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News des 24. April 2024

Für einige Aufmerksamkeit sorgen derzeit Geekbench-Benchmarks zu AMDs "Strix Point" APU, welche via Twitter-Bot 'Benchleaks' bekannt wurden: Im ersten Fall wurde ein vorher bereits als Strix Point zugehöriges CPU-Samples mit 12 CPU-Kernen ohne SMT auf real ~1.4 GHz ausgemessen, im zweiten Fall lief dasselbe CPU-Sample angeblich im Dual-CPU-Modus mit allerdings real ~2.0 GHz Takt. Letzterer Test ist schwerlich zu werten, aber ersterer Test ist interessant, weil das (niedrige) Benchmark-Resultat sich durch den sehr niedrigen Takt erheblich aufwertet. Besonders begeisterte Zeitgenossen errechnen hieraus bereits (absurde) IPC- und Performance-Steigerungen im Feld von +50% bis +70%, sofern man für Strix Point ordentliche Taktraten annimmt bzw. auf diese interpoliert.

Hardware GB5/ST GB5/MT
Strix Point ES mit 12C/12T, Base 2.0 GHz, real ~1.4 GHz, 28W 1217 8016
Ryzen 9 8945HS Zen 4 (Hawk Point), 8C/16T, 4.0/5.2 GHz, 45W 1974 11'600
Ryzen 7 8840U Zen 4 (Hawk Point), 8C/16T, 3.3/5.1 GHz, 28W 1917 9612
Core Ultra 9 185H Meteor Lake, 6P+8E+2LP/22T, ?/5.1 GHz, 45W/115W 1873 13'796
Core Ultra 7 165H Meteor Lake, 6P+8E+2LP/22T, ?/5.0 GHz, 28W/64-115W 1866 13'192
Datenquellen: Strix Point von Benchleaks @ Twitter, Ryzen 7 8840U & Ryzen 9 8945HS von CPU-Monkey, Core Ultra 7 165H & Core Ultra 9 185H von CPU-Monkey

Gegenüber diesen Hochrechnungen kann man technische Argumente anbringen, wie dass die bisherige Taktraten nicht wirklich sicher ist (nur ~1.4 GHz Realtakt bei jedoch 2.0 GHz Base-Takt) oder aber dass Performance-Skalierungen über so große Bereiche nicht mehr linear funktionieren müssen. Eher zielführend ist jedoch das Argument, dass alle zu großen IPC-Sprünge einfach schwer unwahrscheinlich sind – jedenfalls nicht bei einer einfachen neuen CPU-Generation, welche nur zwei Jahre nach ihren Vorgänger kommt, welche ihrerseits seit mehreren Generationen bereits an der Leistungsspitze standen. Die ganz großen IPC-Gewinne gibt es regelmäßig nur bei gänzlich neuen CPU-Projekten, aber schwerlich mitten in einer Serie an Prozessor-Architekturen. Demzufolge ist hier schlicht die Chance am größten, dass man diese Benchmark-Werte nicht so einfach hochrechnen kann – ergo derzeit leider so gut wie gar nichts belastbares hieraus ablesbar ist.

Daneben deuten diese Benchmark-Werte auch (nochmals) darauf hin, dass die kürzlich an zwei Stellen aufgetauchten Benchmark-Werte zu diversen AMD-APUs schlicht erdacht waren. Schließlich erscheint es als leicht irrational, zum einen den Geekbench mit einem klaren Engineering Sample ohne SMT und auf sehr niedriger Taktrate zu absolvieren, zum anderen bereits komplette Benchmarks unter Cinebench und verschiedene 3DMark-Teiltests für ein ausformuliertes Modell-Portfolio von Strix Point, Strix Halo, Kraken Point und Sonoma Valley zu haben – letztere drei allesamt terminlich nach Strix Point anstehend. Selbst wenn das vorstehend benutzte Engineering Sample von Strix Point alt sein soll, ist AMD derzeit bei Strix Point schätzungsweise genau in dieser Phase: Jener erster Benchmarks mit Engineering Samples, weit entfernt von Benchmarks auf marktfähigen Taktraten oder gar schon mit einzelnen Verkaufsmodellen.

Man kann es schließlich auch anders herum betrachten: Sollte AMD derzeit bereits tatsächlich zu Benchmarks mit einzelnen Verkaufsmodellen auf nahezu finaler Taktrate in der Lage sein, wäre der Release in greifbarer Nähe, grob zwei Monate entfernt. Denn wenn man bereits die Produktgestaltung abgeschlossen hat wie bereits auf Taktrate ist, startet man üblicherweise umgehend die Massenfertigung. In diesem Stadium noch anfallende Arbeiten wie Zertifizierungen, Treiber-Finalisierung und OEM-Unterstützung läßt sich sehr wohl innerhalb jener zwei Monate erledigen, welche ein Chip von der Auftragserteilung über die Fertigung bis zum Packaging, Testen und Verpacken benötigt. Da allerdings die Veröffentlichung (nicht Marktstart) von Strix Point eben nicht bereits in zwei Monaten ansteht, sondern ein Jahresend-Projekt darstellt, ist es derzeit einfach zu früh für umfassende Benchmarks von einzelnen APU-Modellen des Verkaufs-Portfolios von AMDs nächster APU-Generation.

Twitterer Harukaze5719 zeigt zudem einen Benchmark der iGPU von "Strix Point" unter dem "GravityMark" bzw. liefert mit dem nächsten Tweet eine grobe Performance-Einordnung dessen ab. In diesem Fall lief das Strix-Point-Sample bereits mit einem iGPU-Takt von ~2.6 GHz auf etwas über 20 Watt Stromverbrauch (für die ganze APU), somit also auch noch nicht am Rande dessen, was im finalen Zustand mal möglich sein wird. Dies erklärt auch den Benchmark-Wert, welcher mit Performance-Niveau ähnlich wie eine GeForce GTX 1050 Ti nicht besser liegt, als was die Vorgänger-APUs Phoenix1 bzw. Hawk Point derzeit bereits im Mobile-Segment erreichen. Wirklich etwas herauslesen läßt sich hier nicht, es bestätigt sich allenfalls, dass diese Samples tatsächlich bereits recht alt sind – jener Benchmarks wurde bereits am 26. Dezember 2023 durchgeführt.

Wie u.a. Heise und ComputerBase berichten, hat Qualcomm seinen kleineren Snapdragon-X-Chip namens "Snapdragon X Plus" offiziell vorgestellt. Hierunter verbirgt sich im groben die Technik des im letzten Oktober vorgestellten "Snapdragon X Elite" mit einfach nur 10 CPU-Kernen anstatt 12 CPU-Kernen. Gut möglich, dass es sich beim Plus-Modell schlicht um eine Salvage-Version des Elite-Modell handelt, sprich noch nicht einmal ein eigenständiges Stück Silizium. Zumindest war die Vorstellung des Plus-Modells für Qualcomm eine gute Gelegenheit, um das Snapdragon-X-Produktportfolio genauer zu beschreiben sowie weitere Benchmark-Versprechen in die Welt zu setzen – nachdem seit dem letzten Oktober eigentlich nicht viel passiert ist, erste entsprechende Notebooks weiterhin erst in diesem Sommer zu erwarten sind.

Kerne Takt iGPU NPU Speicherinterface TDP
Snapdragon X Elite X1E-84-100 12C/12T 3.8/4.2 GHz Adreno 4.6 TFlops 45 TOPs 256-bit LPDDR5X/8533 ?
Snapdragon X Elite X1E-80-100 12C/12T 3.4/4.0 GHz Adreno 3.8 TFlops 45 TOPs 256-bit LPDDR5X/8533 ?
Snapdragon X Elite X1E-78-100 12C/12T 3.4/- GHz Adreno 3.8 TFlops 45 TOPs 256-bit LPDDR5X/8533 ?
Snapdragon X Plus X1P-64-100 10C/10T 3.4/- GHz Adreno 3.8 TFlops 45 TOPs 256-bit LPDDR5X/8533 ?

Die wie üblich vollmundigen Benchmark-Versprechnungen hat die ComputerBase zumindest anscheinsmäßig gegengeprüft: Danach erreicht man auf der Referenz-Design tatsächlich knapp die von Qualcomm vorgegebenen Performance-Werte. Dies reicht im Dreier-Vergleich zwischen Qualcomm, Apple und Intel (die letzteren zwei basierend auf realen Geräten) für insgesamt gute Wertungen, allerdings ohne klaren Vorteil für Qualcomm. Die Problematik der Qualcomm-Benchmarks liegt allerdings eher darin, dass die Geräte-Hersteller angeblich deutliche Schwierigkeiten haben, die Qualcomm-Werte mit ihren eigenen Notebook-Designs zu replizieren. Laut SemiAccurate geht dies bis in die Region von nur der halben Performance, welche real erreicht wird. Dies erscheint um so seltsamer, als dass die Qualcomm-SoCs eigentlich eher Energie-effizient arbeiten sollen, ein zu hoher Stromdurst als Fehlerquelle fast ausscheidet. Hier bleiben in jedem Fall die Benchmarks realer Qualcomm-basierter Notebooks abzuwarten, ob jene tatsächlich die hohen Performance-Vorgaben erreichen können.