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Hardware- und Nachrichten-Links des 15. Oktober 2018

Von HardOCP kommt der erste Test zu einer GeForce RTX 2070 – etwas vorfristig, denn der offizielle Start ist erst am 16. Oktober um wahrscheinlich 15 Uhr deutscher Zeit. Natürlich hat man hiermit kein NDA gebrochen, sondern sich die getestete Karte aus dem Handel besorgt – was in diesem Fall eine besondere Note hat, denn seit der (von HardOCP aufgedeckten) Geschichte um nVidias "GeForce Partner Program" stehen HardOCP und nVidia auf Kriegsfuß, wäre die Teststellung eines Presse-Samples durch nVidia an HardOCP ergo sowieso unwahrscheinlich. Die benutzte "MSI GeForce RTX 2070 Gaming X" tritt dabei ganz gut werksübertaktet an: Der Referenztakt zur GeForce RTX 2070 steht bei 1620 MHz (durchschnittlicher Boosttakt), die Founders Edition geht mit 1710 MHz ins Rennen, die MSI-Karte hingegen gleich mit 1830 MHz daher. Dies kommt allerdings nicht gänzlich unerwartet, denn gegenüber der GeForce RTX 2080 trägt die GeForce RTX 2070 leicht niedrigere Taktraten – was eigentlich wenig Sinn ergibt, bei kleineren Chips steigt üblicherweise das Taktratenpotential, sinkt in jedem Fall aber nicht ab. Gut möglich, das nVidia die GeForce RTX 2070 rein produktpolitisch mit zu niedrigen Taktraten ansetzt – was wiederum bedeutet, das Werksübertaktungen hier viel herausholen können bzw. das Übertaktungspotential relativ größer ist als bei den anderen Turing-Karten.

Weil alle drei benutzten Testkarten bei HardOCP allerdings Werksübertaktungen aufweisen, erreichen die angestellten Benchmarks nur wenig an allgemeingültigem Gewicht: Gegenüber der nur maßvoll werksübertakteten MSI GeForce GTX 1080 Gaming X liegt die MSI GeForce RTX 2070 Gaming X um immerhin +12,3% unter 8 Spiele-Benchmarks in der WQHD-Auflösung vorn, gegenüber der ebenfalls nur maßvoll werksübertakteten Asus Radeon RX Vega 64 Strix OC dann +14,9%. Im groben Maßstab passt dies durchaus zu den kürzlichen TimeSpy-Messungen der GeForce RTX 2070: Die reinen TimeSpy-Benchmarks liefen zwar besser für die GeForce RTX 2070, aber eingerechnet des generellen Vorteils der RTX-Karten unter dem TimeSpy-Test ist auf reale Spiele bezogen weiterhin nur ein Performancevorteil von etwas über +10% gegenüber der GeForce GTX 1080 zu erwarten. Da bei den HardOCP-Messungen wie gesagt überall noch verschiedenklassige Werksübertaktungen im Spiel sind (die Werksübertaktung der GeForce RTX 2070 von MSI speziell gegenüber der Founders Edition liegt allerdings auf dem Niveau der Werksübertaktungen der Vergleichskarten), kann man dies derzeit sicherlich nicht besser als "knapp das Ziel erreicht" werten. Wahrscheinlich kommt die GeForce RTX 2070 in der FE-Ausführung dann bei einem UltraHD Performance-Index von um die ~150% heraus – wie gesagt etwas mehr als +10% entfernt von GeForce GTX 1080 (132%) sowie Radeon RX Vega 64 (129%), und damit immer noch beachtbar von der GeForce GTX 1080 Ti (175%) entfernt.

Passend hierzu kommt von Tom's Hardware die Meldung, wonach gemäß nVidia die GeForce RTX 2070 Karten ihren Listenpreis (im Gegensatz zu GeForce RTX 2080 & 2080 Ti) dann auch wirklich einhalten sollen. Dies hatte sich angesichts einer kürzlich erwähnten UVP von 519 Euro zu einer (nicht werksübertakteten) MSI-Karte bereits angedeutet, laut Tom's Hardware soll diese Preissetzung laut "Branchenkreisen" aber tatsächlich auf einer Intervention durch nVidia (gegenüber den Grafikkarten-Herstellern) beruhen. Dies betrifft natürlich nur Karten nach dem Referenztakt oder mit minimaler Werksübertaktung – bei den Karten mit echter Werksübertaktung sind die Preise dann wieder "frei" und dürften sicherlich anfangs auf dem Niveau der Founders Edition liegen (639 Euro im nVidia-Shop). In jedem Fall soll hiermit das derzeit bei GeForce RTX 2080 & 2080 Ti zu sehende Trauerspiel vermieden werden, wo Karten unterschiedlichster Taktraten zu gleichen, allerdings durchgehend hohen Preisen angeboten werden. Insbesondere die mittels der Turing-Generation vorgenommene Chip-Unterteilung ("non-A" für nicht werksübertaktete Grafikkarten, "A" für werksübertaktete Grafikkarten) sollte eigentlich auch zu klaren Differenzen beim Preispunkt führen – was bislang wie bekannt nicht der Fall ist. Die nVidia-Intervention soll diese Problematik bei der GeForce RTX 2070 verhindern und ist demzufolge nur zu begrüßen. Natürlich sind hierfür dann auch überzeugende Liefermengen vonnöten – bei "Ausverkauft"-Notierungen helfen alle Herstellervorgaben nicht weiter und erhöht der Einzelhandel freischaffend einfach seine Preise.

Wenn andere durch diverse Fettnäppchen stapfen, will AMD nicht untätig daneben stehen – und hat demzufolge in China eine "Radeon RX 580 2048SP" ganz offiziell herausgebracht. Selbige wird auf AMDs Produkt-Webseiten (unterhalb der regulären Radeon RX 580) gelistet, bei Videocardz hat man zur Sicherheit einen Screenshot angefertigt. Die neue Polaris-Grafikkarte kommt mit 2048 Shader-Einheiten an einem 256 Bit GDDR5-Speicherinterface daher – also ganz so wie die Radeon RX 570. Selbst die Taktraten ähneln sich: Die "Radeon RX 580 2048SP" hat mit 1284 MHz einen um 40 MHz durchschnittlich höheren Boosttakt, sowie den exakt gleichen Speichertakt von 3500 MHz wie bei der Radeon RX 570. Das Taktraten-Niveau der regulären Radeon RX 580 wird also nirgendwo erreicht – faktisch handelt es sich also um ein minimal höher getaktetes Rebranding der Radeon RX 570. Jenes mag derzeit allein für den chinesischen Markt gedacht sein – aber auch dort braucht sich AMD eigentlich nicht die "fernöstliche Gerissenheit" befeuern, denn natürlich sind mit diesem Kartennamen dem Mißbrauch nachfolgend Tür und Tor geöffnet.

Selbiger kann potentiell über eBay und Aliexpress auch in die westliche Welt überschwappen – und eine als "Radeon RX 580" titulierte Karte mit nur 2048 Shader-Einheiten mag hierzulande als betrügerisch gelten, in Fernost jedoch den "cleveren Geschäftsmann" auszeichnen (und wahrscheinlich auch nicht illegal sein). Gerade weil hier im Gegensatz zu direkt gefälschten Grafikkarten die Möglichkeit besteht, auf halb-legalem Weg Betrügereien zu begehen, sollten sich die Hersteller normalerweise aus so etwas grundlegend heraushalten. Der einfachste und sinnvollste Weg wäre es, Verkaufsnamen von Hardware generell so zu gestalten, das nicht durch Weglassungen oder Verkürzungen der Anschein einer anderen (höherwertigeren) Hardware erweckt werden kann. So ein Suffix wie "2048SP" zu einem eigentlich definierten Verkaufsnamen wie "Radeon RX 580" darf hierbei als Exemplarbeispiel gelten, wie man es nicht macht. AMD sollte die Entscheidung zu dieser Karte besser noch einmal überdenken und zumindest in Zukunft andere Wege finden, speziell fernöstliche Bedürfnisse zu bedienen. Die frühere Radeon RX 470D ist das Gegenbeispiel einer gut gelungenen Lösung – so gut, das wir die Karte (seinerzeit) auch gern in der westlichen Welt gesehen hätten.

Wie Overclock3D in Berufung auf eine direkte Intel-Aussage berichten, wird der 28-Kern-Prozessor Xeon W-3175X nicht verlötet ausgeliefert – sondern mit einer Wärmleitpaste zwischen CPU-Die und Heatspreader. Dies irritiert sicherlich etwas angesichts des Punkts, das Intel gerade erst mittels Coffee-Lake-Refresh wie auch Skylake-X-Refresh zur durchgehenden Verlötung zurückgefunden hat. Andererseits zeigt es klar an, das dieser Xeon-Prozessor trotz der hohen Taktraten und des Status als ungelocktes CPU-Modell trotzdem nur der regulären Xeon-Fertigung auf Basis der originalen Skylake-X/SP-Linie entnommen wird – was sich letztlich auch schon daran ergab, das der Xeon W-3175X als einziger der neuen Intel-Prozessoren über keinerlei Hardware-Schutz gegenüber dem Themenkomplex "Meltdown & Spectre" verfügt (sondern nur Microcode- und Software-Fixes). Aus dieser Abstammung heraus ergibt sich wohl auch der Punkt der Nicht-Verlötung – so wie dies eben bei der kompletten Xeon-Produktionslinie derzeit so gehandhabt wird. Technisch mag diese Entscheidung nachvollziehbar sein, sinnvoll ist jene dagegen nicht: Der Xeon W-3175X ist sowieso ein reines Werbeprodukt – da sollte man dann auch alle Stellschrauben entsprechend anziehen. Am reinen Kostenaufwand kann es kaum liegen bei einem Prozessoren-Modell zu wahrscheinlich exorbianter Preislage – welche so hoch ist, das Intel den Preis vorab noch nicht einmal nennen wollte.