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News des 3. April 2024

Extra anzusprechen ist noch die in den letzten Tagen viel kolportierte Aussage des zumeist sehr soliden Leakers Golden Pig Upgrade @ Bilibili über die Verkaufsnamen von Arrow Lake & Raptor Lake-H Refresh: Jene lauten auf "Core Ultra 2xx" für "Arrow Lake" sowie auf "Core 2xx" für den Refresh zu Raptor Lake-H. Der H-Suffix bei letzteren Prozessoren hat dabei zu einiger Verwirrung und teilweise Fehldarstellungen geführt, der Leaker hatte es in seinem Original allerdings bereits zielführend ausgedrückt: Denn mitnichten zeigt der H-Suffix den Refresh, die alte Generation oder das Fehlen einer NPU an – sondern schlicht wie bei Intel üblich die generelle Klasse der CPU nach TDP- bzw. Einsatzort-Maßstäben (H = Standard-Mobile). Andere mögliche Suffix lauten somit (wie üblich) auf HX, P, U, K, KF, etc, dies gilt auch für Arrow Lake selber.

Genau wie erwartet:
Arrow Lake nennt sich offiziell Core Ultra 2xx
Raptor Lake H Refresh für Core 2xxH

Quelle:  Golden Pig Upgrade @ Bilibili am 30. März 2024, maschinell übersetzt ins Deutsche

Die Differenz zwischen Refresh-Modell und neuer Generation liegt schlicht – und dies wurde an dieser Stelle schon vor einiger Zeit vermutet – an der Verwendung von "Ultra", augenscheinlich an nichts anderem. Offenbar folgt Intel hier dem einfachen Schema, alle Prozessoren desselben Baujahrs mit der selben führenden Zahl ins Rennen zu schicken (eine Übernahme von AMDs Namensschema für Mobile-Prozessoren), wobei die technologisch neuen Modelle dann mittels "Ultra" abgehoben werden. Denkt man dieses Namensschema in die Zukunft, dürfte der Refresh zu Arrow Lake dann (je nach Veröffentlichungstermin) als "Core 300" erscheinen, während der technologische Nachfolger als "Core Ultra 300" antritt. Jenes Namensschema ermöglicht Intel es besser, mit Refresh-Modellen zu arbeiten, welche zur Portfolio-Abrundung angesetzt werden, dafür aber eben nicht "alt" aussehen dürfen.

Einsatzort Verkaufsname Release
Meteor Lake rein Mobile (kein HX) Core Ultra 100 14. Dez. 2023
Arrow Lake Desktop & Mobile Core Ultra 200 Ende 2024
Lunar Lake rein UltraMobile Core Ultra 200 (?) Ende 2024
Raptor Lake Mobile-Refresh rein Mobile Core 200 Anfang 2025
Arrow Lake Refresh Desktop & Mobile Core 300 (?) H2/2025
Panther Lake rein Mobile (kein H/HX) Core Ultra 300 (?) Q4/25-H1/26
Nova Lake Desktop & Mobile Core Ultra 400 (?) H2/2026
Hinweis: Angaben zu noch nicht offiziell vorgestellter Hardware basierend auf Gerüchten & Annahmen

Eine andere beginnende und wohl noch viel breiter werdende Diskussion ist jene zum "KI-PC", welcher nach dem Willen der PC-Branche der große Renner ab diesem Sommer und nachfolgend werden soll. Vorangetrieben wird dies maßgeblich durch die neuen KI-Funktionen von Windows 11, welche mit dem Sommer-Update 24H2 in voller Schönheit ausgerollt werden sollen. Um sich "KI-PC" nennen zu dürfen, muß der jeweilige Computer dabei über eine eigenständige NPU mit einer Leistunsgfähigkeit von 40 TOPs verfügen, wie Golem ausführen. Damit ist dann die lokale Ausführung von "Windows Copilot" möglich, was (angeblich) eine bessere Latenz ermöglicht. Die ebenfalls gern genannte Akku-Schonung gilt nur gegenüber der lokalen KI-Berechnung auf anderen Rechenwerken als einer NPU, was in der Praxis nur bei wirklich als mobilen Geräten genutzten Notebooks eine Rolle spielt.

Gegenüber dem bisherigen Ansatz in Form der KI-Berechnung in der Cloud gibt es in jedem Fall keine Akku-Schonung, nur die bessere Latenz würde zutreffen. Für die wahrscheinlich ganz große Werbetrommel, welche die PC-Hersteller zugunsten von KI-PCs ab diesem Sommer auspacken werden, erscheint dies als vergleichsweise magerer Vorteil. Immerhin sollen damit die PC-Käufer dazu animiert werden, allein nur noch KI-PCs mit extra NPU zu erstehen sowie (vor allem) ihre bisherigen Geräte als "technologisch veraltet" anzusehen. Das ganze sieht damit aus derzeitiger (durchaus fehlbarer) Sicht eher wie ein weiterer "MMX-Moment" aus – sprich die Propagandierung eines angeblich zwingend notwendigen Standards, mittels welchem sich allerdings kaum ein praktischer Vorteil ergibt, und wenn dann wurde jener künstlich herbeigeführt.

Denn für Windows Copilot gilt: Microsoft könnte alle KI-Funktionen auch weiterhin in der Cloud ausführen, alternativ auch auf lokalen Prozessoren und Grafikkarten. Letzteres mag nicht ganz so effizient sein wie mit NPUs, kann jedoch auf leistungsfähigen Grafikkarten schneller (und damit Latenz-ärmer) passieren. Selbiges hat die ComputerBase in einem ersten Test zur KI-Performance von Intel Core Ultra 5 155H und AMD Ryzen 9 8945HS ermittelt. Deren NPUs (mit derzeit 10 bzw. 16 TOPs reine NPU-Power, 33 bzw. 39 TOPs für den gesamten Prozessor) erledigen die Aufgabe sicherlich Akku-schonender, werden allerdings von jeder potenten Grafikkarten (hier benutzt: GeForce RTX 4070) weit überrundet. Dabei konnte der ComputerBase-Test natürlich nur eine theoretische Performance mittels des Procyon-Benchmarks der 3DMark-Entwickler ermitteln, denn Windows Copilot ist derzeit nicht benchbar.

Die grundsätzliche Frage, ob man die von Microsoft vorgegebenen 40 TOPs überhaupt benötigt werden bzw. was deren Nichterfüllung für Auswirkungen hat, ist derzeit nicht zu beantworten. Sofern Microsoft die KI-Funktionalität nicht gerade abriegelt, wenn jene 40 TOPs nicht zur Verfügung stehen, könnte der Copilot einfach etwas mehr Zeit zum "überlegen" benötigen – woran sich die Nebenfrage anschließt, ob es sich um Sekunden oder nur Millisekunden handelt. Alternativ könnte Microsoft bei unzureichender lokaler Rechenleistung die KI-Berechnung auch wie bisher in der Cloud vornehmen. In der Summe ist derzeit unklar, was genau diese 40 TOPs erreichen können sollen – welchen Vorteil der Anwender davon hat, jene in seinem Rechner zu haben. Gut denkbar, dass die realen Vorteile marginaler Natur sind und dass ganze nur dazu dient, den Werbebegriff "KI-PC" technisch zu untermauern.

Microsoft hat erste Details zum kommenden ESU-Programm für Windows 10 bekanntgegeben, wobei die genannten Preise erst einmal nur für Firmenkunden gelten. Die Preislagen (61 Dollar im Jahr, jeweils Verdopplung im zweiten & dritten Jahr) entsprechen grob dem Niveau des ESU-Programms zu Windows 7, was Microsoft von Privatanwendern verlangen will, bleibt noch abzuwarten. Das ESU-Programm für Windows 10 ist (derzeit) auf drei Jahre angelegt, wobei die Erfahrung mit Windows 7 zeigt, dass es auch darüber hinaus verlängert werden könnte. Der Startschuß fällt nach dem 14. Oktober 2025 als dem Endes des nominellen Supports an Sicherheits-Updates für Windows 10. Offen bleibt vor allem die Frage, ob es wieder so einfach ist wie unter Windows 7, den ESU-Status vorzugauklen und damit kostenlos an die Sicherheits-Updates zu kommen.

Bei Windows 7 lief dieser Weg außerhalb des Rampenlichts, da dort das ESU-Programm nominell nur für Firmenkunden aufgelegt wurde – und vor allem Windows 7 zum Start der ESU-Phase schon maßgeblich im Verbreitungsgrad gesunken war (25% im Januar 2020). Für Windows 10 wird Microsoft hingegen das ESU-Programm auch explizit für Privatanwender öffnen (Preise wie gesagt noch unbekannt), zugleich kann man erwarten, dass zum Stichtag der Verbreitungsgrad von Windows 10 innerhalb der verschiedenen Windows-Ausführung noch bei 50-60% liegt (derzeit sind es 69%). Daraus folgend läßt sich vermuten, dass Microsoft für das ESU-Programm zu Windows 10 die Privatanwender tatsächlich schröpfen will – und somit den für Windows 7 geltenden Umgehungsweg wohl eher zumacht.