Von Hardware Unboxed (via VideoCardz) kommt eine gewichtige Aussage zur aktuellen Lieferschwäche bei Radeon RX 6800 /XT Grafikkarten: Danach hat AMD versprochen, dass sich diese Situation in 4-8 Wochen geklärt haben und die Radeon RX 6800 XT dann zum Listenpreis erhältlich sein soll. Beides zusammen ist natürlich wichtig, denn allein nur das Erreichen der Lieferbarkeit zu allerdings überzogenen Preisen macht niemanden glücklich (außer Händler & Scalper). Dennoch wäre damit noch ein gewisser Weg zu gehen: Eine normale Preis- und Liefersituation sollte damit im Bestfall zur Weihnachtswoche, im schlechtestens Fall erst Ende Januar 2021 erreicht werden. In der Praxis läuft dies so oder so auf das Jahr 2021 hinaus, für dieses Jahr ist eine durchschlagende Verbesserung damit eher unwahrscheinlich.

At the moment we've had a private conversation with AMD. They've assured us that in 4 to 8 weeks there will be AIB cards available at the MSRP. They said they've enabled the AIBs to achieve the 650 dollar MSRP and they expect that to happen within 8 weeks.
Quelle:  Hardware Unboxed @ YouTube am 28. November 2020

Selbst wenn AMD allerdings wirklich diese Zweimonats-Frist benötigt, würde man damit ironischerweise immer noch besser herauskommen als nVidia, deren initialer Ampere-Launch derzeit etwas mehr als zwei Monate her ist – und welche immer noch mit großen Nachlieferproblemen gerade bei der GeForce RTX 3080 zu kämpfen haben. Allerdings soll das Fell des Bären auch nicht verteilt werden, bevor jener erlegt ist: AMD ist nunmehr aufgefordert, wenigstens jenes faktische Versprechen einzuhalten und damit die Liefersituation zur Radeon RX 6800 /XT bis innerhalb des Januars 2021 einer zufriedenstellenden Auflösung zuzuführen. In der Gesamtsituation zur Verfügbarkeit der neuen Hardware hat sich gegenüber der Mitte der abgeschlossenen Woche leider nur eine weitere Verschlechterung ergeben, bei welcher die noch existierenden Angebote zur GeForce RTX 3070 ausverkauft wurden und somit die GeForce RTX 3090 die einzige der neuen Hardware-Vorstellungen ist, welche rein praktisch überhaupt erhältlich ist. So gesehen kann man die demnächst anstehenden Hardware-Launches von GeForce RTX 3060 Ti (2. Dezember) und Radeon RX 6900 XT (8. Dezember) nur als "überaus mutig" seitens deren Hersteller betrachten.

Die in den letzten Tagen erschienenen ersten Tests zu Herstellerdesigns zur Radeon RX 6800 XT (bislang sind keine entsprechenden Tests zur Radeon RX 6800 aufgetaucht) zeigen ein bislang noch etwas unausgeglichenes, wenngleich aber in der Tendenz nicht wirklich spannendes Bild an: So gibt es hier und da Performance-Anomalien von scheinbar langsameren Herstellerkarten zu sehen, welche sich allerdings sicherlich durch irgendwelche Seiteneffekt erklären lassen dürften. Vor allem aber können sich die von den Grafikkarten-Herstellern eingesandten bestmöglichen Kartendesigns (zumindest der ersten Welle an Herstellerdesigns) nicht substantiell vom Referenzdesign entfernen, trotz zumeist klar hochgesetzter Verbrauchswerte. Der Bestcase liegt derzeit gerade einmal bei +4% Mehrperformance, was dann jedoch mit fast 50 Watt Mehrverbrauch auch ziemlich erzwungen wurde. Augenscheinlich geht die Radeon RX 6800 XT in eine klare Energie-Ineffizienz über, wenn man jene höher taktet – gut auch an den Übertaktungsresultaten zu diesen Herstellerdesigns zu sehen, wo es bis auf 400 Watt Karten-Stromverbrauch hinaufgeht.

Einen größeren Übertaktungsspielraum als das Referenzdesign haben die hochgezüchteten Herstellerdesigns dann auch nicht (allerdings auch keinen kleineren), die Radeon RX 6800 XT ist somit trotz gewisser Reserven nicht wirklich weit von ihrem Maximum entfernt getaktet. Aufgrund der optisch sehr hübsch anzusehenen Taktraten im Übertaktungsbetrieb (von über 2.5 GHz) und wenigstens gewisser Performancegewinne ist das ganze durchaus mal wieder etwas für eingeschworene Hardware-Bastler. Die ganze große Mehrperformance unter Übertaktung wird jedoch prinzipbedingt unerreichbar bleiben – was jetzt allerdings ein Schicksal ist, welches nahezu alle modernen Grafikkarten miteinander teilen. In gewissem Sinne kann man die Tests der Herstellerdesigns somit auch als Werbung für AMDs Referenzdesign sehen – welches von der Performance und der Übertaktungseignung her nur minimal zurückliegt und in den Fragen von Chiptemperaturen und Geräuschentwicklung wie bekannt bereits erstklassig ist.