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Hardware- und Nachrichten-Links des 1. Juni 2021

AMD hat auf der Computex neben den großen anderen Ankündigungen – Radeon RX 6000M Serie, DLSS-Kontrahent "FSR" sowie 3D V-Cache für Zen 3 auch die Freigabe einiger seiner Cezanne-basierten Desktop-APUs für das Retail-Geschäft angekündigt: Die bereits im April für OEMs vorgestellten Modelle Ryzen 5 5600G & Ryzen 7 5700G werden somit ab 5. August auch im Einzelhandel erhältlich sein. An den technischen Daten ändert sich gegenüber den OEM-Ausführungen nichts, im Retail-Handel werden diese APUs dann jeweils mit "Wraith Stealth" Kühler gebundelt. Die angesetzten Listenpreise sind für APU-Verhältnisse ziemlich hoch, allerdings hatte AMD bislang auch keine APUs mit mehr als vier CPU-Kernen im offiziellen Retail-Angebot (Ryzen 4000G gab es nur als Pro-Ausführung inoffiziell bei den Einzelhändlern).

Abst. Kerne Takt L2+L3 TDP/PPT Kühler iGPU Liste Release
Ryzen 9 5950X Vermeer 16C/32T 3.4/4.9 GHz 8+64 MB 105/142W keiner keine $799 5. Nov. 2020
Ryzen 9 5900X Vermeer 12C/24T 3.7/4.8 GHz 6+64 MB 105/142W keiner keine $549 5. Nov. 2020
Ryzen 9 5900 Vermeer 12C/24T 3.0/4.7 GHz 6+64 MB 65/88W OEM-Modell keine rein OEM 12. Jan. 2021
Ryzen 7 5800X Vermeer 8C/16T 3.8/4.7 GHz 4+32 MB 105/142W keiner keine $449 5. Nov. 2020
Ryzen 7 5800 Vermeer 8C/16T 3.4/4.6 GHz 4+32 MB 65/88W OEM-Modell keine rein OEM 12. Jan. 2021
Ryzen 7 5700G Cezanne 8C/16T 3.8/4.6 GHz 4+16 MB 65/88W Wraith Stealth Vega 8 $359 5. Aug. 2021
Ryzen 5 5600X Vermeer 6C/12T 3.7/4.6 GHz 3+32 MB 65/88W Wraith Stealth keine $299 5. Nov.2020
Ryzen 5 5600G Cezanne 6C/12T 3.9/4.4 GHz 3+16 MB 65/88W Wraith Stealth Vega 7 $259 5. Aug. 2021
Ryzen 3 5300G Cezanne 4C/8T 4.0/4.2 GHz 2+8 MB 65/88W OEM-Modell Vega 6 (derzeit) rein OEM 13. April 2021

Zudem fungieren diese Retail-APUs nunmehr auch als Ersatz der (dato nicht vorhandenen) non-X-Modelle der Ryzen 5000 Serie. Somit gibt AMD mit dem Ryzen 7 5700G (3.8/4.6 GHz) immerhin 90 Dollar Rabatt gegenüber dem Ryzen 7 5800X (3.8/4.7 GHz), beim Ryzen 5 5600G (3.9/4.4 GHz) sind es gegenüber dem Ryzen 5 5600X (3.7/4.6 GHz) noch 40 Dollar. Als Vorteil haben die APUs jeweils noch eine (gerade in diesen Zeiten) durchaus nutzvolle integrierte Grafik mit an Bord, als Nachteil nur die Hälfte an Level3-Cache sowie weiterhin nur PCI Express 3.0 (mit allerdings wenigstes 16+4 Lanes, im Gegensatz zu den Mobile-APUs). Zudem steht natürlich zu erwarten, dass mit dem Verkaufsstart die Einzelhandels-Preise auf Höhe der Listenpreise starten – während die Sechs- und Achtkerner der regulären Ryzen 5000 Serie inzwischen bereits beachtbar unterhalb ihrer Listenpreise erhältlich sind. Die genauen Preis- und Performance-Unterschiede zu ermitteln, wird Aufgabe entsprechender Launchreviews zum 5. August sein – insofern AMD hierzu einen regulären Launch mit der Stellung von Testsamples ansetzt.

Der Umstand, dass AMD seine eigenen Benchmarks zur Radeon RX 6000M Serie nicht auf wirklich vergleichbaren Stromverbrauchs-Werten angesetzt hat, kam auf Twitter zum einen nicht gut an, hat zum anderen aber auch Fragen nach der Korrektheit dieser Angaben nach sich gezogen. Laut der ComputerBase, woher diese Angaben stammen, stimmt dies jedoch alles: AMDs eigenes Test-Gerät mit Radeon RX 6800M lief auf 145 Watt Base-TGP und sogar (zusätzlichen) 15% (nicht 15W, wie ursprünglich berichtet) dynamischen Spielraum. Auf nVidia-Seite hatte AMD dann ein Asus ROG Strix Scar 15 verwendte, welches sowohl laut Asus-Webseite als auch der Übersichtsliste bei Notebookcheck mit 115W Base-TGP sowie 15W dynamischen Spielraum operiert. Eine Restchance auf einen Irrtum besteht natürlich weiterhin – denn nur AMD kann letztlich aufklären, welches Setting beim konkreten Test tatsächlich anlag.

Anderseits ist es vom Prinzip her unwahrscheinlich, dass AMD mit nur 40 Shader-Clustern (Radeon RX 6800M) auf dieselbe Performance kommt wie nVidia mit gleich 48 Shader-Clustern (GeForce RTX 3080 Laptop), selbst angenommen einer höheren Energieeffizienz erscheint dies als zu großer Hardware-Unterschied. Ob AMD jedoch überhaupt eine höhere Energieeffizienz im Mobile-Segment aufweist, muß sich erst noch erweisen. Im Desktop ist dies trotz klar besserer Fertigung (7nm TSMC vs. 8nm Samsung) nicht wirklich das Fall – aber natürlich liegen die Dinge im Mobile-Segment immer noch ein wenig anders. Nichtsdestotrotz hat AMD hierbei sogar die schlechteren Karten, denn nVidia hat zweifelsfrei mehr Erfahrung darin, seine Mobile-Lösungen möglichst energieeffizienz auf Performance zu bringen, während AMD gerade erst aus einer Phase herauskommt, wo man das Mobile-Segment mit seinen Grafiklösungen jahrelang links liegengelassen hatte.

Notebookcheck haben sich nun auch dieser Performance-Frage zugewandt und hierzu die bereits von einigen Seiten vorliegenden Testberichte zu ersten Notebooks mit Radeon RX 6000M Mobile-Grafiklösungen studiert bzw. mit eigenen Benchmarks verglichen. Dabei zeigte sich genauso das Bild, dass eine auf maximaler TGP von 160W laufende Radeon RX 6800M nur dann mit GeForce RTX 3080 Laptop-Lösungen mithalten kann, wenn die nVidia-Lösung auf deutlich niedrigerer TGP läuft – im konkreten Beispiel sogar auf einer Max-TGP von nur 100 Watt. nVidia-Lösungen mit gleichwertig hoher TGP kommen dann laut Notebookcheck jeweils beachtbar besser heraus. Die Ergebnisse der vorliegenden Testberichte zur Radeon RX 6000M sind allerdings nicht einheitlich, bei Dave2D @ YouTube soll auf beiderseits 140W TGP tatsächlich ein grober Performance-Gleichstand herrschen. Allerdings liefern die allermeisten der vorliegenden Testberichte keine besonders präsisen Angaben zur Frage der TGPs: Und immer dann, wenn nur ein einzelner Wert angegeben wird, verbleibt das Restrisiko, was damit gemeint sein könnte (Base-TGP oder Max-TGP) und ob der Tester überhaupt diese Differenz verinnerlicht hat.

Generell ist zu empfehlen, für Notebook-Tests immer beide Werte anzugeben – oder halt die Base-TGP samt dynamischen Spielraum. Letzterer ist eben nicht gleichwertig zur Base-TGP, weil hierfür immer nur dynamisch TDP-Reserven von der CPU abgezogen werden und somit die Performance-Effizienz dieser TDP-Umschichtung anzunehmenderweise niemals ähnlich hoch ist wie bei einer entsprechend höheren Base-TGP. Noch besser ist es, die offiziellen Stromverbrauchswerte zudem gleich selber nachzuprüfen, normalerweise läßt sich eine maximal zulässige Strombelastung (bei ausreichender Kühlung) mit entsprechenden Volllast-Benchmarks jederzeit nachstellen. Dabei könnte man sogar erkennen, ob das Notebook nicht viel eher in ein Temperatur-Limit läuft und somit nicht die volle Performance gemäß seiner TGP-Klasse erreichen kann. All dies sind für den Notebook-Käufer sicherlich wertvolle Informationen – bedingen aber natürlich, das man sich seitens der Hardwaretester mit dem Themenkomplex TGP & Power-Limitierung wirklich auseinandersetzt.

Nebenbei ergeben sich mit der Veröffentlichung der Radeon RX 6600M ein paar Antworten & Fragen zum zugrundeliegenden Navi-23-Chip: Die von AMD offiziell genannten 32 MB "Infinity Cache" jener Mobile-Lösung deuten an, dass jener Grafikchip über exakt diese Menge verfügt, so wie es die Gerüchteküche zuletzt vermeldet hat. Die nur 28 Shader-Cluster der Radeon RX 6600M lassen allerdings die Möglichkeit offen, dass auch dies schon den Vollausbau des Navi-23-Chips darstellt – dass jener also nicht mit gleich 32 Shader-Clustern antritt. Sicher ist diese Auslegung allerdings nicht, AMD könnte sich hier auch bewußt zugunsten einer Salvage-Lösung für die Radeon RX 6600M entschieden haben. In Frage gestellt ist zudem die Anzahl der ROP-Einheiten mit 32 oder 64: Die kleinere Zahl wurde bislang zu Navi 23 kolportiert, die größere Zahl findet sich nun jedoch auf der offiziellen Produkt-Webseite zur Radeon RX 6600M (wobei Copy&Paste-Fehler nie auszuschließen sind).

Auch wenn die mittels AMDs FSR-Feature erreichbare Bildqualität derzeit nur höchst schwer zu beurteilen ist (und dies eine Hauptaufgabe der Hardwaretester zum offiziellen Launch am 22. Juni darstellt), gibt es doch allein schon auf Basis von AMDs Video-Material beachtbare Bedenken gegenüber diesem Feature. In unserem Forum wird auf Bildausschnitte aus AMDs 4K-Video zu FSR hingewiesen, welche in der bestmöglichen FSR-Qualität doch erhebliche Bildqualitäts-Verluste offenbaren. Die nachfolgende Grafik zeigt nur den interessanten Ausschnitt, die rot eingekringelten Abschnitte sind zum Vergleich gedacht. Die angesetzte JPG-Komprimierung ist ausreichend hoch gewählt, es werden alle Bildqualitäts-Differenzen zwischen nativem Rendering und FSR=on einwandfrei wiedergegeben. Mit dieser FSR-Bildqualität wird es ehrlicherweise schwierig, sich mit nVidias DLSS zu messen – welches mit der Version 2.0 unter der höchsten Bildqualität bestenfalls nur noch geringe Differenzen zum nativen Rendering aufzeigt.