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AMD Piledriver-Rechenkerne: Vorab-Version für Trinity, Vollausbau für Vishera

Wie die X-bit Labs ermittelt haben, setzt AMD bei den kommenden APU- und CPU-Generationen offenbar auf ein gewisses Tick-Tock-Modell – wenn auch in einem völlig anderem Zusammenhang als wie bei Intel bekannt. Bei AMD kann man darunter verstehen, daß die jeweils neue Rechenkern-Generation (für 2012 sind das die Piledriver-Rechenkerne) zuerst in einer abgespeckten Form für die APU-Modelle (Trinity) startet und daß erst die nachfolgenden CPU-Modelle (Vishera) dann den Vollausbau dieser Rechenkerne erhalten. Die Rechenkerne unterscheiden sich dabei – trotz gleichem Namen – nicht nur in der Größe diverser Caches, sondern auch und gerade beim beherrschten Instruktionsset. Grob kann man also sagen, Trinity wird ein "early Piledriver" und Vishera ein "late Piledriver" – weil architektonisch gleich sind die jeweils benutzten Rechenkerne eben nicht.

Dies hört sich erst einmal nach nur mehr Verwirrung an, könnte am Ende aber durchaus Sinn für AMD ergeben: Die Trinity-Reihe ist terminlich augenscheinlich immer früher als die eigentliche Bulldozer-Reihe geplant – AMD will mit einem geplanten Start im Sommer garantieren, daß man in der umsatzwichtigen Back-to-School-Saison im Frühherst immer schon ausreichend lieferfähig ist bzw. daß die PC-Bauer ihre Trinity-basierenden Geräte schon fertig und auf Lager haben. Da das jeweilige Trinity-Design somit auch in den kommenden Jahren immer mit einem klaren zeitlichen Abstand zum eigentlichen Bulldozer-Design starten wird, lohnt es sich regelrecht, diese beiden Prozessoren-Reihen auch architektonisch getrennt zu betrachten. Schließlich wäre es Unsinn, dem eher performancehungrigen Bulldozer Vishera auf dem Stand von Trinity verhungern zu lassen, wenn sogar die Entwicklungszeit zur Verfügung steht, um eben noch mehr herauszuholen.

Zudem kann AMD mit dieser Strategie beim später nachfolgenden Bulldozer kleinere Fehler korrigieren, die sich bei den zuerst kommenden Trinity-Modellen in die jeweils aktuelle Generation an Rechenkernen eingeschlichen hat – Fehler, die für die Performance von Trinity kaum eine Rolle spielen (da geht es eher um die Insgesamt-Performance unter Einrechnung der integrierten Grafik, um Verlustleistung und eine günstige Preislage), aber die für die Performance von Bulldozer eine wichtige Rolle spielen können. Mit Trinity kann AMD also die Piledriver-Rechenkerne schon mal ein wenig austesten und bei Bedarf dem kommenden Bulldozer-Design gewisse Änderungen angedeien lassen – natürlich nur, wenn man dies rechtzeitig entdeckt, im Auslieferungszustand ist viel zu wenig Zeit für Änderungen am wenige Monate nachfolgenden Bulldozer.

Für den Hardware-Enthusiasten bedeutet diese Strategie, daß Piledriver nicht gleich Piledriver ist und daß somit die Chance besteht, daß AMD aus dem Piledriver-basierten Bulldozer-Prozessor bemerkbar mehr Pro/MHz-Leistung herausholt als aus dem Piledriver-basierten Trinity-Prozessor. Allerdings werden alle Vorhersagen schwieriger, denn somit wird sich noch viel weniger aus dem kommenden Trinity-Launch (irgendwann Frühsommer, hoffentlich nicht später) auf die Performance der ersten Bulldozer Refresh-Generation in Form der Vishera-Prozessoren schließen lassen. Da AMD dieses System höchstwahrscheinlich auch die kommenden Jahre bei den jeweiligen Trinity- und Bulldozer-Nachfolgern beibehalten wird, gilt diese Aussage wohl auch für die kommenden Jahre.