23

Hardware- und Nachrichten-Links des 23. November 2015

Im Zuge der Arbeit an der Launch-Analyse zur Radeon R9 380X fiel schon auf, daß die Grafikkarten-Preise hier und da gegenüber dem letzten Marktüberblick vom September etwas höher liegen, vorzugsweise bei AMD-Grafikkarten. Die PC Games Hardware geht den Preissteigerungen bei AMD-Grafikkarten nun noch einmal genauer nach und hat dabei herausgefunden, daß AMDs Midrange-Modelle derzeit meistens um 10-20 Euro teuer angeboten werden als noch vor ein paar Wochen, während hingegen bei den HighEnd-Modellen die Preise eher sanken. Die wahrscheinlichste Erklärung hierfür liegt im wieder einmal gesunkenen Dollar/Euro-Kurs von derzeit nur noch 1,06 Dollar pro Euro: Gegenüber dem letzten Grafikkarten-Marktüberblick zu 1,10 Dollar/Euro ist dies ein weiterer Verlust von ~4% – welcher bei allen hart kalkulierten Preisen logischerweise über kurz oder lang auch an den Endverbraucher weitergegeben wird. Die Preise der nVidia-Grafikkarten dürfte in Bälde nachziehen – einzig bei den HighEnd-Modellen gibt es Spielräume, wo man solcherart steigende Kosten (teilweise) kaschieren kann.

Ein hochinteressantes Foren-Posting zählt auf, wo die Detail-Veränderungen des Tonga-Chips liegen – und gibt damit ein paar Hinweise darauf, wieso das Projekt "Tonga" letztlich so derart mau herausgekommen ist. AMD scheint wohl an dieser Stelle ursprünglich einen Tahiti-Ersatz mit Pitcairn-Stromverbrauch angedacht zu haben, was dann neben der besseren Energieeffizienz vor allem auch höhere Tonga-Taktraten ermöglicht hätte. Nun aber ist es ein Tahiti-Ersatz mit Tahiti-Stromverbrauch geworden, worunter in der Praxis die Taktraten leiden. Man könnte Tonga womöglich sogar derart takten, daß jener Grafikchip schneller als die Tahiti-Modelle herauskommt, aber dafür würde dann auch der Stromverbrauch durch die Decke gehen – und Richtung 250 Watt Spiele-Stromverbrauch kann man sich bei einer Midrange-Lösung nun wirklich nicht erlauben, dies wäre zu extrem abseits der nVidia-Angebote.

Davon abgesehen könnte man eventuell auch noch eine weitere These aufstellen, weshalb AMD die Radeon R9 380X derart handzahm hat ausfallen lassen: Gesetzt den Punkt, die Karte kommt eines Tages wirklich bei 200-230 Euro heraus, wäre die Radeon R9 380X damit dann schwerstmöglich für nVidia zu kontern: Man kann auf Basis des GM204-Chips zwar problemlos eine schnellere Karte auflegen, aber dann wird der Preispunkt zum Problem – unsicher, ob nVidia beim GM204-Chip auf in Richtung 200 Euro Kartenpreis für eine 4-GB-Lösung mit 256 Bit DDR Speicherinterface und dementsprechend wertigem Platinenlayout heruntergehen kann und will. Den kleineren GM206-Chip so hochzuprügeln, daß das Niveau der Radeon R9 380X wirklich erreicht wird, dürfte hingegen sehr schwierig werden, dafür ist der GM206-Chip ein bißchen zu klein angesetzt. Die Radeon R9 380X steht somit in einer Performance- und vielleicht bald auch in einer Preis-Situation, die nVidia nicht wirklich matchen kann – man kann andere Lösungen finden, aber keinen wirklich haargenau passenden Konter. Womöglich spielte diese Überlegung auch mit hinein bei AMDs Entscheidung zur Performance-Festsetzung der Radeon R9 380X.

Gerade als man dachte, die Unterscheidung "westliche Markenware vs. Chinaböller" wäre klar, kommt Dell und präsentiert seiner großen Nutzerschar, daß man zugunsten der IT-Unsicherheit ein Root-Zertifikat in Dell-PCs vorinstalliert, mittels welchem jeder mit entsprechender Fachkenntnis allen HTTPS-Datenverkehr knacken, mitlesen und verändern kann. Letzteres ist deswegen möglich, weil Dell den Zertifikatsschlüssel nicht ausreichend abgesichert hat, womit jener nun im Internet kursiert und man damit gültige Zertifikate für beliebige Webseiten erstellen kann. Dabei ist aber nicht nur der Lapsus bei der fehlenden Absicherung des Zertifikatsschlüssels ein Problem, sondern auch schon der Umstand, daß sich Dell einfach mal so ein Root-Zertifikat gibt – für den von Dell vorgesehenen Zweck von Kundenservice-, Messaging- und Supportfunktionen hätte es auch ein von einer ordentlichen Zertifizierungsstelle ausgegebenes normales Zertifikat getan. Angesichts des von Dells angegebenen Zwecks kann jenes Root-Zertifikat wohl auch schadlos deaktiviert werden – wobei die einzig wirklich sichere Variante in einer Betriebssystem-Installation mit ausschließlich von Microsoft stammenden originalen Windows-Datenträgern darstellt.