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Hardware- und Nachrichten-Links des 27./28. Juli 2019

Bei Reddit wird darauf hingewiesen, das der deutsche Einzelhändler 'Mindfactory' kürzlich das offiziell notierte Datum für den nächsten Wareneingang zum Ryzen 9 3900X vom vergangenen Freitag (26.7.) auf einen Mittwoch in drei Wochen (14.8.) verschoben hat. Gemäß dem Geizhals-Preisvergleich ist dieses CPU-Modell derzeit nirgendwo lieferbar, mit oftmals auch unklaren Lieferbarkeits-Angaben – einmal wird der 1.8. und einmal der 16.8. notiert, ansonsten gibt es entweder keinen Termin oder nur eine ungefähre Angaben von 2-3 Wochen. Dies deutet auf erhebliche Lieferbarkeits-Probleme bei speziell diesem CPU-Modell hin, denn der Ryzen 9 3800X ist wenigstens vereinzelt lieferbar, der Rest des Ryzen-3000-Portfolios dagegen vernünftig und in der Nähe der offiziellen Preisempfehlung verfügbar. Eine gute Erklärung hierfür könnte wohl nur AMD selber geben – wobei Hersteller in solchen Fragen in aller Regel kaum die vollständige Wahrheit sagen, sondern jegliche Erklärung auf die bestmögliche Außenwirkung hin "optimieren". Denkbar wäre erst einmal ein Problem beim Binning, das AMD also schlicht zu wenige der bestmöglichen Core-Chiplets aus der TSMC-Fertigung erhält, welche für Ryzen 7 3800X & Ryzen 9 3900X geeignet sind.

Bei Ryzen 3000 ist aufgrund des faktisch perfekten Boost-Modus das Binning um so wichtiger, denn nun müssen die aus der Fertigung kommenden Chips nicht mehr einfach nur bestimmte (feste) Frequenzen schaffen, sondern das gesamte Performance-Bild muß im Sinne der gesetzten Rahmenbedingungen aus CPU-Temperatur und Stromverbrauch des Packages stimmig sein. Macht man dies nicht, dann könnte man aus Versehen einen Ryzen 7 3800X ausliefern, der in der Praxis zu wenig Takt erreicht und dann sogar langsamer als ein Ryzen 7 3700X wäre – was im Sinne der medialen Lupe, unter der heutzutage jeder Schritt der Hersteller steht, unbedingt zu verhindern ist. Denkbar ist natürlich auch, das AMD nunmehr schon die Vorproduktion der kommenden Epyc- und Threadripper-Prozessoren in die Quere kommt. Und letztlich könnte es auch einfach nur sein, das AMD vom eigenen Erfolg überrannt ist – sprich, das der anfängliche Bedarf gerade nach dem Top-Modell Ryzen 9 3900X derart hoch ausfällt, das die gesamte Vorlaunch-Produktion zu schnell weggegangen ist und AMD sich nun erst einmal neu orientieren muß. Hier kommt auch noch der Punkt hinzu, das für den Launch selber die CPUs sicherlich per Flugzeug zu den Distributoren gegangen sind, danach Hardware im gewöhnlichen Geschäft jedoch zumeist per Schiff ausgeliefert wird – wo es durchaus vier Wochen dauern kann, ehe eine Nachlieferung ankommt.

Kerne Takt TDP Kühler Liste Straße Verkäufe (MF)
Ryzen 9 3900X 12C/24T 3.8/4.6 GHz 105W Wraith Prism LED 499$ 529€ über 1310 Stück (16%)
Ryzen 7 3800X 8C/16T 3.9/4.5 GHz 105W Wraith Prism LED 399$ 429-450€ über 460 Stück (6%)
Ryzen 7 3700X 8C/16T 3.6/4.4 GHz 65W Wraith Prism LED 329$ 349€ über 3460 Stück (43%)
Ryzen 5 3600X 6C/12T 3.8/4.4 GHz 95W Wraith Spire 249$ 236-260€ über 610 Stück (7%)
Ryzen 5 3600 6C/12T 3.6/4.2 GHz 65W Wraith Stealth 199$ 209€ über 2270 Stück (28%)
Verkaufszahlen gemäß der Mindfactory zwischen 7. und 28. Juli 2019

Am Ende kann es auch eine Kombination dieser Faktoren sein – wobei die große Nachfrage so oder so eine gewichtige Rolle spielen dürfte. Denn die Mindfactory notiert derzeit gegenüber 2270 Stück verkauften Ryzen 5 3600 sowie 3460 Stück verkauften Ryzen 7 3700X immerhin schon 1310 Stück verkaufte Ryzen 9 3900X – was für ein Top-Modell des Consumer-Bereichs zu Straßenpreise von 529 Euro eine vergleichsweise hohe Zahl (im Vergleich zu den kleineren Modellen) darstellt. Die hauptsächliche Erklärung dürfte somit wohl sein, das AMD schlicht nicht so viele Ryzen 9 3900X zum Launch zur Verfügung stellen konnte, wie nach dem Launch real nachgefragt wurden – und nunmehr alles auf die Nachlieferungen wartet, welche womöglich wirklich erst den Seeweg absolvieren müssen. Die schlechte Liefersituation zum Ryzen 9 3900X wäre in diesem Fall schlicht dem großen Markterfolg von Ryzen 3000 geschuldet – was jetzt nun nicht gerade den schlechtesten Grund darstellt, mal nicht liefern zu können. Vermutlich geht es nunmehr schlicht darum, zu einem normalen Nachliefer-Prozedere zu finden – sobald jenes erreicht ist, dürfte auch der Ryzen 9 3900X wird breitfächig verfügbar werden.

AnandTech verweisen auf eine Intel-Aussage zur Auslieferung von "Ice Lake" – welche schon zum Ende des zweiten Quartals startete, dennoch zu kaufbaren Geräten wahrscheinlich kaum vor dem vierten Quartal führen dürfte. Die von Intel hierzu benutzte Formulierung "for the holiday selling season" zeigt auf die Umsatz-starke Zeit zwischen Thanksgiving & Neujahr hin, geht technisch also Ende November los. Da die Notebook-Hersteller bis spätestens zu diesem Zeitpunkt (im Einzelhandel) lieferbar sein müssen, sind entsprechende Geräte-Vorstellungen somit im Oktober und November zu erwarten – mit einer kleinen Chance diverser Frühstarts, dies bleibt im Rahmen des Denkbaren. Nominell ist die Zeitspanne zwischen Computex-Vorstellung im Mai und Auslieferung erst im vierten Quartal schließlich vergleichsweise lang, aber da das 10nm-basierte "Ice Lake" auch mal wieder eine wirlich neue Intel-Generation darstellt, benötigt Ice Lake somit im Gegensatz zu den vielen vorherigen Skylake-Derivaten vielleicht auch einfach mehr Entwicklungs- und Evaluierungs-Zeit seitens der Notebook-Hersteller. Sobald Ice Lake dann eines Tages auf dem Markt kommt, wird der spannenden Frage nachzugehen sein, wie sich die (viel) höhere IPC gegenüber bisherigen Intel-Architekturen in der Praxis macht bzw. welche Schlüsse hieraus bezüglich der weiteren Prozessoren-Entwicklung bei Intel gezogen werden können.

Kerne Takt L2+L3 Speicher iGPU TDP
Core i7-1065G7 4C/8T 1.3/3.5/3.9 GHz 2+8 MB 2Ch. LPDDR4/3733 Iris Plus Graphics (64 EU) 15W
Core i5-1035G7 4C/8T 1.2/3.3/3.7 GHz 2+6 MB 2Ch. LPDDR4/3733 Iris Plus Graphics (64 EU) 15W
Core i5-1035G4 4C/8T 1.1/3.3/3.7 GHz 2+6 MB 2Ch. LPDDR4/3733 UHD Graphics (48 EU) 15W
Core i5-1035G1 4C/8T 1.0/3.3/3.7 GHz 2+6 MB 2Ch. LPDDR4/3733 UHD Graphics (24 EU) 15W
Core i5-1034G1 4C/8T 0.8/3.3/3.6 GHz 2+6 MB 2Ch. LPDDR4/3733 UHD Graphics (24 EU) 15W
Core i3-1005G1 2C/4T 1.0/3.4/3.4 GHz 1+4 MB 2Ch. LPDDR4/3733 UHD Graphics (24 EU) 15W
Diese Angaben zu den Modell-Spezifikationen von Ice Lake U sind derzeit noch nicht offiziell.

Ice Lake selber dürfte vermutlich keine Performance-Rekorde brechen, denn der stärkeren IPC steht auch ein ebenso klarer Rückschritt bei den Taktraten gegenüber – womit das insgesamte Performance-Bild nominell kaum besser sein dürfte als bei bisherigen Notebook-Prozessoren. Die bislang vorliegenden Benchmarks-Leaks (No.1 & No.2) gehen allerdings in eine andere Richtung und verheißen durchaus deutliche Performance-Zuwächse von Ice-Lake-basierten Notebooks – was das Erscheinen kaufbarer Geräte damit um so spannender macht. Im Desktop-Bereich wird Ice Lake dagegen sicher nicht erscheinen, dies ist weder auf Intel-Roadmaps derart eingezeichnet, noch aus technischen Gründen zu erwarten – denn Ice Lake kann derzeit (insbesondere bei vielen CPU-Kernen) nicht die für den Desktop-Bereich notwendigen Taktraten erreichen, wäre dort vermutlich sogar langsamer als die 14nm-Generationen Coffee Lake & Comet Lake. Selbst den Ice-Lake-Nachfolger "Tiger Lake" scheint dieses Schicksal noch zu treffen, auch zu dieser 2020er CPU-Generation werden derzeit allein mobile Ausführungen in den langfristigen Intel-Roadmaps notiert.