15

Hardware- und Nachrichten-Links des 13./14./15. März 2017

Videocardz haben zwei erste Benchmarkdatenbank-Einträge zu AMDs Vega 10 Grafikchip entdeckt: In erstem Fall handelt es sich um eine Eintragung beim CompuBench, in zweiten Fall bei der SiSoft Benchmarkdatenbank. Leider ergeben die dort gezeigten Benchmarkwerte noch nicht viel Sinn bzw. sind zu schlecht mit den Ergebnissen bekannter Grafikkarten vergleichbar – gerade auch, weil diese Benchmarks alle möglichen theoretischen Werte ausmessen und eben nicht dediziert die Spiele-Performance. Bezüglich technischer Daten gab es zudem nur Bestätigungen bereits bekannten Wissens: 64 Shader-Cluster sowie zwei HBM2-Speicherstacks mit insgesamt 8 GB HBM2-Speicher, was dann ein 2048 Bit HBM2-Speicherinterface ergibt, waren vorher schon bekannt. Die von SiSoft hierzu angezeigten 4096 Shader-Einheiten dürften zwar korrekt sein, darf man allerdings nicht als Bestätigung nehmen – SiSoft liest auch nur die 64 Shader-Cluster aus und rechnet dann anhand bekannter Werte hoch, kann aber die Anzahl der aktiven Shader-Einheiten eben nicht selber ermitteln.

Somit verbleibt als einzige neue Information die Taktraten-Nennung unter dem CompuBench – von maximal 1200 MHz Chiptakt. Dies ist erstaunlich wenig, denn wenn AMD mit dem Vega-10-Chip im Profi-Bereich wirklich 25 TFlops FP16-Rechenleistung (und damit 12,5 TFlops FP32-Rechenleistung) aufbieten will, dann muß zumindest die Profi-Lösung "Radeon Instinct MI25" mit mindestens 1500 MHz (maximaler) Chiptakt daherkommen. Normalerweise setzt man zudem bei Profi-Lösungen (gerade welchen mit passiver Kühlung) eher niedrigere Taktraten als im Consumer-Bereich an, aber jene 1200 MHz deuten nun wieder in eine gänzlich andere Richtung. Natürlich könnte AMD für diese allerersten Tests auch mit bewußt niedrigeren Taktraten angetreten sein – aber diese These hatte man im Vorfeld des Polaris-Launchs auch gehandelt, was sich im nachhinein als Fehlannahme herausgestellt hat. Mal schauen, wie sich das ganze entwickelt – sicherlich dürfte es nun mit der Zeit immer mehr Leaks zu Vega 10 und nachfolgend auch zu Vega 11 geben.

HT4U geben eine neue Wortmeldung seitens AMD zum Thema der Ryzen Spiele-Schwäche wieder: Nach Untersuchungen von AMD muß man den Threadscheduler von Windows von allen Vorwürfen freisprechen, jener arbeitet wie vorgesehen – und die bisherigen Verdächtigungen in diese Richtung hin basieren auf einer Analysesoftware, welche in früheren Versionen schlicht falsche Daten zu Ryzen anzeigte. Damit brechen natürlich auch alle Verschwörungstheorien in die Richtung, Microsoft (und eventuell im Hintergrund Intel) hätten AMD mit dem ausgefallenenen Patchday im Februar 2017 bewußt geschadet, in sich zusammen (neue Verschwörungstheorie: AMD will es sich nicht mit Microsoft verscherzen und nimmt deswegen die "Schuld" allein auf sich). Für AMD sind jedenfalls weiterhin die Anwendungsprogramme bzw. Spiele das Problem, so daß jene zuerst auf Ryzen angepasst werden müssen. Dies ist allerdings von beiden Möglichkeiten die weitaus schwierigere und vor allem wird dies eher erst im Laufe der Zeit passieren können.

Derzeit sehen wir jedenfalls noch keine Ankündigungen der Spiele- und Engine-Entwickler zu schnellen Ryzen-Patches – ergo ist diese Thematik auch nicht so trivial, als daß jene mal eben fix in Spieleengines zu berücksichtigen wäre. Die Chance, für bestehende Spiele noch Ryzen-Patches zu erleben, ist daher eher gering einzuschätzen (wobei sich AMD trotzdem hierum bemühen sollten) – die Spieleentwickler dürften sich allenfalls für zukünftige Titel mit diesem Thema beschäftigen. Nachteilig für Ryzen & AMD ist an dieser Stelle, daß der Ryzen-Rückstand bei der Spiele-Performance überhaupt nicht weltbewegend ist – und damit kein wirklich deutlicher Zwang für die Spieleentwickler herauskommt, jetzt unbedingt große Optimierungsarbeit für Ryzen zu leisten. So gesehen dürfte sich damit an der Ryzen-Performance kurzfristig nichts mehr ändern – und nur langfristig bei besser auf Ryzen sowie Achtkerner-CPUs angepassten Anwendungen & Spielen sich gewisse Vorteile einstellen. Prinzipiell sehen wir damit aber jetzt schon die Ryzen-Performance, wie sie letztlich ist – es wird also voraussichtlich kein zeitnah zur Verfügung gestellter "Wunder-Patch" das Performance-Bild noch einmal beachtbar ändern.

Die PC Games Hardware bringt verschiedene Angaben zur Die-Größe von Zeppelin (das für Ryzen 7 verwendete Die) ins Spiel – es geht von 192mm² über 195mm² bis zu 213mm² Chipfläche, wobei letztere Angabe der PCGH am wahrscheinlichsten vorkommt. Denn auch so schon arbeitet AMD beim Zeppelin-Die mit einer bemerkenswert hohen Packdichte von 22,5 Mill. Transistoren pro mm² – Intel kommt hier bei Broadwell-E nur mit 13,8 Mill. Transistoren pro mm² daher, selbst wenn der 14nm-Prozeß von GlobalFoundries natürlich nicht 1:1 mit dem 14nm-Prozeß von Intel vergleichbar ist. Jene Packdichte entspricht fast dem, was AMD bei der Polaris-Generation im Grafikchip-Bereich bereits erreicht hatte – für CPUs ist eine derart hohe Packdichte dennoch äußerst ungewöhnlich. Andererseits sind CPUs vom Flächen- und Transistoren-Anteil her auch immer massiv von ihren (großen) Caches abhängig, ist mit dieser Insgesamt-Zahl die Packdichte der reinen CPU-Kerne nur sehr unzuverlässig zu beschreiben.

Nochmals HT4U berichten über ein offizielles AMD-Statement, wonach die für Ryzen 7 1700X & 1800X in den Launchtests gemessenen Ryzen-Temperaturwerte zu hoch sein sollen – Ryzen 7 1700 ist hiervon hingegen nicht betroffen. Genauere Aussagen hierzu hat sich AMD leider gespart – eigentlich schade, denn AMD könnte hier einen der kleineren Kritikpunkte an Ryzen (vergleichsweise hohe CPU-Temperaturen) doch effektiv entschärfen. Der Planet 3DNow! vermelden hingegen einen augenscheinlichen Bug im Ryzen/Zeppelin-Die (möglicherweise auch nur im Compiler, dies ist noch nicht ganz sicher), sofern hochoptimierter FMA3-Code benutzt wird. Solcherart Bugs unter Spezialfällen sind nicht wirklich unüblich und werden von den CPU-Herstellern regelmäßig über Microcode-Updates unterbunden, die dann in die BIOS-Updates der Mainboard-Hersteller einfließen. In beiden Fällen ist allerdings der Eindruck eines vielleicht zu schnell durchgezogenen Launches nicht von der Hand zu weisen.

Exakt in diese Kerbe schlagen dann auch die Ausführungen eines (ungenannten) Mainboard-Herstellers bei Legit Reviews zum Ryzen-Launch: Nach dessen Statement hat AMD den Launch mit viel zu kurzer Vorbereitungszeit versucht zu realisieren, fast nur an die Ryzen-Prozessoren als solches und wenig an die insgesamte AM4-Plattform drumherum gedacht. Heraus kamen dann die bekannten Probleme mit Beta-BIOS-Versionen, einer wankelmütige Speicherkompatibilität, die vorgenannten Fehler bei den Temperaturmessungen, Unsicherheit ob dem Bedarf an eventuellen Windows-Patches und letztendlich eine nach wie vor schwache Verfügbarkeit von B350- und X370-Platinen – derzeit bekommt man eher einen Ryzen-Prozessor als ein dafür passendes Mainboard. AMD hat sich hierbei teilweise selber das Leben schwer gemacht, indem der Ryzen-Launchtermin zu nahe am chinesischen Neujahr liegt und zudem die Mainboard-Hersteller zu lange vom Zugang zu Ryzen-Prozessoren ausgeschlossen wurden. Laut Fazit des (ungenannten) Mainboard-Herstellers muß AMD anscheinend erst wieder lernen, eine CPU zu launchen – was eben dann doch etwas anderes als ein Grafikchip bzw. eine Grafikkarte ist.