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News des 2./3. März 2023

VideoCardz berichten von ersten Händler-Angeboten zur Radeon RX 7900 XT für 799 Dollar, somit glatte 100 Dollar unterhalb US-Listenpreis und gleichzeitig bereits im Preisegment der GeForce RTX 4070 Ti wildernd. Keine drei Monate nach Launch ist dies durchaus beachtbar, gerade da sich die Preislage zur größeren Radeon RX 7900 XTX währenddessen nur auf glattem Listenpreis-Niveau stabilisiert hat. Auch für den deutschen & österreicher Grafikkarten-Markt läßt sich dieser Preisrutsch nachvollziehen bzw. fällt selbiger hierzulande sogar noch etwas heftiger aus. Der derzeitige Bestpreis von 849 Euro sind glatt 200 Euro unterhalb UVP, den Effekt der MwSt herausrechnend entspricht der hiesige Bestpreis sogar nur noch ~759 Dollar. Wie kürzlich erst dargelegt, dürfte dieser Preisrutsch der Radeon RX 7900 XT kaum ohne tatkräftige Mithilfe von AMD derart passiert sein, die anderen Teilnehmer der Vertriebskette haben jeweils nicht genügend Reserven, um so etwas stemmen zu können.

Liste 20. Dez. 29. Jan. 3. März
Radeon RX 7900 XTX $999 / 1149€ 1400-1800€ 1200-1300€ 1140-1250€
Radeon RX 7900 XT $899 / 1049€ 1050-1130€ 960-1050€ 850-950€
Straßenpreise für lieferbare Angebote gemäß Geizhals

Natürlich reagiert AMD damit auf die Wettbewerbslage und vielleicht auch auf eine Diskrepanz zwischen eigener Vorausplanung und den ersten Verkaufszahlen. Am Ende kann man aber sagen, dass die Radeon RX 7900 XT nunmehr bei jenem preislichen Abstand zur größeren XTX-Karte ankommt, wo sie von Anfang an (mindestens) hingehörte: Bei 200 Dollar bzw. 250 Euro weniger. Der von AMD angesetzte Minderpreis von –10% von der größeren zu kleineren Lösung war immer schon zu wenig angesichts einer Performance-Differenz von –15% und natürlich auch dem fehlenden Haloprodukt-Effekt der kleineren XT-Lösung. An dieser Stelle kann man dann gut und gerne auch fragen, ob es für AMD nicht besser gewesen wäre, die Radeon RX 7900 XT gleich von Anfang an mit 799 Dollar Listenpreis in den Markt zu schicken. Sicherlich sind auch drei Monate Verkäufe zum höheren Listenpreis ganz nett und sicherlich treibt jeder niedrigere Listenpreis Prinzip-bedingt die Konkurrenz an, selber noch weiter nach unten zu gehen.

Aber genauso gilt auch: Diese allgemeine Regel ist schwer auf nVidia anzuwenden, welche nun keineswegs um höhere Marktanteile kämpfen müssen (bzw. wäre dies bei ca. 85% Marktanteil auch wenig erfolgsversprechend). Und ob die drei Monate Verkäufe zum höheren Preis den sehr negativen Ersteindruck der Radeon RX 7900 XT rechtfertigen, wäre eher zu bezweifeln. Gerade im Massenmarkt zählen die Launch-Reviews und wenn jene mittelmäßig oder schlechte Bewertungen hinterlassen, dann bleibt dieser Eindruck haften bzw. wird über die "intelligenten" Algorithmen der Suchmaschinen auch zu späteren Zeiten immer wieder hochgespült. Am Ende hat nun AMD sowohl den schlechten Ersteindruck als auch die niedrigeren Preise in der Hand, spricht in beiden Kategorien den jeweils schlechteren Ausgang. Dies kann man dann durchaus als klaren Fehlschlag der Produktplanungs-Abteilung einordnen. Nachher ist man zwar immer schlauer, doch dies ist wohl ein Fall, wo schon zur Vorstellung dieser ersten RDNA3-Karten die große Mehrheit der Marktbeobachter den Preispunkt der Radeon RX 7900 XT als "unpassend" eingeschätzt hatte.

Notebookcheck weisen auf den Punkt hin, dass die RTX40 Mobile-Serie eine Eigenheit der "Ada Lovelace" basierten Desktop-Beschleuniger übernommen hat: Der Stromverbrauch im Spiele-Einsatz erreicht nur selten die TDP-Vorgabe, liegt oftmals erheblich darunter. Interessanterweise ist dieser Effekt bei den Mobile-Beschleunigern sogar noch deutlicher ausgeprägt als bei den bekannten Desktop-Modellen – obwohl Mobile-Lösungen normalerweise viel enger an ihrem Power-Limit liegen sollten. Der technische Hintergrund dürften andere Begrenzungen sein, welche nVidia hier wirken läßt und welche wohl schlicht dafür da sind, unnütze Energieverschwendung zu vermeiden. Selbige zeigt sich auch jetzt schon unter hohen Wattagen bei den RTX40 Mobile-Lösungen, welche da kaum noch oder gar nicht mehr an Performance hinzugewinnen – und dies immer noch weit vor dem TDP-Limit. Für alle Ada-basierten Grafiklösungen wird es damit zwingend, bei Energieefizienz-Betrachtungen mit realen Stromverbrauchswerten zu kalkulieren, die TDP/TGP ist hierfür selbst als Näherung nicht mehr zu gebrauchen.

Gemäß Twitterer Sravan Kundojjala steht AMDs größer Abnehmer im Jahr 2022 bei 16% des Firmenumsatzes. Da sich das Geschäft mit Prozessoren & Grafikkarten viel breiter aufteilt, kommen hier nur die Konsolen-Entwickler Sony und Microsoft in Frage. Da Sony derzeit klar bei den Absätzen vorn liegt, dürfte dieser Umsatzanteil von 3,78 Mrd. Dollar demzufolge vom japanischen Mischkonzern kommen, natürlich fast ausschließlich eben jene Konsolen-SoCs betreffend. Sony selber hat im Jahr 2022 sowohl 0,5 Millionen PlayStation 4 als auch 14,8 Millionen PlayStation 5 ausgeliefert. Natürlich passen die Auslieferungszeiträume nicht perfekt zusammen, ein im Dezember 2022 gelieferter Konsolen-SoC wird wohl erst im Jahr 2023 geschäftswirksam für Sony werden. Aber einmal diesen Punkt außer acht lassen und ein wenig hochgerechnet, nimmt AMD Sony wahrscheinlich (maximal) ca. 251 Dollar für einen PS5-SoC ab. Jene Zahl dürfte in der Realität etwas kleiner sein, da Sony nunmehr im Gegensatz zum Jahr 2021 wohl wieder einen Lagerbestand an Konsolen-SoCs hat aufbauen können und eventuell auch noch andere Produkte bei AMD einkauft.

Sony accounted for 16% of AMD's revenue in 2022, up from 14% in 2021.
Quelle:  Sravan Kundojjala @ Twitter am 28. Februar 2023
 

Der größere Posten, welcher hier weggeht, könnte allerdings der Speicher sein, bei der PS5 sind dies immerhin 16 GB GDDR6. Im Grafikkarten-Geschäft werden inzwischen üblicherweise Grafikchip & Speicher zusammen verkauft, einfach weil der Grafikchip-Entwickler somit gegenüber den Speicherchip-Herstellern als größerer Kunde auftreten kann – und natürlich auch, weil diese durch die Bücher von AMD & nVidia gehenden Speicherchips deren Umsatz aufplustern. Ob jene im Grafikchip-Geschäft gängige Praxis auch auf Konsolen-SoCs zutrifft, kann nicht beschworen werden, wäre aber denkbar und angesichts der Höhe des vorgenannten Einkaufspreise sehr wohl plausibel. Immerhin setzt Sony die Laufwerk-lose PS5 für 399 Dollar Verkaufspreis an, da bleibt für die anderen Hardware-Komponenten samt allem Aufwand des Endkunden-Verkaufs kaum noch Platz. Zwar muß Sony mit der Hardware der PS5 keinen Gewinn machen, doch die Zeiten großer Hardware-Subventionen bei Spiele-Konsolen (was dann durch Software-Verkäufe wieder reingeholt wird), sind wohl vorbei.