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Hardware- und Nachrichten-Links des 30. April 2018

Videocardz zeigen erste 3DMark11-Benchmarks von Vega 20 – nachdem AMD erst kürzlich öffentlich kundgetan hat, entsprechende Evaluierungs-Samples bereits lauffähig zu haben. Die erreichten Werte sind allerdings noch etwas schlechter als bei einer Radeon Vega Frontier Edition – sicherlich resultierend aus dem frühen Treiber-Stand sowie den Evaluierungs-typisch niedrigen Taktfrequenzen. Der 3DMark11 soll laut Videocardz die Taktraten von Vega 20 im übrigen nicht korrekt auslesen können, ergo sind sämtliche Hochrechnungen der Benchmark-Ergebnisse auf Basis der angezeigten Taktraten wenig zielführend. Allenfalls kann man halt erkennen, das Vega 20 real ist, auch wirklich über 32 GB HBM2-Speicher verfügt (gedacht für Profi-Bedürfnisse) und AMD mit diesem Chip gut im Zeitplan zu stehen scheint. Im Gegensatz zu anderslautender Berichterstattung handelt es sich bei "Vega 20" allerdings nicht um einen reinen Die-Shrink auf die 7nm-Fertigung (offenbar hergestellt von TSMC, nicht von GlobalFoundries).

Vielmehr handelt es sich hierbei um einen explizit für HPC-Bedürfnisse aufgelegten Chip, welcher (dafür) auch klar mehr Hardware mit sich bringt. Dies beinhaltet zwar nicht mehr Shader-Einheiten (es bleibt bei 4096 wie bei Vega 10, vermutlich aufgrund der diesbezüglichen Limitationen der GCN-Architektur), dafür aber ein verdoppeltes Speicherinterface (4096 anstatt 2048 Bit HBM2) sowie eine sehr viel höhere DoublePrecision-Performance (DP/SP-Verhältnis 1:2 anstatt 1:16). Hinzu kommen eventuell noch weitere, bislang nicht bekannte Hardware-Einheiten sowie letztlich der Taktraten- und Energieeffizienz-Vorteil, welchen die 7nm-Fertigung zur Verfügung stellt. Damit dürfte Vega 20 auch schon bei der reinen SinglePrecision-Performance weitaus stärker als Vega 10 herauskommen, bei der DoublePrecision-Performance dann natürlich extrem viel stärker (in diesem Feld ist bei AMD immer noch der Hawaii-Chip aus dem Jahr 2013 führend). Auch wenn Vega 20 wohl wegen der zeitlichen Nähe zur nachfolgenden Navi-Generation nicht im Consumer-Segment erscheint, wird die Bezeichnung "Die-Shrink" der hiermit aufgebotenen Hardware nicht wirklich gerecht.

Wie u.a. Golem ausführen, hat sich Intel nunmehr auch noch Chris Hook geangelt – damit wechselt innerhalb weniger Monate der dritte hochrangige ex-AMD-Mitarbeiter zu Intel. Zuvor ist schon Grafikchip-Entwickler Raja Koduri direkt zu Intel gegangen, kürzlich wechselte der früher bei AMD beschäftigte CPU-Entwickler Jim Keller von Tesla zu Intel. Chris Hook selber ist kein Entwickler, sondern war AMDs Marketing-Chef – und soll für Intel das Marketing der "Discrete Graphics and Visual Technologies" Gruppe übernehmen. Dies mag (erneut) andeuten, das Intel hierbei an ernsthafte Sachen bis hin zu Desktop-Grafikkarten denkt – denn für bessere integrierte Lösungen braucht man kein Marketing, jedenfalls nicht in diesem Kaliber. Davon abgesehen lassen Golem im Nebensatz noch den augenscheinlichen Codenamen von Intels NextGen-Architektur im Prozessoren-Bereich fallen – "Ocean Cove" nennt sich das ganze, die PC Games Hardware hat ein paar Details mehr hierzu.

Zur kürzlichen Meldung über weitere kommende AMD-Prozessoren gibt es einige Anmerkungen aus unserem Forum, welche ihre Beachtung verdienen: So kann man zumindest in Frage stellen, ob AMD für Threadripper II wirklich das Pinnacle-Ridge-Die benutzt. Die Weiterbenutzung des "alten" Summit-Ridge-Dies wäre wohl genauso gut möglich, da AMD für die erste Threadripper-Generation schon diverse Latenz-Verbesserungen vorgenommen hatte und der Schritt zu Pinnacle Ridge somit kleiner wäre als bei den gewöhnlichen Ryzen-Prozesoren. Diese These basiert allerdings primär auf dem Punkt, das es diese Jahr keine neuen Epyc-Prozessoren geben wird, da jene nächstes Jahr direkt auf die 7nm-Fertigung wechseln werden. Allerdings muß es angesichts des Threadripper-Erfolgs nicht mehr zwingend so sein, das Threadripper weiterhin ein "Abfallprodukt" der Epyc-Entwicklung darstellt – und somit kann diese These inzwischen auch gar nicht mehr funktionieren.

Ob AMD den Weg des Mischmasch geht, bleibt abzuwarten – und dürfte sich primär daran entscheiden, wieviele Summit-Ridge-Dies AMD noch hergestellt hat bzw. wie schnell sich jene absetzen lassen. Angesichts der sowieso schon hohen Taktraten der originalen Threadripper-Prozessoren sowie der wahrscheinlich nochmals höheren Taktraten von Threadripper II bei gleichzeitig unveränderter TDP von 180 Watt sprich vom technischen Standpunkt gesehen sowieso alles für das Pinnacle-Ridge-Die. Allerdings könnte AMD bei Threadripper II mehr Probleme haben, eine (relativ) so große Differenz wie zwischen Ryzen 1000 & 2000 zu erreichen – weil die Latenzen eben schon beim originalen Threadripper nach unten gedreht wurden, an dieser Stelle kaum noch Potential steckt. Andererseits hat sich die Threadripper-Marke inzwischen gut etablieren können und dürfte wohl auch dann gekauft werden, wenn die zweite Generation eher wenig auf die erste oben drauf legt oder sogar im Gaming-Einsatz hier und da mal langsamer ist als ein Ryzen 7 2700X. Wer so etwas bewußt als Workstation-Ersatz kauft, der kann mit diesen (sowieso nur minimalen) Nachteilen leben – und erfreut sich eher an den vielen CPU-Threads (mit hoffentlich entsprechender Auslastung).