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Die nVidia-Geschäftsergebnisse im vierten Quartal sowie Gesamtjahr 2023

nVidia hat seine Geschäftsergebnisse für das sinngemäß vierte Quartal 2023 veröffentlicht, welches bei nVidias abweichendem Geschäftskalender von November 2023 bis Januar 2024 lief und dabei das vierte Geschäftsquartal des damit zu Ende gehenden Finanzjahres 2024 (exakt) darstellt. In diesem Zeitraum konnte nVidia einmal mehr enorm nach vorn gehen, die vorherige Prognose von 15,1 Mrd. Dollar Quartals-Umsatz wurde mit real 22,1 Mrd. Dollar weit übertroffen. Dies sind gegenüber dem Vorquartal schon wieder +22% oder gute 4 Mrd. Dollar mehr – allein die Steigerung der absoluten Zahl entspricht dabei grob einem ganzen Quartalsumsatz des Jahres 2020 (oder einem Jahresumsatz von anno 2013). Sowohl der nominelle Gewinn als auch der operative Gewinn nach non-GAAP zogen mit +33% bzw. +28% in ähnlichem bzw. eigentlich sogar leicht besserem Maßstab mit. Alle Störeffekte – vornehmlich die US-Exportsanktionen gegenüber China – haben nVidia somit nicht wirklich aufhalten können, das Unternehmen geht (bislang) weiterhin im Galopp nach vorn.

Q4/2022 Q1/2023 Q2/2023 Q3/2023 Q4/2023
Umsatz 6051 Mio. $ 7192 Mio. $ 13'507 Mio. $ 18'120 Mio. $ 22'103 Mio. $
(nomineller) Gewinn 1414 Mio. $ 2043 Mio. $ 6188 Mio. $ 9243 Mio. $ 12'285 Mio. $
Bruttomarge 63,3% 64,6% 70,1% 74,0% 76,0%
operativer non-GAAP-Gewinn 2224 Mio. $ 3052 Mio. $ 7776 Mio. $ 11'557 Mio. $ 14'749 Mio. $

Damit ergeben sich insbesondere im Vergleich zum Vorjahreszeitaum teils astronomische Steigerungen: Beim Umsatz +265%, beim nominellen Gewinn +769% sowie beim operativen non-GAAP-Gewinn +563%. nVidia erreichte somit innerhalb nur eines Jahres auf das Quartal gesehen den 3,7fachen Umsatz sowie den 8,8fachen Gewinn. All dies hat natürlich allein den Grund im aktuellen KI-Boom, die anderen Sparten trugen nur maßvoll zu nVidias Wachstum hinzu. Gegenüber dem Vorquartal bewegte sich in nVidias "Nebensparten" eigentlich gar nichts, während hingegen zum Vorjahreszeitraum sowohl Gaming-Sparte als auch Quadro-Sparte gut zulegen konnten. Dies hat jedoch seine Erklärung in zwei Sondereffekten: Bei der Gaming-Sparte war zum Vorjahreszeitraum noch der Kater nach dem Ende des Cryptomining-Hypes präsent, das seinerzeitige Geschäft war somit untypisch schwach. Und die Quadro-Sparte profitiert sicherlich vom KI-Hype, deren Produkte werden dafür genauso gern (unterstützenderweise) eingesetzt.

Umsätze Q4/2022 Q1/2023 Q2/2023 Q3/2023 Q4/2023
Gaming  (GeForce & Switch) 1831 Mio. $ 2240 Mio. $ 2486 Mio. $ 2856 Mio. $ 2865 Mio. $
Data Center  (HPC/KI) 3616 Mio. $ 4284 Mio. $ 10'323 Mio. $ 14'514 Mio. $ 18'404 Mio. $
Professional Visualization  (ex-Quadro) 226 Mio. $ 295 Mio. $ 379 Mio. $ 416 Mio. $ 463 Mio. $
Auto  (Tegra) 294 Mio. $ 296 Mio. $ 253 Mio. $ 261 Mio. $ 281 Mio. $
OEM & Other 84 Mio. $ 77 Mio. $ 66 Mio. $ 73 Mio. $ 90 Mio. $

Insgesamt betrachtet läßt sich damit sagen, dass nVidia eine klare "HPC/KI-Firma" geworden ist: Alles andere daneben ist wirklich nur noch Nebengeschäft, wenn die DataCenter-Sparte im abgelaufenen Quartal mehr als 6mal so groß wie die Gaming-Sparte ist (oder auch der quartalsweise Zuwachs der DataCenter-Sparte deutlich größer als die gesamte Gaming-Sparte ausfällt). Und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen, denn für das laufenden ersten Quartal prognostiziert nVidia einen weiteren Umsatzzuwachs auf dann 24,0 Mrd. Dollar (±2%), vermutlicherweise erneut getragen vom Geschäft mit KI-Beschleunigern. Für den weiteren Jahresverlauf sind dann durchaus noch höhere Zahlen zu vermuten, immerhin ist das erste Jahresquartal gewöhnlich nie besonders geschäftsträchtig. Wie weit es noch hinausgeht, ist natürlich ungewiss, irgendwann kann auch der aktuelle KI-Boom an ein gewisses Ende kommen.

Für den Augenblick hat es aber ausgereicht, um nVidia innerhalb von nur vier Jahren auf die grob 6fache Umsatzgröße empor zu schießen. Interessanterweise war hierfür der aktuelle KI-Boom nicht allein verantwortlich: Im Jahr 2020 gab es den IT-Boom der Corona-Zeit, im Jahr 2021 dann den Cryptomining-Hype – und erst nachfolgend zog dann zuerst das HPC-Geschäft und später das KI-Geschäft maßgeblich an. Es bleibt abzuwarten, wie dieser enorme Größen- und Bedeutungs-Zuwachs das Unternehmen mittel- und langfristig verändern wird. Aus dem wichtigen, aber eigentlich nur mittelgroßen Chip-Entwickler der Jahre vor 2020 ist nunmehr eines der nur sechs Unternehmen auf der Welt mit einem Aktienwert von über einer Billion Dollar (im Englischen eine Trillion Dollar) geworden (die anderen: Meta (Facebook), Alphabet (Google), Amazon, Apple & Microsoft).

Und auch ganz unabhängig von Aktienwerten hat nVidia mit dem Jahresergebnis 2023 den großen Sprung hinbekommen, und Intel als den seit Ewigkeiten klar führenden der drei großen Chipentwickler im PC-Bereich entthront. Dies basiert teilweise natürlich auch auf einer Schwächephase seitens Intel, denn an Intels Umsatzrekorde aus den Jahren 2019/20 kommt nVidia derzeit (noch) nicht heran (mittels der abgegebenen Progose für das erste Quartal wäre dies jedoch im Jahr 2024 anpeilbar). Aber gerade angesichts des überdeutlichen Umsatz-Unterschieds in den Jahren vor 2020 ist dies eine bemerkenswerte Entwicklung: Da lagen AMD wie nVidia über viele Jahre bei weit unter einem Zehntel (!) des Intel-Umsatzes. Selbst in der Zeit vor dem KI-Boom blieb immer noch ein gehöriger Abstand – welcher dann aber im Jahr 2023 allein durch den KI-Boom komplett hinweggefegt wurde.