26

Hardware- und Nachrichten-Links des 26. Januar 2018

Zu den "Primitive Shaders" von Vega (bzw. der Einstellung des AMD-eigenen Treiberpfades für selbige) wird derzeit immer noch angeregt diskutiert, inwiefern AMD eine solch einfache Form der Nutzung für die Spieleentwickler überhaupt jemals offiziell angekündigt hatte. Es gibt zwar ein entsprechendes Twitter-Posting eines AMD-Mitarbeiters vom Treiberteam, aber eine offizielle Ankündigung wäre dann noch einmal etwas ganz anderes. Und in der Tat hat sich AMD seinerzeit vornehm mit genaueren Formulierungen zurückgehalten, rein offiziell also nie eine möglichst einfache Implementierung zugunsten der Spieleentwickler versprochen. Da eine solche einfache Implementierung direkt im Treiber zumindest in AMDs interner Planung war, ist dagegen ziemlich unstrittig – ansonsten würden das Twitter-Posting wie auch die Formulierung "wurde verworfen" keinen Sinn ergeben. Insofern hat AMD das Feature zwar offiziell nie versprochen, es aber durchaus so geplant, das es möglichst einfach zu erreichen ist – und so wurde es auch verstanden. Ansonsten hätte AMD schließlich glatt "vergessen" zu erwähnen, das jenes Feature erst einmal bedeutsame API-Umbauten erfordert – im Fall von DirectX sogar wahrscheinlich das Warten auf eine regelrecht neue DirectX-Version, denn bei Microsoft sind Hersteller-spezifische Extensions sehr ungern gesehen.

Dies wäre eine durchaus wichtige Information zur Beurteilung der Schlagkraft des Features gewesen – denn daran hätte man umgehend ermessen können, das jenes Feature voraussichtlich zur Lebensdauer von Vega kaum eine Rolle spielen kann, sondern eher der langfristigen Strategie dient. Damit wären die Performance-Erwartungen an Vega niedriger ausgefallen – gerade wenn AMD im Vorfeld genauer angesagt hätte, was an den ganzen anderen Vega-Features sowieso erst nachträglich bzw. langfristig wirksam wird. AMDs Vega-Architektur sieht in der Zwischenzeit immer mehr aus wie einer der Grafikchips aus der Anfangszeit der 3D-Entwicklung, als gerade nVidia mit immer wieder neuen, dicken Featuresets anrückte – deren Möglichkeiten sich regelmäßig immer nur in Technik-Demos aufzeigen ließen, die Implementation der Features in echte Spiele jedoch oftmals Jahre entfernt lag. Dabei war jener Entwicklungsweg seinerzeit wohl sogar notwendig, um die Grafikchip-Entwicklung auf jene Höhen zu bringen, welche inzwischen erreicht wurden. Insofern kann man nur hoffen, das AMD aus dem mit der Vega-Architektur eingeführten Feature-Pack wirklich irgendwann einmal Nutzen ziehen kann. Für die aktuelle Situation sind die meisten der Vega-Feature jedoch mehr oder weniger nutzlos, agiert Vega grob immer noch nur wie ein Fiji-Chip auf (deutlich) höheren Taktraten.

Die gestrige Meldung zu den Intel-Geschäftszahlen für das vierte Jahresquartal 2017 bzw. das Gesamtjahr 2017 enthielt noch einen bedauerlichen Fehler, entstanden durch das falsche Ablesen einer einzelnen Zahl im Intel-Geschäftsbericht: Danach hat Intel im vierten Jahresquartal 2017 nicht 6,035 Mrd. Dollar Quartalsgewinn zu verbuchen, sondern mußte vielmehr sogar einen Quartalsverlust von -687 Mio. Dollar hinnehmen. Die vorgenannten 6 Mrd. Dollar waren vielmehr der Quartalsgewinn noch vor Steuern – doch durch für die aktuelle US-Steuerreform notwendige Abschreibungen in Höhe von 5,4 Mrd. Dollar (sowie anderer "kleinerer" Posten) verkehrt sich diese imposante Zahl ins Minus. Damit konnte in dieser Sparte also kein Rekordergebnis erreicht werden – was sich dann auch auf dieselbe Kategorie beim Jahresergebnis in gleicher Weise auswirkt. Das Intel im Jahr 2017 gut gewirtschaftet hat, ist jedoch nach wie vor an den Rekordwerten bei den operativen Gewinnzahlen festzustellen. Wir bitten diesen Lapsus zu entschuldigen und haben die Meldung, deren Tabellen und das Diagramme entsprechend angepasst bzw. korrigiert.

Mit seinen Quartalszahlen hat Intel auch die Arbeit an Hardware-mäßig Meltdown/Spectre-freien Prozessoren angekündigt – was trotz jeglicher Detailangaben medial derzeit weit beachtet wird. Der einzige griffige Punkt ist derzeit, das es entsprechende Produkte bereits im Jahr 2018 geben soll – was weder bedeutet, das alle Neuvorstellungen des Jahres 2018 bereits Hardware-mäßig frei von Meltdown & Spectre sein werden, noch welche die ersten Meltdown/Spectre-freien Intel-Prozessoren letztlich sind. Angesichts des langsamen Fortschritts bezüglich entsprechender Fixes bei bestehenden Intel-Prozessoren sowie der üblicherweise sehr langen Zeitspanne von der Designfertigstellung bis zum Marktstart (zumeist ein ganzes Jahr), erscheint die Intel-Ankündigung als sehr sportlich. Es ist nicht sicher, ob hiermit nicht einfach nur gemeint ist, das die entsprechenden Microcode-Updates bei kommenden Prozessoren dann einfach in Hardware bereits vorhanden sein sollen – dies wäre allerdings vorauszusetzen und keine Meldung wert. Eine Silizium-basierte Implementierung gegen Meltdown & Spectre erscheint dagegen als ganz andere Hausnummer, welche vermutlich ernsthaft Entwicklungszeit benötigt und daher kaum noch in die CPUs des Jahres 2018 einzubauen sein dürfte. Hier muß man sich überraschen lassen, auf welchen technischen Ansatz Intel wirklich setzt – weitgehend sicher vor Meltdown & Spectre werden (alle) kommende Prozessoren aber so oder so sein.

Heise und Planet 3DNow! berichten dagegen über eine neue AMD-Wortmeldung zu Spectre. AMD ist wie bekannt ebenfalls von Spectre 1 & 2 betroffen, wobei sich Spectre 2 bei AMD nur vergleichsweise schwierig ausnutzen lassen soll. Zur Bekämpfung von Spectre 2 geht AMD derzeit einen zweigeteilten Weg, welcher allerdings vom Betriebssystem vorgebenen wird: Da bei Linux das Retpoline-Verfahren eingesetzt wird, benötigt AMD dort keinerlei Microcode-Update und kommt sogar mit einem geringerem Performanceverlust heraus. Unter Windows muß es hingegen ein Mix aus Windows-Patches und Microcode-Updates sein (mit insgesamt etwas höheren Performanceverlusten), da Microsoft bislang nicht auf das Retpoline-Verfahren setzt. AMD hat diese Microcode-Updates somit auf dem Schirm und wird jene nachfolgend liefern, dies allerdings nur für eine "begrenzte Anzahl aktueller AMD-Prozessoren" – was wohl für alle älteren Modelle bedeutet, das da nichts mehr kommen wird an Spectre-2-Fixes seitens AMD. Mit genaueren Informationen hält sich AMD vornehm zurück – was allerdings Branchenführer Intel nicht besser macht, auch dort wird über das Thema von Spectre-betreffenden Microcode-Updates für CPUs vor Haswell nach wie vor geschwiegen.

Microcode-Updates bzw. BIOS-Updates gegen Spectre 2
notwendig geplant verfügbar
AMD K5 bis Bulldozer/Vishera (inkl. APUs) höchstwahrscheinlich nichts geplant Nutzer werden im Regen stehen gelassen
AMD Ryzen & Raven Ridge ja ja unbekannter Zeitpunkt
Intel Pentium Pro bis Ivy Bridge höchstwahrscheinlich nichts geplant Nutzer werden im Regen stehen gelassen
Intel Haswell & Broadwell ja ja zurückgezogen, vermutlich ab Februar
Intel Skylake, Kaby Lake & Coffee Lake ja ja teilweise ja, Rest bis Ende Januar