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AMD Vega 10 offiziell mit 4096 Shader-Einheiten und ~1550 MHz Chiptakt bestätigt

Auf seinem diesjährlichen "Financial Analyst Day" hat AMD mit der "Radeon Vega Frontier Edition" eine erste Vega-basierte Grafikkarte angekündigt – welche allerdings klar dem Profi-Bereich zuzuordnen ist. Mittels der Radeon Vega Frontier Edition will AMD ab Ende Juni in den Zweikampf mit nVidia im DeepLearning-Bereich gehen, hierfür steht eine doppelte HalfPrecision-Performance zur Verfügung (offizielle Rechenleistung bei ~13 TFlops HalfPrecision sowie ~25 TFlops SinglePrecision). Ohne, daß es explizit genannt wurde, basiert diese neue Profi-Karte von AMD natürlich auf dem Vega-10-Chip, welcher nachfolgend auch im Gamer-Segment Verwendung finden wird. Hierbei hat AMD wichtige Eckdaten des neuen Grafikchips nunmehr offiziell bestätigt (auch wenn jene vorab bereits inoffiziell bekannt waren): So kommt Vega 10 mit 4096 Shader-Einheiten an einem 2048 Bit HBM2-Speicherinterface (2 Stacks HBM2) daher, die Taktraten des Profi-Modells belaufen sich auf ~1550/940 MHz.

Die Taktraten sind aufgrund der nur gerundet angegebenen Rechenleistungs-Werte noch leicht in der Schwebe, die Zielrichtung dessen ist allerdings klar – das Taktraten-Ziel von Vega wird in jedem Fall erreicht. Die auf gleicher Chipbasis zu erwartenden Gaming-Lösungen könnten dann noch leicht höher takten, denn bislang gab es bei AMD eher die Tendenz, das die Profi-Modelle die Taktraten nie ganz so deutlich ausgefahren haben wie die Consumer-Modelle. Dies wäre mit einer TDP-Angabe zur Radeon Vega Frontier Edition besser einzuschätzen, um jene hat AMD sich allerdings (bisher) gedrückt. Ein niedrigerer Chiptakt zumindest beim Spitzen-Modell des Consumer-Bereichs würde in jedem Fall stark überraschen. Bezüglich der im Consumer-Bereich verfügbaren Speichertakte muß man dagegen abwarten – das nicht ganz erfüllte Versprechen auf 1000 MHz Speichertakt kann man als Andeutung darauf verstehen, das solch hochgetaktete HBM2-Speicherchips derzeit einfach noch nicht lieferbar sind. Beim mengenmäßig (viel) größerem Bedarf des Consumer-Segments kann es dann durchaus vorkommen, das AMD zu noch niedrigeren Speichertaktungen bei den Gaming-Modellen gezwungen wird – einfach, weil nichts besseres (in Menge) verfügbar ist.

Davon abgesehen hat AMD die Radeon Vega Frontier Edition im Laufe der FAD-Präsentation sogar durch einige Spiele-Benchmarks geschickt, wobei hier keinerlei vergleichbare Werte aufgestellt wurden. Sniper Elite 4 lief unter UltraHD mit 60-70 fps, bei Rise of the Tomb Raider zeigte man durch das HBCC-Feature um den Faktor 3 gestiegene Minimum-fps. Dies dürfte dann eher nur für Szenen gelten, wo der Grafikkartenspeicher zu Ende geht – so gesehen ein interessanter Effekt, welcher allerdings noch besser beleuchtet werden muß. Angesichts der auf der Radeon Vega Frontier Edition verbauten 16 GB HBM2-Speicher (2 HBM2-Stacks in ergo 8Hi-Bauform) dürfte diese Grafikkarte kaum in solche Probleme geraten – sofern die Vega-basierten Gamer-Lösungen aber (wie früher einmal angekündigt) nur mit 8 GB Speicher antreten, wäre ein solches Feature natürlich Gold wert.

Eine totale Aussage zu den Gaming-Lösungen auf Vega-10-Basis läßt sich hieran logischerweise noch nicht ablesen – es gibt primär nur die offizielle Bestätigung der 4096 Shader-Einheiten sowie der Erreichung des groben Taktraten-Ziels von 1500-1600 MHz. Die Spezifikationen konkreter Gaming-Lösungen bleiben also weiterhin abzuwarten. Leider gab es hierzu weiterhin keinerlei Terminpräzisierung – und mittels der Radeon Vega Frontier Edition hat AMD sein ursprüngliches Versprechen neuer Vega-Grafikkarten noch im zweiten Quartal nominell eigentlich schon erfüllt, spitzfindig gedacht müssten die Vega-basierten Gaming-Lösungen nun nicht mehr zwingend noch im zweiten Quartal nachfolgen. Bleibt zu hoffen, das AMD uns diesbezüglich doch noch positiv überraschen kann – bis Ende Juni ist schließlich noch etwas Zeit für weitere Ankündigungen Vega-basierter Grafikkarten.

Nachtrag vom 17. Mai 2017

Der Planet 3DNow hat Aussagen von AMDs Raja Koduri zur "Radeon Vega Frontier Edition" ausgegraben, wonach die Anwender für eine Gaming-orientierte Vega-Grafikkarte "noch ein bißchen warten" sollten. Ob dies schon ausreicht, von einer Vega-Verschiebung zu reden, ist strittig und läßt sich wohl auch nicht wirklich aufklären: AMD könnte die nun vorgestellte Profi-Lösung "Radeon Vega Frontier Edition" als ausreichend für die früheren Versprechungen von Vega im zweiten Quartal 2017 betrachten und demzufolge die Vega-basierten Gaming-Lösung erst im dritten Quartal bringen – genauso gut kann "später" aber auch noch im laufenden zweiten Quartal liegen. Gegen letztgenannte Auslegung spricht allerdings inzwischen stark die Überlegung, das AMD derzeit im Preisbereich der kommenden Vega-Grafikkarten keinerlei Angebot stehen hat, demzufolge eine zeitige Ankündigung auch keinerlei Verkäufe von aktueller AMD-Hardware beeinträchtigen würde. Vielmehr könnte eine zeitige Ankündigung den einen oder anderen GeForce-Käufer zum Abwarten bewegen, insofern wäre eine solche zeitige Ankündigung vielleicht sogar regelrecht positiv für AMD. Daß jene (derzeit) ausbleibt, darf dann wohl als Zeichen auf eine Verschiebung der Vega-basierten Gaming-Lösung ins dritte Quartal 2017 gedeutet werden.

Nachtrag vom 22. Mai 2017

Einige Verwirrung gab es bezüglich AMDs Radeon RX Vega Gaming-Lösungen und einer (angeblichen) Aussage von AMD-CEO Lisa Su Börsenanalysten gegenüber, wonach jene erst "einige Monate" nach der Profi-Lösung Radeon Vega Frontier Edition kommen sollen. Hierzu wurde allerdings ein verkürzter und damit sinnentstellter Wortlaut wiedergegeben, denn im Original kommt eine deutlich andere Aussage zustande: Die Radeon RX Vega Gaming-Lösungen kommen über die nächsten Monate nach der Radeon Vega Frontier Edition in den Markt. Dies sagt erst einmal gar nichts aus über den Startzeitpunkt der ersten Vega-basierten Gaming-Lösung – sondern nur, das AMD sein Vega-Portfolio nicht komplett an einem Tag offenlegen wird, sondern über einige Monate hinweg. Dies ergibt sich aller Wahrscheinlichkeit nach aber schon ganz automatisch über den etwas später kommenden Vega-11-Chip, insofern gibt diese AMD-Aussage weder eine Verschiebung noch einen ungewöhnlich ausgedehnten Zeitplan wieder – sondern nur das, was sowieso schon zu erwarten war.

Davon abgesehen läßt sich noch über ein von AMD auf Twitter verbreitetes Foto zur Radeon Vega Frontier Edition diskutieren – wo rechts neben dem Profi-Modell auch noch (teilweise) eine Gaming-Lösung (roter "Radeon"-Schriftzug) zu sehen ist. An dieser Stelle kann man natürlich darüber spekulieren, das hier schon eine Vega-basierte Gaming-Lösung zu sehen ist – allerdings ist der Bildausschnitt aber auch sehr klein und sind daher Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen AMD-Grafikkarten gegeben. Laut unserem Forum sieht eine Radeon R9 Fury X der gezeigten unbekannten Radeon-Karte zwar ähnlich, ist aber ziemlich sicher nicht gleich – was wiederum die Chancen darauf erhöht, das hier tatsächlich eine Vega-basierte Gaming-Lösung herumlag. Am Ende wäre dies aber auch kaum verwunderlich, denn wenn der Vega-10-Chip augenscheinlich bereits spruchreif für Profi-Karten ist, wird AMD natürlich intern schon längst mit allen möglichen Testboards für den Gaming-Einsatz herumspielen – selbst wenn deren Launch (möglicherweise wegen Lieferproblemen mit dem HBM2-Speicher) erst in einigen Wochen stattfinden wird.