27

Hardware- und Nachrichten-Links des 27. Juli 2015

Als Folge der kürzlichen Meldung über (angeblich) 17 Milliarden Transistoren bei nVidias GP100-Chip der Pascal-Architektur wird in unserem Forum intensiv darüber diskutiert, was man in diese große Transistorenanzahl alles packen könnte bzw. ob jene überhaupt realistisch ist. In der Tat kommt eine Modellrechnung mit der bekannt um den Faktor 2 verbesserten Packdichte von TSMCs 16FF+ Fertigung auf eine Chipfläche von eher ~640mm² für den GP100-Chip – was eigentlich als (minimal) zu groß gilt, um überhaupt noch sinnvoll hergestellt werden zu können. Andererseits könnte nVidia natürlich noch weitere kleine Fortschritte in der designspezifischen Packdichte erzielen und so das endgültige GP100-Design wieder auf die bekannten ~600mm² drücken, eventuell sind ja auch jene bis zu 640mm² doch noch irgendwie herstellbar. Dennoch drohen auch noch andere Probleme, welche an der für mehr Shader-Einheiten nutzbaren Transistoren-Anzahl zehren werden: Nach dem reinen Gamer-Chip GM200 wird nVidia beim GP100 wieder alle für das professionelle Segment notwendigen Features bieten müssen, darunter vor allem eine hohe DoublePrecision-Power.

Beim GM200-Chip hat man sich dies zugunsten der reinen Anzahl der Shader-Einheiten gespart, beim GP100 kommt dieses Feature-Set nun wieder hinzu – und begrenzt damit auch die Anzahl der Shader-Einheiten etwas, zumindest funktioniert eine pure Hochrechnung ausgehend von der um den Faktor 2,2 höheren Transistoren-Anzahl nun nicht mehr. Eine glatte Verdopplung der Anzahl der Shader-Einheiten auf 6144 Stück beim GP100 wäre also nur das alleroberste Ende der Möglichkeiten – und keinesfalls die wahrscheinlichste Auflösung. Eher anzunehmen wäre irgendetwas zwischen 5000 und 5500 Shader-Einheiten – was zusammen mit vielleicht auch etwas mehr Taktrate und der viel höheren Speicherbandbreite des HBM-Speichers trotzdem für einen Performance-Boost um knapp den Faktor 2 im Gaming-Bereich sorgen könnte. Dies gilt allerdings nur für den voll ausgefahrenen GP100-Chip – und zu vermuten ist natürlich, daß nVidia jenen anfänglich überhaupt nicht voll ausfährt, weil erst einmal die Produktionsausbeute niedrig sein wird und das Fertigungsverfahren noch nicht ausoptimiert genug ist, um die allerhöchsten Taktraten zu erreichen. Einen gehörigen Performance-Sprung gegenüber den aktuellen 28nm-Chips wird es jedoch in jedem Fall geben, dafür sorgt allein der sehr deutliche Unterschied zwischen 28nm und 16FF+.

Laut WinFuture empfiehlt Microsoft höchstselbst seinen Unternehmenskunden, erst im Herbst auf Windows 10 umzusteigen – konkret nach dem für den Herbst 2015 geplanten ersten größeren Update, welches Microsoft-intern "Threshold Wave 2" genannt wird ("Threshold" ist der Codename von Windows 10 selber). Da von diesem ersten größeren Update aufgrund der Kürze der Zeit nach dem schon am mittwöchlichen 29. Juli anstehenden Release von Windows 10 kaum größere inhaltliche Änderungen zu erwarten sind, dürfte sich jenes Herbst-Update in erster Linie der Fehlerbereinigung und Systemstabilität widmen. Was dann im Umkehrschluß durchaus auch für Normalanwender die Frage aufwirft, ob man nicht lieber auf dieses Herbst-Update warten sollte: Microsoft hat sogar bis zuletzt an inhaltlichen Änderungen und diversen Feinheiten gearbeitet, empfiehlt seinen Unternehmenskunden offiziell das Abwarten – und am Ende läuft die Kostenlos-Umstiegs-Aktion ein ganzes Jahr ab Release, könnte man diesen Schritt schließlich auch noch im ersten Halbjahr 2016 gehen. Die Gaming-Enthusiasten werden natürlich auf die Vorteile von DirectX 12 scharf sein und demzufolge Windows 10 kaum abwarten können – aber für Produktivsysteme kann man ruhig bleiben und auf anderen Maschinen erst einmal ein wenig Windows-10-Erfahrung sammeln.

Die PC Games Hardware zeigt den neuesten "Beweis" für das kommende "Ende des PCs" – eine Grafik zu Stückzahlenabsätzen, nach welcher iOS-Geräte inzwischen genauso häufig wie Windows-Geräte verkauft werden, mit zudem klar steigender Tendenz zugunsten von iOS. Was vor einigen Jahren noch wenigstens lustig war, geht nun eher in Richtung "peinlich", wenn sich erklärte Marktexperten zu solcherart Äpfel-zu-Birnen-Vergleichen hinreißen lassen. Schließlich handelt es sich bei dem einen um ein Betriebsystem für Smartphones und Tablets, bei dem anderen um ein Betriebssystem für Desktop-PCs und Notebook mit bislang eher geringem Anklag im Smartphone/Tablet-Segment. Insbesondere da Smartphones mittlerweile um den Faktor 3 häufiger verkauft werden als PCs (zusammen mit Tablets um den Faktor 4), verbietet sich eigentlich jeder Vergleich anhand absoluter Zahlen – das wäre wie wenn man Antilopen und Tiger schlicht anhand ihrer Anzahl vergleicht. Die hohen Verkaufszahlen von iOS und Android im Smartphone/Tablet-Segment haben bislang wenig an der Bedeutung von Windows für den PC gerüttelt – die inzwischen erreichten Nutzungsmöglichkeiten von Smartphones & Tablets haben zwar dem PC insgesamt zugesetzt, aber dies war und ist keine Frage des Betriebssystems.

Die PC Games Hardware berichtet über die Aussage eines Spieleentwicklers zu einem ungefähren Hardware-Gleichstand der aktuellen Spielekonsolen – weil die bekannt stärkere Grafikeinheit der Playstation 4 durch eine stärkere CPU auf der Xbox One ausgeglichen werden soll. Ob dies wirklich derart funktioniert, sei allerdings bezweifelt: Die Differenz beim Grafikchip ist schon ziemlich heftig, da sprechen 50% mehr Rechenleistung und 100% mehr nomineller Speicherbandbreite (ohne Berücksichtigung des eDRAMs) sehr deutlich für Sonys Ansatz. Dies mit der etwas höheren CPU-Leistung der Xbox One ausgleichen zu wollen, erscheint ein wenig vermessen – immerhin gibt es auf Basis derselben CPU-Architektur nur etwas mehr CPU-Takt (1.75 GHz anstatt 1.6 GHz) und Microsoft erlaubt mittlerweile die Nutzung von maximal sieben anstatt nur sechs CPU-Kernen für Spieleentwickler. Hieraus ergibt sich ein nomineller CPU-Unterschied von 28% – was im Sinne einer CPU nicht wahnwitzig viel ist, da jene (beispielsweise im Sinne der Minimum-Frameraten) sowieso kaum vollständig ausgelastet werden darf. Zudem läßt sich eine höhere CPU-Performance nicht in höhere Auflösungen umwandeln, wie dies dagegen bei der höheren GPU-Performance der PS4 möglich ist. Wenn man es auf einen Wert herunterbrechen muß, liegt hardwaretechnisch tatsächlich die PS4 vorn – was durch die vielen Fälle, wo die Sony-Konsole die höheren Auflösungen gegenüber der Xbox One bietet, auch aus der Praxis bestätigt wird.