2

Hardware- und Nachrichten-Links des 1./2. Dezember 2018

Zurückkommend auf die Grafikchip-Marktanteile im dritten Quartal 2018 bietet sich noch eine etwas bessere Erklärung für den erheblichen Marktumschwung mit gleich 10 Prozentpunkten Differenz gegen AMD und für nVidia an: Primär dürfte dies eine mathematische Folge des stark zurückgehenden Marktes im dritten Quartal 2018 sein, in welchem nVidia nur vergleichsweise wenig und AMD aber extrem viel an Verkäufen verloren hat. Insgesamt fielen die Stückzahlen zum Vorquartal um -19,2%, dabei hat nVidia aber nur um -6,0% verloren, AMD hingegen mit -42,5% fast um die Hälfte (hochgerechnet aus dem verfügbaren Zahlenmaterial). Anders formuliert hat AMD vorher doch in sehr viel stärkeren Maßstab von Verkäufen an Cryptominer profitiert – welche spätestens mit dem dritten Quartal 2018 als Kunden fehlen und AMD somit (unsanft) auf den Boden der Realität zurückgeholt haben. Dies zeigt dann auch eher darauf hin, das AMD demnächst wahrscheinlich auch nur ähnlich schwache Grafikkarten-Marktanteile holen kann, das die vernünftige Marktanteils-Entwicklung der letzten Zeit bei AMD nur auf der Cryptomining-Blase basierte und damit nicht dauerhaft sein konnte.

Add-in-Boards Q2/2018 Q3/2018 Veränderung
AMD ~4,42 Mio. (36,1%) ~2,54 Mio. (25,7%) -1,88 Mio. (-42,5%)
nVidia ~7,83 Mio. (63,9%) ~7,36 Mio. (74,3%) -0,47 Mio. (-6,0%)
insgesamt ~12,25 Mio. 9,9 Mio. -2,35 Mio. (-19,2%)
Hochrechnungen, basierend auf den Zahlen von Jon Peddie Research

Daneben ist zu diesem Themenkomplex noch eine interessante Information hinzuzufügen, welche sich indirekt aus dem Text bei Jon Peddie Research ergibt. Dort berichtet man von im letzten Quartal 9,9 Mio. verkaufter Desktop-Grafikkarten (Add-in-Boards), welche für einen Umsatz von über 2,5 Mrd. Dollar gesorgt haben. Dies ergibt letztlich einen durchschnittlichen Grafikkarten-Preis im dritten Quartal 2018 von ~255 Dollar – bezogen üblicherweise auf Einzelhandelspreise und vermutlich (typisch amerikanisch) ohne Mehrwertsteuer ausgewiesen (da jene ja sowieso überall unterschiedlich hoch ist). Dies ist ein stolzer Durchschnittspreis, immerhin gehen in diese Statistik auch die Millionen an LowEnd- und LowCost-Beschleuniger ein, welche in billigen Komplett-PCs zu Stückpreisen weit unter 100 Dollar/Euro verbaut werden. Andererseits hat deren Bedeutung in den vergangenenen Jahren klar abgenommen, gut zu sehen auch an den insgesamten Verkaufszahlen von Desktop-Grafikkarten – welche im Jahr 1999 ihren Peak bei 114 Mio. Stück hatten und derzeit pro Jahr nur noch bei ca. 45-50 Mio. Stück liegen.

Verloren haben bei diesem erheblichen Stückzahlen-Rückgang primär leistungslose Beschleuniger, während sich die Gamer-Gemeinde eigentlich immer mehr in Richtung potenterer und damit teurerer Beschleuniger aufgemacht hat. Insofern treiben zwar die weiterhin Millionen verbauter LowEnd- und LowCost-Beschleuniger den Durchschnitts-Preis nach unten, haben aber nicht mehr derart hohe Stückzahlen, um gleich total zu dominieren – und werden daher bei der Durchschnittsbildung von den überdurchschnittlich teuren Grafikkarten des HighEnd- und Enthusiasten-Segments egalisiert. Lange Rede, kurzer Sinn: Im Gegensatz zu einigen früher vermeldeten Durchschnittspreisen erscheinen jene aktuell ~255 Dollar pro Desktop-Grafikkarte als passabel glaubwürdig. Dies zeigt letztlich darauf hin, das die Marktsegmente LowCost/LowCost über Mainstream/Midrange zu HighEnd/Enthusiast im groben Maßstab derzeit ungefähr gleich groß sein sollten. Zumindest sollte das HighEnd/Enthusiast-Segment nicht derart klein sein, das es mit den erreichten Stückzahlen keinen beachtbaren Einfluß auf diese Durchschnittspreise mehr nehmen kann – ansonsten wäre es (wie gesagt angesichts der LowEnd- und LowCost-Karten) schlicht nicht möglich, auf diesen nicht gerade niedrigen Durchschnittspreis zu kommen.

Die DigiTimes erwartet eine deutliche Verbesserung der 14nm-Lieferprobleme von Intel im kommenden ersten Quartal 2019, was dann zu einem starken Jahresanfangs-Geschäft für die taiwanesische Computer-Industrie führen soll. Noch ist hiervon allerdings nicht zu sehen, die Straßenpreise für Coffee-Lake-Prozessoren sind derzeit auch weiterhin grob auf dem Stand von Mitte November, hat sich in der Zwischenzeit also kein weiterer Preisrückgang in Richtung der "Normalpreise" ergeben. Faktisch dürfte sich dieser Effekt einen gewissen Preisrückgangs zwischen Oktober und November auch nur daran ergeben haben, das die Core i-8000 Prozessoren nunmehr die "ältere" Generation darstellen, womit das Augenmerk der Hardware-Käufer eher auf die neueren Core i-9000 Prozessoren geht – deren Straßenpreise (mit der Ausnahme des Core i5-9600K) allerdings nahezu unverändert zu deren Launch einfach nur hoch sind. Wenn sich dies über beachtbare Intel-Nachlieferungen ab dem ersten Quartal 2019 dann wieder etwas zurückpegeln kann, wäre dies nur gut zugunsten einer fairen Beurteilung der Core i-9000 Serie – wobei damit dennoch die (schon früher in Branchenkreisen geäußerte) Befürchtung offensteht, das wirklich normale Prozessoren-Preise bei Intel wohl doch erst im zweiten Quartal 2019 zu erwarten sind.

Mit einer bislang wenig beachteten Meldung haben Tom's Hardware mehr zum Zen-2-Releasetermin im Server-Bereich herausgefunden: Danach sollen laut einem Mainboard-Hersteller entsprechende Server-Mainboards erst im dritten Quartal 2019 antreten – wobei hiermit die neuen Mainboards mit Support von PCI Express 4.0 gemeint sind, welche also auch wirklich neu aufgelegt werden müssen. Zen 2 dürfte natürlich auch in früheren Mainboards der Sockel AM4, TR4 und SP3 funktionieren, dann eben ohne die neuen Funktionalitäten – wie PCI Express 4.0. Jene Terminangabe kann man allerdings durchaus auch auf die Prozessoren selber beziehen, denn die Mainboard-Hersteller dürften AMD (gerade auch angesichts der ausreichenden Vorlaufzeit) kaum warten lassen, sprich Server-Prozessoren und neue Server-Mainboards gibt es wohl zeitgleich. Damit würden die Zen-2-basierten Server-Prozessoren allerdings wirklich erst im dritten Quartal 2019 erscheinen – was natürlich eine offizielle Vorstellung schon auf der Computex Anfang Juni 2019 nicht ausschließt, aber der Auslieferungstermin liegt dann kaum vor dem Juli 2019.

Da AMD bei Zen 2 ganz augenscheinlich die Server-Prozessoren vorzieht und dies wegen des erst allmählichen Anlaufens der 7nm-Fertigung (für PC-Chips) bei TSMC auch sehr viel Sinn macht (zuerst wird das Marktsegment mit den geringen Volumen bedient), läuft dies letztlich darauf hinaus, das die Desktop-Modelle von Zen 2 nur in einer optimalen Variante noch zum Ende des dritten Quartals 2019 kommen, möglicherweise aber auch erst im vierten Quartal 2019. Zumindest wenn AMD bei den Desktop-Modellen auch auf das Chiplet-Konzept vertraut, erscheint diese terminliche Auflösung als folgerichtig. Ein monolithisches Design hat hingegen eine kleine Seitenchance auf einen früheren oder wenigstens zeitgleichen Start – und dennoch ist dies nicht wirklich wahrscheinlich, denn AMD hat derzeit augenscheinlich Server-Samples in der Hand, von Desktop-Samples ist bislang noch nichts zu sehen. Natürlich sind solcherart Terminaussagen immer ausreichend vage, auf das man sich um 1-2 Monate irren kann – aber vor dem Frühsommer 2019 sollte man besser nichts von Zen 2 erwarten. Und auch dann gilt weiterhin die Regel: Die niedrigvolumigen Server-Prozessoren zuerst, die hochvolumigen Desktop-Prozessoren kommen sicher etwas später.