VideoCardz und Tom's Hardware berichten über eine erste (klare) Sichtung des Navi-32-Chips – ironischerweise in einem Video seitens Forbes, welche diesen gewichtigen Fund nicht wirklich zu würdigen wussten. Denn damit ist erst einmal bewiesen, dass es zumindest fertige Samples von Navi 32 gibt, der Projekt somit nicht irgendwie eingestampft ist. Wenn AMD jene mehr oder weniger öffentlich zeigt, bedeutet dies auch, dass die Entwicklung hieran weitergeht und es im Endeffekt eine Frage der Zeit und der konkreten Planungen AMDs ist, wann sich Navi 32 in Produktform materialiert. Die Chipfläche wird im übrigen auf 200-210mm² für das GCD geschätzt, was gut zu den vorherigen Leaks von ~200mm² passt.

Zumindest der letzte Leak zu den Navi-3X-Chips war somit in den technischen Details zu 100% korrekt, auch wenn die daraus resultierende Produktgestaltung wohl nicht ganz mit früheren Planungen & Vermutungen einhergeht (Navi 33 maximal bis zur "Radeon RX 7600", desweiteren "Radeon RX 7800 XT" womöglich Navi-31-basiert). Zur speziell von Tom's Hardware aufgeworfenen Frage, wann dann nunmehr die Radeon RX 7700 & 7800 Serien antreten, gibt es allerdings immer noch nichts neues. Zu der an dieser Stelle geäußerten These, AMD würde Navi 32 womöglich künstlich zurückhalten, um zuerst die vorhandenen Navi-21-basierten Grafikkarten der Radeon RX 6800/6900 Serien abzusetzen, läßt sich zudem eine gute Gegenargumentation finden: Zum einen war inzwischen mehr als genügend Zeit, um nach dem Cryptomining-Hype und der damit einhergehenden Maximalproduktion an Grafikchips & Grafikkarten deren Fertigung wieder herunterzudrosseln.

Für jetzt verkaufte Grafikkarten wurde der Auftrag zur Chipfertigung grob gegen Ende 2022 gegeben – wo schon lange klar war, dass zu viele Lagerbestände vorhanden sind. Ergo ist es wenig vorstellbar, dass AMD jetzt noch zu viele Navi-21-Chips hat – unmöglich ist dies allerdings auch nicht, ohne konkrete Daten zu kennen sind das alles nur wohlfeile Theorien. Zum anderen aber sollte AMD bei einem Vorhandensein des Navi-32-Chips jenen wenigstens fürs Mobile-Segment einsetzen. Bei den geringen Mengen, welche AMD dort absetzt, würde man den Navi-21-Absatz kaum berühren, zudem wollen die Notebook-Hersteller generell immer neue Hardware-Generationen sehen und vermarkten. Dass Navi 32 nicht bereits im Mobile-Segment aufgetaucht oder wenigstens angekündigt wurde, ist dann doch ein recht guter Hinweis darauf, dass jener Chip mitnichten bereits auf Lager produziert wurde, sondern bestenfalls jetzt erst spruchreif wird. Irgendwann im dritten Quartal sollte es dann so hoffentlich so weit sein, um die Radeon RX 7000 Serie endlich zu kompletieren.

VideoCardz berichten über die nunmehr vorliegende Version 0.3 des zukünftigen PCI Express 7.0 Standards. Jener soll wiederum eine Verdopplung der nominellen Bandbreite liefern, wobei die technischen Details hierzu noch nicht komplett offengelegt wurden. Wie der kommende PCI Express 6.0 Standard soll das PAM4-Signalverfahren genutzt werden, sprich an dieser Stelle gibt es bei PCIe 7.0 keine Verdopplung. Denkbarerweise geht es somit wie bei vorherigen PCIe-Standards wiederum über eine Taktraten-Verdopplung. Gegenüber dem derzeit im Grafikkarten-Bereich aktuellen PCI Express 4.0 würde PCIe 7.0 die Übertragungsrate von 31,5 GB/sec auf 240,7 GB/sec bei einer x16-Anbindung drastisch erhöhen. Allerdings ist zu erwarten, dass kommende PCIe-Normen oftmals dazu ausgenutzt werden, die Anzahl der PCIe-Lanes zu reduzieren – nicht in jedem Fall, aber zumindest partiell.

Schon jetzt kommen schließlich schon die Mainstream-Grafikchips Navi 23, Navi 33, GA107, AD106 & AD107 nur mit 8 Lanes PCIe 4.0 daher, der Navi-24-Chip hat sogar nur 4 Lanes PCIe 4.0. Möglicherweise reduziert man dies beim kommenden PCIe-5.0-Standard nicht weiter, aber ab PCIe 6.0 steht dies sicherlich an. Zudem könnten dann auch noch höher in der Hackordnung stehende Grafikchips nicht mehr mit den vollen 16 Lanes antreten. Dabei geht es nicht nur um Einsparungen von Chipfläche (Interfaces skalieren zudem schlecht mit kleineren Fertigungsverfahren), sondern auch um Stromersparnis: Je höher die PCIe-Norm, desto größer der Stromverbrauch des PCIe-Interfaces, getrieben von höheren Taktraten und/oder aufwendigeren Signalverfahren. Sobald sich dies aus Performance-Sicht nicht lohnt, ist jener Stromverbrauch an anderer Stelle besser investiert – und so wählt der Grafikchip-Entwickler lieber keinen Fortschritt bei der PCIe-Bandbreite.

Weniger PCIe-Bandbreite dürfte hingegen keiner der zukünftigen Grafikchips mitbringen. Vielmehr wird der Fortschritt der PCIe-Normen dafür ausgenutzt, mit weniger Lanes (auf höherer PCIe-Norm) und damit mit gleicher PCIe-Bandbreite anzutreten. Daneben gibt eine der Folien eine wunderbare Maßgabe ab, in welchem Zeitrahmen man tatsächlich mit entsprechenden Produkten rechnen muß. Gern angegeben wird hierzu der Termin der Fertigstellung der entsprechenden PCIe-Norm – nur dass die darauf basierenden Produkte dann immer erst noch entwickelt werden müssen. Eher eine Maßgabe für reale Produkte ist daher der Termin des entsprechenden Compliance-Programms: Jenes soll für PCI Express 7.0 erst im Jahr 2027 anstehen – nachdem die Spezifikation 1.0 von PCIe 7.0 allerdings schon 2025 fertig sein soll. Vorher wird es kaum entsprechende Prozessoren geben – und Grafikkarten werden dem wohl erst einigermaßen später nachfolgen.

PCI Express Roadmap 2017-2027