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Hardware- und Nachrichten-Links des 10. Juli 2015

Die Radeon R9 Fury scheint nun ja einen ziemlich guten Launch hinzulegen – die Performance ist nahe der Radeon R9 Fury X, ausreichend weit weg von der GeForce GTX 980, zudem ist die Geräuschbelastung erstaunlich niedrig für eine luftgekühlte Karte. Und trotzdem verwundert etwas, daß AMD hier Knall auf Fall den eigentlich offiziell auf den 14. Juli angesetzten Launch um vier Tage vorgezogen hat – und zwar zuungunsten der Hardware-Tester, welche die Karten deswegen auch nicht vier Tage früher bekommen haben, sondern einfach nur ungezählte Nachtschichten einschieben mussten. Wir können uns jedenfalls an keinen Launch erinnern, weil welchem solche Schwergewichte wie AnandTech, TechPowerUp und der Tech Report alle zugleich nicht pünktlich auf die Sekunde zum NDA-Fall einen Testbericht online hatten – sondern allesamt erst später am Tag ihren Bericht herausbrachten. Dies ist aber aufgrund der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit auch kein Wunder, bei Hardwareluxx kam das Testsample erst am Mittag des Launch-Tages (!) an – bei anderen oxidiert das Testsample sogar noch irgendwo beim Lieferdienst. Ein wohlorganisierter Launch sieht anders aus – und daß AMD hier keine Testsamples stellt, weil es kein Referenzdesign gibt, darf als Argument niemals durchgehen: AMD stellt die grundsätzliche Hardware vor, gibt Termine und Spezifikationen vor – ergo hat man auch dafür zu sorgen, daß die Hardware-Redaktionen ausreichend Testsamples mit einem ausreichenden Testzeitraum bekommen.

Eigentlich hatte man gehofft, daß sich unter der neuen Chefin Lisa Su da einiges bei AMD ändert – dem ist derzeit aber augenscheinlich noch nicht so bzw. vielleicht steht dies auch erst zum jetzigen Zeitpunkt auf der To-Do-Liste. In jedem Fall ist es schade, wenn so etwas ausgerechnet bei von den Hardware-Testern ziemlich gut bewerteten Produkt passiert – die Radeon R9 Fury hätte anstatt dieses mittelprächtigen Launches mit einem Dutzend Testberichten zum NDA-Fall samt einigen Nachzüglern im weiteren Verlauf des Tages sicherlich eher einen breitgewalzten Launch mit drei Dutzend Testberichten (möglichst nicht immer nur von derselben Sapphire-Karte) direkt zum NDA-Fall verdient gehabt. Wir geben gern zu, daß drei Dutzend gegenüber einem Dutzend Testberichte kaum noch einen journalistischen Mehrwert bieten – aber für AMD würden jene mehr Nutzer-Aufmerksamkeit erzeugen, ein Punkt, den AMD derzeit sicherlich gut gebrauchen kann. AMD sollte dringend daran arbeiten, diese wirklich vermeidbaren Fehler abzustellen – nVidia liegt weit vor, und da muß man als kleinerer Kontrahent faktisch perfekt arbeiten, um noch eine Chance zu erhalten.

Heise berichten über eine Erklärung bzw. sogar halbe Anleitung eines Hackers, wie jener eine Hintertür in das UEFI des Intel-Mainboards DQ77KB einbaut. Was der Hacker dafür an Aufwand hat, ist durchaus nicht trivial, auch funktioniert sein Hack eben nur auf diesem einzelnen Intel-Mainboard und müsste für jedes andere Mainboards entsprechend modifiziert werden – das ganze ist also weniger etwas für den Massengebrauch, wo man möglichst billig möglichst viele Nutzer abzockt. Im Maßstab von Unternehmen, Behörden und Regierungen ist die Bedrohungslage durch diesen Hack dagegen sehr ernst zu nehmen, da sich hier oftmals der Aufwand lohnt, explizit nur für ein einzelnes Ziel zu programmieren. Am Ende erhält man dafür eine auf dem Zielsystem unsichtbare Backdoor, deren Existenz man nur mittels übergeordneter Sicherheitssysteme eventuell erahnen kann. Ausgangslage des ganzen Hacks ist im übrigen eine schlechte Absicherung und zu viele Zugriffsrechte des "System Management Mode" (SMM) des Intel-UEFIs, mit welchem regulärerweise die Energieverwaltungs-Funktionen des PCs ausgeführt werden – primär die verschiedenen Stromspar-Modi der eingesetzten Prozessoren angesteuert werden.

Nochmals Heise vermelden eine Änderung Microsofts zum Verhalten von Windows 10 bei funktionellen Updates. Kürzlich war hierzu berichtet worden, daß Windows 10 Enterprise über eine Möglichkeit verfügen würde, diese funktionellen Updates gänzlich abzuschalten – und damit nicht nur zu verschieben wie bei Windows 10 Pro & Education. Dem ist leider nicht so, das reguläre Windows 10 Enterprise wird sich in dieser Frage nur wie die Pro- und Education-Versionen verhalten. Microsoft lagert die Long-Term-Support-Funktionalität vielmehr in eine extra "Windows 10 Enterprise 2015 LTSB" Version aus – welche vermutlich sogar 10 Jahre zu diesem Software-Stand mit Sicherheits-Updates unterstützt werden wird. Welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um an so eine LTSB-Version herauszukommen, ist noch nicht klar – da es aber schon die normalen Enterprise-Versionen eigentlich nur im Rahmen einer Volumenlizenz gibt, dürften nur die wenigsten Normalsterblichen in den Genuß der Möglichkeit kommen, frei zu entscheiden, ob man Microsofts kommende funktionelle Updates (inklusive aller Irrtümer und Irrwege) wirklich mitmacht.

Laut den Marktforschern von Gartner ist der weltweite PC-Markt im zweiten Quartal um satte 9,5% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen – der härteste Quartalsverlust seit dem Jahr 2013 auf dem Höhepunkt des Tablet-Booms. Damit wird es immer wahrscheinlicher, daß auch das Gesamtjahr 2015 nicht etwa ein ungefähres Pari zu 2014 bringt, wie zum Jahresanfang noch teilweise prognostiziert – sondern einen ähnlich starken Abschwung wie im Gesamtjahr 2014 zu verzeichnen hat. Der Hauptgrund für den heftigen Abschwung im zweiten Quartal dürfte wohl der baldige Launch von Windows 10 sein – die Hersteller versuchen vorher ihre Läger an "Altgeräten" zu leeren, selbst wenn Windows 10 problemlos auf allen jetzt verkauften PC-Systeme installierbar bzw. upgradbar sein sollte. Hinzu kommt der Punkt der nahenden Skylake-Architektur von Intel, welche mit einer komplett neuen Plattform auch komplett neue PCs & Notebooks ergibt. Beide Faktoren dürften die Hersteller sehr vorsichtig bei Nachproduktionen werden lassen – um eben nicht unnötige Lagerbestände an "Altmaterial" zu verhindern. Mit dem Launch von Windows 10 und Skylake könnte dies dann aber auch schnell ins Gegenteil umschlagen: Die Läger müssen wieder gefüllt werden, es wird eventuell mehr nachbestellt als ansonsten üblich. Mit etwas Glück kommen für die PC-Hersteller also zwei vernünftig bis gut laufenden Quartale daher – gebrauchen könnte man jene angesichts von ständigen Rückschritten im PC-Geschäft durchaus.