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Hardware- und Nachrichten-Links des 25./26. Juli 2015

Etwas einschränkend zu den kürzlich genannten guten Overclocking-Ergebnissen von Skylake muß ergänzt werden, daß die gemeldeten luftgekühlten 5.2 GHz nicht wirklich stabil waren – Stabilität wurde in diesem Overclocking-Versuch erst auf 5.0 GHz Takt unter gleichzeitiger Deaktivierung von HyperThreading erreicht. Wirklich beeindruckend ist das dann auch nicht mehr – so daß sich in der Skylake-Diskussion in unserem Forum schon eine gewisse Enttäuschung über die Skylake-Architektur niederschlägt: Immer noch kein echter Taktraten-Gewinn durch die 14nm-Fertigung, laut den letzten Tests auch keine wirklich überzeugende IPC-Steigerung – eine "neue Architektur" hat bei Intel früher durchaus einmal anders ausgesehen. Andererseits steht für viele Nutzer älterer PC-Systeme endlich einmal wieder eine Aufrüstung an – wofür sich im Sinne des neuen Sockels 1151 und der neuen Mainboard-Plattform die kommende Skylake-Architektur eben stark anbietet.

Für jene Nutzer älterer PC-Systeme ist eine mittelprächtige IPC-Steigerung zwischen Haswell und Skylake dann auch kein Beinbruch, da zurückgerechnet auf Nehalem oder Sandy Bridge dennoch gute Steigerungen herauskommen: Angenommen eine 10%ige IPC-Steigerung zwischen Haswell und Skylake, würde Skylake (auf gleichem Takt) grob 45% schneller als Nehalem herauskommen, gegenüber Sandy Bridge wären es noch grob 25% Mehrperformance auf gleichem Takt. Eingerechnet die höheren Taktraten von Skylake könnte die insgesamte Performance sogar grob 75% schneller als Nehalem bzw. grob 40% schneller als Sandy Bridge ausfallen – keine schlechten Zahlen, insbesondere für Nehalem-Besitzer würde sich dieser Wechsel nominell lohnen (je nach Nutzerprofil natürlich). Unter typischem Overclocking dürfte der Performance-Abstand zu Nehalem in etwa gleich bleiben – bei Sandy Bridge jedoch eher geringer ausfallen, da Skylake kein so guter relativer Overclocker wie Sandy Bridge zu werden scheint. Jene Zahlen sind jedoch derzeit eher nur grobe Prognosen, auf welche man nicht all zu viel geben sollte, da es hierzu schon Anfang August echte Zahlen und Benchmarks geben wird.

Weil aber Intels Skylake den wirklich performancedurstigen und umstiegswilligen Anwendern auf schon vorhandenen Systemen mit Ivy-Bridge- oder Haswell-Unterbau bislang wenig Ansatzpunkt für einen sofortigen Umstieg zu geben scheint, gibt es auch genügend Stimmen, die nunmehr eher auf AMDs Zen-Architektur warten wollen. Passend hierzu wird über deren Marktverfügbarkeit spekuliert – viele wollen Zen natürlich eher schon Anfang 2016 sehen, gerade da AMD kürzlich die Tape-Outs mehrerer 14nm-Chips bekanntgegeben hat. Doch unabhängig, daß das erste Zen-Silizium da sicherlich darunter ist (große CPUs samt neuer Architektur benötigen Vorlaufzeiten von deutlich mehr als einem Jahr), existiert eigentlich eine klare AMD-Unterlage, nach welcher mit kaufbaren Zen-Prozessoren erst zum Jahresende 2016 zu rechnen ist. Sofern AMD bereits über den Sommer 2016 erste 14nm-Grafikchips ins Rennen schickt, hängt dies auch weniger an der Reife der 14nm-Fertigung von GlobalFoundries – sondern wohl eher daran, daß das Zen-Design erst jetzt fertig geworden ist, erst jetzt seinen Tape-Out hatte und dann in die für CPUs üblicherweise sehr lange Phase der intensiven Vorserientests, Fehlerbereinigung, weiteren Samplefertigung und letztlich Produktionsvorbereitung geht. Es wäre schön, wenn AMD überhaupt diesen angegebenen Termin halten – vor Ende 2016 wird aber sicherlich nichts bei Zen passieren.

Nebenbei wurde in unserem Forum auch eine erste Testlieferung von AMDs "Stoney Ridge" APU entdeckt: Hierbei handelt es sich um eine Carrizo-Abspeckung, welche aber nicht über Teildeaktivierung des Chips erreicht wird, sondern welche abgespeckt regelrecht in Silizium gegossen wird: Nur 2 anstatt 4 Excavator-Rechenkerne, nur 3 anstatt 8 GCN-Shader-Cluster, nur ein SingleChannel- anstatt eines DualChannel-Speicherinterfaces. AMD wird mittels "Stoney Ridge" seine bisher als extra Architektur ausgeführten LowPower-Prozessoren der "Cats-Serie" (Bobcat, Januar, Puma) komplett ablösen – mit wohl weniger Entwicklungsaufwand, weil man schließlich nur das bestehende Carrizo-Design erneut melkt. Interessant ist, daß die gelieferten Stoney-Ridge-Mainboards teilweise auch DDR3 beherrschen sollen – bislang wurde "Stoney Ridge" als rein für DDR4-Speicher gedacht beschrieben. In dem Preisbereich, wo "Stoney Ridge" hineingeht, könnte es je nach Entwicklung der Speicherpreise aber notwendig sein, auch auf günstigeren DDR3-Speicher zu setzen – AMD fährt hier also zweigleisig wie auch schon bei Carrizo, welches zwei Speicherinterfaces für DDR3 und für DDR4 trägt (derzeit ist nur das DDR3-Interface aktiv). "Stoney Ridge" wird regulär im Sommer 2016 erwartet – zusammen mit dem Carrizo-Refresh "Bristol Ridge" im gemeinsamen Sockel AM4.

In diesem Zusammenhang ist es natürlich auch diskutabel, wieso AMD die eigentlich immer gut bewertete "Cats-Serie" mittels "Stoney Ridge" auslaufen lassen wird – gerade bei diesen LowPower-Prozessoren war man konkurrenzfähig und es gab auch viele entsprechende Notebooks, am Ende basieren sogar die Konsolen-SoCs von XBox One und Playstation 4 auf diesen CPU-Architekturen. Dafür gibt es neben der extra notwendigen Architektur-Entwicklung für die Cats-Serie jedoch handfeste Gründe: Die damit erzielbaren CPU-Preise machen die extra Entwicklung wenig lukrativ – und kürzlich kam AMD auf diesem Geschäftsfeld durch Intels neue 14nm Braswell-Prozessoren stärker unter Druck, weil sich jene gut passiv kühlen lassen (was niedrigere Gesamtkosten für die PC-Hersteller und damit einen hohen Wettbewerbsvorteil für Intel ergibt). Leider stand die Cats-Serie mit ihren TDPs von 10 bis 25 Watt gerade zuletzt immer mehr im Niemandland: Für einen echten LowPower-Ansatz im Jahr 2015 sind dies zu hohe TPDs – die Leistungsfähigkeit konnte sich aber nicht mit auf 15 Watt TDP heruntergebrochenen Notebook-Prozessoren (Intels U-Serien) messen.

Hier liegt wohl der Hauptgrund dafür, daß AMD von diesem Modell einer extra LowPower-Architektur abgeht und zukünftig dieses Segment mit Abwandlungen seiner normalen Mainstream-APUs bedienen wird: Jene normalen Mainstream-APUs müssen heutzutage schon gut im 15-Watt-Segment funktionieren, werden gerade wie bei Carrizo zu sehen inzwischen auch von AMD explizit auf diese Anforderung hin optimiert. Eine extra LowPower-Architektur (im Sinne einer eigenen Architektur) für dieselbe TDP-Klasse lohnt da überhaupt nicht mehr, gerade wenn jene am Ende nur die gleiche oder gar weniger Performance bietet. Etwas schade ist es, daß AMD über die Cats-Serie nicht Ausflüge ins Feld der Tablet-SoCs unternimmt – mit der 14nm-Fertigung müsste sich der Stromverbrauch von Beema bzw. Carrizo-L eigentlich in einen dafür passenden Bereich drücken lassen. Doch AMD steht momentan derart mit dem Rücken an die Wand, daß alles abgesägt wird, was nicht direkt Geld bringt oder aber durch andere Entwicklungen irgendwie ersetzbar ist – wie nunmehr bei der eigentlich erfolgreichen und beliebten Cats-Serie zu sehen.