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Hardware- und Nachrichten-Links des 30. November 2020

Igor's Lab zeigen die Daten zweier BIOSe zu Radeon RX 6700 XT Karten (auf Basis des Navi-22-Chips), welche Taktraten, Power-Limits und (technische) Übertaktungsspielräume aufzeigen. Prinzipiell scheint es sich um dieselben Karten zu handeln, zu welchen kürzlich bereits erste Daten aufgetaucht waren – die Ausführungen von Igor's Lab sind dann allerdings umfangreicher sowie mittels Screenshot belegt. Eine der beiden Karten scheint eine klare Werksübertaktung mitzubringen, die andere könnte womöglich eher dem Referenzdesign entsprechen, kommt aber mit 186 Watt TGP und damit einer TBP von geschätzt 210 Watt (bei Igor sogar auf 210-220W geschätzt) sehr nahe an die Radeon RX 6800 mit deren TBP von 250 Watt heran. Der Grund hierfür dürften die Taktraten des Navi-22-Chips sein, welche gemäß einiger vorheriger Gerüchte zumindest bei der Radeon RX 6700 XT das Niveau der Radeon RX 6800 /XT Karten übersteigen sollen.

Chip Base/Game/Boost max. Takt (@OC) TGP TBP Realverbr.
Radeon RX 6900 XT Navi 21 XTX ?/2015/2250 MHz 2800 MHz (3000 MHz) ? 300W ?
Radeon RX 6800 XT Navi 21 XT 1825/2015/2250 MHz 2577 MHz (2800 MHz) 255W 300W Ø 296W
Radeon RX 6800 Navi 21 XL 1700/1815/2105 MHz ? 200W 250W Ø 231W
Radeon RX 6700 XT Navi 22 XT ? 2854 MHz (2950 MHz) angebl. 186W geschätzt ~210W ?
Radeon RX 6700 Navi 22 XTL ? ? angebl. 146W geschätzt ~170W ?
TGP = Verbrauch von Grafikchip & Speicher; TBP = Verbrauch der kompletten Karte

Einen weiteren Hinweis hierauf liefert der maximale Chiptakt, welcher per default bei beiden Radeon RX 6700 XT Karten auf 2854 MHz steht und unter Übertaktung bis auf 2950 MHz hinaufgehen kann (Radeon RX 6800 XT: 2800 MHz). Die Radeon RX 6700 XT wird natürlich kaum in diesem Rahmen takten, aber die höheren Spielräume deuten darauf hin, dass auch die Normal-Taktraten beachtbar höher ausfallen. Navi 22 macht damit einiges an Abstand zu Navi 21 wett, insbesondere im Vergleich zwischen Radeon RX 6700 XT und Radeon RX 6800 sind es schließlich nur +50% Hardware-Einheiten (40→60 Shader-Cluster), welche zwischen beiden Grafikkarten stehen. Grob 200 MHz Mehrtakt ergeben dann +10% Mehrtakt für die Radeon RX 6700 XT und lassen diesen Hardware-Vorteil weiter schmelzen, so dass die Performance-Differenz zwischen Radeon RX 6700 XT und Radeon RX 6800 zwar nicht klein, aber dennoch gangbar ausfallen dürften (grob geschätzt: +25-40%). Im Idealfall könnte die Radeon RX 6700 XT somit der am Mittwoch antretenden GeForce RTX 3060 Ti nahekommen – oder AMD folgt dem bisherigen Weg und legt auch diese RDNA2-Karte bei der Performance eher zwischen den jeweiligen Ampere-Karten an.

Bei Golem hat man ausgehend von der These, dass die meisten der frühen RayTracing-Spiele automatisch auf nVidia-Hardware optimiert sein dürften – weil es zu deren Entwicklungs-Zeit schlicht keine andere RayTracing-Hardware gab – den Benchmark-Vergleich unter (relativ) neuen RayTracing-Titel angetreten. Jener Test kommt also ohne Control, Metro:Exodus und SotTR aus, unterteilt sich allerdings dennoch stark daran, welcher Grafikchip-Entwickler hierbei als "Entwickungspartner" fungierte: Bei CoD und Watch Dogs war dies ganz offiziell nVidia, während die Macher von Crysis die RayTracing-Hardwarebeschleunigung nur für nVidia entwickelt haben. Dies zeigt sich deutlich an den Performance-Resultaten, wo exakt diese drei Titel große Vorteile für die GeForce RTX 3070 einfahren. Unter Dirt5 und WoW – beiderseits augenscheinlich mit AMD-Unterstützung entstanden – gewinnt hingegen die Radeon RX 6800 sogar den RayTracing-Wettstreit, womit die durchschnittlichen Performance-Resultate keine sinnvolle Antwort auf die eigentliche Frage ergeben:

Radeon RX 6800 GeForce RTX 3070 Differenz
WQHD Rasterizer-Performance 100% 90,3% +11% pro 6800
WQHD RayTracing-Performance 47,0% 52,4% +12% pro 3070
gemäß den Benchmarks von Golem unter 5 Spiele-Titeln

Jene sehen gemittelt die GeForce RTX 3070 mit +12% vorn – was nur minimal abweichend vom Durchschnitt der Launch-Reviews ist, wo +13% RayTracing-Performance zwischen GeForce RTX 3070 und Radeon RX 6800 standen. Die sich hieraus ergebende Fragestellung ist, ob man nicht in Zukunft mehr von jenen RayTracing-Titeln sehen wird, welche unter Berücksichtigung von AMDs RDNA2-Architektur entwickelt wurden – wenn nicht explizit zugunsten der entsprechenden AMD-Grafikkarten, dann wenigstens zugunsten der NextGen-Konsolen mit RDNA2-Technik. AMD dürfte in dieser Frage inzwischen zum Vorteil gereichen, dass man derzeit medial gut dasteht und die Spieleentwickler das alte Prinzip "auf nVidia-Hardware optimiert, AMD muß sehen was übrigbleibt" nicht mehr so einfach durchziehen können. Ergo darf man durchaus in Zukunft mehr RayTracing-Benchmarks erwarten, welche AMD-freundlicher ausfallen. Ob jene das bisherige RayTracing-Performancebild gleich umkehren können, wäre allerdings etwas zu bezweifeln, dafür ist nVidias RayTracing-Hardwarenansatz immer noch klar dicker gedacht.

Notebookcheck berichten zur Performance des Huawei Kirin 710A Smartphone-SoCs, welchen Huawei wegen des US-Embargos beim chinesischen Chipfertiger SMIC in deren 14nm-Fertigung herstellen läßt. Nominell vergeben Noteboocheck für jenen "China-SoC" keine gute Note, rein von den Benchmarks her ergibt sich jedoch kaum eine Differenz zum originalen "Kirin 710", welcher bisher aus TSMCs 12nm-Fertigung kam. Korrekt ist natürlich die Performance-Einordnung nahe des Budget-Segments, aber dies trifft eben auch auf das Original zu. Damit wäre Huawei nominell in der Lage, zumindest den unteren wie mittleren Teil des eigenen Bedarfs an Smartphone-SoCs über SMIC zu realisieren – wenn nun nicht SMIC selber eigene Probleme bekommen würde: Denn wie Golem berichten, ist SMIC nunmehr genauso vom Bannstrahl des US-Embargos betroffen und wird nachfolgend Schwierigkeiten haben, ausreichend Nachlieferungen an Anrüstungsgegenständen & Fertigungsanlagen zu erhalten.

An eine große Ausweitung der SMIC-Fertigung (zugunsten von Huawei) dürfte unter diese Bedingungen weniger zu denken sein. Zudem erhalten die verbleibenden Auftragsfertiger einen deutlichen Hinweis mit dem Zaunspfahl, welches Schicksal ihnen droht, sobald man eine Geschäftsbeziehung mit Huawei eingeht. Mittel- und langfristig wird dies natürlich nur zu einer totalen Eigenständigkeit der chinesischen Halbleiterfertigung auch bei Ausrüstungsgegenständen & Fertigungsanlagen führen, kurzfristig häufen sich damit aber die Probleme für Huawei. Der Bestcase aus Sicht der westlichen Politik sieht somit derart aus, dass man im Ideafall Huawei vielleicht sogar in die Knie zwingen kann, nachfolgend selbiges gegenüber anderen "Aspiranten" aber nicht mehr anwendbar ist, da die Huawei-Maßnahmen gleichzeitig eine eigenständige und damit unabhängige Halbleiterfertigung in China forciert haben werden. Dafür, dass der Ausgangspunkt des ganzen Ärgers eigentlich nur die reine These möglicher Hintertüren in Huawei-Netzwerktechnik war, deren praktische Existenz beim US-Ausrüster "Juniper" dann stillschweigend ignoriert wird, erscheint dies als drastisches Eigentor.