sollten sich weitgehend nicht behindern. Natürlich werden sich trotzdem die Grafikkarten-Käufer primär auf die neuen 5nm-Grafikkarten stürzen – aber das weiterlaufende Angebot an 7/8nm-Grafikkarten würde preisreduzierend für alle Marktangebote wirken. Mittels des doppelten Angebots könnte man vor allem den aufgestauten Bedarfsberg abbauen, welcher bei vernünftigen Grafikkarten-Preisen sofort aktiv werden würde.

Einfach zu realisieren ist diese Idee natürlich auch nicht: Die Kapazitäts-Planung gegenüber den Chipfertigern erfolgt sicherlich einige Quartale im voraus. AMD & nVidia müssten ihren Chipfertigern zeitig genug mitteilen, dass man auf die vorhandenen 7/8nm-Kapazitäten auch beim Auftauchen der 5nm-Kapazitäten nicht verzichten will – ansonsten vergeben die Chipfertiger diese 7/8nm-Kapazitäten andersweitig. Zudem müssten AMD und nVidia natürlich auch klären, ob genügend andere Materialien zum Bau einer zeitweilig (bis zu) doppelten Menge an Grafikkarten organisiert werden können – benötigt werden Platinen, Kleinchips und Grafikkarten-Speicher. Wenn deren Produktionsausweitung nicht ebenfalls möglich sein sollte, erübrigt sich diese Idee gleich wieder.

Generell dürften AMD & nVidia zudem nicht gerade einfach für diese Idee zu erwärmen sein: Dies ist eine absolut unübliche Vorgehensweise, welche zudem selbst bei einem anfänglichen Erfolg immer das Risiko mitbringt, Millionen an Chips aus älterer Fertigung zu viel zu produzieren, welche man irgendwann nicht mehr absetzen kann. Schließlich dauert es gut ein halbes Jahr, ehe ein Grafikchip bestellt, hergestellt, zur Grafikkarte verarbeitet, rund um die Welt geliefert und letztlich an den Endverbraucher verkauft wurde. AMD und nVidia müssten aufs Blaue hinein die Fertigung von Ampere- und RDNA2-Grafikkarten weiterlaufen lassen – und wenn man erkennt, dass deren Verkaufsende angesagt ist, kommen trotzdem noch einige Monate lang Nachlieferungen vom Chipfertiger.

Zudem könnte seitens der Grafikchip-Entwickler auch die grundsätzliche Bereitschaft fehlen, so deutlich gegenüber den überzogenen Grafikkarten-Straßenpreisen vorzugehen. Zwar verdienen AMD & nVidia an der Preisübertreibung aktuell nur einen Bruchteil – den größten Teil dürften Grafikkarten-Hersteller, Distributoren & Einzelhandel unter sich aufteilen. Doch je länger dieses Schema läuft, um so mehr werden die höheren Grafikkarten-Preise zur Normalität – was für die Anbieter-Seite nur vorteilhaft ist und von den Grafikchip-Entwicklern über höhere Listenpreise (und somit einen größten Teil am Kuchen für sich selbst) immer stärker ausgenutzt wird. Ehrlicherweise muß somit gesagt werden, dass die Idee einer drastischen Angebots-Ausweitung durch zwei Grafikkarten-Generationen gleichzeitig für diejenigen, welche jene durchführen müssten – AMD & nVidia – zu wenig (kurzfristigen) Gewinn bei einem nicht unerheblichen Risiko ergibt.

Reduzierung der Nachfrage-Seite: Verbot von Ressourcen-hungrigem Cryptomining

Speziell der Grafikkarten-Markt hat zumindest in der Theorie die Möglichkeit einer substantiellen Nachfrage-Reduzierung, welche nicht den "natürlichen" Weg von höheren Preisen geht: Fehlen einfach nur die Cryptominer als Abnehmer, reichen die zuletzt schon gestiegenen Nachlieferungen womöglich aus, um in absehbarer Zeit den aufgestauten Bedarfsberg abzubauen. Zwar ist unklar, in welcher Höhe die Cryptominer wirklich an den aktuellen Grafikkarten-Absätzen beteiligt sind – ob also 20%, ein Drittel oder gar die Hälfte aller Grafikkarten-Lieferungen zu den Cryptominern gehen. Klar ist jedoch die eindeutige Preiskorrelation zwischen Grafikkarten-Preisen (rote & grüne Linien) und Ethereum-Kurs (gelbe Linie) über das Jahr 2021 hinweg:

Der Ausschluß der Cryptominer vom Grafikkarten-Markt wurde bislang auf vielfältigen Wegen versucht, bislang hat sich keiner davon als schlagkräftig erwiesen: nVidias Mining-Sperre wurde wie bekannt durchbrochen, übliche Einzelhandels-Limitierungen in Form der Abgabe nur einer einzigen Grafikkarte pro Lieferadresse sind wirkungslos, wenn die Cryptominer mitten in der Lieferkette direkt bestellen. Selbst wenn solcherart Maßnahmen funktionieren würden, läßt sich letztlich sowieso nicht kontrollieren, was die Endverbraucher mit ihren Grafikkarten anfangen: Selber minern oder bei eBay einstellen, auf dass die Cryptominer dann dort zuschlagen. So lange das Cryptomining gewinnträchig ist, wird jenes immer irgendeinen Weg finden, um an die notwendige Hardware zu kommen.

Ergo liegt die einzige Möglichkeit darin, die Gewinne aus Cryptomining ausreichend herunterzudrücken, auf dass sich Mining nicht mehr lohnt und damit dieser enorme Hardware-Bedarf gar nicht erst entsteht. Dieses Vorhaben ist speziell im Bereich von Blockchain-basierten Cryptowährungen jedoch nicht so einfach umzusetzen, da jenen das Prinzip innewohnt, unabhängig von Markteingriffen und (versuchten) Regulierungen weiterbestehen zu können. Der Geist ist einmal aus der Flasche – und kehrt auch nicht mehr in selbige zurück. Einfach, direkte Verbote wären also weitgehend wirkungslos – insbesondere wenn man die Crypto-Branche frontal und alle Cryptowährungen gleichzeitig betreffend angreifen würde.

Was jedoch als möglich erscheint, sind gezielte Regulierungen: Jene müssen der Crypto-Branche zum einen einen positiven Ausweg ermöglichen und zum anderen an Schaltstellen ansetzen, welche sich staatlicher Gewalt nicht so einfach widersetzen können. Als mögliche Regulierungs-Maßnahme kann man ein in der Zukunft liegendes General-Verbot von auf Ressourcen-hungrigem Cryptomining basierenden Cryptowährungen nennen. Die Zielsetzung dieses in erster Linie anzudrohenden Verbots würde darin bestehen, dass die betreffenden Cryptowährung aus Eigeninteresse vom Mining Abstand nehmen und irgendwelche anderen Möglichkeiten zur Vergütung von Transaktionen einführen – wie das Staking (PoS). Dieser Vorschlag ist zudem bitte im gesamten Wortlaut zu verstehen – fehlt eine der genannten Komponenten, funktioniert das ganze nicht mehr:

➔   "in der Zukunft liegendes"
Ein umgehendes Verbot wäre nicht nur unrealistisch, sondern fordert vor allem zu viel Widerstand heraus. Droht man das Verbot hingegen mit entsprechender Karenzzeit an, dann werden sich genügend Cryptowährungen von alleine dazu bewegen lassen, vom Mining (PoW) auf Staking (PoS) zu wechseln. Allein damit wäre viel erreicht, zudem wird so auch die Widerstands-Macht der "unwilligen" Cryptowährungen geschwächt.
 
➔   "Ressourcen-hungrigem Cryptomining"
Die Zielsetzung muß allein in Cryptowährungen mit beachtbarer Ressourcen-Verschwendung liegen, ob in Form von Hardware oder/und Energie. Damit sind nicht alle Cryptowährungen betroffen, was das Widerstands-Potential gegenüber dieser Regulierung von Anfang an reduziert. Diese Einschränkung läßt sich auch gut mit allen möglichen "Green"-Agendas verbinden und wäre somit Politik, Medien & Bürgern einfacher vermittelbar.
 
➔   "General-Verbot"
Logischerweise bringt ein direktes Verbot von Cryptowährungen nicht viel. Sofern das Verbot allerdings auch die Tätigkeiten des Haltens, Verwaltens und Handelns umfasst, würde man damit in erster Linie auf das Ökosystem an Handelsplattformen & Apps rund um Cryptowährungen abzielen. Jene wollen in aller Regel keine Schwierigkeiten mit dem Gesetz und dürften als "illegal" deklarierte Cryptowährungen anzunehmenderweise aus ihrem Angebot entfernen.

In letztgenanntem Punkt liegt die eigentliche Wirkmacht dieses Vorschlags: Geht man das Ökosystem rund um die Cryptowährungen an, ist (erfolgreiche) Regulierung durchaus denkbar. Schon heute werden die meisten dieser Plattformen gezwungen, bei Neukunden weitreichende Identifikations-Merkmale abzufragen und vorzuhalten. Denn im Gegensatz zu einer Blockchain, welche rein als virtuelles Gebilde existiert, sind die Crypto-Plattformen üblicherweise irgendwo ganz real ansässige Unternehmen – welche sich ihre Geschäfte nicht über Ärger mit dem Gesetz stören lassen wollen. Ausnahmen wird es immer geben, aber auch diese wollen irgendwann einmal seriös werden – gerade wenn der regulatorische Druck mit der Zeit immer weiter zunimmt.

Doch hat man diese Plattformen in der Hand, dann ist die Schlacht schon gewonnen, ganz egal ob technisch gesehen weiterhin geminert werden kann. Denn wenn die allermeisten Handelsplattformen solcherart "verbotene" Cryptowährungen einfach ausschließen, ein Transfer in andere Cryptowährungen oder gar Realgeld nur noch schwer möglich ist und selbst deren Besitz schon illegal wäre (sprich, das Finanzamt würde ein Guthaben bei Kenntnis ersatzlos einziehen), dann brechen dieserart Cryptowährungen erst einmal sehr gründlich zusammen. Ob es nachfolgend auf (deutlich) kleinerem Niveau im Untergrund weitergeht, wäre fast bedeutungslos – insbesondere mit Blick auch auf das Cryptomining. Natürlich muß man dafür nicht mit der Tür ins Haus fallen – und insbesondere die großen Cryptowährungen sollte man bei einem regulatorischen Vorstoß wie rohe Eier behandeln und möglicherweise sogar deren Regulierung in direkter Zusammenarbeit mit diesen selber gestalten.

Genau deswegen muß das Verbot in einer gewissen Zukunft liegen, damit die betreffenden Cryptowährungen eben nicht in den Widerstand gehen, sondern von sich aus den Abschied vom Mining wählen (sowie die notwendige Zeit hierfür erhalten). Im Fall von Ethereum ist es noch einfacher: Hier würde ein angedrohtes Verbot die Ausführung der schon lange existierenden Pläne für einen Umstieg auf das "Proof of Stake" Prinzip forcieren helfen – und selbst wenn sich jener Umstieg nochmals verzögern sollte, so wäre dessen Umsetzung wenigstens nicht mehr abzuwenden. Sobald dieser Einstieg in den Umstieg geschafft ist, dürften weitere Cryptowährungen folgen, neue gleich gar nicht erst auf Mining setzen – und somit auch die breite Flucht der Cryptominer in andere Mining-Währung als Ethereum untergraben. Ob sich eventuell kleinere Cryptowährungen mit Mining-Prinzip in den Untergrund zurückziehen, wäre letztlich egal – die breite Masse dürfte kaum den Weg in die Illegalität antreten, wenn Plattformen & Apps ihre Zusammenarbeit verweigern (müssen).

So interessant diese Idee klingen mag, so wenig wahrscheinlich ist (leider) deren reale Umsetzung. Dies wäre letztlich ein gesetzgeberisches, sprich politisches Vorhaben – wofür man erst einmal politisches Interesse wie politische Mehrheiten organisieren muß. In der in IT-Dingen hinter dem Mond befindlichen bundesdeutschen Politik ist hierfür keinerlei Potential zu sehen – da wird bestenfalls die EU mit Abermilliarden ausgerüstet, um ohne Sinne und Verstand neue Chip-Werke herbeizuzaubern. Ein gewisses Potential ist in der US-Politik zu sehen, wo es immerhin schon Gesetzesvorstöße gegenüber Scalper-Preisen gibt. Ansonsten könnte nur eine NGO dieses Werk vollbringen, weil vor dem vergleichsweise einfach zu erstellenden Gesetzestext eine Unmenge an Überzeugungsarbeit bei Politik & Medien zu leisten sein wird.

Anders formuliert: Einfache Lösungen sind nicht im Angebot. Diese kann es angesichts der verfahrenen Situation im Grafikkarten-Markt wohl auch nicht geben. Doch wenn man nicht darauf hoffen will, dass sich die Preisübertreibungen im Laufe der Zeit von alleine verflüchtigen – was durchaus Jahre dauern könnte – dann gibt es nur Lösungen, welche die wirklich großen Stellschrauben bewegen und damit niemals einfach zu realisieren sind. Dieser Artikel verfolgt damit auch nicht den Anspruch, Lösungen zu bieten, die aus dem Stand heraus realistisch sind. Es wurden Lösungen geboten, welche anzunehmenderweise funktionieren – dies aber nur, wenn es denn tatsächlich seitens der Handelnden (Grafikchip-Entwickler oder/und die Politik) wirklich so gewollt ist.