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Hardware- und Nachrichten-Links des 26./27. Mai 2016

Der offizielle Verkaufsstart der GeForce GTX 1080 am 27. Mai hat einige interessante Entwicklungen mit sich gebracht: Waren nur einen Tag vorher ausschließlich Referenzdesigns zu Preislagen fest bei 789 Euro als durchgehend nicht lieferbar gelistet, gibt es nunmehr sogar wirklich eine Lieferbarkeit ab 789 Euro sowie diverse Angebote zu niedrigeren Preislagen ab 723 Euro, wenngleich diese dann noch nicht lieferbar sind. Zugleich sind jede Menge an Herstellerdesigns neu gelistet worden – allesamt nicht umgehend lieferbar, aber immerhin schon einmal gelistet, denn ursprünglich sollte es damit erst in zwei Wochen losgehen. Trotz (meist maßvoller) ab-Werk-Übertaktung werden diese Herstellerdesigns mit 700-750 Euro jetzt schon etwas günstiger gelistet als das Referenzdesign, eine einzelne KFA²-Karte mit bislang leider unbekannter Werksübertaktung steht schon für ab 669 Euro (nicht lieferbar) im Angebot. Sobald sich die Liefersituation verbessert, könnte sich eine Preissituation von 650-700 Euro für Herstellerdesigns und ~700 Euro für Referenzdesigns ergeben.

Dabei versuchen sicherlich viele Herstellerdesigns mit guter Werksübertaktung auf eher höhere Preislagen zu kommen – aber dies dürfte sich kaum halten lassen, wenn andere Herstellerdesigns ähnliche Übertaktungen zu klar niedrigeren Preislagen anbieten (wie dies jetzt schon zu sehen ist). Daneben vermutlich ein klarer Verlierer dürften die Referenzdesigns werden, welcher wahrscheinlich über kurz oder lang am oberen preislichen Ende stehen werden – ohne dafür einen ernsthaften Mehrwert zu bieten. Sofern sich nVidia hierbei preislich nicht bewegt, wird es kaum Absatz für die Founders Edition geben – zumindest nicht im Endkundengeschäft, bei institutionellen Verkäufen kann dies anders aussehen. Trotzdem dürfte nVidia hierbei wohl Druck seitens der Grafikkartenhersteller bekommen, welche derart Ladenhüter nicht gern sehen – noch dazu, wenn das ganze mit einer realistischen Preisgestaltung zu verhindern gewesen wäre. Möglicherweise wird nVidia in Zukunft seine weiteren Referenzdesigns dementsprechend anders auspreisen.

Passend hierzu gibt es bei Videocardz eine feine Liste der Herstellerdesigns zur GeForce GTX 1080, welche auch Angaben zu den (nominellen) Taktraten enthält. Bislang sehen die ab-Werk-Übertaktungen aber zumeist eher mittelprächtig aus – immer einzurechnen, das auf dem Stand der hohen GP104-Taktraten ein Aufschlag von 100 MHz nur so viel wert ist wie ein Aufschlag von ~58 MHz bei einer Grafikkarte mit 1000 MHz Takt. Die einzige wirklich herausragende Werksübertaktung kommt derzeit von Asus in Form der "GeForce GTX 1080 ROG Strix", mittels welcher sich die PC Games Hardware näher beschäftigt hat: Bei 1784/1936/2500 MHz bietet man nominell eine um 11,7% höhere Rechenleistung gegenüber der Founders Edition – zu allerdings einer nicht höheren Speicherbandbreite. Noch gänzlich fehlend zu allen Herstellerdesigns sind derzeit zudem Angaben zu deren PowerLimits – allein die Angabe der Stromstecker reicht hierzu nicht aus, denn wenn das Grafikkarten-BIOS ähnlich wie beim Referenzdesign der GeForce GTX 1080 frühzeitig abriegelt, nützt aller theoretisch anzapfbarer Strom auch nichts mehr.

An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, das alle Grafikkarten-Hersteller die BIOS-Versionen für ihre Herstellerdesigns bei nVidia einreichen und dort absegnen lassen müssen. Ergo legt letztlich nVidia fest, welche PowerLimits für diese Herstellerdesigns zulässig sind bzw. welche Spielräume für Nutzereingriffe gewährt werden. Geht man nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit, dürfte nVidia gerade bei der GeForce GTX 1080 kaum wirklich große PowerLimit-Sprünge zulassen – schließlich soll diese Karte später nicht den GP102-basierten Grafikkarten zu nahekommen können (gilt äquivalent auch für die GeForce GTX 1070, welche selbst als Werksübertaktung nicht der GeForce GTX 1080 zu nahe kommen darf). Man will es nicht beschreien, aber es ist gut möglich, das gerade die hohen Werksübertaktungen zur GeForce GTX 1080 am Ende Probleme haben werden, ihren Boost auch wirklich zu halten – weil eben das PowerLimit nicht entsprechend hoch genug angesetzt wurde. Aber so lange die Grafikkarten-Käufer mehrheitlich nur auf die nominellen Taktraten schauen und den faktisch wichtigeren Punkt des PowerLimits kaum beachten, geht dies zugunsten nVidia und der Grafikkarten-Hersteller wohl weiterhin durch.

Während nVidia also tatsächlich noch vor der Computex liefern kann, deutet sich bei AMDs Polaris derzeit eine gewisse Verzögerung an – wobei AMD auch nie die Computex als festen Launchtermin angesetzt hatte, sondern immer nur von "Jahresmitte 2016" sprach. Genau dies scheint es nun zu werden: Das NDA zu dem wohl am 29. Mai ablaufenden "Polaris Tech Day" in Macau läuft laut einem bei Videocardz zu sehendem Originalbeleg erst am 29. Juni 2016 um 9 Uhr morgens ET ab – das ergibt in Deutschland 15 Uhr desselben Tages, im übrigen ein Mittwoch in der letzten Juni-Woche. Damit dürfte es zur Computex wenn dann nur Bruchstück-Informationen und hinter geschlossenen Türen gezeigte (aber nicht fotografierbare) Polaris-Exemplare geben. Gleichfalls dürfte sich AMDs Computex-Pressekonferenz eher denn auf Bristol Ridge konzentrieren und zu Polaris wirklich nur ein "Update" liefern – was allerdings von AMD auch so kommuniziert worden war. An dieser Stelle wird AMD trotzdem ein wenig Opfer des eigene Hypes: Denn nachdem man das Interesse an Polaris wirklich gut hat anfachen können, dachte alle Welt natürlich, das AMD auch wirklich als (klar) erster Hersteller mit 14/16nm-basierten Grafikkarten herauskommt – und nicht das nVidia AMD in dieser Frage um einen ganzen Monat den Schneid abkauft.

WinFuture berichten über Microsofts Rückzug aus dem Smartphone-Geschäft – künftig will man nur noch Unternehmenskunden ansprechen, womit natürlich im Umkehrschluß der volumenträchtige Endkunden-Markt nicht mehr beachtet werden wird. Die Marktanteile von Windows Phone sind im Vorfeld schon unter die 1-Prozent-Markt gefallen, nach der neuen Strategie kann man Microsoft als ernsthaften Marktteilnehmer faktisch streichen. Dabei hat Microsoft nun nicht nur Verluste im Milliarden-Bereich abzuschreiben, sondern sich auch einzugestehen, das die komplette Windows-Strategie ab Windows 8 auf diesem Fehlschlag im Smartphone-Geschäft beruhte und daher nunmehr genauso obsolet sein sollte. Schließlich sind Touchscreen-Bedienung und UWP-Apps nur in Windows aufgenommen worden, um den Spagatt zwischen diesen zwei Hardware-Gattungen schaffen zu können – was nun gar nicht mehr notwendig wäre. Microsoft wird es sich natürlich nicht nehmen lassen, diesen früheren Fehler weiterzureiten – noch dazu, wo man mittels der UWP-Plattform einen neuen Ansatzpunkt gefunden hat, Windows in geschäftlicher Hinsicht im Apple- und Google-Stil besser zu melken.