6

Hardware- und Nachrichten-Links des 6. Dezember 2019

Von Twitterer Komachi kommen Details zu ersten Herstellerdesigns zur Radeon RX 5500 XT – woraus sich Taktraten und Kartengrößen ablesen lassen. Insbesondere die Taktraten sind interessant, könnte sich hieran doch ein Unterschied zur bisherigen Radeon RX 5500 ergeben – welcher allerdings bezüglich des Chiptakts nicht wirklich erklecklich ausfällt, denn der durchschnittliche Boost-Takt liegt bei durchgehend 1737 MHz, nur 20 MHz mehr als bei der Radeon RX 5500. Die Herstellerkarten unterscheiden sich augenscheinlich (und trotz teilweiser "OC"-Sticker) nur beim Base-Takt untereinander, nicht aber beim durchschnittlichen Boost-Takt sowie beim Maximal-Takt von durchgehend 1845 MHz. Eine weitere Angabe zu einer Sapphire-Karte liefert zudem den Hinweis auf einen Speichertakt von gleich 3800 MHz (QDR). Sofern es sich hierbei nicht um eine Werksübertaktung handeln sollte, würde die Radeon RX 5500 XT mit 1737/3800 MHz somit zwar nur +1,1% mehr Chiptakt als die Radeon RX 5500 (1717/3500 MHz) aufweisen, dafür aber gleich +8,6% mehr Speichertakt.

Speicher Chiptakt Kartengröße Quelle
ASRock Radeon RX 5500 XT Phantom Gaming D8G OC 8 GB 1610/1737/1845 MHz 287 x 126 x 53 mm Komachi @ Twitter
ASRock Radeon RX 5500 XT Challenger D8G OC 8 GB 1685/1737/1845 MHz 241 x 127 x 42 mm Komachi @ Twitter
Gigabyte Radeon RX 5500 XT Gaming OC 4G 4 GB 1685/1737/1845 MHz 281 x 115 x 40 mm Komachi @ Twitter
Gigabyte Radeon RX 5500 XT OC 8G 8 GB 1647/1733/1845 MHz 225 x 119 x 40 mm Komachi @ Twitter
Takt-Angaben lt. AMD-Vorgabe: 1. Base-Clock, 2. Game-Clock, 3. Boost-Clock (up to)

Zudem scheint wohl auch das Power-Limit der Radeon RX 5500 XT mit 135 Watt beachtbar höher als bei der Radeon RX 5500 (120W) angesetzt zu sein, was der Grafikkarte somit zu höheren praktisch anliegenden Chip-Taktraten verhelfen sollte. Davon ausgehend kann man grob schätzen, das eine Radeon RX 5500 XT in einem mittleren einstelligen Prozentbereich schneller als eine Radeon RX 5500 sein sollte – was natürlich angesichts angesichts der quer durch den Gemüsegarten gehenden Benchmark-Werte zur Radeon RX 5500 auch noch nicht wesentlich weiterhilft. Eine auf Augenhöhe zur GeForce GTX 1650 Super liegende Performance ist somit für die Radeon RX 5500 XT in jedem Fall möglich – zu allerdings augenscheinlich einem gewissen Nachteil bei der Energieeffizienz. Die Differenz von 100W (nVidia) gegen 135W (AMD) ist zwar überhaupt nicht kritisch, sondern eher denn verwunderlich, denn immerhin treten hier 12nm-Beschleuniger seitens nVidia gegenüber 7nm-Beschleuniger seitens AMD an.

An dieser Stelle ergeben sich jedoch allgemeine Bedenken der Enthusiasten-Gemeinde bezüglich der Grafikkarten des Jahres 2020, wenn dann der Zweikampf von nVidias ersten 7nm-Beschleunigern der Ampere-Generation gegenüber AMDs Navi-2X-Chips erwartet wird. Unabhängig von den Verbesserungen seitens der Navi-2X-Chips Navi 21, Navi 22 & Navi 23 (welche primär Hardware-RayTracing sowie den Wechsel auf die 7nm+ Fertigung von TSMC beinhalten dürften) wird nVidia seinerseits einen erheblichen Schritt in der Fertigungstechnologie (vom 16nm-Derivat "12nm" auf 7nm+) machen – und hält somit das grundsätzlich bessere Blatt in der Hand. Schließlich wird damit nicht nur die Energieeffizienz der kommenden 7nm-Grafikkarten von nVidia erhöht, vielmehr wird dieser Vorteil üblicherweise gleich wieder in Mehrperformance investiert. In einem idealen Beispiel kommt also irgendwann ein Nachfolger jener GeForce GTX 1650 Super mit den gleichen 100 Watt TDP – nur dann eben mit so viel an Mehrperformance, wie man aus Ampere auf diesem Power-Limit herauspressen kann. Dies kann je nach Klasse von nVidias 7nm-Chips in Richtung +50% bis +100% gehen – wobei man mit dem oberen Ende besser nicht gleich rechnen sollte, ehe sich hierzu nicht belastbare Anzeichen ergeben.

Doch selbst bei einem Energieeffizienzvorteil von nur +50% würde nVidia mit der Ampere-Generation AMD ein schweres Brot vorsetzen: AMD hat den großen Sprung in der Fertigungstechnologie schließlich schon hinter sich, müsste diesen nVidia-Vorteil dann also allein mit dem Wechsel von 7nm auf 7nm+ sowie weiteren Architektur-Verbesserungen zu egalisieren versuchen. Ob dies realistischerweise passieren kann, gibt es so seine Zweifel – womit AMD ergo dann, wenn beide Grafikchip-Entwickler jeweils mit 7nm+ dastehen, wiederum klar zweiter Sieger wäre. Die Zukunft ist natürlich noch nicht geschrieben, vieles in der Betrachtung hängt auch von den konkreten Launchterminen ab, welche derzeit noch nicht bekannt sind. Große Hoffnungen auf 7nm+ Grafikchips noch im ersten Halbjahr 2020 sollte man sich dabei allerdings nicht machen. Die derzeit seitens WCCF Tech herausposaunte (und überall abgeschriebene) "Vorstellung von Navi 2" zur CES zum Jahresanfang 2020 dürfte sich höchstwahrscheinlich auf einen entsprechenden Teaser beschränken, die entsprechende Original-Aussage spricht schließlich klar von einer "Vorschau" auf die zweite Navi-Generation.

Laut Kotaku und The Verge scheint die früher einmal spekulierte Zweiteilung des NextGen-Xbox-Projekts "Scarlett" nun doch wieder aktuell zu sein – und Microsoft tatsächlich zwei Hardware-unterschiedliche Konsolen ausliefern zu wollen. "Anaconda" ist dabei das erwartete eigentliche NextGen-Design, welches mit einer Grafik-Rechenleistung von mehr als 10 TeraFlops daherkommen soll. "Lockhart" soll dagegen eine Einsteiger-Alternative sein, welche mit einer Grafik-Rechenleistung von ca. 4 TeraFlops geplant ist – auf dem Niveau der Playstation 4 Pro und sogar etwas unterhalb der Xbox One X. CPU-seitig soll "Lockhart" dann eine kleinere Version mit weniger Takt erhalten – über eine Abspeckung bei der Kern-Anzahl wurde nichts berichtet, dies bleibt allerdings angesichts des erheblichen Unterschieds bei der Rechenleistung nicht unwahrscheinlich. Erstaunlicherweise sollen beide Konsolen-Varianten über eine SSD verfügen – möglicherweise dann bei der kleineren "Lockhart" mit geringerer Kapazität.

GPU-Rechenpower Ziel-Auflösung
Lockhart ca. 4 TeraFlops WQHD @ 60 fps
Anaconda mehr als 10 TeraFlops UltraHD @ 60 fps
Quelle: Gerüchte-Angaben seitens Kotaku & The Verge

Der beiderseitige Verbau der SSD wird wohl notwendig, damit die Spieleentwickler jene auch wirklich ausnutzen – und nicht zugunsten einer SSD-losen Variante deren Möglichkeiten generell links liegen lassen. Die unterschiedliche Hardware-Power von Lockhart und Anaconda kann man dann schlicht über andere Ziel-Auflösungen regeln, wobei es gemäß dieser Daten eher unwahrscheinlich ist, das Lockhart mit nur 4 TeraFlops die angegebene WQHD-Auflösung wirklich bei 60 fps schafft. Es wird selbst für Anaconda schwer, mit (mehr als) 10 TeraFlops die UltraHD-Auflösung bei 60 fps zu bieten, dafür ist auf dem PC immerhin eine GeForce RTX 2080 Ti mit gut 14 TFlops bei aktuellen Spielen vonnöten. Wenn man mit den NextGen-Konsolen die Grafikpracht nach oben reißen will, dann reichen 10-15 TFlops sicherlich nicht mehr für UltraHD mit 60 fps. Wie üblich bei Spielekonsolen dürfte diese Ziel-Auflösung aber sowieso nur das angeben, was im Idealfall mit eSport-Spielen und ähnlich anspruchslosen Titel erreicht werden kann – die typische AAA-Produktion wird dann mit niedriger Auflösung antreten (und intern hochgerechnet ausgegeben).

Die eigentliche Fragestellung ob dieser zwei NextGen-Konsolen von Microsoft ist dann allerdings eher jene nach dem "Wieso". Eine billige Streaming-Konsole ist Lockhart anscheinend nicht, dafür ist die lokal vorhandene Hardware (man denke an die SSD) zu gut. Denkbar wäre es, das Microsoft mit Anaconda eher in die Vollen geht und damit dann auf einem Preispunkt herauskommt, der nicht mehr Massenmarkt-tauglich ist, sprich 600 Euro aufwärts. In diesem Fall würde Lockhart schlicht eine Mainstream-Ausführung von Anaconda mit entsprechend humanen Preispunkt darstellen. Möglicherweise plaziert sich dann Sonys (ebenfalls zum Jahresende 2020) kommende Playstation 5 genau in der Mitte zwischen diesen beiden Microsoft-Konsolen – dies bleibt abzuwarten. Spannend wird, ob die kleine Lockhart-Konsole mit ihrer vergleichsweise niedrigen Rechenleistung (Niveau GeForce GTX 1650 Super) überhaupt etwas reißen kann, sobald wirkliche NextGen-Spiele anstehen – und natürlich vor allem, auf welches Hardware-Niveau sich die Spieleentwickler am Ende einschießen werden.