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Hardware- und Nachrichten-Links des 16. Juli 2019

Von TweakTown kommt die Bestätigung der Nicht-Existenz einer "GeForce RTX 2080 Ti Super", für welche man sich bei nVidia das Statement "would not be" eingeholt hat. Selbiges könnte zwar eindeutiger sein, reicht für den Augenblick allerdings wohl doch aus – denn natürlich kann sich nVidia auch jederzeit noch umentscheiden, gibt es diesbezüglich keine entgültigen Aussagen. Ganz augenscheinlich will man bei nVidia derzeit schlicht erst einmal mit dem Stand leben, das die kommende GeForce RTX 2080 Super sich zwar etwas näher an die bisherigen Ti-Karten heranrobben wird, den Abstand zu diesen jedoch nicht entscheidend in Gefahr bringen dürfte. Sicherlich wartet man hierzu auch das Urteil der für den 23. Juli angesetzten Launchreviews zur GeForce RTX 2080 Super ab, danach könnte sich nVidia immer noch einmal neu positionieren. Die GeForce RTX 2080 Ti mag in der jetzigen Ausführung zwar abgehoben teuer sein, hat sich aber dennoch preislich am besten von der originalen RTX-Riege gehalten, erreicht erst jetzt zaghaft die 1000-Euro-Marke (bei einem Listenpreis von 999 Dollar) – während die anderen Karten der originalen RTX-Riege allesamt (etwas) unterhalb ihrer Listenpreise verkauft wurden.

altes RTX-Portfolio 4K-Perf. Liste 4K-Perf. neues RTX-Portfolio
GeForce RTX 2080 Ti FE 11GB 236% 1199$ 236% GeForce RTX 2080 Ti FE 11GB
GeForce RTX 2080 Ti Ref. 11GB 228% 999$ 228% GeForce RTX 2080 Ti Ref. 11GB
GeForce RTX 2080 FE 8GB 186% 799$
GeForce RTX 2080 Ref. 8GB 180% 699$ ~190-200% GeForce RTX 2080 Super 8GB
GeForce RTX 2070 FE 8GB 151% 599$
GeForce RTX 2070 Ref. 8GB 146% 499$ ~172% GeForce RTX 2070 Super 8GB
399$ ~144% GeForce RTX 2060 Super 8GB
GeForce RTX 2060 6GB 124% 349$ 124% GeForce RTX 2060 6GB
Performance-Angaben gemäß dem 3DCenter UltraHD Performance-Index (bei der GeForce RTX 2080 Super natürlich nur eine Hochrechnung)

An dieser Stelle hat nVidia einfach zu viel Nutzer/Käufer-Zuspruch bei der GeForce RTX 2080 Ti, welche natürlich auch ganz allein an der Leistungsspitze steht und daher für eine gewisse Käufergruppe die einzige mögliche Wahl darstellt. Das wohl nur kleine Leistungsplus der GeForce RTX 2080 Super (gegenüber deren Normal-Ausführung) dürfte an der Gesamtsituation vermutlich zu wenig ändern – und sofern dies so eintrifft, dann muß nVidia die GeForce RTX 2080 Ti mangels Wettbewerb in diesem Performance-Segment auch nicht durch etwas besseres ersetzen. Damit spart sich nVidia natürlich auch ein Stück Performance im Spitzen-Bereich auf, welche man derzeit zwar liefern könnte, welche allerdings zurückgehalten die nächste Grafikkarten-Generation dann um so besser aussehen lassen kann – für nVidia ein klares Plusargument, mit Performancesteigerungen an der absolten Leistungsspitze besser zurückhaltend zu sein. So lange AMD hierbei kein Gegenangebot liefert (was mittels Navi 21 noch in einiger Entfernung ist) hat nVidia einfach keinen Zugzwang – der könnte erst entstehen, wenn die GeForce RTX 2080 Super der GeForce RTX 2080 Ti zu nahe kommt, was nVidia aber letztlich selbst in der Hand hat.

Von Golem kommt eine gute Klarstellung zu AMDs Arcturus-Karte, welche sich kürzlich in Kernel-Patches für Linux zeigte. Danach bietet diese Vega-basierte Lösung diverse Verdopplung bei der verbauten Technik an – so 128 Shader-Cluster, 4096 Wavefronts, zwei Video-Einheiten und zwei Speichercontroller hierfür. Dies könnte dann auf einen HPC-Ausleger der bislang Apple-exklusiven "Radeon Pro Vega II Duo" hindeuten, wo schließlich gleich zwei Vega-20-Chips verbaut sind und somit diese Verdopplungen ganz automatisch anzutreffen sind. Der Einsatzort "HPC" wäre deswegen passend, weil bei "Arcturus" die 3D-Engine samt ein Display-Treiber angeblich komplett fehlen, das ganze also nicht mehr zur Content-Erstellung, sondern nur noch als Parallelbeschleuniger taugt. Die Auslegung als Vega-20-Derivat würde ohne extra Grafikchip seitens AMD auskommen können, "Arcturus" wäre demzufolge nur eine extra Bauform auf Basis des Vega-20-Chips speziell für den HPC-Einsatz. Gänzlich undenkbar wäre ein extra Grafikchip zwar nicht, allerdings doch nicht gerade wahrscheinlich angesichts von AMDs limitierten Ressourcen bei der Grafik-Entwicklung und der weitgehenden Passgenauigkeit des vergleichsweise frischen Vega-20-Chips.

Ein bislang wenig beachteter Punkt der jüngsten Intel-Roadmap ist die neue Terminlage für die nächste HEDT-Generation "Cascade Lake" im vierten Quartal 2019 – nachdem die davorgehende Intel-Roadmap diese Prozessoren noch im dritten Quartal 2019 gesehen hatte. Laut einer neuen Meldung der DigiTimes wird es im Oktober so weit sein – dann im übrigen direkt gegenüber AMDs Zen-2-basierter HEDT-Generation "Ryzen Threadripper 3000" zur gleichen Terminlage. Wie weit AMD bei dieser geht, ist allerdings noch nicht bekannt – es könnte bei bis zu 32 CPU-Kernen bleiben (weil man dank der IPC-Verbesserungen von Zen 2 auch so sehr gut dasteht), es könnte natürlich auch gleich auf das Maximum von 64 CPU-Kernen hinaufgehen. Von Intel-Seite her ist dagegen nicht viel Gegenwehr zu erwarten, denn beide vorgenannten Intel-Roadmaps zeigen Cascade Lake als bestenfalls mit 18 CPU-Kernen ausgerüstet an – was nur dasselbe ist, was Intel auch jetzt schon im HEDT-Segment aufbietet. Da Cascade Lake auch nur eine minimal modifizierte Skylake-Architektur darstellt, kann es maximal etwas mehr Taktrate geben – was nicht so einfach ist auf wiederum der 14nm-Fertigung und dann schon beim zweiten Refresh des originalen Skylake-X.

Die ComputerBase berichtet über aufziehendes Ungemach am DRAM/NAND-Markt, welches schon demnächst zu anziehenden Speicher-Preisen führen sollte. Dafür gibt es auch schon erste praktische Belege, denn bei der Speicherbörse DRAMeXchange sind entgegen dem langmonatigen Trend die Spot-Preise für DRAM-Speicher innerhalb einer Woche um 3-6% und für Flash-Speicher um bis zu 10% gestiegen – was in aller Regel der erste Vorbote für eine Trendumkehr darstellt. Deren Hintergrund liegt erstaunlicherweise aber nicht im typischen "Schweine-Zyklus" des Speichermarkts, demgemäß sollte es jetzt eigentlich noch für einige Zeit weiter heruntergehen mit den Speicherpreisen. Vielmehr schlägt hier ein alter Streit zwischen Japan und Südkorea seine Kapriolen, welcher auf den zweiten Weltkrieg zurückgeht und derzeit wieder verschärft in Form von Handelsanktionen ausgetragen wird. Da Südkorea für 70% der weltweiten Fertigung von DRAM- & Flash-Speicher steht, gleichzeitig nun aber im großen Maßstab dafür benötigte Chemikalien aus Japan fehlen, stockt die gesamte weltweite Lieferkette an diesem Nadelöhr – was sicherlich das Potential zu regelrecht explodierenden Preisen hat.

Man darf sich hierbei gern an die Flut-Katastrophe in Thailand im Jahr 2011 erinnern, in deren Folge sich die Festplatten-Preise verdreifachten – einfach, weil Thailand seinerzeit für ca. die Hälfte der weltweiten Festplatten-Produktion stand (bei den Motoren für Festplatten waren es sogar mehr als nur die Hälfte). Das Potential der Situation auf dem DRAM/NAND-Markt ist durch diesen Streit zwischen Japan und Südkorea durchaus vergleichbar, denn auch hier steht ein marktdominierender Fertiger vor der weitgehenden Stilllegung seiner Fertigung. Im Gegensatz zur Flutkatastrophe schneiden sich Japan & Südkorea mit dieser Geschichte natürlich selbstätig ins eigene Fleisch, weil dann ihre jeweilige Industriezweige brach liegen und auch die von der Speicherfertigung klar abhängigen Computer- und Smartphone-Sparten beider Länder im Fall des Falles mit erheblichen Einbußen rechnen müssten. Insbesondere Japan kann hieran nur verlieren, denn wenn die japanischen Zulieferer wegen dieserart Animositäten erst einmal durch andere Zulieferer verdrängt sind, werden erstere bei den südkoranischen Speicherherstellern glatt nie mehr wieder einen Fuß durch die Tür bekommen.

Im Gegensatz zur Festplatten-Krise der Jahre 2011/12 gibt es für diese aufziehende Speicherkrise allerdings durchaus zeitnahe Lösungen: Entweder die südkoreanischen Speicherhersteller finden andere Zulieferer für die benötigten Chemikalien – die deutsche Chemie-Industrie dürfte hierbei sicherlich gern aushelfen können. Diese Lösung kostet erst einmal etwas Zeit und dürfte daher auch für einen gewissen Zeitraum anziehende Speicherpreise durch geringere Fertigungsmengen sehen. Alternativ könnten sich Japan und Südkorea natürlich auch noch innerhalb der vorhandenen Karrenzzeit einigen und das normale Geschäfts wieder aufnehmen, dann würde es nur kurzfristige Ausschläge am Spot-Markt geben, welche eher denn spekulativer Natur sind. Die Karrenzzeit für das ganze beträgt wohl einen Monat – so weit reichen üblicherweise die Vorratsmengen der bewußten Chemikalien bei den südkoreanischen Speicherherstellern. Wahrscheinlich ergibt sich damit schon zum Monatsende, in welche Richtung dieses Problem geht. In der Zwischenzeit kann man sich zugunsten einer sowieso anstehenden Anschaffung natürlich auch noch schnell mit DDR4-Speicher respektive SSDs eindecken – wobei genau diese Strategie bzw. die dahintersteckende Unsicherheit ganz automatisch zu anziehenden Preisen im Endkunden-Markt führen dürften, egal ob derzeit die Nachlieferungen noch die benötigte Mengen aufweisen.