22

Hardware- und Nachrichten-Links des 22. Mai 2013

Die ComputerBase hat einen ersten Großhandels-Preis für die GeForce GTX 780 aufgetrieben, welcher in den USA bei 644 Dollar vor Mehrwertsteuer liegt. Wenn man einmal davon ausgeht, daß bei Großhändlern keine übertriebenen Vorlaunch-Preise vorliegen, würde sich nach Einzelhändler-Aufschlag, Dollar/Euro-Umrechnung und der Mehrwertsteuer ein europäischer Straßenpreis von runden 650 bis 700 Euro für die GeForce GTX 780 andeuten. Dies wäre dann schon reichlich grenzwertig, denn zwar ist diese Preislage immer noch deutlich niedriger als bei der GeForce GTX Titan (910-950 Euro), aber eigentlich hoffte man eher auf eine Preislage sehr viel mehr in der Nähe zur GeForce GTX 680 (410-440 Euro). Sofern sich diese Preislage bestätigt, kommt mit der GeForce GTX 780 eine weitere Karte mit einem exorbitanten Mehrpreis für nur ein geringes Performanceplus daher.

Zum Fall der Xbox One und deren eSRAM wäre noch anzufügen, daß selbst dieser integrierte Speicher nicht über eine höhere Bandbreite verfügt als die Speicheranbindung der PS4: Während letztere immerhin 176 GB/sec Speicherbandbreite zu den kompletten 8 GB Hauptspeicher auf die Waage bringt, sind es bei der Xbox One nur 102 GB/sec Speicherbandbreite zu den nur 32 MB eSRAM. Auch ist die Differenz zur eigentlichen Speicheranbindung der Xbox One mit 68 GB/sec nicht gerade überragend hoch, selbst wenn man sich jene Speicheranbindung an den Hauptspeicher Konsolen-typisch mit der CPU teilen muß. Der Effekt des eSRAM bei der Xbox One dürfte in der Summe wohl weit weniger groß sein als die ähnlichen Konstruktionen bei der Xbox 360 sowie der Wii U.

Daneben wird inzwischen das Datenschutz-Nightmare bei der Xbox One klarer: Bei dieser NextGen-Konsole ist Kinect selbst im Standby-Modus aktiv, um den Aufwachen-Befehl wahrnehmen zu können. Diese einmal vorhandene Funktionalität läßt sich natürlich problemlos erweitern, um mehr Daten zu erhalten – bis hin zum kompletten Mitschnitt des im Wohnzimmer gesagten. Gleiches gilt dann auch mit aktivem Kinect: Eigentlich ist jenes nur dafür gedacht, um Spiele direkt zu unterstützen – aber natürlich lassen sich damit auch alle in Konsolen-Nähe befindlichen Personen lückenlos audiovisuell überwachen. Microsoft hat schon eingestanden, diese Überwachung zur Personalisierung von Spieleangeboten nutzen zu wollen – das nächste dürfte dann die Personalisierung von Werbung sowohl in Spielen als auch im TV-Programm sein, denn zumindest in den USA soll die NextGen-Konsole auch die Funktion als TV-Tuner übernehmen (ist in Europa aufgrund der Zersplitterung des Marktes eher unwahrscheinlich).

Aber natürlich dürfte das Vorhandensein dieser Daten letztendlich auch noch weitere Begehrlichkeiten wecken. Ziemlich sicher wird sich die Xbox One auch als Überwachungsinstrument staatlicher Ermittler mißbrauchen lassen – mit möglicherweise sogar viel einfacherem Zugriff auf diese Daten als bei gewöhnlichen Wanzen. Denn während bei einer gewöhnlichen Wohnungsüberwachung viele gesetzliche Hürden zu nehmen sind, würde es bei Xbox-One-verwanzten Haushalten ausreichen, eine einfache Datenanforderung an Microsoft zu schicken. Dies ist im Sinne des Schutzes der Privatsphäre zwar überhaupt nicht koscher, aber ein durchaus probates Mittel von staatlichen Ermittlern – da sich Firmen bei Grundrechtseingriffen gegenüber ihren Kunden in den wenigsten Fällen wehren, sofern die Firmen nicht gerade selber beschuldigt sind. Dabei ist dies nur eine jetzt schon denkbare Anwendungsmöglichkeit der Xbox One als "Home-Wanze" – Werbeindustrie, Hacker & Geheimdienste dürfte im Laufe der Zeit noch viel mehr einfallen, wie man die gebotenen technischen Möglichkeiten mißbrauchen kann.