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Hardware- und Nachrichten-Links des 18. Februar 2019

In unserem Forum ist man wenig begeistert über eine GeForce GTX 1660 Ti mit grob der Performance der GeForce GTX 1070 (ermittelt auf Basis der kürzlichen FF15-Benchmarks) – und weist auf die zwei Nachteile dieser Rechnung hin: Erstens einmal hat die GeForce GTX 1070 einfach 2 GB mehr Grafikkartenspeicher – und zweitens bekommt man diese ältere Karte derzeit im Abverkauf durchaus zu Preisen, welche dem Listenpreis der kommenden GeForce GTX 1660 Ti entsprechen. Zum gleichen Preis gesehen ist es natürlich schwer, der GeForce GTX 1660 Ti die Vorhand zu geben, da zählt wirklich das Argument der größeren Speichermenge mehr als das Argument der moderneren Grafikchip-Architektur. Zur Ehrenrettung der GeForce GTX 1660 Ti kann man sagen, das Abverkaufspreise eigentlich kein guter Vergleichsgegenstand sind, da üblicherweise immer derart niedrig angesetzt, auf das sich die alte Karte auch wirklich noch wegverkauft. Vor deren Auslaufen war die GeForce GTX 1070 jedenfalls kaum jemals unterhalb von 350 Euro zu finden, meist eher knapp unterhalb von 400 Euro gelistet. Für den Grafikkarten-Käufer, welcher jetzt aktuell zuschlägt, sind diese Abverkaufsangebote zur GeForce GTX 1070 somit sicherlich attraktiv.

AMD Straßenpreis nVidia
340-360 Euro GeForce RTX 2060 6GB
FullHD-Index 920%, 4K-Index 124%, Listenpreis 349$
290-350 Euro GeForce GTX 1070 8GB
FullHD-Index 800%, 4K-Index 107%, Listenpreis 379$
Radeon RX Vega 56 8GB
FullHD-Index 840%, 4K-Index 117%, Listenpreis 399$
270-360 Euro
erwartet für ~280 Euro GeForce GTX 1660 Ti 6GB
FullHD-Index ~770-820%, 4K-Index ~100-105%, Listenpreis 279$
Radeon RX 590 8GB
FullHD-Index 640%, 4K-Index 87%, Listenpreis 279$
240-260 Euro
200-230 Euro GeForce GTX 1060 6GB
FullHD-Index 590%, 4K-Index 76%, Listenpreis 249$
Radeon RX 580 8GB
FullHD-Index 590%, 4K-Index 80%, Listenpreis 229$
170-200 Euro

Allerdings wird schon in wenigen Wochen dieser Weg nicht mehr zur Verfügung sein – und dann steht die GeForce GTX 1660 Ti in ihrem Preissegment fast allein auf weiter Flur. Einzig die Radeon RX Vega 56 könnte die GeForce GTX 1660 Ti etwas unter Druck setzen – mit einer leicht besseren WQHD- und UltraHD-Performance samt höherer Speichermenge, welche allerdings meistens einen gewissen Mehrpreis verlangt. Zwar gibt es bei der Radeon RX Vega 56 teilweise auch schon Angebote unterhalb der Marke von 300 Euro, doch sind jene bislang nur singulär aufgetreten und liegt der übliche Straßenpreis der AMD-Karte weiterhin bei um die 350 Euro herum. Normalerweise müsste AMD jetzt trotzdem in diese Lücke hineinspringen und die Radeon RX Vega 56 derart im Preis senken, das jene es preislich besser mit der GeForce GTX 1660 Ti aufnehmen kann. Ob man dazu bereit ist bzw. ob die Kostensituation dies überhaupt erlaubt, steht natürlich auf einem anderen Blatt – teilweise gilt ja auch schlicht die Verkaufspsychologie, das ein höherer Preis eine höhere Wertigkeit suggeriert. Mit AMDs eigentlichem Midrange-Angebot in Form der Radeon RX 590 wird AMD allerdings gegenüber der GeForce GTX 1660 Ti keinen Stich landen, diese ist deutlich langsamer – und müsste daher mit dem Launch der anstehenden GeForce GTX 1660 Ti (noch weiter) im Preis absinken.

Seitens Red Gaming Tech kommt die derzeit vielbeachtete Meldung, wonach AMD die drei NextGen-Produkte Ryzen 3000, X570 & Navi zusammen am 7. Juli 2019 an den Start bringen will, mit einer vorherigen Ankündung auf der Computex (Ende Mai). Interessanterweise wird diese eigentlich klare Ansage seitens Red Gaming Tech schon im nächsten Satz wiederum etwas relativiert: Danach ist sich die Quelle nicht gänzlich darüber sicher, ob AMD die Navi-Grafikkarten bereits wirklich im Juli bringen kann, eine andere Quelle würde hingegen von einer Verschiebung bis zum Oktober 2019 sprechen. Zwischen den Zeilen gelesen erscheint uns dies damit nicht gerade als der Leak eines feststehenden Launchtermin, sondern eher etwas, was auf Branchen-interne Erwartungen hinausläuft – die aber natürlich nicht die Informationsklasse eines echten Launchtermins haben. Zudem wäre zu bedenken, das ein Doppellaunch von Ryzen 3000 und Navi (der X570-Chipsatz zählt diesbezüglich nicht wirklich) nicht gerade das ist, was man anstrebt – gerade wenn man neue, schlagkräftige Produkte hat, verbietet sich eigentlich eine solche Vorgehensweise (nur einmal positive Medienaufmerksamkeit gegenüber zweimal positiver Medienaufmerksamkeit).

Die Güteklasse der ganzen Meldung ist damit nicht als besonders hoch einzuschätzen – aber man kann es als Hinweis mitnehmen, das gerüchteweiser der eigentliche Launch der Zen-2-basierten Ryzen 3000 Prozessoren erst im Juli (und nicht schon Ende Mai zur Computex) erfolgen soll. Und dies ist letztlich nicht wirklich abweichend gegenüber früheren Annahmen, welche alle Zen-2-basierten Prozessoren kaum vor Jahresmitte 2019 gesehen haben – weil AMD einfach in diesem Fall mittels der Zen-2-Architektur sowie der 7nm-Fertigung von TSMC zwei viel größere Sprünge macht als von Zen (Summit Ridge) auf Zen+ (Pinnacle Ridge). Folgt man den weiteren Ausführungen von Red Gaming Tech, so ist die Computex wohl einfach zu früh für einen regelrechten Produktlaunch, da die ersten Ryzen-3000-Samples an die OEMs und Mainboard-Hersteller erst im April herausgehen sollen. Jene können dann auf deren Basis ihre Komplett-PCs und Mainboards planen, sowie ältere Mainboards fit für Ryzen 3000 machen. Dies erfordert sicherlich ein paar Wochen Zeit, Intels entsprechende Samples schwirren meist 2-3 Monate vorab schon bei den Mainboard-Herstellern herum. Mittels diesen AMD-Samples zu Ryzen 3000 dürften sich dann im übrigen auch schon einige Leaks zu den technischen Spezifikationen der Ryzen-3000-Modelle ergeben, im besten Fall sogar Benchmark-Ergebnisse – wie gesagt ab dem April.

Heise berichten über eine Ausarbeitung von Sicherheitsforschern, wonach Schutzmaßnahmen in Anwendungs-Software gegenüber Spectre weitgehend wirkungslos sind, mit entsprechendem Aufwand immer irgendwie auszuhebeln wären. Mittels "Software" ist in diesem Zusammenhang allerdings augenscheinlich nur Anwendungs-Software (Programme & Apps) gemeint, nicht aber der teilweise Firmware-Schutz gegenüber Spectre in aktuellen Prozessoren, welcher hier und da schließlich auch als "Software-Lösung" tituliert wird. Jenen Spectre-Schutz für Software-Anwendungen gibt es in der Praxis häufig bei Browsern, welche nach dem Aufkommen von Meltdown & Spectre auch ziemlich aktiv in diese Richtung hin waren. Diese Software-Lösungen lassen sich allerdings wohl überlisten, womit die Browser-Programmierer zukünfig besser auf die Hardware-Möglichkeiten der jeweiligen Prozessoren setzen sollten – sprich, einzelne Prozesse im Browser sicher per Hardware voneinander zu trennen. Natürlich entbehrt es nicht einer gewisse Ironie, das die eigentliche Prozessoren-Sicherheitslücke "Spectre" nunmehr mittels Hardware-Funktionen von eben diesen Prozessoren bekämpft werden soll.

Auch für diesen neu gefundenen Angriffsvektor gilt allerdings, das jener reine Theorie darstellt bzw. maximal Labor-Status hat. Wirkliche Spectre-Angriffe hat es bislang nicht gegeben – zum einen wohl daraus resultierend, das über dieses Thema viel berichtet wurde und demzufolge der Patch-Stand ziemlich gut sein sollte. Zum anderen dürfte aber vor allem der Punkt greifen, das Spectre nicht gänzlich trivial ausnutzen ist und teilweise auch Vorab-Kenntnisse über das angegriffene System existieren müssen. Für einen der üblicherweise automatisierten Massenhacks ist dies (bislang) wenig geeignet. Spectre ist derzeit eher geeignet für professionelle Hacker, welche explizit in ein bestimmtes System eindringen müssen – wobei man gleichfalls davon ausgehen darf, das singuläre Ziele mit derart hohem Wert sicherlich bereits bestmöglich geschützt sind. Für die Prozessoren-Hersteller ist diese Praxisentwicklung ein faktischer Segen, denn so verlangt niemand den Austausch aller weitweit noch herumschwirrenden hunderter Millionen an schlecht oder gar nicht geschützter Alt-Prozessoren – eine Aufgabe, welche weder von AMD noch von Intel überhaupt zu schultern wäre und potentiell ein Unternehmensende bedeuten würde.

Nachteilig ist allerdings, das AMD und Intel in dieser Frage nunmehr von der Presse kaum noch unter Druck gesetzt wurden, auf das Thema "Spectre" mussten AMD & Intel demzufolge zuletzt überhaupt nicht mehr eingehen (oder hatten dies freiwillig getan). Dabei basieren die allermeisten Spectre-Fixes in den heutigen Prozessoren nur auf Firmware-Updates, doktern also nur am Problem herum und entsprechen damit keineswegs der Eleganz eines echten Hardware-Ansatzes. Dabei ist "Spectre" ja auch nur der Oberbegriff für eine Klasse an Seitenkanal-Angriffen, welche sich an der Sprungvorhersage moderner Prozessoren gütlich tun. Jene Sprungvorhersage wäre eigentlich zu fixen bzw. generell neu auszulegen, sich auftuende Löcher zu stopfen wird dagegen immer nur Flickschusterei sein. Mit einer solch neu entwickelten Sprungvorhersage halten beide Prozessoren-Hersteller derzeit aber noch hinter dem Berg, um den Absatz der aktuellen Prozessoren nicht zu gefähren – schließlich handelt es sich hierbei um ein Großprojekt, welches wirklich Arbeit bedingt. Voraussichtlich ist selbiges somit nur für Prozessoren realisierbar, deren echte Entwicklungsarbeit erst nach der Bekanntmachung von Meltdown & Spectre begonnen hat – sprich für die Prozessoren der Jahre 2021/22, bei AMD Zen 5 und bei Intel deren (echte) NextGen-Architektur (nach "Tiger Lake").