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Hardware- und Nachrichten-Links des 7. November 2019

WCCF Tech kochen erneut das Thema einer möglichen GeForce RTX 2080 Ti "SUPER" hoch: Angeblich soll jene Karte Anfang 2020 erscheinen, nachdem erste Ampere-Chips sich (genauso angeblich) verspäten würden. Ausgangspunkt des ganzen sind zwei Postings von Twitterer "Kopite7Kimi", welcher zum einen bisher noch nicht großartig in Erscheinung getreten ist und zum anderen die beiden betreffenden Postings inzwischen auch schon wieder gelöscht hat. Hinzu kommt der Punkt, dass das Twitter-Posting über eine (angebliche) GeForce RTX 2080 Ti "SUPER" im ersten Quartal 2020 eher denn als Frage formuliert war – daraus dann eine Meldung über deren Erscheinen zu basteln, ist schon etwas kühn. Vor allem aber spricht gegen eine weitere "SUPER"-Grafikkarte, das nVidia selbige derzeit überhaupt nicht benötigt, vor allem nicht in Ersatz für fehlende bzw. sich verschiebende Ampere-Lösungen. Im Zweifelsfall könnte eine GeForce RTX 2080 Ti "SUPER" nur dann dienlich sein, wenn irgendein Navi-Chip der regulären GeForce RTX 2080 Ti zu nahe käme oder jene (maßvoll) überflügeln würde. Dann könnte nVidia die letzten Performance-Reserven aktivieren, ca. 10% oben drauf legen (wie bei der Titan RTX) und mittels einer weiteren "SUPER"-Grafikkarte die alte Rangordnung wieder herstellen.

Als reguläres Produkt taugt eine GeForce RTX 2080 Ti "SUPER" hingegen nicht bzw. ist aus nVidias Sicht sogar eher kontraproduktiv: Die neue Karte könnte kaum einen höheren Preispunkt besetzen als die bisherige GeForce RTX 2080 Ti, womit nVidia faktisch kostenlos Performance abgibt, ohne dafür entsprechend gewürdigt zu werden. Damit sinkt dann aber auch der Performancesprung der nachfolgenden "Ampere"-Generation – welcher optisch um so größer ausfällt, je stärker sich nVidia jetzt mit weiteren Enthusiasten-Lösungen zurückhält. Für Ampere wird die Betrachtung zur Vorgänger-Generation schließlich ein gewichtiger Punkt sein und viel vom Ersteindruck zu Ampere von dessen Performance-Plus gegenüber Turing abhängen. Insofern wäre es narrisch seitens nVidia, jenes Performance-Plus nunmehr mittels einer weiteren Enthusiasten-Lösung zu verringern, sofern man nicht zu deren Auflage regelrecht gezwungen würde. Nur weil nVidia fast im gesamten originalen Turing-Portfolio nunmehr "SUPER"-Refreshes angebracht hat, bedeutet dies halt nicht zwingend, das dies auch bei der GeForce RTX 2080 Ti der Fall sein wird. Die Möglichkeit dazu existiert latent natürlich immer – aber der Auslöser wird garantiert nicht ein fehlender/verschobener Ampere-Chip sein, sondern wenn dann nur ein AMD-Konkurrenzangebot im schlagbaren Bereich. So lange davon nichts zu sehen ist, dürfte sich nVidias Enthusiasten-Portfolio nicht verändern.

Im Zuge der Spekulationen über ein mögliches 4fach SMT bei zukünftigen Zen-Prozessoren (SMT4) kam in unserem Forum die Fragestellung auf, wie gut der Windows-Scheduler eigentlich für so etwas vorbereitet wäre. Augenscheinlich ist jener das nicht – was ergo eine gewisse Vorarbeit seitens Microsoft erfordern würde, sollte AMD eines Tages mit einer solchen Hardware antreten wollen. Andererseits lenkt diese Diskussion auch den Blickpunkt auf die generellen Probleme des Windows-Schedulers mit modernen CPUs, wo Microsoft augenscheinlich seit Jahren nur das allernötigste getan hat – und nun insbesondere im ManyCore-Bereich in gravierende Performance-Sorgen gerät. Spätestens oberhalb von 32 CPU-Kernen, aber tendentiell schon oberhalb 16 CPU-Kernen beginnt Windows unter Anwendungs-Benchmarks zu schwächeln, legt Linux mit steigender Kern-Anzahl immer größere Performance-Gewinne hin – und dies selbst unter Benchmarks, wo bei normalen Achtkernern dann Windows vorn liegt. Diese Problematik hat bislang keine große Rolle gespielt, aber im Zuge von Threadripper-Prozessoren mit mehr als 32 CPU-Kernen wird es sicherlich zum Thema werden, das hierfür Windows keine gute Betriebssystem-Wahl mehr darstellt bzw. das Microsoft hier nun endlich anfangen muß, ernsthaft Arbeit in den Windows-Scheduler zu investieren.

Davon abgesehen bringt Threadripper 3000 seine eigene Probleme mit sich aufgrund der hohen Preissituation, welche derzeit erst bei 1399 Dollar anfängt. So hoch ist noch keine HEDT-Generation jemals eingestiegen, selbst bei Intel gab es immer halbwegs bezahlbare Einsteiger-Modelle unterhalb der 1000-Dollar-Marke. Da will der Einsatz dieser Prozessoren dann schon sehr gut überlegt sein – der frühere Käufer-Ansatz, mittels HEDT-Prozessoren einfach "mehr" als im Consumer-Segment verfügbar zu erwerben und damit eventuell länger durchzuhalten, funktioniert angesichts dieser Preissituation nicht mehr wirklich. Zum einen will bedacht werden, unter welchem Betriebssystem das ganze laufen soll bzw. wie man diese geballte Hardware-Power auch noch vernünftig ausnutzt – und zum anderen kann man sich wohl definitiv davon verabschieden, HEDT-Prozessoren mit (bestmöglicher) Spiele-Performance in Verbindung zu bringen. Ein erster Physics-Wert unter dem 3DMark13 FireStrike ergab für den 24-Kerner Ryzen Threadripper 3960X trotz ähnlicher Taktraten ein bemerkbar schwächeres Ergebnis als für den 16-Kerner Ryzen 9 3950X – faktisch nur auf dem Niveau des Ryzen 9 3900X mit glatt halber Kern-Anzahl liegend.

Technik 3DM13 FS Physics Quelle
Ryzen 9 3950X Zen 2, 16C/32T, 3.5/4.7 GHz, 749$ 33428 3DMark13-Datenbank
Core i9-9980XE Skylake X Refresh, 18C/36T, 3.0/4.4 GHz, 1979$ 30927 3DMark-Review
Core i9-7980XE Skylake X, 18C/36T, 2.6/4.2 GHz, 1999$ 30577 3DMark-Review
Ryzen 9 3900X Zen 2, 12C/24T, 3.8/4.6 GHz, 499$ 28792 3DMark-Review
Ryzen Threadripper 3960X Zen 2, 24C/48T, 3.8/4.5 GHz, 1399$ 28679 3DMark13-Datenbank

Dies hängt natürlich in erster Line an der Skalierung der hierbei konkret eingesetzten Software, dem 3DMark13. Aber dies dürfte in der Breite des Spiele-Feldes auch nicht gänzlich anders ausfallen, niemand optimiert dort für echte ManyCore-Prozessoren. Aufgrund deren konzeptioneller Einschränkungen macht dies auch wenig Sinn bzw. führt oftmals doch nicht zu gleichwertigen Ergebnissen – womit sich diese Arbeit für die Spieleentwickler doppelt nicht lohnt. Die Zeiten, wo große Kreise der Enthusiasten-Gemeinde bei Prozessoren zu HEDT-Modellen gegriffen haben, sind eigentlich schon zu Ende. Jeder Enthusiast, welcher auch im Spiele-Feld zu Haus ist, dürfte zukünftig eher bei den Spitzenmodellen der normalen Consumer-Portfolios von AMD & Intel schauen – während HEDT-Modelle zukünftig nur noch unter echten Workstation-Bedingungen benutzt werden dürften. Dies senkt dann natürlich die generelle Bedeutung von HEDT-Prozessoren massiv ab, denn mit den Spiele-Enthusiasten konnte man früher noch auf halbwegs anständige Verkaufszahlen kommen – welche nach einer Schrumpfung rein auf die Workstation-Nutzer kaum noch so zu erwarten sind.