Die Auswertung der aktuellen Grafikkarten-Preise im Vergleich zu früheren Zeitpunkten bei der ComputerBase brachte für den September-Anfang das Ergebnis hervor, das nunmehr erstmals nahezu durchgehend günstigere Preise als zum Stand Dezember 2017 vorliegen, als seinerzeit der Mining-Boom der Jahre 2017/18 mal eine kurze Pause einlegt. Derzeit sind nur noch die Mainstream-Modelle GeForce GTX 1050 Ti (unwesentlich) und Radeon RX 560 (erstaunlich viel) teurer gegenüber dem Stand von Dezember 2017, der Rest der Grafikkarten ist dagegen zwischen -2% und -27% günstiger. Das positive Ende dieser Skala wird dabei von Radeon RX Vega 56 & 64 besetzt, welche mit Preislagen ab 399 Euro bzw. ab 469 Euro endlich einmal auf der Höhe ihres Listenpreises bzw. im Fall der Radeon RX Vega 64 sogar leicht günstiger angeboten werden. Eigentlich ist dies eine Situation, welche man zum selben Zeitpunkt des letzten Jahres gebraucht hätte, was sich dann aber durch den Mining-Boom sowie die anfänglichen Lieferschwierigkeiten beim Vega-10-Chip bis jetzt nicht eingestellt hat. AMDs Vega-Karten haben sich über diese zwei Faktoren sicherlich (gegenüber Gamern) viel schlechter verkauft, als es möglich gewesen wäre – denn erst wenn die Preise der Vega-Karten deren Listenpreis-Niveau haben, kommt es zu einem gleichwertigen Preis/Leistungs-Niveau zu den Pascal-Angeboten.

Gemäß der DigiTimes wurden die immer noch guten nVidia-Geschäftsergebnisse dadurch gestützt, das die Grafikkarten-Hersteller aufgrund von Rahmen-Liefervereinbarungen im Mai/Juni 2018 große Grafikchip-Kontingente (an Pascal-Grafikchips) abnehmen mussten, obwohl hierfür wegen des Ende des Mining-Booms gar kein echter Bedarf existierte. Dies hört sich harsch an, könnte aber auf Vereinbarungen basieren, welche zu Zeiten des Mining-Booms zur Sicherstellung der Versorgungskette auf Drängen der Grafikkarten-Hersteller selber geschlossen wurden. Für nVidia hat dies wie gesagt das Geschäftsergebnis gestützt und gleichzeitig die Läger vor dem Turing-Launch geleert – womit die Grafikkarten-Hersteller den schwarzen Peter erhalten haben. Damit sollte nun bei jenen volle Läger an Pascal-Chips existieren, was eigentlich (weiter) auf die Grafikkarten-Preise drücken sollte – doch dafür ist das derzeit erreichte Preisniveau doch noch zu hoch. Andererseits sind die Preislagen der Turing-Beschleuniger ausreichend hoch angesetzt, um den größten Teil des Pascal-Portfolios problemlos weiterverkaufen zu können. Unter echten Druck könnte nur die GeForce GTX 1080 kommen, welche durch die GeForce RTX 2070 zum gleichen Preis und mit etwas höherer Performance ersetzt wird – während schon die GeForce GTX 1080 Ti gegenüber der (gleichpreisigen und ähnlich schnellen) GeForce RTX 2080 ihren Mehrspeicher als Verkaufsargument vorbringen kann. Für den Augenblick sieht es in jedem Fall sehr stark danach aus, als würden Pascal- und Turing-Beschleuniger zumindest eine Zeit lang gemeinsam im Grafikkarten-Markt existieren – womit sich Lagerbestände an Pascal-Chips langsam herunterfahren lassen.

Die PC Games Hardware hat sich aus technologischer Sichtweise mit den beiden Demos zu Metro: Exodus beschäftigt: Die Gamescom-Demo, welche ohne RayTracing lief, dafür aber (halbwegs) frei spielbar war – und die nVidia-Demo mit RayTracing-Einsatz, welche nVidia selber unter Zuhilfenahme eines GeForce-RTX-Beschleunigers vorführte. Interessant ist hierzu insbesondere die (manuelle) Performance-Abschätzung ohne/mit RayTracing: Die Gamescom-Demo ohne RayTracing lieferte auf einem PC-System mit Ryzen 7 2700X und GeForce GTX 1080 Ti in der UltraHD-Auflösung knapp unterhalb von 60 fps, was sehr anständig ist. Die nVidia-Demo mit RayTracing, vorgeführt auf einer GeForce RTX 2080 Ti erreichte dagegen gerade einmal 40 fps – dies jedoch unter der FullHD-Auflösung. Dies ist ein heftiger Performance-Unterschied, welcher sogar noch größer als unter Battlefield V ausfällt – und demzufolge als nur schwerlich überbrückbar erscheint, auf der UltraHD-Auflösung (in bestmöglicher Bildqualität) wird man RayTracing unter Metro: Exodus so schnell wohl nicht sehen können. Als Ausgleich beschreibt die PCGH die durch RayTracing erzeugte "Globale Beleuchtung" dafür als sehr überzeugend in der Optikqualität – was wenigstens etwas ist, irgendwie muß sich dieser Technologie-Sprung ja auch lohnen.

Der Cryptomining-Ausrüster Bitnand listet auf seiner Webseite nunmehr die GeForce RTX Grafikkarten mit ersten Hochrechnungen bezüglich deren Turing Cryptomining-Power. Jene läßt sich derzeit natürlich nur hochgerechnet angeben, weder sind hierbei Hardware- noch Software-spezifische Optimierungen enthalten – welche es im Gegensatz bei den Pascal-basierten Mining-Karten sehr wohl gibt. Demzufolge sieht das vorläufige Ergebnis für Cryptominer auch sehr mau aus – was umgedreht die Gamer freuen dürfte: Denn Turing-Grafikkarten können zwar sicherlich Spitzenwerte beim Cryptomining erreichen, sind dafür aber auch maßgeblich ineffektiv im Verhältnis Mining-Ertrag zur benötigten Leistungsaufnahme. Eine hochoptimierte P104-100 Mining-Grafikkarte erreicht ihre 40 MH/sec ETH bei gerade einmal 135 Watt, wohingegen die GeForce RTX 2070 voraussichtlich für ihre 39 MH/sec ETH gleich 185 Watt verbraucht. Da hierbei augenscheinlich einfach nur die Power-Limits von nVidias Founders Edition angegeben wurden, ist dies alles natürlich noch vor jeglicher Praxiserfahrung samt nachfolgender Optimierung – und eventuell kommen die Turing-Karten am Ende wenigstens gleich effektiv wie die Pascal-Karten heraus.

Dies dürfte dann allerdings kaum zu einem beachtbaren Mining-Boom zugunsten von Turing führen – gerade, weil diese Optimierungen und insbesondere das Feintuning doch einige Zeit in Anspruch nehmen werden. Nur im Sinne dessen, so viel Mining-Power wie möglich in Form einer einzelnen Grafikkarte (aus Platzgründen) zu erhalten, ist Turing besonders interessant, dies allerdings nur auf die GeForce RTX 2080 Ti bezogen. Ob deren Leistungsplus aber so groß ist, funktionierende Mining-Rigs aufzulösen und mit teuren Turing-Karten zu bestücken, wäre eher zu bezweifeln. Das größte Risiko für die Gamer liegt bei Turing daher in einer (hypothetischen) Nutzung von RT Core und Tensor Cores zugunsten von Cryptomining – damit wären alle diese Rechnungen grundlegend anders aufzubauen. Doch in unserem Forum sieht man diese These eher gelassen, die mit den Spezial-Rechenwerken von Turing möglichen Operationen eignen sich wohl nicht besonders fürs Cryptomining. Selbst wenn einzelne Cryptowährungen bzw. Crypto-Berechnungsverfahren hier doch noch entsprechende Wege finden werden, ist dies sicherlich keine Sache, welche in nächster Zeit akkut werden und damit die Turing-Geschäfte noch in diesem Jahr stören dürfte.