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News des 9. November 2011

Die PC Games Hardware hat sich mit der Grafikkarten-Performance von Call of Duty: Modern Warfare 3 beschäftigt. Da das Spiel immer noch auf einer einstmals für Call of Duty 2 entwickelten und von Quake III abstammenden 3D-Engine aufsetzt, sind die Hardware-Anforderungen dementsprechend weiterhin sehr human – unter 1920x1080 mit 4x Multisampling Anti-Aliasing kamen im Test der PCGH selbst GeForce 8800 GT 512MB mit 44,6 fps und Radeon HD 3870 512MB mit 30,9 fps noch gut mit. Für moderne Performance- und noch viel mehr für HighEnd-Grafikkarten kann man daher problemlos zu höherwertigen Anti-Aliasing-Modi inklusive Supersampling & Downsampling greifen, während schwächere Grafikkarten durch den Verzicht auf Anti-Aliasing unter diesem Titel immer noch mitspielen dürfen. Modern Warfare 3 ist in dieser Frage im klaren Gegensatz zu Battlefield 3 überhaupt kein Prüfstein für die Hardware – allerdings geht es ja auch nicht immer um die beste Grafik, sondern manchmal einfach "nur" um den Spielgenuß.

Der Heise Newsticker sowie AnandTech bringen weitere Details zu nVidias Mobile-SoC Tegra 3 (Codenamen "Kal-El"), mit welchem nVidia sein bisher schon nicht schlecht laufendes Tegra-Geschäft durch deutlich mehr Performance als bei den Konkurrenzangeboten üblich weiter ankurbeln will. Dafür setzt nVidia auf vier ARM Cortex A9 CPU-Rechenkerne auf bis zu 1.3 GHz Takt, samt einem weiteren "Companion"-Rechenkern (ebenfalls ein ARM Cortex A9) mit niedrigerer Taktrate (maximal 500 MHz). Letzterer soll allein bei anspruchslosen Aufgaben aktiv sein, dann können sich die vier echten Rechenkerne schlafenlegen und damit die Akkulaufzeit verlängern. Trotzdem gilt das Design auf CPU-Seite nur als Vierkerner, da der "Companion"-Rechenkern Firmware-gesteuert vor dem Betriebssystem unsichtbar ist und immer maximal nur vier Rechenkerne gleichzeitig laufen.

Der Grafikchip-Seite von Tegra 3 galt vorab sogar die größte Aufmerksamkeit, da nVidia eine Verfünffachung der Performance zwischen Tegra 2 und Tegra 3 versprach. Wie dies mit der vorliegenden Hardware erreichbar sein soll, ist allerdings nicht klar, denn nVidia verbaut bei Tegra 2 jeweils vier Vertexshader- und vier Pixelshader-Rechenwerke, bei Tegra 3 sind es nun wieder vier Vertexshader- und dann acht Pixelshader-Rechenwerke – aufgrund der gleichen 40nm-Fertigung wie bei Tegra 2 (und des damit eingeschränkten Taktraten-Potentials) sind hierbei sicherlich keine so großartigen Sprünge zu erwarten wie von nVidia versprochen. Auch bei der Grafikchip-Architektur scheint sich nichts wesentliches getan zu haben, denn da CUDA-Fähigkeiten und eine Unified Shader Architecture weiterhin fehlen, dürfte die Tegra-3-Grafiklösung technologisch weiterhin auf dem Stand "GeForce7" rangieren.

Ganz allgemein muß man konstatieren, daß nVidia – in einem Feld, wo vergleichbare Benchmarks sowieso schwierig durchzuführen sind – bei Tegra offenbar maßlos auf den Putz haut mit seinen Performanceprognosen und daß daher auch die zukünftigen Performance-Prognosen (nVidia Tegra Roadmap) unter diesem Licht zu sehen sind, als daß davon vielleicht nur ein Drittel bis maximal die Hälfte wirklich realistisch sind. Unsere früheren Hochrechnungen, wonach wir die zukünftigen Tegra-Projekte Logan & Stark aufgrund nVidias Performance-Prognosen auf ganze 48 Shader-Einheiten geschätzt haben, sind damit Makulatur – wenn nVidia die Prognose einer fünffachen Performance abgibt und dann aber nur die 1,5fache Anzahl an Hardware-Einheiten liefert, wird es bei Logan & Stark deutlich weniger werden.

Daß man mit Tablet-Chips so schnell in die Performanceregionen heutiger LowCost Desktop-Beschleuniger kommt, wird also nicht passieren – und ist auch unrealistisch, wenn man sich anhand der Resultate unserer letzten Umfrage die voraussichtliche langfristige Preisentwicklung im Tablet-Bereich ansieht: Wenn die Hälfte der Umfrageteilnehmer den langfristigen Preis für ein 10-Zoll-Tablet bei maximal 200 Euro sieht, dann ist das Leistungspotential dieser Hardware einfach begrenzt, darf jedes einzelne Teil eben nicht zu viel in der Herstellung kosten. Daß man auf Tablets demnächst Spiele in der Grafikqualität eines PCs spielen kann, ist also eine Illusion – Tablets dürften noch lange Zeit eine eigene, noch klar unterhalb von LowCost-Ansprüchen liegende Performance-Klasse bilden. Es wäre eher zu vermuten, daß anstatt grafisch immer aufwendigerer Tablet-Spiele (die eine zu leistungsfähige und damit zu teure Hardware voraussetzen) sich auf Tablets eher der Spielestreaming-Gedanke durchsetzen wird.

Gerade auf einem Tablet ohne wirklich leistungsfähigem Grafikchip könnte man selbst mit einer (aus PC-Sicht) mittelprächtigen Streaming-Bildqualität noch absolut punkten, zudem erziehen die Gerätehersteller mit ihren Tablets und dem dazugehörigen App-System den Konsumenten gerade dazu, ohne größerem Nachdenken Geld für Mini-Anwendungen etc. auszugeben. Derart konditionierte Konsumenten sind dann auch schnell von kostenpflichtigen Spielestreaming-Diensten zu begeistern, selbst wenn die Grafikqualität im Vergleich zum technisch machbarem auf dem PC ein Witz ist und die Kosten langfristig eventuell sogar höher liegen. Tablet-PCs müssen also aus Sicht der einzig wirklich Performance fordernden Anwendungen in Form von Spielen gar nicht unbedingt so viel mehr an Power bieten als derzeit, demzufolge könnte die große Grafikrevolution auf diesen Geräten auch ausbleiben.

Donanim Haber zeigen eine AMD Chipsatz-Präsentationsfolie, welche für das nächste Jahr die neuen AM3+ Chipsätze 1070 & 1090FX samt deren Daten einzeichnet. Interessanterweise unterstützen diese Chipsätze weiterhin kein PCI Express 3.0 – sehr erstaunlich, daß AMD sich diese Chance entgehen läßt, wenn man doch sowieso neue Chipsätze auflegt. An einer zu schwachen Anbindung von CPU zu Mainboard-Chipsatz kann es kaum liegen, denn das bei Bulldozer eingesetzte HyperTransport 3.1 kommt auf (im Desktop-Bereich) 20,8 GB/sec – das reicht zumindest für einen einzelnen PCI Express 3.0 x16 Steckplatz (16 GB/sec) komplett aus. Intel wird dagegen PCI Express 3.0 bei der im März/April 2012 zu erwartenden Ivy-Bridge-Architektur bringen und vermutlich offensiv vermarkten, selbst wenn dies mit einzelnen Grafikkarten derzeit keinen beachtbaren Performance-Gewinn erbringt.

Laut HT4U gibt es inzwischen Stimmen, welche eine Entspannung bei den Festplatten-Lieferproblemen wegen der Flutkatastrophe in Thailand voraussagen – primär basierend darauf, das der wichtige Festplattenmotoren-Hersteller Nidec die Produktion wieder aufgenommen hat und dieses Quartal wenigstens 70 Prozent der ursprünglich anvisierten Liefermenge ausliefern will. Nun stellt Nidec 75 Prozent aller Festplattenmotoren her und ist daher durchaus eine hochwichtige Größe im Festplatten-Geschäft – allerdings reichen eben auch 70 Prozent Liefermenge nicht aus, um dem derzeitigen Festplatten-Engpass Einhalt zu gebieten. Der Markt wird nun einmal zuerst von den kleinen und großen PC-Bauern abgegrasst, hinzu kommen noch die Hersteller von Druckern, TV-Rekordern, Industrieanlagen und weitere, welche ebenfalls massenweise Festplatten verbauen.

Deren Bedarf wäre selbst bei einer 70prozentigen Liefermenge nicht zu decken, deswegen kam es kürzlich ja auch zu entsprechenden Hamsterkäufen. Das zugrundeliegende Problem ist halt, daß die Läger bei Herstellern, Distributoren und Großabnehmern aufgrund des Kostendrucks viel zu klein sind, um ernsthafte Lieferprobleme auffangen zu können. Deswegen bringt es kurzfristig auch nichts, wenn vielleicht schon im Januar die weltweite Festplatten-Produktion wieder auf Normallevel liegt – dann werden trotzdem erst einmal die total leeren Läger bei den PC-Bauern und anderen Großabnehmern aufgefüllt werden und erst danach wird es wieder normale Liefermengen in Richtung Einzelhandel geben. Und da erst nachdem dieser Zustand erreicht wird, die Preise wieder auf ein normales Niveau sinken können, ist die frühere Prognose durchaus zutreffend, wonach sich der Festplatten-Markt voraussichtlich erst im zweiten Quartal 2012 wieder beruhigt kann.