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Innosilicon stellt vier "Fantasy 1" Grafikkarten auf Basis des "Fenghua 1" Grafikchips vor

Die chinesischsprachigen Webseiten ITHome & MyDrivers (beiderseits via VideoCardz) berichten von der Vorstellung der "Fantasy 1" Grafkkarten-Serie des chinesischen Chipentwicklers Innosilicon. Selbiger hatte kürzlich den Tape-Out seines (hier zugrundeliegenden) Grafikchips "Fenghua 1" verkündet, welcher sich im nachhinein basierend auf PowerVR-Technologie herausstellte. Dieselbe Technik-Grundlage wird dann seitens Innosilicon bestätigt: ImgTecs PowerVR B-Series mit Chiplets, welche im Maximalfall bis zu 6 TeraFlops FP32-Rechenleistung erreichen können. Aus dieser Grundlage will Innosilicon nunmehr vier Grafikkarten schnitzen: Zwei basierend auf einem Fengshua-Grafikchip (Fantasy 1 "A") mit bis zu 5 TeraFlops, zwei basierend auf gleich zwei Fengshua-Grafikchips (Fantasy 1 "B") mit bis zu 10 TeraFlops.

Bei der FP32-Rechenleistung eines Fengshua-Grafikchip erreicht Innosilicon damit nicht ganz die Maximal-Angaben von PowerVR – bei der INT8-Rechenleistung ist es allerdings umgekehrt, dort gibt PowerVR bis zu 24 TOPs an und Innosilicon hingegen bis zu 25 TOPs. Zudem scheinen sich die Rechenleistungs-Angaben auch nur auf die jeweilige Maximal-Variante zu beziehen bzw. die jeweils kleinere Grafikkkarten-Variante eine deutliche Abspeckung selbiger zu enthalten. Es ist ergo unwahrscheinlich, dass Fantasy 1 "A" in der SingleFan-Variante vollkommen die gleichen Hardware-Daten trägt wie die DualFan-Variante, gleiches dürfte für Fantasy 1 "B" zwischen Fanless- und TripleFan-Variante gelten – es könnte sich hierbei um klassische Salvage-Produkte handeln. Auf der hierfür einberufenen Pressekonferenz hat Innosilicon eine Fantasy 1 "A" Grafikkarte sogar lauffähig unter diversen Office- und Workstation-Aufgaben sowie dem "Heaven 4.0" OpenGL-Benchmark demonstriert.

GPUs Rechenleistungen Interface Speicher Ausgänge
Fantasy 1 "A" SingleFan 1x Fengshua 1 ≤5 TFlops FP32, ≤25 TOPs INT8 128 Bit ≤16 GB GDDR6/X HDMI 2.1, DisplayPort 1.4
Fantasy 1 "A" DualFan 1x Fengshua 1 ≤5 TFlops FP32, ≤25 TOPs INT8 128 Bit ≤16 GB GDDR6/X HDMI 2.1, DisplayPort 1.4, VGA
Fantasy 1 "B" Fanless 2x Fengshua 1 ≤10 TFlops FP32, ≤50 TOPs INT8 2x 128 Bit ≤32 GB GDDR6/X HDMI 2.1, DisplayPort 1.4, VGA
Fantasy 1 "B" TripleFan 2x Fengshua 1 ≤10 TFlops FP32, ≤50 TOPs INT8 2x 128 Bit ≤32 GB GDDR6/X HDMI 2.1, DisplayPort 1.4
alle Fenghua-basierten Grafikkarten unterstützen die APIs OpenGL, OpenGL ES, OpenCL, Vulkan & DirectX mit allerdings jeweils unbekannter Versionsnummer

Ein Benchmark-Wert oder andere Performance-Angaben wurde allerdings nicht bekanntgegeben, wobei alle Hardware-Daten – insbesondere das Speicherinterface – weiterhin eher auf Mainstream- bis bestenfalls Midrange-Lösungen hindeuten. Selbst der propagierte GDDR6X-Speicher, welcher explizit mit einer Datenrate von bis zu 19 Gbps (wie die GeForce RTX 3090, allerdings an einem größeren Interface) genannt wurde, sowie der verhältnismäßig großzügige Speicherausbau ändern hieran nichts. Die von Innosilicon genannten Verbrauchsangaben tragen leider auch nicht zum Erhellung bei, denn 20 Watt im Rendering-Einsatz (die außerdem genannten 50 Watt betreffen augenscheinlich die DualGPU-Ausführung) erscheinen deutlich zu wenig angesichts der gezeigten Grafikkarten-Layouts und könnten unter Umständen allein für die Speicherchips draufgehen. Ein grundsätzlich niedriger Verbrauch dieser Grafikkarten ist allerdings durchaus denkbar, das zugrundeliegende PowerVR-Design ist nicht wirklich für stromfressende Chips gedacht.

Insofern bleiben hier noch viele Fragen offen: Zuerst jene nach der Performance-Klasse – aber natürlich auch, wie kompatibel zu westlicher Software diese Innosilicon-Grafikkarten wirklich sind. Denn vorerst scheinen jene rein für den chinesischen Markt aufgelegt zu werden, auch der Software-Bezug ist vordergründig auf chinesische Anwender ausgerichtet. Zudem gibt es einen klar erkennbaren Trend zum Aufgaben-Gebiet Workstation, Virtualisierung & Server – sprich, ganz so sicher kann man sich über die Spiele-Eignung dieser Grafikkarten doch noch nicht sein. All dies wird sich sicherlich noch herausfinden lassen, Innosilicon ist derzeit gerade einmal in der Sample-Phase, wo das Produkt validiert und dessen tatsächliche Markteinführung im Jahr 2022 vorbereitet wird. Zugleich hat man die nachfolgenden Grafikchips "Fengshua 2" und "Fengshua 3" (eventuell unter der 5nm-Fertigung) in Vorbereitung, scheint Innosilicon seine Grafikchip-Anstrengungen somit wirklich ernst zu meinen.

Nachtrag vom 1. Dezember 2021

Mittels starker Aufhellung erkennt man auf den Bildern zu den Fantasy-1-Grafikkarten von Innosilicon die benutzten Stromstecker: Es ist ein 6poliger bei der Fantasy 1 "A" DualFan-Ausführung sowie gleich zwei 8polige bei der Fantasy 1 "B" TripleFan-Ausführung (zuerst entdeckt seitens des Hardwareluxx-Berichts). Bei den beiden anderen Grafikkarten fehlt Bildmaterial mit der richtigen Blickperspektive, jene dürften allerdings generell gleichlautend (oder etwas geringer) ausfallen. Einen echten Reim kann man sich sowieso noch nicht auf diese Information machen, denn damit könnte F1A (rein von der Stromzufuhr her) bis zu 150 Watt verbrauchen, F1B jedoch gleich bis zu 375 Watt. Real dürften es etwas niedrigere Werte sein, denn F1A in der SingleFan-Variante sieht doch deutlich anders als eine typische 150-Watt-Karte aus.

Fantasy 1 "A" SingleFan Fantasy 1 "A" DualFan Fantasy 1 "B" Fanless Fantasy 1 "B" TripleFan
Grafikchips 1x Fengshua 1 1x Fengshua 1 2x Fengshua 1 2x Fengshua 1
FP32-Power ≤5 TFlops ≤5 TFlops ≤10 TFlops ≤10 TFlops
INT8-Power ≤25 TOPs ≤25 TOPs ≤50 TOPs ≤50 TOPs
Interface 128 Bit 128 Bit 2x 128 Bit 2x 128 Bit
Speicher ≤16 GB GDDR6/X ≤16 GB GDDR6/X ≤32 GB GDDR6/X ≤32 GB GDDR6/X
Speichertaktung ≤19 Gbps
PCI Express PCI Express 4.0 mit 16 Lanes
Stromstecker ? 1x 6polig ? 2x 8polig
Ausgänge HDMI 2.1, DisplayPort 1.4 HDMI 2.1, DisplayPort 1.4, VGA HDMI 2.1, DisplayPort 1.4, VGA HDMI 2.1, DisplayPort 1.4
CPU-Support x86, ARM, MIPS
OS-Support Android, Linux, Window
API-Support OpenGL, OpenGL ES, OpenCL, Vulkan, DirectX

In jedem Fall sind damit die im MyDrivers-Bericht genannten 20 bzw. 50 Watt Stromverbrauch Nonsens, dies war wohl nur eine Teillast – oder vielleicht sogar nur der Idle- oder Windows-Verbrauch. Der Stromverbrauch der ersten Innosilicon-Grafikkarten scheint vielmehr in übliche mittelhohe Bereiche hineinzugehen, was auf eine Fertigungstechnologie im Rahmen von 16nm bis 12nm hinweist (der benutzte Node für Fengshua 1 bzw. Fantasy 1 wurde bislang nicht offengelegt). Zu erwähnen wäre noch, dass Chipentwickler Innosilicon laut dem ComputerBase-Bericht eine bekannte Größe im ASIC-Segment ist, u.a. auch Cryptomining-Beschleuniger entwickelt. Innosilicon hat dabei sogar Aufträge von Amazon, AMD, Google und Microsoft, läßt zudem bei Intel, Samsung und TSMC fertigen sowie kann sich rühmen, als einziger chinesischer Chipentwickler Zugriff auf die 5nm-Verfahren von Samsung und TSMC zu haben.

Nachtrag vom 22. Dezember 2021

Von Löschzwerg im 3DCenter-Forum kommt der Hinweis auf eine neue Detail-Webseite bei Innosilicon zu deren Fantasy-No.1-Grafikkarten. Meistens ergeben sich damit nur Bestätigungen bisher schon offengelegter oder aber vermuteter Angaben, gewürzt allerdings mit einigen tatsächlich neuen Informationen: So wird die Speicherbestückung der SingleChip-Lösungen mit 4/8/16 GB angegeben – was die Vermutung unterstützt, dass die bisherige Angabe von "16 GB" nur den Maximalausbau darstellt und auch deutlich kleinere Lösungen möglich sind. Dies gilt wohl genauso beim Speicherinterface zu beachten, wo GDDR6X bis 19 Gbps möglich ist – man genauso aber auch gewöhnlichen GDDR6-Speicher verwenden kann. Desweiteren wird der API-Support nunmehr mittels Versionsnummern genauer offengelegt: OpenGL 4.5, OpenGL ES 3.2, OpenCL 3.0, Vulkan 1.2, DirectX 11/12 liest sich schon einmal ganz gut, dies ist auf der Höhe der Dinge (selbst wenn der DirectX-Support erst nächstes Jahr nachgereicht werden soll).

Fantasy 1 "A" SingleFan Fantasy 1 "A" DualFan Fantasy 1 "B" Fanless Fantasy 1 "B" TripleFan
Grafikchips 1x Fengshua No.1 (12nm) 2x Fengshua No.1 (12nm)
FP32-Power ≤5 TFlops ≤5 TFlops ≤10 TFlops ≤10 TFlops
INT8-Power ≤25 TOPs ≤25 TOPs ≤50 TOPs ≤50 TOPs
Interface 128 Bit 128 Bit 2x 128 Bit 2x 128 Bit
Speicher 4-16 GB GDDR6/X 4-16 GB GDDR6/X 8-32 GB GDDR6/X 8-32 GB GDDR6/X
Speichertaktung ≤19 Gbps (≤304 GB/sec pro Grafikchip)
PCI Express PCI Express 4.0 mit 16 Lanes
Stromstecker ? 1x 6polig ? 2x 8polig
Ausgänge HDMI 2.1, DisplayPort 1.4 HDMI 2.1, DisplayPort 1.4, VGA HDMI 2.1, DisplayPort 1.4, VGA HDMI 2.1, DisplayPort 1.4
CPU-Support x86, ARM, MIPS
OS-Support Android, Linux, Window
API-Support OpenGL 4.5, OpenGL ES 3.2, OpenCL 3.0, Vulkan 1.2, DirectX 11/12

Zudem werden die Stromverbrauchsangaben genauer dargelegt: Eine SingleChip-Lösung soll 20 Watt im Desktop-Betrieb verbrauchen und 50 Watt für "Multi-Channel Cloud Applications". Letzteres ergibt möglicherweise Sinn in Verbindung mit der Angabe, dass eine SingleChip-Lösung 16 Streams à 1080p auf 60 fps sowie 32 Streams à 720p auf 30 fps verarbeiten können soll. Unklar bleibt, ob damit gemeint ist, dass die Grafikklösung die Streams einfach nur verarbeitet – oder aber eventuell als Cloudgaming-Lösung dahinterliegende Spiele selber vollständig berechnet. Dafür erscheint der Stromverbrauch dann allerdings zu gering, gerade da die auf dem Bildmaterial zu sehenden Stromstecker eine andere Leistungsklasse im Volllast-Betrieb vermuten lassen. Die munmehr angegebene 12nm-Fertigung der Fengshua-Grafikchips zeigt auch nicht unbedingt darauf hin, dass hier ein echtes Effizienz-Wunder im tatsächlichen Gaming-Einsatz wartet – dies wäre wohl erst mit modernerer Chipfertigung möglich.

Der wohl beste Hinweis auf den primären Anwendungszweck dieser Grafikkarten findet sich dann ganz unten auf deren Produktseite im Kontaktformular: Danach sollen Interessenten ihre Abnahmemenge angeben – wobei Innosilicon damit rechnet, dass mindestens 4 Lieferungen á 10'000 Stück zu verschiedenen Datacentern gehen sollen. Anders formuliert handelt es sich bei den Fantasy-No.1-Grafikkarten somit mehrheitlich um professionelle Lösungen für den Datacenter-Einsatz, selbst wenn deren technische Fähigkeiten auch andere Einsatzzwecke zulassen würden. Dies ist wohl auch der Grund, wieso Innosilicon dass ganze vorgestellt hat, ohne bereits Grafikkarten-Hersteller des Retail-Segments im Boot zu haben – PC-Gaming ist wohl nicht das erste Zielgebiet dieser Grafikkarten-Serie. Dies kann sich im Laufe der Zeit natürlich ändern, Innosilicon braucht sowieso erst die finalen DirectX-Treiber, um im Consumer-Segment etwas verkaufsfähiges auf die Beine zu stellen. Möglicherweise steigt später noch ein Grafikkarten-Hersteller ein, eventuell verschiebt sich das auch auf die nachfolgende Innosilicon-Generation. Sofern man in der Datacenter-Sparte sein Geschäft macht, dürfte sicherlich irgendwann der Appetit auf mehr erwachen.