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Hardware- und Nachrichten-Links des 4. Juni 2018

Eine weit beachtete Meldung seitens TweakTown verspricht den Launch des Vega-20-Chips schon zur laufenden Computex 2018 – was aber wohl ein wenig über das Ziel hinausschiesst, denn so weit dürfte jener Grafikchip derzeit noch nicht sein. Es gab im April die Meldung über erste Vega-20-Entwicklerboards in den AMD-Laboren, da ist dann ein Launch noch um einige Monate bis Quartale entfernt – und schon aus früheren Meldungen ergab sich die Tendenz, das Vega 20 wenn dann erst zum Jahresanfang 2019 ausgeliefert wird. Insofern wäre auf der Computex 2018 bestenfalls eine Ankündigung von Vega 20 zu erwarten, jedoch noch eben kein Launch (bislang hat AMD Vega 20 noch nicht einmal offiziell erwähnt, sondern sprach zum Jahresanfang 2018 nur von "Vega in 7nm"). Wenigstens geben TweakTown korrekt wieder, das Vega 20 seitens AMD nur für professionelle Bedürfnisse gedacht ist und regulär hieraus keine Gaming-Lösungen gezogen werden sollen. Sicherlich wäre Vega 20 auch aus dieser Sicht interessant – verdoppeltes Speicherinterface, höhere Taktraten durch die 7nm-Fertigung und eventuelle Architektur-Verbesserungen sollten schon einen gewissen Effekt haben – aber im Jahr 2019 lohnt sich dies für AMD vielleicht nicht mehr, weil dann sowieso die für Gaming-Bedürfnisse konzipierte Navi-Generation naht.

Der Chart zur Entwicklung der Marktanteile bei Desktop-Grafikkarten zwischen den Chipentwicklern AMD und nVidia führt teilweise zu Verwunderung ob der Zeitpunkte, wann jeweils größere Veränderungen bei den Marktanteilen eingetreten sind – denn jene Zeitpunkte korrelieren nicht direkt mit dem Aufkommen besonders starker Produktgenerationen, sondern erscheinen auf den ersten Blick davon losgelöst. Beispielsweise hatte ATI seinerzeit erst mit der Radeon X800 Serie nVidia entthront, welche jedoch gegenüber nVidias Konkurrenz-Serie in Form der GeForce 6 nur ebenbürtig war, aber nicht wirklich besser. Genau an diesem Beispiel läßt sich aber auch sehen, wie der Grafikkarten-Markt wirklich funktioniert – über den langfristigen Effekt. Denn der Marktanteils-Höhepunkt, welchen ATI mit der Radeon X800 Serie hatte, war eigentlich der guten Arbeit bei der vorhergehenden Radeon 9000 Serie geschuldet – welche nVidias GeForce FX Serie mehrheitlich dominierte und damit innerhalb von anderthalb Jahren AMDs Marktanteile von 26% auf 58% hinaufschießen ließ.

Anders formuliert: Die Effekte einer besonders herausragenden Arbeit stellen sich gewöhnlich erst nachträglich ein, kurzfristig sind kaum große Veränderungen realisierbar. Meist steht zu diesem Zeitpunkt, wo der große wirtschaftliche Erfolg basierend auf einem herausragenden Produkt einsetzt, schon längst die nachfolgende Generation in den Startlöchern oder ist schon veröffentlicht. Für den breiten wirtschaftlichen Erfolg benötigt man einfach eine positive Grundhaltung seitens der Hardware-Käufer – und diese ergibt sich erst nachdem man mit einem gutem Produkt auch im langfristigen Run überzeugt hat. Dies mag in Enthusiasten-Gefilden anders sein bzw. die Zeiträume zur Überzeugung der User dürften dort kürzer ausfallen, aber im Massenmarkt ist ein solcher Effekt natürlich – der Massenmarkt bewegt sich üblicherweise langsam, benötigt augenscheinlich mehrere Quartale, um sich überzeugen zu lassen. Selbiger Effekt dürfte AMD derzeit im übrigen bei Ryzen 2000 zu Gute kommen, denn genau jetzt bricht die Zeit an, wo der Massenmarkt wirklich reif für Ryzen ist – da ist es dann gut, ein neues Produkt zu haben, welches keine echten Fehler macht und die Sache noch etwas runder ausschauen läßt.

Für den Grafikkarten-Markt bedeutet dies leider aber auch, das selbst eine wirklich überzeugende neue Grafikkarten-Serie AMD noch nicht entscheidend bei den Marktanteilen weiterhelfen würde, man würde in jedem Fall den wirtschaftlichen Erfolg dafür erst (beachtbar) später einstreichen. Hinzu kommt, das solche klaren Verhältnisse wie seinerzeit bei Radeon 9000 zu GeForce FX heutzutage kaum noch erwartbar sind – nVidia ist dafür zu weit enteilt, um plötzlich innerhalb nur einer einzigen Grafikkarten-Serie nicht nur eingeholt, sondern sogar überholt zu werden. Nur mit gleichwertigen Produkten dauert es hingegen noch viel länger, um die Marktanteile substantiell zu verändern. Nichtsdestotrotz ist dies der einzige Weg, welcher für AMD im Grafikchip-Geschäft realistisch ist – dauerhaft konzentrierte Arbeit. Da man derzeit mal wieder bei wenigstens 35% Marktanteil bei Desktop-Grafikkarten steht, hat man zumindest schon halb den Fuß in der Tür, erscheint der Weg hin zu einem "gesundem" Marktanteil in Richtung 45-50% nicht mehr als ganz so aussichtlos.

Laut dem chinesischen Expreview (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) kommt der Core i7-8086K in einer limitierten Auflage von 50.000 Stück – dies wäre dann wirklich ein Sondermodell und nicht wie der frühere Pentium G3258 ein dauerhaft im Sortiment befindliches Angebot. Es läßt sich allerdings kaum eine Abschätzung treffen, ob diese 50.000 Stück nun viel oder wenig sind, da Intel eigentlich nie irgendwelche genaueren Absatzzahlen für einzelne Prozessorenmodelle herausgegeben hat. Hinzu notieren Expreview noch erste chinesische Vorlaunch-Preise, welche mit 4000 Yuan (umgerechnet ~530 Euro) aber vergleichsweise hoch sind, der Core i7-8700K wird in China hingegen zu einem hierzulande bekannten Preispunkt von umgerechnet ~310 Euro angeboten. Interessant ist die Aussage zum AllCore-Turbo des Core i7-8086K, welcher mit 4.4 GHz (angeblich) nur um 100 MHz höher als beim Core i7-8700K liegt. Sollte der Core i7-8700K tatsächlich derart antreten, dürfte die herauskommende Mehrperformance zum Core i7-8700K wohl nochmals geringer, als kürzlich bereits prognostiziert wurde.