23

Hardware- und Nachrichten-Links des 23. Februar 2015

Aus der Diskussion zum jüngsten Grafikkarten-Marktüberblick kommt die Frage, ob man heutzutage der GeForce GTX 970 überhaupt noch eine Empfehlung aussprechen kann. Dies steht in der Tat in der Schwebe, die öffentliche Meinung ist derzeit wohl deutlich gegen jene Karte gerichtet. Bislang haben wir im Zuge des Marktüberblicks damit argumentiert, daß die Schwäche der GeForce GTX 970 auf dem letzten halben Gigabyte Speicher eher ein Problem der öffentlichen Darstellung ist – sprich, wenn man die Karte gleich mit nur 3,5 GB Speicher ausgerüstet beschrieben hätte, wäre dies weit weniger dramatisch gewesen. Zudem ist es wohl für die Spiele in 2-3 Jahren mit Anforderungen von 6-8 GB Speicher wohl ziemlich egal, ob sie nun von einer Grafikkarte mit 3,5 oder mit 4 GB ausgebremst werden – deutlich zu wenig Speicher wäre dies so oder so.

Diese unsere Argumentation hat jedoch eine Schwäche: Derzeit zeigt sich die 3,5-GB-Problematik in der Praxis einfach zu selten, für die entsprechenden Tests wurde diese Grenze ja auch bewußt angestrebt. Doch was ist mit zukünftigen Spielen, welche nicht gerade gleich 6-8 GB Speicher wollen, sondern auf 4 GB Speicher optimiert sind? Wenn solcherart Spiele in absehbarer Zukunft häufiger auftreten, dann rennt die GeForce GTX 970 womöglich auch in der reinen Anwenderpraxis häufiger in ihre bekannten Probleme hinein – das Spiel stockt unnatürlich lange beim Überschreiten der 3,5-GB-Grenze, selbst wenn die fps-Raten noch anständig sind. An dieser Stelle besteht ernsthaft das Risiko, daß das momentan in der Praxis nur vereinzelt festgestellte Problem der GeForce GTX 970 sehr viel häufiger auftritt, womit die Karte zu einem üblen Spielverderber werden würde. Natürlich könnte dem nVidia mit angepassten Treibern entgegenwirken, aber ab Verkaufsende der GeForce GTX 970 darf man da leider auf keine große Anstrengungen mehr hoffen.

Doch kann man angesichts dieser Aussichten – welche aber natürlich keinesfalls so eintreffen müssen – die GeForce GTX 970 immer noch empfehlen? Und wäre dies überhaupt fair – immerhin geht es um eine noch nicht geschriebene Zukunft, können andere Grafikkarten in dieser Zukunft an anderen, derzeit noch gar nicht zu sehenden Problemen ganz genauso scheitern. Muß also die GeForce GTX 970 jetzt dafür abgestraft werden, daß jene eventuell in Zukunft ein echtes Problem bekommt? Wir sind uns an dieser Stelle unschlüssig und würden gern weitere Argumentationen im entsprechenden Forums-Thread hören. Wenn auch nur halbwegs klar wäre, daß die GeForce GTX 970 in Zukunft häufiger ihre 3,5-GB-Aussetzer produzieren wird, wäre dies natürlich ein gewichtiges Argument dafür, jene Grafikkarte generell nicht mehr empfehlen zu können.

Trotz das Lenovo für seine Adware-verseuchten Lenovo-Laptops nunmehr endlich ein funktionierendes Deinstallationsprogramm herausgebracht hat (welches nicht nur die Adware, sondern vor allem auch die SSL-Schwachstelle entfernt), weitet sich dieser Sicherheits-GAU leider aus: Gemäß Heise steckt dieselbe SSL-Schwachstelle auch in weiteren Anwendungen. Da die Deinstallations-Routinen der von Heise aufgezählten Anwendungen auch nicht in jedem Fall zuverlässig arbeiten, wird zudem auf eine Test-Webseite verwiesen, anhand man die Existenz einer der kompromitierten SSL-Zertifikate in seinen Browsern erkennen kann. Allerdings könnte jene Lücke auch später noch in neuen Anwendungen auftreten, die dahintersteckende SSL-Unterbrechungs-Technologie "SSL Digestor" wird ganz offiziell von der Firma Komodia vertrieben. An dieser Stelle angekommen erscheint es als etwas seltsam, wieso man jene Firma überhaupt weitermachen läßt – immerhin ist deren Produkt alleinig zur Komprimitierung von SSL-Verbindungen gedacht und kann niemals einen anderen, sinnvollen Anwendungszweck haben (die üblichen Verdächtigen wie IT-Kriminelle und Geheimdienste ausgenommen).

Bei der Auswertung des ganzen durch Komodia verursachten Ärgers fiel bei Golem zudem noch die Adware "Privdog" auf, welche auf eine ähnliche Art und Weise SSL-Verbindungen manipulieren und damit den durch das HTTPS-Protokoll eigentlich angestrebten Schutz aushebeln kann. Extrem pikant bei "Privdog" ist, das jene Software von Comodo kommt – welche nicht nur über ihre eigene Security-Suite bekannt sind, sondern auch als supergroßer SSL-Zertifizierer arbeiten. In diesem Fall ist es zwar nicht so, daß die zugrundeliegenden SSL-Unterbrechungs-Technologie von Comodo frei verkauft wird, trotzdem darf es als überaus irritierend gelten, wenn ein SSL-Zertifizier überhaupt eine SSL-Unterbrechungs-Technologie entwickelt. Und langsam keimt angesichts dieser beiden Fälle die Frage auf, wieso Regierungen rund um den Globus gegen teilweise heftigen Widerstand diverse Antihacker-Gesetze durchgedrückt haben – welche nun aber augenscheinlich eher gegen Klein-Hacker oder Dissidenten angesetzt werden, nicht aber in solcherart offensichtlichen Fällen von Untergrabung allgemein gültiger und für die komplette elektronische Welt elementarer Sicherheitsstandards.