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Hardware- und Nachrichten-Links des 20. Oktober 2014

Wie Golem berichten, scheint eine weitere Variante von AMDs Tonga-Chip der Radeon R9 285 für den iMac Retina in Form der "Radeon R9 M295X" vorgesehen zu sein. Gänzlich sicher ist dies jedoch noch nicht, dies ergibt sich nur aus der gemeldeten Rechenleistung von 3,5 TeraFlops sowie der Taktrate von 855 MHz – was 2048 Shader-Einheiten ergibt, welche man nachfolgend dem Tonga-Chip zuspricht. Interessanterweise scheint aber dennoch nur ein 256 Bit DDR breites Speicherinterface zum Einsatz zu kommen, da 4 GB Grafikkartenspeicher verbaut werden. Andere Deutungsvarianten existieren natürlich auch noch, aber die Auslegung, daß Apple beim iMac Retina den Tonga-Chip ansetzt, ist die mit Abstand wahrscheinlichste. Eine gute Erklärung dafür, weshalb der Tonga-Chip so groß geworden ist, bietet sich damit aber immer noch nicht: Augenscheinlich benutzt Apple nicht einmal das 384 Bit DDR Speicherinterface und auch keine Compute-Fähigkeiten, welche man über DoublePrecision-Einheiten erreichen könnte.

Damit bleiben beim Tonga-Chip weiterhin ca. 1 Milliarde Transistoren, welche schlecht erklärbar sind – es sei denn, die HSA-Fähigkeiten oder aber ein eventuelles DirectX 12 in Hardware würden wirklich so viel verschlingen. Zumindest der Release der Radeon R9 285 läßt sich nun aber erklären: Die Karte wird schlicht als Salvage-Lösung benötigt für jene Tonga-Chips, welche nicht ganz so perfekt aus der Produktion kommen. Auch die sehr schwankenden Stromverbrauchs-Messungen verschiedener Radeon R9 285 Karten dürften sich hieran erklären – zumindest anfänglich ist die Radeon R9 285 deutliche Resteverwertung, einzelne Chips können da durchaus einmal klar vom Durchschnitt abweichen. Mit der Zeit wird sich das natürlich glattbügeln, die Fertigungsausbeute des Tonga-Chips nahezu das Optimum erreichte, worauf diese Effekte der Anfangszeit dann verschwinden werden. Zudem dürfte AMD ziemlich sicher den Tonga-Chip nächstes Jahr noch für die Radeon R9 380 Serie weiterverwenden.

Laut nochmals Golem wurde nunmehr der Verkauf der IBM-Chipfertigung an GlobalFoundries durch IBM selber bestätigt und wird – sofern die US-Wettbewerbshüter hier keinen Einspruch erheben – noch dieses Jahr über die Bühne gehen. GlobalFoundries erhält damit primär die IBM-Chipfabriken im US-Bundesstaat New York sowie Zugriff auf IBMs Fertigungstechnologien und die Chipfertigung betreffenden IBM-Patente. IBM wird seine Power-Prozessoren in Zukunft im Auftrag bei GlobalFoundries fertigen lassen, womit GlobalFoundries neben AMD einen zweiten Hauptauftragnehmer erhält und insgesamt seine Stellung unter den Auftragsfertigern deutlich anhebt. Daß IBM bei dem ganzen Deal sogar noch oben drauf zahlt (nicht direkt, sondern in Form der mit zum Deal gehörenden Immobilien), zeigt allerdings auch an, daß die von GlobalFoundries übernommenen Fertigungsanlagen nicht problemlos sind, sondern wahrscheinlich sogar hohe Verlustzahlen produziert haben. Andererseits kann dies GlobalFoundries als inzwischen 100% im Staatsbesitz von Abu Dhabi befindliches Unternehmen wohl noch am ehesten schlucken.

Für AMD als weiteren Hauptauftraggeber von GlobalFoundries können sich wenn dann nur Verbesserungen ergeben, denn IBM war zumindest in der Entwicklung neuer Prozeßtechnologien führend, das diesbezügliche Patent-Portfolio ist überaus reichhaltig und sichert gut gegenüber etwaigen Patentklagen ab. Daß IBM zuletzt als Chipfertiger so relativ schwach war, dürfte eher an den geringen Mengen gelegen haben, welche IBM für seinen Eigenbedarf im Server-Geschäft benötigte – hier kann GlobalFoundries natürlich effektiver sein. Ganz generell zeigt sich hier nur die schon seit einiger Zeit laufende Entwicklung, daß kleinere und mittlere Chipfertiger es immer schwerer haben, gleichwertige Produkte rechtzeitig herauszubringen, weil die benötigten Investitionssummen durch die Decke gehen und eigentlich nur noch von den Branchen-Schwergewichten zu tragen sind. GlobalFoundries, einstmal gegründet als AMD-Ausgliederung, ist nunmehr auf einem guten Weg, zukünftig zu diesen Branchen-Schwergewichten zu gehören – was nur vorteilhaft für alle GlobalFoundries-Kunden sein kann.

Die Marktforscher von IDC berichten über regelrecht erstklassige PC-Verkaufszahlen in Westeuropa im abgelaufenen dritten Quartal 2014: Während es in der EMEA-Gesamtregion (Europa, Naher Osten & Afrika) um 10,4% gegenüber dem Vorjahresquartal nach oben ging, waren es allein im Westeuropa sogar satte 22,7% Zugewinn – damit dürften sogar die Verluste der Jahre 2012 und 2013 wieder egalisiert worden sein. Die anderen Teilmärkte (Osteuropa, Naher Osten & Afrika) liefen dagegen nur eher durchschnittlich, so daß sich hier erneut die weltweite Trennung zwischen Industriestaaten mit stark anziehendem PC-Geschäft und Schwellen- und Entwicklungsländern mit schwachem oder sogar weiter sinkendem PC-Geschäft verstärkt. Getragen wurde das gute PC-Geschäft in EMEA weiterhin über sehr starke Zuwächse im Mobile-Bereich, während Desktop-PCs zwar positive, aber dennoch unterdurchschnittliche Wachstumszahlen zeigten.

Im Fall des Presse-Leistungsschutzrechts bittet Google laut der FAZ das Bundeskartellamt um eine formelle Feststellung, daß man aus kartellrechtlicher Sicht nicht tätig werden wird. Damit soll offenbar erreicht werden, daß jeglichen Kartellrechtsbeschwerden oder entsprechenden Klagen vorab der Wind aus den Segeln genommen wird – wenn das Kartellamt den Status Quo absegnet, würden es sogar zivilrechtlich eingereichte Klagen schwer haben, könnten von den Gerichten noch vor Annahme einfach so zurückgewiesen werden. Ob das Bundeskartellamt so weit geht, wäre allerdings zu bezweifeln, dort will man sicherlich nicht so direkt Partei für eine Seite ergreifen bzw. der anderen Seite den Klageweg nicht verbauen. Gegenüber einer Klage bei einem höherem Gericht wäre diese formelle Feststellung zudem kaum noch effektiv, die in der VG Media organisierten Angebote werden also sowieso den Klageweg beschreiten – und wenn dies nicht funktioniert, wird man mittels der eigenen Lobbyisten die Politiker bearbeiten, die Gesetzeslage erneut zu verändern. Von einem klaren Sieg der einen oder anderen Seite sind wir also noch weit entfernt.