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Hardware- und Nachrichten-Links des 25. Juni 2021

Laut VideoCardz enthalten die letzten AMD-Treiber Einträge zu Radeon RX 6600 & 6600 XT – woraus man auf einen nunmehr anstehenden Release dieser Mainstream-Grafikkarten schießt. Dies ist denkbar, allerdings zeigt dies eigentlich nur den Grad der Fertigstellung dieser Hardware an. Der Launch der Radeon RX 6600 Serie dürfte jedoch inzwischen eher eine marktpolitische Entscheidung darstellen: AMD kann eine Mainstream-Grafikkarte nur dann in den Handel bringen, wenn die Grafikkarten-Preise sich derart beruhigt haben, dass die neue Karte auch tatsächlich Mainstream-Preise im Einzelhandel erreicht. Dafür spielt derzeit durchaus die Zeit, gegenüber dem Stand vom letzten Wochenende sind die Grafikkarten-Preise erneut gut nach unten gegangen. Für die Zielsetzung von AMD bei der Radeon RX 6600 Serie reicht dies allerdings noch nicht aus, dafür wird man eventuell noch den ganzen Juli über den Markt beobachten müssen.

Technik Segment Terminlage
Radeon RX 6600 XT Navi 23, 32 CU @ 128 Bit, 8 GB GDDR6 Mainstream nicht vor Juli (oder später)
Radeon RX 6600 Navi 23, 28 CU @ 128 Bit, 8 GB GDDR6 Mainstream nicht vor Juli (oder später)
GeForce RTX 3060 6GB GA106, 22-26 SM @ 192 Bit, 6 GB GDDR6 Mainstream vermutlich Sommer 2021 (oder später)
Radeon RX 6700 Navi 22, 32-40 CU @ 192 Bit, 6/12 GB GDDR6 Midrange vermutlich Sommer 2021 (oder später)
GeForce RTX 3050 GA107, 16-18 SM @ 128 Bit, 4 GB GDDR6 Mainstream vermutlich Sommer 2021 (oder später)
Anmerkung: Hardware-Daten & Terminlagen zu noch nicht veröffentlichten Grafikkarten basieren weitgehend auf Gerüchten & Annahmen

Selbiges gilt im übrigen auch für nVidia, welche schon seit einigen Wochen die GeForce RTX 3050 & 3050 Ti Mobile-Lösungen auf GA107-Basis ausliefern, jenen Grafikchip aber bislang nicht ins Desktop-Segment gebracht haben. All die anstehenden Portfolio-Auffüllungen für RDNA2 & Ampere kommen wahrscheinlich erst dann, wenn die Grafikkarten-Preise ein erträgliches Maß erreicht haben – oder aber wenn der Preistrend nach unten sich deutlich abzuschwächen beginnt, weiteres Warten ergo wenig Sinn ergibt. Daneben interessant zu diesem Treiber-Eintrag für Radeon RX 6600 & 6600 XT ist der Punkt, dass hiermit die Verwendung des Navi-23-Chips bei jenen Desktop-Grafikkarten bestätigt werden konnte. Natürlich war kaum eine andere Auflösung möglich (gerade angesichts der Radeon RX 6600M), aber dennoch zählt eine Bestätigung immer noch anders als selbst eine gut begründete Vermutung.

Microsoft verbreitet über Änderungen an den entsprechenden offiziellen Webseiten inzwischen sogar zusätzliche Unklarheit über die wirklichen Systemanforderungen zu Windows 11 – anstatt den Fall lieber eindeutig aufzuklären. So lassen Spezifikations-Webseite und Requirements-Webseite inzwischen nicht mehr jeden 64-Bit-Prozessor mit 2 CPU-Kernen und 1 GHz Takt zu, sondern wollen einen "kompatiblen Prozessor" sehen – und verweisen dazu auf Microsofts ominöse Prozessoren-Supportlisten (für AMD-Prozessoren & für Intel-Prozessoren), welche wie bekannt für Windows 11 erst bei Ryzen 2000 und Core i-8000 anfangen. Wie gestern schon ausgeführt, geben diese offiziellen Supportlisten jedoch kein wirkliches Hardware-Minimum an, dies ergibt sich schon aus dem Vergleich der jeweiligen Angaben zu Windows 7 (angeblich erst ab "Broadwell" unterstützt) mit der vorhandenen Realität.

Nichtsdestotrotz sollte sich Microsoft spätestens jetzt mal sauber erklären, was man da wirklich meint – denn aus rechtlicher Sicht ist die Sache ziemlich klar, da zählen solcherart Seiteneinwände überhaupt nicht. Rein praktisch scheint Windows 11 (mit der geleakten ISO) derzeit selbst auf einem Pentium 4 zu laufen – was aber natürlich keine Ewigkeitsgarantie hat, dies könnte schon mit der finalen Version anders sein oder im späteren Verlauf wieder abgeschafft werden. Gerade deswegen sind klare Systemspezifikationen notwendig, damit man verläßliche Angaben in die Hand bekommt, anhand welcher eine solide Planung möglich wird. An dieser Stelle existiert im übrigen aber auch ein zweiter Punkt, womit sich der CPU-Support von Windows 11 effektiv einschränken läßt: Denn die Anforderung zu einem TPM 2.0 (zuerst reichte auch ein TPM 1.2, diesen Punkt hat Microsoft inzwischen offiziell nach oben korrigiert) schließt zumindest ältere Hardware genauso effektiv aus. Solcherart TPMs wurden zwar ab 2015 ziemlich flächendeckend verbaut, unterhalb dieses Datums gibt es jedoch so einiges an CPU-Hardware (ohne TPM), welche auch jetzt noch betrieben wird.

Bei AMD sind dies die (heutzutage) eher unrelevanten Bulldozer-Prozessoren, bei Intel jedoch die sehr erfolgreichen Core-Generationen II (Sandy Bridge), III (Ivy Bridge) und IV (Haswell), samt der entsprechenden (und oft verbauten) Notebook-Varianten. Für jene ist ein Windows-11-Support wegen des Zwangs zu einem TPM 2.0 automatisch unrealistisch – von Einzelfällen abgesehen, wo man ein TPM 2.0 nachträglich auf das Mainboard zusteckt (währenddessen kaufen Scalper bereits TPM 2.0 Module auf und lassen deren Preis aufs Vierfache explodieren). Auch die Möglichkeit, mit einem Mix der ISOs von Windows 10/11 diese Abfrage bei der Windows-11-Installation zum umgehen, dürfte entweder nicht ewig funktionieren oder aber zumindest nicht für die Masse der Anwender tauglich sein. So oder so schränkt der Zwang zu TPM 2.0 die Nutzbarkeit von Windows 11 auf Altsystemen massiv ein, Windows 11 wird also keineswegs wie Windows 10 so gut wie auf jeder Hardware laufen. Aber vermutlich war gerade dieses Abschneiden alter Zöpfe der Grund für die Auflage von Windows 11 – und weniger denn die optischen Änderungen, welche Microsoft auch in eines der Major-Updates zu Windows 10 hätte integrieren können.

Über die Systemanforderungen zu Windows 11 werden nun viele Anwender erstmals auch ersthaft mit dem Punkt des "Trusted Platform Module" (TPM) konfrontiert, welches zwar schon des längeren existiert, jedoch nur selten einmal das Licht einer breiteren Öffentlichkeit erreichte. Das TPM gibt es entweder als extra Chip auf dem Mainboard (üblich bei Business-Systemen) oder integriert in modernen Prozessoren (üblich bei Consumer-Systemen) und stellt dort so eine Art kryptographischen Co-Prozessor dar. Zielgemäß soll das TPM unabhängig vom Hauptsystem bzw. Betriebssystem arbeiten, somit also auch einer Kompromitierung des Hauptsystems entgehen – und kann damit zur sicheren Erzeugung & Speicherung von Kryptographie-Schlüssel wie Passwörtern dienen. Technisch möglich sind allerdings auch weitergehende Kontrollmaßnahmen über das Hauptsystem, wie die Unterbindung (seitens Microsoft) unerwünschter Anwendungen oder auch die Durchsetzung bzw. Absicherung von DRM-Maßnahmen.

Die praktischen Anwendungsfälle der TPMs sind allerdings derzeit immer noch marginal, da große Bedenken gegenüber dieser nicht offengelegten, gleichzeitig aber die Systemkontrolle beanspruchenden Technologie existieren. Deswegen werden derzeit immer noch viele Rechner mit TPM 2.0 ausgeliefert, wo jener Chip dann jedoch per default deaktiviert ist. Was Microsoft mit dem Zwang zum aktiven TPM 2.0 an weiteren Anwendungsmöglichkeiten im Blick hat, ist unbekannt und kann somit erst die Zukunft zeigen. Durchaus möglich, dass hierbei auch einfach nur Gedankenlosigkeit im Spiel ist bzw. der einfachstmögliche Weg gewählt wurde – denn zum Erzeugen von gegenüber dem Betriebssystem unabhängigen Kryptographie-Schlüsseln sind die TPMs tatsächlich gut geeignet. Normalerweise sollte man es allerdings vermeiden, derart kritisch betrachtete Technologie zum Zwang zu erheben, sofern (wie hier) andere Alternativen verfügbar sind (und wenn Windows selber keine sicheren Kryptographie-Schlüssel mehr erzeugen kann, ist das Kind sowieso schon in den Brunnen gefallen).

Derzeit bekommt Microsoft bereits einigen Gegenwind wegen der Hardware-Anforderungen bei Windows 11 zu TPM 2.0 sowie zu UEFI mit SecureBoot – ob dies ausreichend ist, bleibt abzuwarten. Eine Erklärung seitens Microsoft, wozu dieser Zwang gedacht ist (bitte abseits von Plattheiten á "mehr Sicherheit") könnte die ganze Sache möglicherweise entschärfen – natürlich nur insofern Microsoft überhaupt einen plausiblen Grund aufbieten kann. Richtig interessant wird das ganze dann aber noch im Business- und Behörden-Bereich: Denn da die TPMs nun einmal Blackboxes unter der Kontrolle eines US-Unternehmens sind, läßt sich ein PC mit aktivem TPM nicht in sicherheitskritischen Bereichen einsetzen. Dies betrifft vornehmlich Regierungs-Behörden, gilt aber aus Gründen real existierender Wirtschaftsspionage genauso auch für im internationen Wettbewerb stehende Unternehmen. Dies wurde schon zu Zeiten der Einführung des TPM-Zwangs für neue Windows-PCs (anno 2015) mittels bundesbehördlicher Studien klar derart benannt.