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Hardware- und Nachrichten-Links des 18. Mai 2020

Videocardz berichten über einen leicht vorfristigen Test zum Core i9-10900K, welcher in einem Video auf der chinesischen Plattform Bilibili in den Vergleich zu AMDs Spitzenangeboten Ryzen 9 3900X & 3950X gestellt wurde. In diesem ersten Test kommt der Core i9-10900K ziemlich gut weg, indem unter den Anwendungs-Benchmarks der Ryzen 9 3900X knapp geschlagen wird und man sich nur dem (viel teuren) Ryzen 9 3950X beugen muß. Dieses gute Ergebnis wird allerdings sicherlich auch durch eine für Intel vorteilhafte Benchmark-Auswahl begünstigt (WinRAR mit klarem Intel-Vorteil, gleich zwei Puget-Benchmarks bei nur 6 Benchmarks insgesamt), unter einem größerem Benchmark-Set könnte es also durchaus auf einen Gleichstand zwischen Core i9-10900K und Ryzen 9 3900X hinauslaufen. Angesichts der zwei weniger CPU-Kerne auf Intel-Seite wäre dies aber dennoch ein sehr vernünftiges Ergebnis für Intels neuen Spitzen-Prozessor, zu welchem dann am 20. Mai umfangreiche Launch-Reviews zu erwarten sind. Dann dürfte es auch sinnvolle Spiele-Benchmarks geben, denn die bei Bilibili gezeigten Spiele-Messungen ergeben unter Verwendung von durchschnittlichen Frameraten auf der WQHD-Auflösung natürlich keinerlei Ansatzpunkte zu einer sinnvollen Bewertung.

Core i9-10900K Ryzen 9 3900X Ryzen 9 3950X
Technik Comet Lake, 10C/20T, 3.7/5.3 GHz, 125W, 488$ (tray) Zen 2, 12C/24T, 3.8/4.6 GHz, 105W, 499$ (boxed) Zen 2, 16C/32T, 3.5/4.7 GHz, 105W, 749$ (boxed)
Anwendungs-Performance  (6 Tests) 105,8% 100% 113,0%
Spiele-Performance  (5 Tests, avg. fps @ WQHD) 103,1% 100% 100,1%
gemäß der Ausführungen bei Bilibili

In diesem Zusammenhang ist vielleicht eine Erkenntnis interessant, welche sich indirekt aus der Launch-Analyse zu Ryzen 3 3100 & 3300X ergibt (allerdings vorher natürlich auch schon bekannt war): Hardware-Reviews mit hoher Anzahl an Einzel-Benchmarks zeigen im Prozessoren-Bereich (im Grafikkarten-Bereich ist dies nicht derart gravierend der Fall) üblicherweise ein klar anderes Performance-Bild auf als Hardware-Reviews mit geringer Anzahl an Einzel-Benchmarks – gerade wenn es um die Beurteilung von Prozessoren mit abweichender Kern-Anzahl geht. Dabei haben die Hardware-Reviews mit weniger Einzeltests die klare Tendenz, sich eher plakative Benchmarks zur Herausstreichung der Unterschiede herauszusuchen – dies ergibt sich psychologisch von ganz alleine, wenn man als Hardware-Tester mit einer eher geringeren Benchmark-Anzahl arbeiten will. Hardware-Reviews, welche sich diesbezüglich nicht limitieren, sondern eher nach noch mehr Einzeltests schauen, nehmen dann auch hier und da eher schlechter skalierende Benchmarks auf, was dann beim insgesamten Performance-Schnitt durchaus seine Auswirkungen hat:

Anwendungs-Performance 3100 3300X 7700K 9100F 9400F 3400G 1600 1600AF 1600X 2600
Generation & CPU-Kerne/Threads Zen2 4C/8T Zen2 4C/8T KBL 4C/8T CFL 4C/4T CFL 6C/6T Zen+ 4C/8T Zen 6C/12T Zen+ 6C/12T Zen 6C/12T Zen+ 6C/12T
gewichteter Schnitt  (22 Reviews) 89,3% 100% 91,6% 68,7% 90,0% 77,0% 89,9% 93,9% 94,5% 97,0%
ungewichteter Schnitt  (22 Reviews) 89,5% 100% 91,3% 67,6% 90,0% 77,6% 92,0% 96,1% 96,4% 99,2%
kleine Reviews  (≤8 Tests, 10 Reviews) 90,0% 100% 89,7% 64,5% 89,6% 78,6% 95,1% 99,1% 99,3% 102,4%
große Reviews  (≥13 Tests, 9 Reviews) 89,5% 100% 92,7% 71,0% 90,0% 76,1% 87,5% 91,6% 92,2% 94,6%

Im konkreten Beispiel bewegt sich bei den Intel-Prozessoren zwar nicht ganz so viel (Ausnahme: Core i3-9100F), aber die Bewertung von AMDs Sechskernern gegenüber AMDs neuen Vierkernern hängt doch erheblich von der jeweiligen Benchmark-Anzahl der Hardware-Reviews ab. Dies ist ganz besonders deutlich abzulesen am Beispiel des Ryzen 5 2600, welcher bei den Hardware-Reviews mit wenigen Einzeltests noch vor dem Ryzen 3 3300X durchs Ziel kommt, bei den Hardware-Reviews mit vielen Einzeltests dagegen klar hinter dem Ryzen 3 3300X liegt. In ersterem Fall waren einfach relativ viele gut mit den Mehrkernen skalierende Benchmarks dabei, in letzterem Fall wurde jener Einfluß durch die Hinzunahme von weniger gut skalierenden Benchmarks (üblicherweise aus dem Office- und Adobe-Bereich) erheblich reduziert. Selbige Problematik wird beim gebildeten Performance-Durchschnitt versucht durch eine Gewichtung zugunsten der Hardware-Reviews mit vielen Einzeltests etwas abzumildern bzw. selbige stärker ins Bild zu rücken – aber dennoch, auch der gewichtete Performance-Durchschnitt weicht vom reinen Performance-Durchschnitt der Hardware-Reviews mit vielen Einzeltests dennoch beachtbar ab. Man kann hier über einen Ausschluß der Hardware-Reviews mit wenigen Einzeltests nachdenken oder eine noch stärkere Gewichtung – wobei dies dann aber schon in Bereiche geht, wo der Daten-Auswerter über das Ergebnis bestimmt, was jedoch eigentlich vermieden werden sollte.

Golem berichten in zwei Meldungen – No.1 & No.2 über die direkten Auswirkungen des neu aufgezogenen US-Embargos für Chip-Lieferungen an Huawei. Danach hat Auftragsfertiger TSMC bereits angekündigt, keine neuen Aufträge seitens Huawei bzw. dessen Chipentwickler-Tochterunternehmens HiSilicon mehr anzunehmen, sondern nur noch die bestehenden Aufträge im Rahmen der gesetzten Karenzzeit von 120 Tagen abzuarbeiten. Die Frage, ob jenes US-Embargo überhaupt wirksam ist, beantwortet sich damit umgehend – wahrscheinlich auch bedingt durch den einfachen Umstand, das selbst in der modernsten Chipfertigung nicht alle Chipteile mit EUV-Maschinen bearbeitet werden und damit nahezu unvermeidlich auch US-Technik eingesetzt wird. Eine Auftrennung der Chipfertigung nach US- und non-US-Technik würde TSMC wohl zu viel kosten, dafür wäre Huawei selbst als zweitwichtigster TSMC-Kunde (nach Apple) nicht groß genug. Huawei wird damit effektiv und nahezu umgehend tatsächlich von der Chip-Nachlieferung abgeschnitten, was für Huawei nunmehr existenzbedrohende Wirkung hat. Zwar arbeitet Huawei bereits mit chinesischen Chipfertigern zusammen, jene können aber in der Kürze der Zeit weder die benötigte Kapazität liefern noch haben die technologischen Möglichkeiten für Spitzen-SoCs in der 7nm-Fertigung (oder besser), sondern hören derzeit bei der 16/14nm-Fertigung auf.

Huawei dürfte ergo schwer ins Rudern kommen, um die benötigten Smartphone-SoCs sowie die Chips für die eigenen Netzwerkausrüstungen zu besorgen – wahrscheinlich wird man da auswählen müssen, welche Gerätschaften man liefert und welche man erst einmal liegenlassen muß. Sofern Huawei diesen kurzfristigen (schweren) Rückschlag verdauen kann, dürfte man allerdings mittelfristig wieder lieferbar werden, zumindest im Sinne von Netzwerk-Ausrüstungen sowie Einsteiger- bis Mittelklasse-Smartphones, welche den Löwenanteil von Huaweis Geschäft ergeben. Der chinesischen Halbleiterfertiger SMIC dürfte hier Gewehr bei Fuß stehen, um in diese Bresche zu springen und mittels der Huawei-Aufträge selber sowohl auf ein beachtbares Volumen zu kommen als auch die Vorarbeit für den chinesischen Sprung auf die 7nm-Fertigung zu leisten. Natürlich wird dies alles schwieriger im Sinn des US-Embargos, welche regulär die chinesischen Halbleiterfertiger genauso von westlichen Fertigungsanlagen-Ausrüstern abbindet – aber dies wäre dann seitens China nur als der Startschuß zur Entwicklung einer eigenen Fertigungsanlagen-Industrie zu sehen. Dass sich China von seinen Halbleiter-Plänen abbringen läßt bzw. in diesem Streit klein bei gibt, ist denn auch die unwahrscheinlichste aller Auflösungen.

Nochmals Golem berichten über das Online-Programm der Gamescom 2020, welches über den 27. bis 30. August "ausgestrahlt" werden soll. Im Gegensatz zum eher kümmerliche Online-Programm der E3 2020 versucht man bei der Gamescom tatsächlich den Charakter einer Branchen-Messe hochzuhalten – wie stark dies dann in der Praxis zündet, wenn alles nur noch online stattfindet und das übliche Gewusel der Messebesucher fehlt, bleibt abzuwarten. Aufgrund vieler ausgefallener Messen und schmaler Online-Events könnten die Hardware-Hersteller wie Spiele-Entwickler sogar durchaus versucht sein, die Gamescom als Ankündigung-Plattform für die Spiele-Saison 2020/21 zu nutzen, dies könnte den Online-Plänen der Gamescom in die Hände spielen. Von den noch ausstehenden IT-Messen & -konferenzen des Jahres 2020 findet die "Hot Chips 32" dann im gleichem Rahmen augenscheinlich rein online statt – dort hat man gerade deren Programm verkündet. Natürlich ist die Hot Chips keine Publikumsmesse und besteht üblicherweise "sowieso" nur aus Vorträgen und Präsentationen, welche sich somit naturgemäß einfacher in ein Online-Format umwandeln lassen.

IT-Messen & -Konferenzen 2020 Themen Status
7.-10. Januar Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas AMD Renoir hat stattgefunden
24.-27. Februar Mobile World Congress (MWC) in Barcelona abgesagt
16.-20. März Game Developers Conference (GDC) in San Francisco Intel Xe abgesagt
23.-26. März GPU Technology Conference (GTC) in San Jose nVidia Ampere HPC abgesagt
2.-6. Juni Computex in Taipei AMD Zen 3 & Navi 2X (?) verschoben auf 28.-30. Sept.
9.-11. Juni Electronic Entertainment Expo (E3) in Los Angeles Xbox Series X abgesagt
19.-23. Juli SIGGRAPH in Washington in Frage zu stellen
16.-18. August Hot Chips (HC32) reine Online-Veranstaltung
25.-29. August Gamescom in Köln nVidia Ampere Gaming (?) reine Online-Veranstaltung (27.-30. Aug.)
4.-9. September Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin in Frage zu stellen