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Hardware- und Nachrichten-Links des 22. April 2015

Laut Fudzilla soll AMDs Greenland-Grafikchip aus der Arctic-Islands-Generation der direkte Nachfolger des Fiji-Chips der Pirate-Islands-Generation sein. Gleichzeitig soll der Greenland-Chip auf eine bessere Performance pro Watt ausgerichtet sein – was nun angesichts des Sprungs bei der Fertigungstechnologie von 28nm TSCM auf 14nm GlobalFoundries kein Problem darstellen dürfte, man erwartet hiervon allgemein einen Performancesprung von grob +100% bei gleicher Wattage. Irritierend ist allerdings, daß Fudzlla den Greenland-Chip weiterhin als "fokusiert auf Low-Power" und interessant für Notebook-Hersteller beschreibt – weil selbst ein direkter, faktisch unveränderter Fiji-Nachfolger in 14nm trotzdem seine ~300mm² Chipfläche belegen und ~130-150 Watt Strom verbrauchen wird. Mit "LowPower" im Sinne des Wortes hat dies wenig zu tun und für die Notebook-Hersteller wäre ein solcher Chip nur am Rande für einige wenige Gamer-Notebooks des sehr gehobenen Preisbereichs interessant, aber eben nicht für die Masse an üblichen Multimedia- und Gaming-Einsteiger-Notebooks. Insofern ergibt diese Meldung von Fudzilla leider keinen großen Sinn – es kann nur das eine oder das andere geben, nicht aber einen mächtigen Gamer-Grafikchip und einen LowPower-Ansatz zusammen.

Unserer (schon einmal an dieser Stelle dargelegten) Vermutung nach dürfte AMD die ganze Arctic-Islands-Generation eher konventionell angehen: Der ganze Vorteil der 14nm-Fertigung wird direkt in mehr Performance investiert, so daß am Ende der Spitzenchip – egal wie der Name lautet – trotzdem bei 500-550mm² Chipfläche und einem Verbrauch bei rund 250 Watt herauskommt. Es kann etwas kleiner werden durch den Punkt, daß die Fertigungskosten der 14/16nm-Fertigung insbesondere anfänglich sehr hoch ausfallen werden und AMD und nVidia daher eventuell die Chipflächen für jedes Marktsegment etwas kleiner ansetzen als bislang gewohnt. Ansonsten würde jedoch ein bewusster Verzicht auf mögliche Chipfläche zwar das Strombudget schonen, gleichzeitig aber auch dem jeweiligen Kontrahenten eine offene Flanke an der Leistungsspitze lassen – eine Rechnung, die in den zurückliegenden Jahren nicht besonders gut für AMD ausgegangen ist, auf dessen man nun mit dem Fiji-Chip bewußt wieder das Enthusiasten-Segment angreifen will. Sehr unwahrscheinlich, daß man von dieser Strategie schon bei der nachfolgenden Arctic-Islands-Generation wieder abgehen will, gerade da von nVidia sehr wohl wieder Enthusiasten-Angebote in deren 16nm-Generation "Pascal" zu erwarten sind. Insofern ist der angebliche "Effizienz-Fokus" von Greenland entweder ein Mißverständnis (beispielsweise wenn Greenland keine HighEnd-, sondern einfach eine Mainstream-Lösung wäre) oder schlicht nur nachgeplappertes Marketing.

Noch abenteuerlicher wird es gemäß einer weiteren Fudzilla, wonach eine Zen-APU mit 16 CPU-Kernen samt integrierter Greenland-Grafiklösung von AMD als zukünftiger Kontrahent zu Intels Core i7 angesetzt werden soll. Erstens einmal wird eine HighEnd-Grafiklösung nicht so einfach neben einen 16-Kerner passen, auch nicht unter der 14nm-Fertigung. Und zweitens ist die Performance integrierter Grafik gerade eben für die Käufer von Core-i7-Prozessoren extrem nachrangig – dafür aber die CPU-Performance um so mehr wichtig, und da stört es natürlich, wenn viel Chipfläche für eine große integrierte Grafik geopfert wird. AMD sollte es sich wirklich überlegen, ob man mit APUs gegenüber Intels leistungsfähigsten Consumer-Prozessoren antreten will – das Konzept APU hat bisher schon nicht wirklich gezündet und wird vor allem in einem von Endkunden (und weniger den OEMs) dominierten Markt wohl nie für die ganz großen Würfe stehen. Aber vermutlich ist auch diese Meldung bei Fudzilla nur in den falschen Hals geraten und die integrierte Greenland-Grafik steht nicht für HighEnd-Performance, sondern eher für LowEnd- bis LowCost-Performance, so wie bisher von integrierter Grafik her gewohnt. Womöglich sagt "Greenland" noch nicht einmal etwas über eine bestimmte Leistungsklasse aus, sondern ist vielleicht auch nur ein weiterer AMD-interner Name der gesamten Chipgeneration.

Andererseits gibt die angegebene Speicherbandbreite des HBM-Speicherinterfaces von immerhin 512 GB/sec (ergibt bei HBM2 ein 2048 Bit DDR Interface) durchaus eine gewisse Leistungsrichtung an, die (selbst unter den Bedingungen des Jahres 2016) mindestens die Klasse von Performance- und eher die Klasse von HighEnd-Beschleunigern erreicht. Daß AMD dies in einer APU – egal welchen Preisbereichs – bieten wollte, wäre schon sehr außergewöhnlich, denn bisherige integrierte Grafik erreichte bei allen Fortschritten immer nur LowCost-Niveau, da ja schließlich auch die Desktop-Grafik immer weiter gewachsen ist. Oder anders formuliert: Eine Grafiklösung mit einer Speicherbandbreite von 512 GB/sec dürfte im Jahr 2016 vermutlich auf einen Performance-Index in Richtung ~600-700% (Niveau GeForce GTX 980 bis GeForce GTX Titan X) kommen – und dies passt einfach schwerlich zum Gedanken einer APU. Wahrscheinlich reiten Fudzilla hierbei schlicht weiterhin den Gedanken zu Ende, daß die vorliegende Folie zur Zen-APU in dieser voluminösen Form auch realisiert werden wird. Aller Vermutung nach stellt diese Folie aber nur die prinzipiellen Möglichkeiten eines Baukasten-Systems für Zen-APUs dar, wobei aus puren Platzgründen gar nicht alle Möglichkeiten gleichzeitig realisiert werden können.

Und um das Thema mal zu einem sinnvollen Ende zu führen: Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte AMD die Core-i7-Prozessoren des Consumer-Segments (sprich, nicht Intels E-Architekturen) nicht gleich pur mit 16-Kernern samt riesiger integrierter Grafiklösung angreifen, sondern eher mit 8-Kernern mit entweder gar keiner oder vergleichsweise zahmer Grafiklösung. Mit der Verdopplung der Anzahl der CPU-Rechenkerne erwischt man Intel an einem wunden Punkt, denn dort hat sich bei Intel die letzten Jahre gar nichts mehr im Consumer-Segment getan, es gibt maximal Vierkerner. Welche (oder ob überhaupt) eine integrierte Grafiklösung dabei ist, dürfte die Käufer dieser Prozessoren nahezu überhaupt nicht interessieren – ergo braucht AMD hierfür auch keine Chipfläche opfern. Im Mainstream-Segment sieht dies sicherlich anders aus, dort kann man – gerade für Notebook-Hersteller – durchaus eine APU draus machen. Andererseits hat AMD gerade im Geschäft mit Notebook-Herstellern immer auch die Möglichkeit, CPU und GPU als extra Chips zu stellen – eine APU wäre nur für totale Einsteigermodelle ohne jede extra Grafiklösung zwingend notwendig. Wenn AMD sich bei OEMs und Endkunden beliebt machen will, sollte man diese Zwangskoppelungen von APUs eher vermeiden – und dann vor allem zuerst die Pflichtaufgabe einer möglichst konkurrenzfähigen CPU-Leistung bei Zen erfüllen. DAS ist der Punkt, welcher die Hardware-Szene wirklich interessiert – angepflanschte Grafiklösungen (egal welcher Größe) holen in diesem Marktsegment hingegen kaum jemand hinter dem warmen Ofen hervor.

Die PC-Welt berichten über eine begrüßenswerte Kickstarter-Kampagne zugunsten eines "Endless" genannten LowCost-PCs auf Linux-Basis für Schwellen- und Entwicklungsländer, welcher für einen Preispunkt von 169 Dollar einen zweikernigen BayTrail-Prozessor, 2 GB RAM, 32 GB SD-Speicher, Gigabit-Ethernet, USB 2.0 & 3.0 sowie HDMI & VGA in einem kleinem Gehäuse enthalten soll. Für (insgesamt) 189 Dollar gibt es dann eine Variante mit zusätzlich WLAN und integrierten Lautsprechern, eine weitere Varianten mit 500-GB-Festplatte anstatt SD-Karte soll 229 Dollar kosten. Preislich dürfte dies knapp in Ordnung gehen, wobei Android-Boxen mit (grob) ähnlichem Leistungsumfang durchaus schon für umgerechnet 125 Dollar zu bekommen sind. Im Sinne dessen, daß die Konsumenten in den Zielmärkten dann sowieso ein raubkopiertes Windows verwenden, ist die Benutzung von x86-Prozessoren allerdings durchaus zielführend. Irritierend ist an dieser Stelle nur, daß man sich für dieses Projekt – welches bei Erfolg womöglich eine größere Massenproduktion nach sich zieht – wieder einmal nur stur Intel-Prozessoren herausgesucht hat, obwohl AMD doch gerade im Bereich der weniger leistungsstarken Prozessoren bekannterweise die besseren, weil ausgewogeneren Angebote hat.

Die Mullins-APUs von AMD bieten inzwischen die gleichen niedrigen Wattagen wie die BayTrail-Prozessoren von Intel, haben bei gleich 4 CPU-Kernen eine (für dieses Performance-Segment) gute CPU-Leistung zusammen mit einer (für dieses Performance-Segment) exzellenten Grafikleistung – nicht umsonst sind die seinerzeitigen Tests allesamt ziemlich gut ausgefallen. Und daß AMD nicht die passenden Preise für gerade ein solches Projekt macht, dürfte sicherlich auch nicht passieren. Die geplante Intel-CPU in Form des Celeron N2807 steht dagegen mit 107$ in Intels Preisliste und ist daher eher ein Kostentreiber bei diesem Projekt mit bewußt niedrigem Abgabepreis. Mit der AMD-APU könnte man – vorausgesetzt, AMD macht den passenden Preis und ist auch lieferbar – eben gleich vier CPU-Kerne samt einer passabel spielefähigen Grafiklösung bieten, dies wäre gerade im Sinne dieses Projekt – vielen Konsumenten in Schwellen- und Entwicklungsländern – ihren ersten eigenen PC zu liefern, ein nicht unerheblicher Vorteil.