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Intel stellt "Alder Lake" Prozessoren-Architektur vor und verspricht 19% IPC-Gewinn bei den großen Kernen

Mit seinem "Architecture Day 2021" hat Intel u.a. die nächste Prozessoren-Architektur "Alder Lake" im Hybrid-Ansatz aus großen "Golden Cove" und kleinen "Gracemont" CPU-Kernen technisch genauer vorgestellt, detaillierte Artikel hierzu gibt es bei ComputerBase und AnandTech. Leider haben sich selbst die besseren Artikel zu stark an Intels Marketing-Material gehalten, welches jedoch keine durchgehende Angaben zu den erzielten Architektur-Fortschritten im Vergleich zu den vorherigen Intel-Architekturen bietet. Auch eine Einordnung, was die einzelnen Veränderungen letztlich wert sind bzw. wie deren jeweiliger Effekt zu gewichten ist, fehlt derzeit weitgehend. Damit besteht die beste Möglichkeit zu einer ersten Performance-Abschätzung von Alder Lake in der Intel-eigenen IPC-Angabe, welche den großen "Golden Cove" Kernen von Alder Lake immerhin +19% mehr IPC im Vergleich zu den "Cypress Cove" Kernen von "Rocket Lake" zuschreibt:

Normalerweise werden Hersteller-Angaben immer etwas kritisch beäugt – und auch Intel hat diesbezüglich keine blütenreine Weste, nachdem die mit Ice Lake versprochenen IPC-Gewinne zwar technisch erreicht wurden, wegen der klar niedrigeren Taktraten der seinerzeitigen Ice-Lake-Generation jedoch nicht maßgeblich Performance-wirksam wurden. Andererseits waren Intels IPC-Angaben nach "Ice Lake" dann jeweils vernünftig nachvollziehbar (Beispiel "Rocket Lake"), insofern darf man der Sache eine Chance geben. Dass hierbei mit einem Mix aus SPEC CPU 2017, SYSmark 25, Crossmark, PCMark 10, WebXPRT3, Geekbench 5.41 wieder einmal auf (zumeist) wenig verbreitete Benchmarks zurückgegriffen wurde, könnte man zwar anmängeln – aber so oder so muß sich dieser von Intel aufgestellte IPC-Wert letztlich unter der Prüfung unabhängiger Hardwaretester beweisen. Der einzige wirkliche Haken ist wohl, dass hiermit nur die Performance der großen Performance-Kerne verglichen werden kann, der Effekt der kleinen Effizienz-Kerne nicht mit im Spiel ist.

Anwendungs-Performance 6-Kerner 8-Kerner 10/12-Kerner
AMD Zen  (1600X & 1800X) 48% 61% -
AMD Zen+  (2600X & 2700X) 54% 68% -
AMD Zen 2  (3600X, 3800X & 3900X) 67% 83% 106%
AMD Zen 3  (5600X, 5800X & 5900X) 80% 100% 124%
Intel Rocket Lake  (11600K & 11900K) 75% 94% -
Intel Comet Lake  (10600K, 10700K & 10900K) 65% 82% 97%
Intel Coffee Lake-R  (9600K & 9900K) 49% 79% -
Intel Coffee Lake  (8700K) 63% - -
Datenbasis: alle früheren Launch-Analysen auf 3DCenter — Performance-Daten zwischen den verschiedenen Artikeln interpoliert und damit mit gewisser Fehlerquote bei schätzungsweise ±1-2 Prozentpunkte

Andererseits hat man mit diesen +19% IPC auf den Performance-Kernen nunmehr auch eine gewisse Mindestangabe zur Leistungsfähigkeit von Alder Lake in der Hand – geltend selbst für Situationen, wo die kleinen Effizienz-Kerne nicht oder nur maßvoll mitwirken können. Sofern die Taktraten stimmen – was auf Basis derselben Fertigung eigentlich kein Thema sein sollte – müsste sich dieser IPC-Sprung somit (annäherungsweise) auch in der realen Mehrperformance zeigen. Dies trifft vor allem auf Benchmarks zu, die an wenigen CPU-Kernen hängen – wie manche Anwendungs-Software, aber vor allem auch Spiele. Unter Benchmarks mit voller Ausnutzung der Kern-Anzahl kann dann allerdings auch die TDP limitierend eingreifen und die real erreichte Mehrperformance unterhalb jener +19% drücken. Allerdings wäre es bei diesen Multithread-Benchmarks wiederum auch möglich, dass die kleinen Effizienz-Kerne in positiver Form eingreifen – dies dürfte je nach Benchmark zu ganz unterschiedlichen Resultaten führen.

Spiele-Performance  (CPU-Limit) 6-Kerner 8-Kerner 10/12-Kerner
AMD Zen  (1600X & 1800X) 62% 65% -
AMD Zen+  (2600X & 2700X) 66% 70% -
AMD Zen 2  (3600X, 3800X & 3900X) 76% 81% 83%
AMD Zen 3  (5600X, 5800X & 5900X) 96% 100% 102%
Intel Rocket Lake  (11600K & 11900K) 91% 101% -
Intel Comet Lake  (10600K, 10700K & 10900K) 83% 90% 97%
Intel Coffee Lake-R  (9600K & 9900K) 76% 87% -
Intel Coffee Lake  (8700K) 80% - -
Datenbasis: alle früheren Launch-Analysen auf 3DCenter — Performance-Daten zwischen den verschiedenen Artikeln interpoliert und damit mit gewisser Fehlerquote bei schätzungsweise ±1-2 Prozentpunkte

Aufgrund dieser und anderer ungeklärter Punkte bleibt dennoch ein größerer Spielraum vorhanden, wo Alder Lake bei der Anwendungs- und Spiele-Performance real landen könnte. Kern-normiert dürfte einiges gehen, ob es an der Leistungsspitze bei den Prozessoren-Modellen oberhalb von 8 CPU-Kernen ausreicht, wird man sehen müssen. Hinzu kommt der Punkt, dass Alder Lake letztlich nicht wirklich gegen den originalen Zen 3, sondern gegen die neuen Zen-3-Modelle mit 3D V-Cache antreten wird. Selbiger Zusatzcache dürfte vor allem im Spiele-Bereich seine Vorteile haben – sprich dort, wo Alder Lake der Nachteil bei der Anzahl an Performance-Kernen nicht stören muß und der IPC-Gewinn der neuen Intel-Generation vermutlich am deutlichsten sichtbar ist. Somit könnte sich ab Jahreswechsel 2021/22 zwischen AMDs "Zen 3D" und Intels "Alder Lake" ein sehr interessanten Wettstreit ergeben.

    Intel "Alder Lake"

  • gefertigt unter "Intel 7" (früher als eine Ausbaustufe der 10nm-Fertigung bekannt)
  • Consumer-Generation basierend auf einem Hybrid-Ansatz mit großen "Golden Cove" und kleinen "Gracemont" CPU-Kernen
  • maximal 8 große CPU-Kerne mit HyperThreading samt maximal 8 kleinen CPU-Kernen ohne HyperThreading (insgesamt max. 16C/24T)
  • AVX512-Fähigkeit von Rocket Lake wieder gestrichen, maximal geht es bis AVX2
  • IPC-Gewinn zwischen "Cypress Cove" (von Rocket Lake) und "Golden Cove" laut Intel bei +19%
  • integrierte Grafik auf Basis der Xe-Architektur (Intel Grafik-Gen 12.2)
  • DualChannel-Speicherinterface für DDR4/DDR5, offizieller Speichersupport bis DDR4/3200 sowie DDR5/4800
  • drei Prozessoren-Dies: 8C + 8c + 32 EU, 6C + 8c + 96 EU, 2C + 8c + 96 EU
  • PCI Express 5.0 mit 16 Lanes (eine SSD bekommt augenscheinlich nur PCI Express 4.0)
  • Sockel LGA1700, für Mainboards auf Basis von Intels 600er Chipsatz-Serie
  • Verkaufsname: Core i-12000
  • Verkaufsstart: K-Modelle ab Oktober/November 2021, restliches Portfolio wohl im Januar 2022